Perspektive einer dritten Person
„… Sie wird nichts weiter als eine Sklavin unter seiner Kontrolle sein! Nicht einmal als seine Magd tauglich!!“
In dem Moment, als die Worte seinen Mund verließen, wurde die Luft um ihn herum unerträglich kalt.
Ethans Augen verdunkelten sich, als eine unnatürliche Kälte von seinem ganzen Körper ausging. Sein Griff wanderte vom Kragen des Mannes zu seiner Kehle und seine Finger legten sich ganz langsam fester um sie.
Die Augen des mittelalten Gefolgsmanns traten hervor. Nur gurgelnde Geräusche kamen aus seinem blutigen Mund, als er verzweifelt nach Ethans Hand krallte.
Virelle, die nur ein paar Schritte entfernt stand, schüttelte den Kopf. Sie machte keine Anstalten, einzugreifen. Stattdessen dachte sie bei sich:
Dieser Idiot hätte nicht versuchen sollen, ihn unter dem Namen dieses Trottels zu bedrohen.
Es herrschte Stille zwischen ihnen, während Ethan seinen Griff nicht lockerte und seine Augen nichts als pure und unnachgiebige Bedrohung widerspiegelten.
Die Anstrengungen des Mannes ließen nach, als seine Kräfte mit jeder Sekunde schwanden, und sein Keuchen nach Luft wurde immer verzweifelter.
Virelle warf einen Blick auf Velcy, die immer noch wie ein Kind die eisige Kugel mit faszinierten Augen hielt, als wäre sie von ihrem Leuchten hypnotisiert.
„Ich frage mich, was passieren würde, wenn wir ihn zerbrechen würden“, überlegte sie laut, aber ihre Stimme klang deutlich gleichgültig.
Allein an ihrem Tonfall war klar, dass ihr das Schicksal des Mannes mittleren Alters, der langsam in Ethans Griff starb, völlig egal war.
Velcy neigte den Kopf und erwägt die Möglichkeit, während ihre Finger leicht zuckten. Doch bevor sie handeln konnte, veränderte sich die Luft um sie herum.
Ein plötzlicher, intensiver, dichter und erstickender Geruch nach Rost und Blut erfüllte die Lichtung. Es war, als wäre die Luft selbst mit Blut getränkt.
In einem Moment war noch alles normal, und im nächsten schien sich die ganze Welt verändert zu haben. Die Umgebung verdunkelte sich, als hätten Wolken die Sonne verdeckt, und an den Wänden und auf dem Boden war ein unheimlicher roter Schimmer zu sehen, als würden sie bluten.
Sogar die schwarzen Fliesen unter ihren Füßen nahmen einen unheilvollen blutigen Schimmer an, als würde Blut von ihnen tropfen.
Velcy erstarrte vor Schreck, ihre Augen weit aufgerissen. Die Kugel glitt ihr aus der Hand und zersprang beim Aufprall auf den Boden.
Wunderschöne Scherben, die wie blaue und rote Feuerwerkskörper glitzerten, verstreuten sich über den kalten Boden und leuchteten hell in der düsteren Umgebung.
„Meister!!“
Virelles schriller Schrei riss Velcy aus ihrer Trance und sie drehte sich zu der Stimme um. Dort, hoch und imposant neben Ethan, stand die Gestalt der vertrauten, schattenhaften Frau, die sie in der unterirdischen Höhle gesehen hatte.
Ihre Gestalt war sowohl elegant als auch furchterregend, während ihre roten Augen wie glühende Kohlen in der Dunkelheit durch den dunklen Schatten leuchteten, der ihren ganzen Körper bedeckte.
Obwohl ihre Anwesenheit jetzt unbestreitbar war, hatte Velcy ihre Ankunft nicht bemerkt. In einem Moment war niemand außer ihnen da, und im nächsten stand sie wie ein stiller Sturm vor ihnen.
