Varkas schaut Alix an, der sich immer noch unwohl fühlt, aber versucht, seine Bedenken zu verbergen. „Lord Magnius ist ein Juwel im Königreich Seiner Majestät. Sein Genie ist unübertroffen.“
Alix grinst, seine Augen leuchten vor Vorfreude. „Ja, das ist er. Und ich werde dafür sorgen, dass er seine Arbeit fortsetzen kann.“
Er richtet sich auf, sein Tonfall wird scharf und konzentriert. „Jetzt lass uns diesen verzauberten Kristall finden. Er muss hier irgendwo sein.“
Varkas nickt und beginnt erneut, den Raum zu scannen, sein scharfer Blick streift über die verschiedenen Arbeitsplätze und die seltsamen Konstruktionen. „Wenn er hier ist, dann ist er wahrscheinlich an einem dieser sichereren Orte versteckt“, murmelt er und geht auf einen Stapel Metallkisten in der Ecke zu.
Alix geht zu einem hohen Regal, in dem ein paar Schriftrollen versteckt sind, und sucht nach Anzeichen des Kristalls. Das leise Summen im Raum scheint mit der Vorfreude auf das Auffinden des begehrten Objekts lauter zu werden.
„Ich weiß, dass es hier ist“, murmelt Alix vor sich hin, während seine Finger über die alten, in Leder gebundenen Folianten streichen. „Magnius würde es nicht einfach so herumliegen lassen.“
Varkas hält inne und dreht sich zu einem großen Steinsockel in der Mitte des Raumes um. Darauf steht eine staubige, verzierte Schatulle, deren aufwendiges Design sich von allem anderen im Raum unterscheidet. Er geht langsam hinüber, jeden Schritt bedächtig, als würde er erwarten, dass die Schatulle auf seine Nähe reagiert.
„Ich glaube, das könnte es sein“, sagt Varkas mit fester Stimme, in der jedoch ein Hauch von Unsicherheit mitschwingt.
Er streckt die Hand aus und öffnet vorsichtig die Schatulle, die einen einzigen pulsierenden Kristall enthüllt. Sein dunkles violettes Leuchten steht in starkem Kontrast zu dem schwachen grünen Licht, das sie umgibt.
Alix‘ Blick ist auf den Kristall geheftet, als Varkas ihn vorsichtig aus der Schatulle hebt. Das schwache violette Leuchten pulsiert rhythmisch, als würde es auf die Energie im Raum reagieren. Er geht mit dem Kristall in den Händen vorsichtig in die Mitte des Raumes.
„Ja, das ist es“, murmelt Alix mit vor Erwartung angespannter Stimme.
Er dreht sich zu Liss und Nikon um, die immer noch schweigend neben Varkan stehen und ihn mit neugierigen und verwirrten Blicken anstarren. Die Atmosphäre um sie herum fühlt sich schwer an, fast bedrückend, als wäre die Luft selbst von der Kraft des Kristalls erfüllt.
Alix geht langsam auf sie zu, sein Gesichtsausdruck ruhig, aber konzentriert. „Liss und Nikon, kommt näher“, ruft er mit ruhiger, aber bestimmter Stimme.
Liss und Nikon tauschen nervöse Blicke aus, bevor sie einen Schritt nach vorne machen. Liss zögert einen Moment, ihr Blick huscht nervös zwischen Alix und dem unheimlichen Leuchten des Kristalls hin und her, aber dann folgt sie Nikon wortlos.
„Bleibt genau dort stehen“, befiehlt Alix und zeigt auf eine Stelle vor sich. Er hält den Kristall vor sich, dessen dunkelviolettes Licht nun unheimliche Schatten an die Wände wirft. „Egal, was passiert, bewegt euch nicht. Sprecht nicht. Tut nichts. Bleibt einfach stehen und vertraut mir.“
Liss und Nikon bleiben stehen, wo Alix sie hingestellt hat, ihre Körper angespannt vor Ungewissheit. Sie werfen sich einen Blick zu, aber keiner von ihnen sagt etwas. Die Luft ist schwer von Alix‘ Befehl, und das seltsame, pulsierende Leuchten des verzauberten Kristalls scheint sie anzuziehen.
