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Auf der Bühne starrte Ruo’er auf die Kugeln vor ihr, und in ihr vermischten sich Entschlossenheit und Vorfreude.
Sie war sich der unzähligen Augen, die auf sie gerichtet waren, sehr bewusst, jedes einzelne voller Absichten. Einige trugen die unverkennbaren Zeichen von Begierde und Gier nach ihrem Körper, während andere Neid und Eifersucht ausstrahlten, die sich auf ihren Körper und die Aufmerksamkeit richteten, die sie bekam – erstere von den zahlreichen Männern, letztere von den weiblichen Teilnehmerinnen. Aber inmitten dieser Kakophonie von Blicken gab es noch einen weiteren – einen Blick voller Sehnsucht …
Sehnsucht?!!!
Das unerwartete Gefühl schockierte sie und ließ ihre Augen ein wenig weit aufreißen. Als würde etwas sie rufen, wandte sie ihren Blick auf der Suche nach der Quelle dieses Gefühls, und da fiel ihr Blick auf eine Gestalt, die ihr gleichzeitig vertraut und fremd vorkam.
Diese Gestalt weckte eine Erinnerung an die Vergangenheit, die genau mit dem Bild einer Gestalt übereinstimmte, die tief in ihrem Gedächtnis verankert war.
Eine Erinnerung, die sie nie vergessen hatte, eine Erinnerung, die sie dazu gebracht hatte, Macht erlangen zu wollen.
Als sich ihre Blicke für einen flüchtigen Moment trafen, schien die Zeit stillzustehen und nichts als das Echo gemeinsamer Erinnerungen und unausgesprochener Worte zurückzulassen. In seinen Augen sah sie Reinheit, eine Wärme, die nicht von einem unreinen Verlangen herrührte, und eine Vertrautheit, die tief in ihre Seele drang.
In diesem flüchtigen Moment schien eine stille Bestätigung zwischen ihnen zu fliegen, als sie sich ansahen.
„Er hat mich nicht vergessen!“
„Sie hat mich nicht vergessen!“
Ihre Lippen formten ein leichtes Lächeln, als auch sie sich an ihre gemeinsame Vergangenheit erinnerte – daran, wie er sie nicht aus Pflichtgefühl verteidigt hatte, sondern weil er hinter ihrer Fassade sah, wer sie wirklich war.
In seiner Gegenwart hatte sie sich wertgeschätzt gefühlt und ein Gefühl der Zugehörigkeit gefunden, ähnlich wie an der Seite ihres Großvaters. Seine Freundschaft ging über die Grenzen gesellschaftlicher Normen hinaus und bewies, dass es noch jemanden gab, der sie so sah, wie sie wirklich war, und ihr Trost in einer Welt bot, in der sie sich oft missverstanden fühlte.
Ihre Verbindung, egal wie sehr sie sie geschätzt hatte, war genauso schnell verschwunden, wie er in ihr Leben getreten war, und hinterließ ihr nur Schmerz und Sehnsucht. Aber dann erinnerte sie sich daran, wie sie ihn wiedergetroffen hatte.
Er hatte sich aus dem Anwesen der Familie Long geschlichen, nur um sie zu treffen und ihr zu erzählen, was passiert war, und weil sie genau wusste, was für ein Mensch er war, hörte sie sich seine Erklärung geduldig an.
Während sie ihm zuhörte, wurde ihr Blick immer kälter.
Das war der Tag, an dem sie das starke Bedürfnis verspürte, jemanden zu töten.
Nachdem sie alles gehört hatte, was ihm widerfahren war, wollte sie die Familie Long auslöschen, aber so sehr sie es auch wollte, sie hatte nicht die Macht dazu.
Leider konnte ihr Treffen nicht lange dauern, da er zurückkehren musste, bevor jemand seine Abwesenheit bemerken und seiner Mutter Ärger bereiten konnte.