Wann ist sie überhaupt hierher gekommen? Ich habe nichts gespürt … Wie ist das möglich?
Velcy passte instinktiv ihre Haltung an und duckte sich leicht, als wollte sie vor der Herzogin von Sangrial klein und harmlos wirken.
„Schon gut, kleiner Ethan“, sagte die Herzogin mit sanfter, fast amüsierter Stimme, während sie ihm leicht die Hand auf die Schulter legte.
„Das reicht jetzt. Er stirbt noch, wenn du ihn so festhältst.“
Aber Ethans kalter, gefühlloser Blick blieb auf den sich windenden Mann geheftet. Er zuckte nicht mit der Wimper und lockerte seinen Griff nicht.
Es war, als wäre er an die geisterhafte Erscheinung der Herzogin gewöhnt und ließ sich von ihrem plötzlichen Auftauchen nicht aus der Ruhe bringen.
„Wie du sagst, Lord Altheria“, antwortete er schließlich, während seine Stimme einen sanften, fast liebevollen Ton annahm, als er sich der schemenhaften Gestalt zuwandte.
Die Wärme in seinen Worten stand in krassem Gegensatz zu der eisigen Atmosphäre, die er noch wenige Augenblicke zuvor verbreitet hatte.
Mit bedächtiger Präzision lockerte Ethan seinen Griff, gerade so weit, dass der Mann verzweifelt nach Luft schnappen konnte. Mehr zum Lesen findest du in My Virtual Library Empire
Sein Körper zuckte leicht, als er gierig nach Luft schnappte, und seine hervorquellenden Augen, die aufgrund des Würgegriffs fast aus den Höhlen getreten zu sein schienen, kehrten langsam wieder in ihren normalen Zustand zurück.
„Jetzt“, sagte Ethan mit ruhiger Stimme, in der jedoch eine unverkennbare Drohung mitschwang.
„Du wirst uns alles erzählen. Warum bist du in diesem Schloss aufgetaucht und was war dein wahres Ziel, als du Velcys Lehrer geworden bist?“
Er neigte leicht den Kopf, während seine Finger gerade so stark zuckten, dass seine Absicht klar wurde.
„Und wenn mir nicht gefällt, was ich höre …“
Der Mann schluckte schwer und sein zerschlagenes Gesicht war schweißgebadet. Er nickte hektisch mit heiserer, gebrochener Stimme.
„Ich … ich werde reden … Nur … töte mich nicht …“
Ethan grinste kalt und zufrieden.
„Gut.“
Er ließ den Mann los und ließ ihn auf den Boden fallen. In dem Moment, als seine Knie den Boden berührten, schnappte der Mann nach Luft, als hätte er noch nie in seinem Leben geatmet.
Sein Körper zitterte und er sackte erschöpft zusammen, als würde er sich an sein Leben klammern. Er war dem Tod so nahe gekommen, dass er noch immer seinen Schatten spüren konnte.
Währenddessen traten Virelle und Velcy vor und stellten sich neben Ethan. Virelle neigte ihren Kopf in einer respektvollen Verbeugung, und Velcy ahmte ihre Geste schnell nach.
Die Herzogin nahm ihre Anwesenheit jedoch kaum wahr, und ihr Gesichtsausdruck blieb distanziert und undurchschaubar.
Ethan grüßte sie mit einer kleinen, respektvollen Verbeugung, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Gefangenen zuwandte.
Die Luft wurde schwerer, als der gemeinsame Druck der drei Gestalten zusammen mit der überwältigenden Präsenz der Herzogin von Sangrial auf den Mann lastete.
Unter ihren durchdringenden Blicken tropfte ihm kalter Schweiß von der Stirn, und er war sich seiner Lage bewusst: Es gab kein Entkommen.
Mit zittriger Stimme begann er endlich, die Wahrheit hinter all der Farce zu sagen, die er vor Ethan und Virelle aufgeführt hatte.