„Du willst mich herausfordern?“ Charles war überrascht und fragte sich, ob er sich verhört hatte.
„Ich will nur sehen, wie gut ich mit dem Schwert geworden bin.“ Alaric nickte.
Charles kniff die Augen zusammen. „Ach so? Du scheinst ziemlich zuversichtlich zu sein, dass du es mit deinem Onkel aufnehmen kannst. Na gut, dann zeig mir mal, was du drauf hast.“
Dieser arrogante Bengel! Er ist gerade erst Ritter geworden und will schon mit mir kämpfen? Was für eine Einbildung.
Er spottete innerlich.
Er hatte das Gefühl, dass Alaric aufgrund seines Aufstiegs übermütig geworden war.
„Kommst du mit, Lucas?“ Charles lächelte schwach.
„Klar, ich hab sowieso nichts zu tun.“ Lucas zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
Die drei machten sich sofort auf den Weg zum Trainingsplatz.
Ihre Ankunft überraschte die Soldaten und Ritter, die gerade mitten im Training waren.
„Mein Herr!“ Eine kleine Gestalt kam auf Alaric zugerannt.
Als Charles sie sah, leuchteten seine Augen auf.
Alaric zog sie schnell weg und brachte sie von Charles weg.
„Du solltest zurück in die Villa gehen, Elena.“ Er sah seinen Onkel an und bemerkte, dass dieser Elena intensiv anstarrte. Das brachte sein Blut in Wallung.
Dieser verdammte Bastard! Wie konnte er es wagen, Elena mit so schmutzigen Augen anzusehen?!
„Was ist los, mein Herr? Habe ich etwas falsch gemacht?“ Elena ließ die Schultern hängen und sah ihn mit einem mitleiderregenden Blick an.
Als Alaric ihr trauriges Gesicht sah, lächelte er leicht und schüttelte den Kopf. „Du hast nichts falsch gemacht, Elena.“
„Ich möchte bei dir bleiben, mein Herr. Bitte …“ Sie griff nach seiner Hand und sah ihn mit flehenden Augen an.
Als Alaric ihren Ausdruck sah, wurde sein Blick weicher. „Na gut. Du kannst hierbleiben, aber du darfst Galanar nicht aus den Augen lassen, verstanden?“
Elenas Gesicht hellte sich augenblicklich auf. Sie nickte und strahlte ihn an. „Ja, mein Herr! Ich werde Sir Galanar nicht von der Seite weichen!“
„Gut!“ Alaric tätschelte ihr den Kopf.
„Komm her, Alaric! Hast du nicht gesagt, dass du mit mir trainieren willst?“
Alaric war genervt, als er diese Stimme hörte. Er drehte sich um und sah Charles, der in der Mitte des Trainingsplatzes stand.
„Ich komme, Onkel!“
Alaric beruhigte seinen Atem, während er zu Charles ging. Dann nahm er ein Trainingsschwert aus dem Waffenständer und prüfte sein Gewicht.
„Da es nur ein Sparring ist, sollten wir kein Mana verwenden“, erinnerte Charles ihn, während er mit dem Trainingsschwert in seiner Hand spielte.
„In Ordnung. Ich habe nichts dagegen“, grinste Alaric.
Mit seinem SSS-Klasse-Talent im Schwertkampf war er von seinen Fähigkeiten überzeugt.
Charles mochte zwar ein Elite-Ritter sein, aber seine Schwertkunst war nur durchschnittlich. Selbst Henry war ihm rein technisch überlegen.
Sieh dir diesen selbstgefälligen Jungen an.
Charles schüttelte den Kopf.
Währenddessen versammelten sich alle schnell, um ihren Kampf zu beobachten.
Charles besuchte das Anwesen selten, da er meist unterwegs war, um seine Aufgaben zu erledigen. Die Tatsache, dass er zum Trainingsplatz gekommen war, um mit Alaric zu trainieren, begeisterte sie.
Lucas beschloss, als Schiedsrichter zu fungieren.
