Dann…
Wuschhh…
Hana atmete in Richtung der Statuen aus. Ein dichter, eisiger Atemstoß schoss hervor und hüllte sie in einen dicken Frost. Ein leises Knacken hallte wider, als das Eis um die Statuen herum zu schmelzen begann – nicht durch Wärme, sondern durch die Welle von Magie, die in ihnen Leben entfachte.
Unter dem schmelzenden Eis tauchten wilde Bestien mit massiven Körpern, scharfem Fell und blassblau leuchtenden Augen auf. Eine eisige magische Aura erfüllte die Luft und ließ die Temperatur innerhalb von Sekunden sinken.
Ohne weiteren Befehl stürmten die Bestien in verschiedene Richtungen los. Während sie sich bewegten, dehnten sich ihre Körper dramatisch aus, rissen mit ohrenbetäubendem Gebrüll durch die Luft und wuchsen auf über zwanzig Meter Höhe – einschüchternde Riesen aus Eis.
„Greift sie an!“, befahl Hana mit fester Stimme, die jedoch vom Dröhnen der Magie und dem Chaos der Schlacht fast übertönt wurde. Die Bestien stürzten sich auf Beldrus Gruppe, die noch immer mit den verbleibenden Satelliten am Himmel beschäftigt war.
Hanas Blick huschte schnell über das Schlachtfeld. Sie suchte nach dem Anführer – und fand ihn.
Beldru schwang ein riesiges, leuchtend blaues Schwert und entfesselte Energiewellen, die den Himmel spalteten.
„Ich habe dich gefunden“, murmelte Hana, bevor sie sich vorwärts schleuderte. Eine Spur aus eisigem Nebel leuchtete hinter ihr wie ein Pfad aus gefrorenen Kristallen.
Mit einem einzigen Atemzug erschien Hana direkt vor Beldru.
„Du hast die falsche Entscheidung getroffen“, sagte sie leise, ihre Stimme voller Überzeugung. Ohne zu zögern, schlug sie mit der Hand in Richtung Beldrus Bauch. Ihre Hand war nun von einer eisigen Aura umgeben, die wie die Klaue eines Tieres aussah, scharf und tödlich.
Beldru zuckte zusammen und riss die Augen auf. Er hatte nicht erwartet, dass Hana so schnell auftauchen würde. Die Entfernung war zu kurz und seine Reaktion kam fast zu spät.
Doch gerade als der Angriff ihn treffen wollte, hüllte ein Blitz die Gegend ein. Sofort verwandelte sich die Umgebung – die Luft vibrierte und der Himmel dröhnte von Donner.
Beldrus Körper verschwand in einem Augenblick und wurde durch das Knistern von Blitzen und den scharfen Geruch von Ozon ersetzt.
Hana zog langsam ihre Hand zurück. Eine mächtige Kraft drückte von allen Seiten gegen sie und ließ ihren Umhang wild flattern. Sie runzelte die Stirn und murmelte: „Ein hochrangiger Großmeister-Domäne, hm …“
Sie wusste, dass der eigentliche Kampf gerade erst begonnen hatte.
Als sie versuchte, Beldru wieder zu lokalisieren, überkam sie ein Gefühl der Anspannung. Ihr Kampfinstinkt warnte sie – Gefahr näherte sich von unten.
Reflexartig schaute sie nach unten.
Tatsächlich schoss Beldru wie ein Blitzspeer von unten nach oben, seine Waffe war jetzt von kreischender elektrischer Energie umhüllt.
Hana wich seitwärts aus, aber Beldru änderte sofort seine Angriffsrichtung. Seine Bewegungen waren so schnell wie ein Blitz, der aus einem unerwarteten Winkel zuschlägt. Im nächsten Moment war er direkt vor Hana und stieß mit voller Kraft mit seinem Speer nach vorne.
„Eissarg“, flüsterte Hana, ihre Stimme ging in der angespannten Luft fast unter.
Sofort breitete sich eisiger Nebel von ihrem Körper aus und hüllte die Umgebung in einen beißenden weißen Schleier. In weniger als einer Sekunde verfestigte sich der Nebel und bildete einen massiven Sarg aus tiefblauem Eis, der Hana vollständig umschloss.
Zap!
Tang!
Beldrus Speer schlug mit voller Wucht auf den Eissarg. Aber es gab keine Explosion, keinen Energiestoß, wie er erwartet hatte. Stattdessen verschwand die Blitzenergie aus seinem Speer und schien von einer unsichtbaren Kraft absorbiert zu werden, die von der Oberfläche des Eises ausging.
