„Keine Panik“, sagte Lein ganz ruhig und kam direkt zur Sache. „Ich will dir nur ein paar Fragen stellen.“
„Okay, Herr, was ist los?“, begann Joy zu antworten, aber bevor sie fertig war, umhüllte Leins Traumenergie sie. Plötzlich fühlte Joy, wie ihr Körper leichter wurde, als würde sie von etwas Unsichtbarem angezogen.
„Entschuldige, aber ich muss kurz deinen Hintergrund überprüfen“, sagte Lein immer noch in ruhigem Ton. Die Traumenergie bewegte sich sanft, aber mit absoluter Kontrolle. Joy fiel bald in einen tiefen Schlaf, obwohl ihr Geist und ihre lebenswichtigen Funktionen wach blieben.
Joys Körper schwebte in der Luft und sah aus wie ein Objekt, das untersucht wurde. Leins Traumenergie stützte sie vorsichtig, fast wie ein Arzt, der eine Operation durchführen will. Joys Gesicht sah friedlich aus, während sie schlief, völlig versunken in dem Traum, den Lein geschaffen hatte.
„Mal sehen“, murmelte Lein leise. Er konzentrierte sich auf Joys Körper und drang durch die Schichten ihres Bewusstseins vor, bis er den tiefsten Teil ihres Herzens erreichte. Dort fand Lein ein riesiges, verschlossenes Tor, das majestätisch in völliger Dunkelheit stand.
Lein war nicht überrascht. Er hatte schon einmal solche Tore gesehen. Lein löste einen Schatten von sich selbst von seinem physischen Körper – eine durchsichtige Gestalt, die genau wie er aussah.
„Tritt ein“, befahl Lein dem Schatten. Ohne zu zögern trat die durchsichtige Gestalt vor und näherte sich langsam dem riesigen Tor, das vor ihr aufragte.
Leins Schatten blieb etwa 20 Zentimeter vor dem Tor stehen. Er ballte langsam seine Faust, und goldene Energie begann sich um ihn herum zu sammeln. Obwohl die Bewegung bewusst war, strahlte er eine immense Kraft aus, als könnte er die Struktur der Realität erschüttern.
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„BOOM!“ Der Knall einer Explosion hallte durch die Umgebung.
Die Energie, die durch den Schlag freigesetzt wurde, breitete sich in alle Richtungen aus und ließ die Luft um das Tor herum heftig zittern. Der Aufprall fühlte sich an wie eine Flutwelle, die die Stille durchbrach und jeden Winkel des Bewusstseinsraums berührte.
Das massive Tor begann zu knarren, seine rostigen Scharniere gaben ein rumpelndes Geräusch von sich. Leins Schatten stieß das Tor mit beiden Händen auf und trat ein.
Als er durch Joys Bewusstseinstor trat, befand sich Leins Schatten in einem Raum, der einem tiefen Ozean ähnelte. Dies war jedoch kein gewöhnlicher Ozean. Die sanften Wellen trugen Bilder von Erinnerungen, die in der Ferne flackerten, wie sich ständig verändernde holografische Projektionen.
Eine Erinnerung tauchte vor Lein auf. Joy war zu sehen, wie sie mit Grace auf das Gebäude der World Market Trade Alliance zuging. Jeder ihrer Schritte spiegelte sich auf dem glänzenden Marmorboden, bis sie den Einweihungssaal betraten.
Lein näherte sich der Erinnerung ruhig und musterte jedes Detail. Nicht weit von diesem Bild erschien eine weitere Erinnerung. Diesmal feierte Joy mit ihren Freunden in einem Restaurant. Gelächter und fröhliche Gespräche erfüllten den Raum, während sie aufgeregt über die bevorstehende Einweihung redeten.
„Ah …“, murmelte Lein leise, als würde er ein Muster in den Erinnerungsfragmenten erkennen.
„Je weiter ich gehe, desto älter werden die Ereignisse“, dachte Lein nachdenklich. Er erkannte, dass er umso ältere Informationen aufdecken könnte, je tiefer er in diesen Raum vordrang. „Wenn ich weiterforsche, kann ich Dinge sehen, die vielleicht sogar Joy selbst nicht bewusst sind“, fügte er hinzu.
Dennoch blieb Lein vorsichtig. „Ich hoffe, dieses Kind hat keine allzu dunkle oder unmenschliche Vergangenheit“, murmelte er. Lein wusste, dass es schwerwiegende Folgen haben könnte, jemanden wie ihn zu einem wichtigen Mitglied der Allianz zu machen.