Nach seiner Abreise dachte sie über ihre privilegierte Lage nach und hasste sich dafür, dass sie ihm vorgeworfen hatte, sie nicht besucht zu haben.
Während er tagelang diese Strapazen erdulden musste, genoss sie hier ihr unbeschwertes Leben. Nach diesem Treffen war sie entschlossen, ihm in Zukunft zu helfen, und begann, ihren Körper und Geist für die Kultivierung zu trainieren.
Im Moment wollte Ruo’er einfach nur in seine Arme stürzen und ihn so fest wie möglich umarmen, aber sie zwang sich, ruhig zu bleiben, bevor sie ihm mit einem Lächeln antwortete, hinter dem sich der Sturm der Gefühle verbarg, der in ihr tobte.
Während die beiden sich verständnisvoll ansahen, ging ein Chor von Missverständnissen durch die Menge, begleitet von falschen Annahmen und Gelächter.
„Whaa!!, für dieses Lächeln würde ich sterben!!“
„Hast du gesehen, sie hat mich angelächelt?“
„Bist du blöd? Sie hat doch ganz klar mich angelächelt. Ich bin schließlich der Schönste hier.“
Als Long Tian diesen Kommentar hörte, drehte er sich nach der Stimme um und spürte sofort, wie sich sein Magen umdrehte.
Da stand ein großer und muskulöser KID, wenn er wirklich einer war, der in der Nase bohrte und sich den Finger an seiner behaarten Brust abwischte. Abgesehen von einer kurzen Hose trug der Typ buchstäblich nichts.
Sein Doppelkinn zog alle Blicke auf sich, während sein fast kahler Kopf aussah, als würde er vom Wind gestreichelt, sodass die wenigen Haare, die er hatte, im Wind flatterten.
Als alle den Mann sahen, wurde es erst ganz still, bevor alle loslachten.
Ruo’er konnte sich nicht helfen und war ein bisschen genervt von dem, was die Leute machten, was Long Tian nur ein leises Kichern entlockte.
Sie merkten nicht, dass ihr Austausch von Lin Feng beobachtet wurde.
Als er Ruo’er sah, wollte er sie für sich haben, aber wieder mal schaute die Frau, die er wollte, diesen ganz normalen Typen an. Den gleichen Abschaum, der seine Verlobte dazu gebracht hatte, ihn anzuschauen.
„Du scheinst wirklich den Tod suchen! Warte nur, du wirst durch meine Hand einen Hundetod sterben. Diese Schlampe wird auch vor mir knien und um meine Vergebung betteln.“
Eifersucht und Wut verzehrten Lin Feng, als er den gutaussehenden Jungen anstarrte. Hätte Long Tian gewusst, was der Typ dachte, hätte er nicht gewusst, ob er lachen oder weinen sollte. Ruo’er war seine Kindheitsfreundin, und Xiao Mei war ihm völlig egal. Er würde Lin Feng einfach nur anstarren und höhnisch lächeln.
„Was für ein typischer junger Herr!“
Ruo’er ignorierte das Drama, ging auf die Kugeln zu und legte ihre Hand auf die erste – die Kugel, die das Schicksal offenbarte.
Sobald ihre Hand die Kugel berührte, leuchtete sie hellgrün auf und verblüffte alle Anwesenden. Sie ignorierte die schockierten Blicke und legte ihre Hand auf die zweite Kugel.
Ihre seltene Affinität zu Wasser, Wind und Yin bestärkte die Ältesten und einen gewissen Lin Feng in ihrem Wunsch, sie in die Sekte aufzunehmen.
Ungläubige Ausrufe hallten durch den Raum. Eine Bürgerliche besaß so viel Talent, dass sie sogar die prominentesten Clans übertraf, was dazu führte, dass ihr von allen Seiten, sowohl von den Clanführern als auch von Lin Feng, zahlreiche boshafte Blicke zugeworfen wurden.
Ruo’ers aufmerksame Art ließ sie die Reaktionen ihrer Umgebung bemerken, doch sie entschied sich, geduldig und still zu bleiben und auf den richtigen Moment zu warten, um ihre Entscheidung zu treffen.
