„Nur der Clanführer kann diese Technik vollständig erlernen. Es tut mir leid, aber ich kann dir nichts mehr über diese Technik beibringen, solange du nicht Clanführer bist.“
Ruo’er senkte den Kopf und ballte die Fäuste, als sie die Worte des alten Mannes hörte. „Es ist nicht Großvaters Schuld … er ist an die Regeln des Clans gebunden. Außerdem muss ich stärker werden, und es ist egal, ob ich das mit dieser Technik oder auf andere Weise schaffe.“
„Kannst du mir dann beibringen, wie man kämpft?“ Ruo’er hob endlich den Kopf und sah Ming Ye in die Augen, bevor sie erklärte: „Ich kann unsere Blutlinie nur in bestimmten Situationen als Hilfe beim Kämpfen nutzen. Ich möchte unsere Blutlinie so effizient wie möglich einsetzen.“
„Das kann ich dir beibringen.“ Mit einem breiten Lächeln im Gesicht begann Ming Ye, seiner Enkelin die Kampfkunst ihres Clans beizubringen.
„Wir können damit anfangen, dass du mich mit aller Kraft angreifst.“ Ming Ye streckte den Rücken und bedeutete Ruo’er, ihn mit den Händen im Rücken anzugreifen.
*Boom!*
Mit einer Handbewegung zog Ruo’er ihr Schwert und stürzte sich auf den alten Mann. In dem Moment, als sie sich bewegte, schossen mehrere schwarze Ranken aus dem Boden und stürzten sich aus allen Richtungen auf ihn.
***
*Woosh!*
Als er über dem Königspalast ankam, veränderte Wuhan sein Aussehen, bevor er herabstieg.
„Wer ist da?“, riefen die Wachen und wollten ihn aufhalten, aber als sie sein Aussehen sahen, verneigten sie sich alle gleichzeitig vor ihm.
„Macht weiter mit eurer Arbeit“, sagte Wuhan, winkte den Wachen mit einer leichten Kopfbewegung zu und verschwand von der Stelle.
„Kam euch der Kaiser auch etwas anders vor?“, flüsterte einer der Wachen seinem Kollegen zu.
„Ja, er wirkte etwas kälter als sonst. Vielleicht ist etwas passiert.“
„Still! Zurück an die Arbeit!“ Plötzlich schrie ihr Vorgesetzter aus der Ferne und warf ihnen einen bösen Blick zu, der sie erschreckte. Sie rannten alle zurück zu ihren Posten und nahmen ihre Arbeit wieder auf.
*Klack!*
„Eure Majestät! Endlich seid Ihr zurück!!“ Der Minister, der im Thronsaal Wuhans Arbeit erledigt hatte, weinte vor Freude, als er ihn den Raum betreten sah.
„Ist etwas passiert?“ Wuhan sah verwirrt aus, als er den Zustand seines Ministers sah. Seine Haare standen in alle Richtungen und seine Augen waren rot vom langen Aufbleiben.
Er schämte sich ein wenig für sein Aussehen.
„Seitdem vor einigen Tagen die Erde bebte, herrscht Unruhe unter den großen Clans. Sie alle wollten die Ursache für dieses Ereignis erfahren und dich sprechen. Erst nachdem Senior Ming sie beruhigt hatte, sind sie gegangen.“ Der Minister erzählte dem Kaiser alles, was in den letzten Tagen passiert war.
„Das ist alles, was seit deinem Weggang aus dem Palast passiert ist“, fasste der Minister zusammen. Wuhan nickte, als er seine Worte hörte.
„Beende hier deine Arbeit und ruh dich aus. Ich werde mich um den Rest kümmern.“ Mit diesen Worten drehte sich Wuhan um und ging.
„Wollt Ihr schon wieder gehen, Eure Majestät?“ Als er den Ruf des Ministers hörte, blieb Wuhan stehen und drehte sich um.
„Ich werde diese Person besuchen.“ Der Minister erstarrte und sah Wuhan mit großen Augen an, aber der Mann hatte sich bereits umgedreht, um den Raum zu verlassen.
„Lieber Himmel, ich hoffe nur, dass alles ruhig bleibt und sich die Geschichte nicht wiederholt“, murmelte der Minister leise, bevor er sich wieder seinen Papieren zuwandte.
*Bumm!*
Kaum hatte er sich auf seinen Stuhl gesetzt, schlug er mit dem Kopf gegen den Tisch. „Als ob ich mich jetzt noch konzentrieren könnte, nachdem du das gesagt hast, Kaiser.“
…
Wuhan ging durch die hell erleuchteten Korridore, während die Wachen im Flur sich vor ihm verneigten. Er nahm die Treppe und ging in den nächsten Stock, wo er in einem leeren Flur landete, in dem nicht mal eine Wache zu sehen war.
In der Mitte des breiten, leeren Flurs blieb Wuhan stehen und stand mit hinter dem Rücken verschränkten Händen aufrecht da.
Er blinzelte und …
In dem Moment, als er sie wieder öffnete, war er von einer Gruppe dunkel gekleideter Menschen umringt. Als sie vor ihm auftauchten, war nicht das leiseste Geräusch zu hören.
*Thud!*
Plötzlich knieten alle vor Wuhan nieder und erwiesen ihm ihren Respekt.
„Steht auf!“, befahl Wuhan mit autoritärer Stimme, während sich alle Wachen um ihn herum aufstellten. „Bleibt auf der Hut, ich gehe vor.“
Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, verschwanden alle spurlos. Wuhan marschierte durch die leeren Gänge und blieb vor einer verschlossenen Tür stehen.
Die Tür war doppelt so hoch wie er. Er hob die Hände, legte sie auf die Tür und diese leuchtete auf.
Eine Reihe von Anordnungen erschien vor Wuhan, bevor er sie mit seinem Qi auflud.
*Knirsch!*
*Thud!*
Eine Reihe mechanischer Teile bewegte sich und hallte durch den leeren Flur, bevor sich die Anordnungen zu drehen begannen.
Vor Wuhan erschien ein illusorisches Schloss aus Anordnungen und Bindungen. Sein Aufbewahrungsring leuchtete auf und ein metallischer Schlüssel erschien in seinen Händen.
*Clank!*
Er steckte den Schlüssel in das Schloss, drehte ihn im Uhrzeigersinn und trat zurück.
*Clang!* *Bang!*
*Quietsch!*
Die Bindungen begannen eine nach der anderen zu zerbrechen, während das Schloss in Fragmente zerfiel. Die riesigen Türen öffneten sich langsam nach innen, bevor ein Raum voller Dunkelheit vor ihm erschien.
Wuhan steckte den Schlüssel zurück in seinen Ring, holte tief Luft und betrat den Raum.
*Woosh!*
Sobald er den Fuß in den Raum gesetzt hatte, spürte Wuhan einen kalten Windhauch an sich vorbeiziehen. Der ganze Raum war von einer gespenstischen Stille und einer unheimlichen Präsenz erfüllt.
„Shaaa~“
Das Geräusch von jemandem, der Luft holte, drang an seine Ohren, während Wuhan unbeirrt von der Dunkelheit weiterging.
Plötzlich veränderte sich seine Umgebung und er befand sich an einem völlig anderen Ort.
Die Sonne schien ihm ins Gesicht, sodass er die Hände davor hielt.
„Ho~ Bist du gekommen, um mich zu treffen?“ Er hörte eine ätherische Stimme hinter sich. Aber für Wuhan klang diese Stimme unheimlich und kalt. Er spürte sogar, wie ihm ein Schauer über den Rücken lief.
