Aus der Sicht einer zufälligen Sklavin
Fünf riesige schwarze Dornen trafen in einer einzigen hoch aufragenden Säule zusammen, die bis zum Himmel reichte.
Jeder Dorn war mit schimmernden dunklen Schuppen bedeckt und ihre Oberflächen leuchteten schwach mit einem unheimlichen Licht.
Moment mal!! Das ist keine Säule, sondern eine Klaue??
Mir stockte der Atem, als mir diese Erkenntnis dämmerte. Die fünf Dornen waren gar keine Dornen, sondern Finger. Sie waren Teil einer riesigen Drachenhand, die die Burg in einem schraubstockartigen Griff umklammerte.
BRÜLL!
Das darauf folgende Brüllen war ohrenbetäubend und so urwüchsig, dass es die Grundfesten der Erde zu erschüttern schien. Ich reckte meinen Hals nach oben und sah einen Anblick, den ich mein Leben lang nicht vergessen würde.
Zwei leuchtend gelbe Laternen starrten mich an. Die goldenen Augen mit den schlitzförmigen Pupillen leuchteten wie die Sonne und waren voller uralter, jenseitiger Wut.
Es war ein Drache, wie ich ihn mir nie hätte vorstellen können. Seine schiere Größe war unfassbar und seine Präsenz unbeschreiblich.
Plötzlich krallte er sich fest und die Burg zerfiel wie eine zerbrechliche Sandburg unter seinen Füßen. Der Lärm der Zerstörung übertönte die Schreie und Flehen der bösen Familie.
Zum ersten Mal seit Jahren verspürte ich einen Hauch von Befriedigung. Das Feuer meines Hasses begann zu erlöschen, gelöscht durch den Anblick ihrer Zerstörung.
Ich richtete meinen Blick wieder nach oben und für einen kurzen Moment hatte ich das Gefühl, dass die leuchtenden Augen mich angesehen hatten. Ein Schauer lief mir über den Rücken, erfüllt von einer unbekannten Aufregung und Angst, aber auch von dem Drang und der Sehnsucht, diese Gestalt kennenzulernen, brach in mir hervor.
Die Klaue des dunklen Drachen öffnete sich und die fünf Dornen verschwanden in der Leere.
Bevor ich begreifen konnte, was gerade passiert war, begann ein violettes Licht am Himmel zu leuchten. Es wuchs schnell und bildete eine pulsierende Energiesphäre unter den leuchtenden goldenen Augen des Drachen. Bleib dran bei My Virtual Library Empire
Ich kniete instinktiv nieder, völlig überwältigt von dem Anblick. Tränen liefen mir über das Gesicht, als ich flüsterte: „Ist das der Wille der Götter?“
Aber tief in meinem Inneren wusste ich, dass dies kein göttliches Werk war, sondern Rache und Vergeltung für die Sünden dieser bösen Familie. Und ich war Zeuge ihrer Macht geworden.
Die pulsierende Kugel leuchtete heller und es schien, als wäre eine violette Sonne in der unterirdischen Welt aufgegangen.
Alle gewundenen Berge, verdrehten und mutierten Bäume, tiefen Höhlen und die riesige Stadt in der Ferne wurden unter ihren Strahlen sichtbar und hell.
Ein Countdown-ähnlicher Ton dröhnte, und schließlich platzte die violette Kugel auf und ein dunkelvioletter Feuerstrahl regnete auf die zerstörte Burg herab. In dem leuchtend violetten Feuer wurde der riesige Drachenkopf von der Größe eines Berges für uns sichtbar, und die grandiose Szene raubte mir den Atem.
Auf seinem Kopf wuchsen fünf glatte Drachenhörner, die eine natürliche Krone bildeten. Aus seinen goldenen Augen, die gerade voller Wut waren, ging eine königliche Ausstrahlung. Das violette Drachenfeuer breitete sich wie eine Prärie aus und verbrannte alles in seinem Weg.
Es gab riesige Explosionen und die Felsen und Trümmer der zerstörten Burg schmolzen zu einem Lavasee. Die ganze Gegend verwandelte sich in eine Vulkanregion und der Boden schmolz zu Sandkristallen.
Die Käfige, in denen wir gefangen waren, waren bereits auf einem nahe gelegenen kahlen Hügel gelandet, und diesmal verbrannten die dunklen Flammen die magischen Metallkäfige zu Asche und befreiten uns.
Die kleinen Mädchen jubelten und weinten unkontrolliert beim Anblick des feurigen violetten Ozeans, der das Böse verschlungen und ihre bösartigen Existenzen zu Asche verwandelt hatte.
Aber ich konnte nur staunend auf das flammende Meer starren. Plötzlich erinnerte ich mich an etwas und schaute zum Himmel hinauf, aber unser Retter, der gottgleiche dunkle Drache, war verschwunden, als wäre alles nur eine Illusion gewesen.
„Kommt, versammelt euch alle in einer Gruppe“, ertönte eine laute, aber kraftvolle Stimme einer Frau, und im nächsten Augenblick erschien eine große, zurückfließende Gestalt vor uns.
An ihrer Form konnte ich erkennen, dass es eine Frau war, was an ihrer kurvigen Figur und ihrem wallenden, schattenhaften langen Haar deutlich zu erkennen war.
Angesichts der Kraft und Aura, die von ihr ausging, versammelten sich ich und alle anderen Mädchen, die bereits daran gewöhnt waren, Befehle zu befolgen, kleinlaut und fürchteten, dass wir wieder etwas Ähnlichem begegnen würden.
Ein kleines Mädchen, etwa fünf oder sechs Jahre alt, fing sogar laut an zu weinen. An den kurzen schwarzen Hörnern auf ihrem Kopf konnte ich erkennen, dass sie dämonischer Herkunft war.
Als eine der Ältesten in der Gruppe trat ich vor und umarmte sie, um ihre aufgewühlten Gefühle der Angst und Unsicherheit zu beruhigen.
Ich war traurig, dass ein kleines Mädchen so etwas erleben musste, aber ich hatte mich selbst schon einmal in derselben Situation befunden und damals hatte niemand da gewesen, um mich zu trösten.
„Keine Sorge, ihr seid alle aus der Sklaverei und Gefangenschaft befreit worden. Aber ich kann euch nicht alle umsonst behalten. Vorerst müsst ihr mit mir in meinem Schloss leben, und euer Schicksal wird später entschieden werden.“
Die kalte Stimme sprach ohne jede Emotion, aber wir waren trotzdem erleichtert, und ich wusste, dass ich endlich einen Schritt näher an meiner Freiheit war.
Plötzlich spürte ich eine immense Gefahr und fühlte, wie jemand mein Haar berührte.
Ich zuckte zusammen und sprang hoch in die Luft. Als ich landete, war ich instinktiv schon in einer kauernden Position.
Alle Haare auf meinem Körper standen zu Berge, und mein Haar begann von selbst zu schweben. Endlich bemerkte ich es, als es sich hob, als wäre es lebendig.
Neben mir ertönten Ausrufe, und ich wusste, dass mein Geheimnis gelüftet war, aber das beschäftigte mich kaum, als ich meine Zähne fletschte und mich auf den Boden kauerte.
Kleine scharfe Krallen wuchsen aus meinen Fingernägeln, aber ich achtete nicht darauf und starrte auf die Bedrohung, die meine Seele zu verschlingen drohte.
Vor mir stand eine 1,80 Meter große, wunderschöne Frau in einer finsteren, stacheligen schwarzen Rüstung. Sie hatte Drachenhörner und sanfte goldene Augen, die mich neugierig ansahen.