Als sie die intensiven Blicke aller, einschließlich der Oberhäupter der berühmten Clans der Stadt, bemerkte, war sie zutiefst angewidert.
Unterdessen flammte Xiao Meis Eifersucht angesichts der Aufmerksamkeit, die die Frau erhielt, noch mehr auf.
Außerdem bemerkte sie die Wärme, mit der Long Tian das Mädchen ansah, was sie nur noch mehr in Rage versetzte.
Sie wollte das Talent dieses Mädchens für sich haben, konnte es aber nicht bekommen.
Xiao Meis Wut und Eifersucht wurden nicht nur durch Ruo’ers Talent angeheizt, sondern auch durch die Aufmerksamkeit, die sie von Long Tian zu bekommen schien, jemandem, dessen Aufmerksamkeit Xiao Mei verzweifelt begehrte.
Außerdem hatte sie ihren kleinen Austausch beobachtet.
Zuerst dachte sie: „Was hat diese Schlampe, was ich nicht habe? Sie ist nur ein bisschen hübscher als ich, das ist alles.“
Aber jetzt schien es, als würden ihre Worte zurückkommen und ihr ins Gesicht schlagen. Tatsächlich war ihr Gesicht ein wenig gerötet, und sie war froh, dass sie es nicht laut gesagt hatte.
Währenddessen kamen die Ältesten auf die Bühne, gingen auf Ruo’er zu und fragten: „Kleines Mädchen, möchtest du unserer Sekte beitreten? Du wirst eine Kernschülerin und bekommst alle Vorteile, die damit verbunden sind. Außerdem bekommst du einen Ältesten, der dich persönlich bei deiner Ausbildung betreut.“
Als sie dieses prestigeträchtige Angebot hörten, wurde die Eifersucht unter den einfachen Leuten noch größer.
**GASP**
„Kernschülerin?!!“
„Mit einem Ältesten, der sie persönlich bei ihrer Kultivierung anleitet!!“
„Verdammt, ich bin neidisch! Warum ist das Leben so unfair? Ich will auch so ein Talent.“
„Was passiert, wenn sie stirbt, bevor sie ihre Kultivierung abgeschlossen hat?“ Alle möglichen Diskussionen hallten durch den Saal, wurden aber von den Ältesten komplett ignoriert, da ihre aktuelle Priorität der Auswahl des Mädchens vor ihnen galt.
Sie wollte gerade antworten, als sie eine Stimme in ihrem Kopf hörte, die sie leicht schmollen ließ und sie dazu veranlasste, zu antworten. Aber ihr seltsames Verhalten blieb von den beiden Ältesten unbemerkt, als sie sofort verkündete.
„Ich werde das nach der Auswahl mit meinem Großvater besprechen und euch dann meine Antwort geben.“
Da sie wussten, wie wichtig die Zustimmung des Vormunds war, nickten die Ältesten zustimmend. Sie konnten eine solche Genie zwar nicht zwingen, aber ihren Worten nach würde sie sich ihnen anschließen, wenn ihr Großvater zustimmte, und sie waren sogar bereit, ihn mitzunehmen, wenn sie sich bereit erklärte, ihrer Sekte beizutreten.
Als sie beiseite trat, bemerkte sie, dass der einfache Junge (Yuan Ming) von vorhin mit dem orangefarbenen Talent sie seltsam ansah.
Verwirrt runzelte Ruo’er die Stirn, bevor sie einen Blick auf den Jungen warf und, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie keine Erinnerung an ihn hatte, ignorierte sie ihn und ging zu einer anderen Ecke.
Nach zwei weiteren talentlosen Teilnehmern wurde die Nummer „1173“ laut ausgerufen.
Endlich war Long Tian an der Reihe.
Er ging zur Plattform, berührte den Ball, und ein helles Licht umhüllte ihn, während die Kugel zu leuchten begann.