Kurz darauf ließ Leins Schatten seine Bewusstseinsenergie los und verbreitete sie in alle Richtungen. Erinnerungen tauchten auf und flossen in seinen Geist. Der echte Lein, der in der Traumwelt auf seinem fliegenden Schwert stand, nahm diesen Informationsfluss ruhig auf. Als er auf das Tal hinunterblickte, bewunderte er die Schönheit seiner Schöpfung. Der weite blaue Himmel, der dünne Nebel, der die Berggipfel umhüllte, und das grüne Tal, das sich unter ihm ausbreitete, glichen einem lebendigen Gemälde.
„Es wäre toll, wenn das die echte Welt wäre“, flüsterte Lein. Diese Traumwelt hatte er selbst erschaffen, ein Ort, an den er sich zurückzog, wenn ihm langweilig war. Das Tal, umgeben von hohen Bergen, war für ihn ein toller Zufluchtsort.
Doch seine Aufmerksamkeit wurde bald auf etwas anderes gelenkt. In einer von Joys Erinnerungen fiel ihm etwas Auffälliges auf. Joy war in eine körperliche Auseinandersetzung mit einer ihrer Freundinnen verwickelt. Der Streit endete übel, ihre Freundin wurde schwer verletzt und musste ins Krankenhaus gebracht werden.
Lein beobachtete die Szene mit ernster Miene. „Du hast deine Freundin ins Krankenhaus gebracht?“, fragte er mit tonloser Stimme. Obwohl er ruhig war, schwang Spannung in seiner Stimme mit.
Währenddessen erkundete Leins Schatten weiter den grenzenlosen Raum in Joys Bewusstsein. Dank seiner Geschwindigkeit und Kraft konnte er die Erkundung in nur wenigen Sekunden abschließen. Er durchkämmte jeden Winkel des Erinnerungsraums und achtete darauf, dass kein Detail übersehen wurde.
Als er fertig war, zog Lein seine Energie zurück und schloss vorsichtig das riesige Tor. „Nichts Verdächtiges. Du bist durch“, sagte er mit einem kleinen Lächeln. Sein Tonfall war wieder entspannt.
Dann richtete er seine Energie darauf, Joy zu wecken. Die Energie floss wie eine sanfte Welle und brachte Joys Bewusstsein allmählich zurück.
„Ähm …“, stöhnte Joy leise und öffnete langsam die Augen. Sie sah verwirrt aus, wie jemand, der aus einem langen Schlaf erwacht. Ihr Blick wanderte umher, bis er auf Lein fiel, der ruhig dastand und sie anlächelte.
„Lord Lein?“, fragte Joy verwirrt. In ihren Augen war Verwirrung zu sehen, aber auch Respekt und ein Hauch von Angst.
Lein nickte leicht. „Entspann dich, alles ist in Ordnung“, sagte er und sprach ihr mit einer Stimme voller Zuversicht Mut zu.
„Herzlichen Glückwunsch, du hast bestanden. Bitte gib einen Tropfen deines Blutes auf dieses Papier.“
Lein ließ ein weißes Blatt Papier zu Joy schweben.
Das Papier schwebte in der Luft und strahlte ein sanftes Leuchten aus, das von den magischen Mustern auf seiner Oberfläche ausging.
„Was ist das?“, dachte Joy und starrte auf das Papier. Die seltsamen, schimmernden Muster wirkten lebendig und tanzten langsam im Licht. Sie beugte sich vor und versuchte, die Symbole zu entziffern. Bevor ihre Gedanken weiter abschweifen konnten, erschien eine Benachrichtigung des Systems mit einer klaren Beschreibung des Gegenstands.
(Seelenpapier)
Ein uraltes Seelenpapier aus geheimnisvollen Materialien, verziert mit magischen Symbolen, die im schwachen Licht schimmern. Wenn man es berührt, fühlt es sich warm an, als würde es die Energie der darin gebundenen Seelen leiten.
– Meister: Lein
– Gebunden: (unbekannt), (unbekannt), (unbekannt)
– (Seelenvertrag): Die gebundene Seele wird dem Meister gegenüber keine böswilligen Absichten hegen und kann dies auch nicht. Strafe: 99 % Statusreduktion und Inhaftierung im Seelengefängnis.
* Bitte gib einen Tropfen deines Blutes auf das Papier, um zuzustimmen. Die Anzahl der gebundenen Seelen ist auf die Stufe des Meisters begrenzt und kann die Anzahl der Seelen des Meisters nicht überschreiten.