„Das ist nur ein Sparring, also lass keine tödlichen Moves raus. Du darfst auch kein Mana benutzen. Wenn ihr beide bereit seid, könnt ihr jederzeit anfangen.“
In diesem Moment hob Charles sein Trainingsschwert mit der linken Hand hinter seinem Rücken. „Zeig mir, was du gelernt hast, mein lieber Neffe.“
Ich werde dir den Unterschied zwischen unseren Fähigkeiten zeigen und dir dieses Grinsen aus dem Gesicht wischen!
Charles murmelte verächtlich in seinem Herzen. Er nahm das Ganze überhaupt nicht ernst. Er war überzeugt, dass er Alaric in Sachen Technik überlegen war.
„Dann werde ich mich nicht zurückhalten, Onkel.“ Alarics Augen verengten sich.
Kaum hatte er das gesagt, verschwamm seine Gestalt, als er sich mit gezücktem Schwert auf Charles stürzte.
Wusch!
Hm?
Charles hob überrascht die Augenbrauen, als er sah, wie schnell Alaric war. Zum Glück war er körperlich fitter und konnte Alarics Schwert abwehren.
Als ihre Schwerter aufeinanderprallten, wurde ihm klar, dass er verlieren würde, wenn er diesen Kampf nicht ernst nahm.
Dieser Junge! Verdammt!
Alaric ließ ihm keine Zeit zum Verschnaufen. Sein Schwert bewegte sich wie ein Phantom und griff Charles aus allen Winkeln an.
Pa! Pa! Pa!
Alle waren überrascht von Alarics Können. Seine Körperbeherrschung war perfekt und er bewegte sich so flüssig, dass es aussah, als würde er tanzen.
„Wie hat Lord Alaric in so kurzer Zeit dieses Niveau erreicht? Unglaublich!“
„Lord Alarics Schwertkunst scheint besser zu sein als die von Lord Charles.“
Die Soldaten und Ritter diskutierten, während sie den Kampf beobachteten.
Alle dachten, dass es nur einen kleinen Unterschied in ihren Fähigkeiten gab, aber Lucas war anderer Meinung. Als Transzendenter Ritter konnte er sehen, dass Charles kaum mit Alaric mithalten konnte.
Das versetzte ihn in Erstaunen.
Charles war vielleicht nicht so talentiert im Schwertkampf, aber er war immerhin jemand, der schon auf dem Schlachtfeld gewesen war. Allein seine Erfahrung sollte besser sein als die von Alaric.
Aber …
Alaric zeigte so viel Finesse, dass er wie ein Veteran vieler Schlachten wirkte. Die Wildheit in seinen Augen und die pure Entschlossenheit jedes einzelnen Schlags gaben den Zuschauern das Gefühl, einem Experten zuzusehen.
Charles hielt sein Schwert bereits mit beiden Händen fest, konnte aber trotzdem kaum mit Alaric mithalten.
Wie war das möglich?!
Er konnte es nicht glauben. Seine Schwertkunst, auf die er so stolz war, sah im Vergleich zu Alarics wie Müll aus. Wäre er nicht insgesamt besser gebaut gewesen, wäre er schon längst besiegt worden.
Nach mehr als zwanzig Schwertschlägen fand Alaric endlich eine Lücke. Er schloss die Distanz und stieß mit seinem Schwert zu.
Er hielt inne, als die Spitze seines Schwertes nur noch wenige Zentimeter von Charles‘ Hals entfernt war.
Hatte er verloren?
Charles starrte Alaric überrascht an.
Die Schwertkünste, die er an den Tag gelegt hatte, waren nichts, was ein Anfänger beherrschte.
„Ich gebe auf“, sagte er und zwang sich zu einem Lächeln.
Er hätte fast seine Mana eingesetzt, um den Kampf zu drehen. Zum Glück konnte er sich rechtzeitig zurückhalten, sonst wäre er zur Lachnummer geworden.
„Danke, dass du mich gewinnen lässt, Onkel.“ Alaric lächelte und verbeugte sich leicht.
Charles‘ Gesicht zuckte bei seinen Worten.