„Verdammt … wie ist das möglich?“, murmelte er mit angespanntem Gesicht und versuchte zu begreifen, was gerade passiert war.
Zuvor war er nicht aus Angst vor Hana geflohen – sie war lediglich eine Großmeisterin der Grundstufe. Was ihm Angst gemacht hatte, waren die Tausenden von Satelliten, die über ihnen schwebten. Doch nun, in der direkten Konfrontation, begann Beldru zu begreifen, dass er sich getäuscht hatte. Die Frau vor ihm war kein bloßes Symbol. Hanas Position als Kapitänin war nicht nur ein leerer Titel.
Nicht weit vor ihm begann die Oberfläche des Eissarges leise zu knacken, bevor sie sich langsam öffnete.
Hana trat mit leichten, anmutigen Schritten hervor, wie eine Königin, die von ihrem Thron herabsteigt. Das leichte Lächeln auf ihrem Gesicht war nicht nur ein Zeichen von Selbstvertrauen – für Beldru fühlte sich dieses Lächeln wie ein Blitzschlag in seiner Brust an, der die letzten Reste seines Selbstvertrauens zerschmetterte.
„Begreifst du es jetzt langsam?“, fragte Hana ruhig und sah Beldru fest an.
Ohne auf eine Antwort zu warten, hob sie ihren Stab hoch in die Luft.
Die Wolken über ihnen wirbelten wild durcheinander, als würden sie auf ihren Ruf reagieren. Der Himmel schrie, und aus den wirbelnden, gefrorenen Wolken tauchten riesige Eisbrocken auf – nicht nur einer, sondern Dutzende.
Jeder war so groß wie ein riesiges Gebäude und schimmerte im magischen Licht. Sie stürzten wie verfluchte Meteore vom Himmel herab.
Beldru spürte sofort die Gefahr. Nicht nur irgendeine Bedrohung, sondern eine instinktive Angst vor dem Tod, die ihm die Kehle zuschnürte. Ohne zu zögern zog er einen Teleportationstalisman hervor und aktivierte ihn. Aber nichts passierte.
„Teleportationssiegel?“, schrie er innerlich, während ihm der Atem stockte.
Kalter Schweiß bedeckte seine Schläfen. Es gab kein Entkommen. Panik begann in seiner Brust zu wachsen. Schnell sammelte er alle seine Blitze, komprimierte seine Kraft, um mit Gewalt durchzubrechen.
Doch bevor er sich weiterbewegen konnte, tauchte ein helles Licht aus der Mitte seines eigenen Bereichs auf.
Ein Altar erhob sich langsam aus dem Boden. In blendend goldenes Licht getaucht, strahlte der Altar eine Aura der Autorität aus, die die umgebende Blitzenergie zum Flackern brachte.
In der Mitte des Altars stand ein Thron … komplett aus purem Eis. Majestätisch. Kalt. Bedrückend.
Um den Altar herum tauchten nacheinander Eissäulen auf, die hoch in den Himmel ragten und mit unbekannten magischen Schnitzereien verziert waren. Aus jeder Säule tauchten Geister auf – nebelverhangene Wesen mit tödlicher Aura, denen sich selbst die Blitzenergie nicht nähern wollte.
Beldrus Gesicht wurde blass.
Die Geister stürmten auf Beldru zu und bildeten eine Schutzformation, um den Aufprallpunkt der herabfallenden Eismeteore zu schützen. Sie wirbelten herum und bewegten sich geschickt, sodass sie ihn in einem engen Ring umzingelten.
„Die schlimmste Entscheidung, die ich je getroffen habe“, murmelte Beldru mit stockender Atmung. Sein Gesicht war jetzt in kalten Schweiß gebadet, nicht aus Angst … sondern weil sein Instinkt ihm sagte: Der Tod war jetzt unvermeidlich.
„Vielleicht … war es Schicksal“, flüsterte er, diesmal mit leiser Stimme, fast wie ein bitteres Lächeln von jemandem, der sich mit dem Ende abgefunden hat.
Er ballte die Faust vor seiner Brust. Im nächsten Moment explodierte sein Körper in einem Ausbruch wütender Blitzenergie. Sein Blitzbereich bebte und dehnte sich aus, als wolle er zeigen, dass er noch nicht aufgegeben hatte.
Aus dem Blitzwirbel tauchten Hunderte von Energiespeeren auf, schossen in den Himmel, durchbohrten die gefrorenen Wolken und trafen die herabfallenden Eismeteore.
Bumm! Zap!
Einer nach dem anderen explodierten die Meteore, bevor sie den Boden erreichten, und der Himmel füllte sich mit Blitzlichtern und brennenden Eissplittern.