Damons Lungen brannten, seine Muskeln schrien vor Schmerz, und das drückende Gewicht des Wassers lastete auf seinem Kopf und drohte, ihn in die Ohnmacht zu ziehen. Doch trotz aller Widrigkeiten wollte er sich nicht geschlagen geben – nicht hier, nicht jetzt.
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Er riss die Augen auf und starrte sein nasses Gefängnis an. Er biss die Zähne zusammen, rammte seinen Dolch in den Rand der Barriere und handelte, sobald die Klinge das Wasser durchbrach. Er nutzte die Öffnung, um den Pfeilhaken seiner omnidirektionalen Ausrüstung abzufeuern. Der scharfe Haken durchschlug das Wasser und bohrte sich in einen nahe gelegenen Baum.
Mit einem Ruck riss Damon sich aus der Barriere los, sank keuchend auf die Knie, hustete heftig und spuckte Wasser aus. Sein Körper zitterte vor Anstrengung, aber er hatte keine Zeit, sich zu erholen.
Tobias würde ihn nicht so einfach entkommen lassen. Die Wasserbarriere wirbelte bedrohlich, formierte sich neu und stürzte sich wie eine Flutwelle auf Damon, um ihn erneut zu verschlingen.
Ohne hinzuschauen, griff Damon in seine Jacke und warf drei weiße Kristalle in die Luft. In dem Moment, als die Kristalle das Wasser berührten, explodierten sie in eisigen Splittern und verwandelten die Flüssigkeit in zerklüftetes Eis.
Durch die plötzliche Veränderung des Geländes rollte Damon zur Seite und entging den gefrorenen Splittern nur knapp. In einer fließenden Bewegung griff er nach einem weiteren Kristall und schleuderte ihn auf Tobias.
Tobias errichtete instinktiv eine Wasserbarriere, aber der Kristall explodierte beim Aufprall und verwandelte die Barriere in eine eisige Hülle. Die Explosion hinterließ glitzernden Frost, der sich über den umliegenden Boden ausbreitete.
„Explosive Eiskristalle?“, spottete Tobias mit verächtlicher Stimme. „Wie erbärmlich. Du kannst nicht einmal deine eigene Magie einsetzen.“
Damon ignorierte den Seitenhieb und stand wackelig auf. Seine Lippen formten einen lautlosen Befehl.
„[5x auf Geschwindigkeit].“
Eine Energiewelle durchströmte Damons Körper und verfünffachte seine Geschwindigkeit. In einem verschwommenen Schemen sprintete er in den Wald und ließ Tobias zurück.
Tobias‘ Gesicht verzog sich vor Wut. Er war so nah dran gewesen, Damon zu fangen, und jetzt rannte diese schlüpfrige Ratte schon wieder davon.
„Du glaubst, du kannst weglaufen? Komm zurück, Grey!“
Mit einer Handbewegung beschwor Tobias Wasser unter seinen Füßen herbei, das eine glatte, fließende Rutsche bildete.
„[Wasserbewegung].“
Die provisorische Rutsche trieb Tobias mit unglaublicher Geschwindigkeit vorwärts, sodass er die Verfolgung aufnehmen konnte.
Damon biss sich auf die Lippe, sein Gesicht blieb dank der betäubenden Wirkung von „Remorseless“ ruhig. Er hatte nicht die Absicht, anzuhalten, nicht bevor dieser Kampf vorbei war.
Deshalb hatte er von Anfang an nicht [5x] eingesetzt. Selbst mit dem Schub würde er Tobias in einem fairen Kampf nicht besiegen können.
„Aber ich hatte nie vor, fair zu kämpfen.“
Mit Hilfe des omnidirektionalen Getriebes, das an seinem rechten Arm befestigt war, manövrierte Damon mit unheimlicher Präzision durch den Wald und wich den Wasserstrahlen, die Tobias auf ihn abfeuerte, knapp aus.
Seine Bewegungen waren unberechenbar – er hüpfte, rollte und schoss in unvorhersehbaren Mustern durch die Luft.
Als Tobias näher kam, drehte sich Damon plötzlich um und schleuderte seinen letzten explosiven Eiskristall. Die Explosion erzeugte eine Frostwand, die Tobias mit Wassermagie abwehrte, wobei er glatte, eisige Flecken auf seinem Weg hinterließ.
„Wie erbärmlich kannst du sein?“, knurrte Tobias mit verächtlicher Stimme.
„Du verlässt dich auf diese nutzlosen Spielereien statt auf deine eigene Magie. Kein Wunder, dass du nichts als ein Versager bist.“
Damon antwortete nicht. Er blieb konzentriert, während er durch den Wald rannte und direkt auf die Barriere zulief, die die Akademie umgab.
Tobias grinste, als ihm klar wurde, was los war.
„Lauf, Grey! Lauf weiter! Die Barriere der Akademie wird dich nicht retten. Jedes Monster, das dir da draußen begegnet, wird dich in Stücke reißen. Gib lieber jetzt auf und erspare dir das Elend!“
Damon zögerte nicht. Die Worte waren nur Ablenkung, ein verzweifelter Versuch, seinen Entschluss zu erschüttern. Er umklammerte den Dolch in seiner linken Hand fester und seine Gedanken rasten.
Das war noch lange nicht vorbei.
Damon rannte weiter, seine Bewegungen präzise und bedächtig. Er schwang sich von einem Baum ab und kam nur wenige Meter vor der Barriere zum Stehen.