„Hast du verstanden?“, fragt Alix, seine Stimme jetzt fester.
Nikon nickt schnell, sein Herz rast. „Ja, Eure Majestät“, sagt er, obwohl seine Stimme leicht zittert. Liss nickt nur steif und schaut nervös zwischen dem Kristall und Alix hin und her.
Alix lächelt leicht, sein Blick ist beruhigend, aber geheimnisvoll. „Gut. Jetzt bleib still stehen.“
Er hält den Kristall mit beiden Händen fest, seine Finger umschließen ihn vorsichtig. Das violette Licht wird intensiver, wirbelt in einem faszinierenden Muster und ein leises Summen erfüllt den Raum. Die Temperatur sinkt und Liss läuft ein Schauer über den Rücken, als sie die Magie in der Luft spürt.
Alix hebt den Kristall langsam und nähert ihn den Hälsen von Liss und Nikon, wo die unverkennbaren Zeichen ihrer früheren Versklavung zu sehen sind – dunkle, verwundene Symbole, die in ihre Haut eingebrannt sind. Die Runen auf dem Kristall beginnen heller zu leuchten und reagieren auf die Anwesenheit der Sklavenzeichen.
Alix murmelt leise vor sich hin, den Blick auf die Zeichen an ihren Hälsen geheftet. Der Raum ist still, bis auf das unheimliche Summen des Kristalls und das rhythmische Pulsieren der Energie, die von ihm ausgeht.
„Haltet den Atem an“, sagt Alix leise.
Liss und Nikon tauschen einen Blick und schließen instinktiv die Augen.
Mit einer letzten, fließenden Bewegung drückt Alix den Kristall sanft, aber fest an ihren Halsansatz. Der Kristall pulsiert einmal, zweimal, dann hallt ein scharfer Knall durch den Raum. Es klingt wie zerbrechendes Glas – laut, plötzlich und fast gewalttätig.
Liss schnappt nach Luft und greift instinktiv nach ihrem Hals. Aber sie spürt keinen Schmerz – nur ein seltsames, überwältigendes Gefühl der Befreiung, als wäre etwas Bedrückendes von ihr genommen worden.
Die Markierung auf ihrer Haut, einst ein verdrehtes schwarzes Symbol ihrer Bindung, zerbricht wie Glas und hinterlässt nur glatte, makellose Haut. Das Gleiche passiert mit Nikon, dessen Markierung sich löst, als wäre sie nie da gewesen.
Die Luft fühlt sich jetzt leichter an, die bedrückende Last ist von beiden genommen. Liss atmet zitternd aus und sieht Alix mit großen Augen an.
„Ist es … weg?“, fragt sie mit kaum hörbarer Stimme, immer noch ungläubig.
Alix nickt langsam, ein seltener Moment der Zufriedenheit huscht über sein Gesicht. „Es ist weg. Ihr seid frei.“
Liss und Nikon starren Alix an, ihre Gesichter sind eine Mischung aus Ehrfurcht und Ungläubigkeit. Die Last, die sie so lange getragen haben – das Zeichen der Sklaverei – ist weg. Wirklich weg.
Es dauert einen Moment, bis sie es wirklich begreifen, dann sinken beide Kinder, als würden ihre Beine sie nicht mehr tragen, auf den kalten Steinboden.
Nikon senkt den Kopf tief. „Danke, dass du uns diese Freiheit geschenkt hast, Eure Majestät.“ Seine Stimme ist ruhig, aber darunter schwingt tiefe Emotion mit.
Liss folgt seinem Beispiel und ballt ihre kleinen Hände zu Fäusten, um die Tränen zurückzuhalten, die ihr in die Augen steigen. Sie möchte etwas sagen, aber der Kloß in ihrem Hals hindert sie daran.