Tobias, der von hinten zusah, interpretierte Damons Zögern fälschlicherweise als Angst. Ein selbstgefälliges Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, und er verdoppelte seine Geschwindigkeit, wobei Wasser um seine Füße wirbelte, um ihn schneller auf Damon zu treiben.
Damon drehte sich ruhig um und fixierte Tobias mit kaltem Blick.
Als Tobias vorwärts stürmte, drehte sich die Welt heftig. Der scharfe, metallische Geruch von Blut erfüllte die Luft und vermischte sich mit der Feuchtigkeit seiner Magie. Im nächsten Moment lag er auf dem Boden und starrte Damon verwirrt an.
Der Schmerz traf ihn wie eine Flutwelle, scharf und unerbittlich. Seine Augen weiteten sich, als er seine Hand hob – oder es zumindest versuchte.
„Was … was ist gerade passiert?“
Ihm stockte der Atem, als er merkte, dass er keine Hand mehr hatte, die er heben konnte. Sein Arm war abgetrennt und lag schlaff neben seinen Beinen und anderen Körperteilen auf dem blutgetränkten Boden. Panik machte sich breit, während sein Verstand versuchte, den schrecklichen Anblick seiner abgetrennten Gliedmaßen zu verarbeiten.
Instinktiv richtete sich sein Blick auf Damon, der sich hockte und ein kaltes Lächeln auf den Lippen hatte.
„Man muss diese Vitalität der Meermenschen einfach lieben“, sagte Damon mit spöttischem Unterton.
„Du bist in Stücke geschnitten worden und bist immer noch bei Bewusstsein.“
Damon beugte sich näher zu ihm hin, seine Stimme war leise, aber bedrohlich.
„Ich habe gehört, dass ein abgetrennter Kopf noch einige Augenblicke bei Bewusstsein bleiben kann. Ich frage mich, wie lange ein abgetrennter Torso durchhält.“
Tobias versuchte zu sprechen, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken, als seine Kräfte ihn verließen.
„Wie …“
Das war das letzte Wort, das er herausbrachte, bevor das Leben aus seinen Augen wich und sein Körper in einer blutroten Lache verblutete.
Damon lachte leise und stand auf. „Wie sonst?“
Er warf einen Blick auf die Bäume um ihn herum und folgte den schwachen, fast unsichtbaren Glanzspuren dünner Drähte, die zwischen den Ästen gespannt waren – Netze, gesponnen von einer Kristallspinne vierten Ranges. Die Netze waren messerscharf und konnten mühelos Fleisch durchschneiden.
Das waren die Drähte der omnidirektionalen Ausrüstung.
„Deshalb habe ich nur eine Hand benutzt“, murmelte Damon.
Jede Bewegung, jede Handlung war Teil seiner Falle gewesen, die Tobias dazu bringen sollte, kopfüber in sein Verderben zu laufen.
Als Tobias‘ Körper regungslos dalag, blinkte eine Benachrichtigung vor Damons Augen auf:
[Du hast Tobias Margan getötet.]
Damon sank auf die Knie, die Erschöpfung holte ihn endlich ein. Sein Plan hatte funktioniert, aber es hatte ihn alles gekostet.
Er warf einen Blick auf die Überreste von Tobias. „Verschling ihn“, befahl er.
Sein Schatten wellte sich unnatürlich und breitete sich wie eine pechschwarze Dunkelheit aus. Gerade als er sich auf den zerstückelten Körper zubewegte, erregte ein plötzliches Flügelschlag Damons Aufmerksamkeit.
Croft, der Rabe, stürzte herab und landete auf Tobias‘ Leiche. Der Vogel pickte an den Überresten, riss ein Auge heraus und trug es zu einem nahe gelegenen Ast.
„Du Bastard“, knurrte Damon und starrte den Vogel an.
„Du bist mir den ganzen Weg gefolgt, nur wegen Menschenfleisch? Er ist meine Beute.“
Croft neigte den Kopf und krächzte spöttisch. „Krächz! Krächz! Hilfe … Hilfe!“
Damon seufzte verzweifelt. „Na gut. Ich schätze, du hast mir geholfen.“
Sein Blick wurde weicher und melancholisch, als er auf die blutigen Überreste starrte.
„Wenn du dich benimmst, gibt es noch viele mehr“, murmelte er.
„Denn mein Weg hat gerade erst begonnen. Mein lebender Schatten wird alles verschlingen, was sich mir in den Weg stellt.“
Er ballte die Fäuste. „Nicht einmal Renata wird mich aufhalten können. Niemand wird das.“
Der Schatten kroch wie eine wachsende Dunkelheit vorwärts und verschlang Tobias‘ Überreste vollständig.
[Du hast die Fertigkeit „Wasserfeier“ erworben.]
[Du hast 5 Attributpunkte erhalten.]
[Dein Schatten ist gesättigt.]
Damon runzelte bei der letzten Meldung die Stirn.
„Gesättigt, aber nicht satt …“, murmelte er. „Ist das wieder eine Änderung im System?“
Während er nachdachte, drang ein leises, kehliges Knurren hinter ihm hervor. Damon erstarrte. Langsam drehte er sich um, der Atem stockte ihm in der Kehle.
Hinter der Barriere leuchteten rote Augen bedrohlich in der Dunkelheit. Lange, skelettartige Klauen kratzten über den Boden, und sein dürrer, furchterregender Körper schien Bosheit auszustrahlen.
Selbst mit Remorseless, das seine Angst dämpfte, spürte Damon, wie seine Knie nachgaben und sein Herz in seiner Brust pochte.
Da stand es – eine Kreatur aus Albträumen.
„Wendigo“, flüsterte er, das Wort kam kaum über seine Lippen.