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Kapitel 110: Nimran (5)

Kapitel 110: Nimran (5)

Der Wald um uns herum war ein gefrorenes Labyrinth – eine Welt aus flüsternden Kiefern, uralten Eichen und einer Stille, die so tief war, dass sie fast jeden Ton verschluckte. Ich hatte Wochen damit verbracht, Nekromantie und die Feinheiten der Manipulation von dunkler Mana zu studieren, aber nichts hätte mich auf die Realität dieser Jagd vorbereiten können.
Heute sollten Seraphina und ich dem Alpha gegenüberstehen – einem Fünf-Sterne-Biest, dem Anführer seines Rudels –, der in einer Lichtung in der Nähe eines zerklüfteten Felsvorsprungs lauerte.

Wir bewegten uns wie ein Mann auf einem schmalen, gewundenen Pfad, unsere schweren Stiefel knirschten auf trockenen Blättern und abgebrochenen Zweigen. Die Kälte war unerbittlich, die Luft war dick von Frost, der an unserer Haut klebte, aber ich nahm es kaum wahr.
Meine Gedanken waren schon auf die bevorstehende Herausforderung ausgerichtet. Jeder Schritt, jede Pause war ein kalkulierter Zug in diesem großen Spiel ums Überleben.

Am Rand der Lichtung teilten sich die Bäume und gaben den Blick auf eine weite, offene Fläche frei. Dort, im schwindenden Licht der Dämmerung, stand das Biest. Es war riesig – sein Fell war ein chaotischer Teppich aus Eis und Schatten, seine Augen brannten mit geschmolzener bernsteinfarbener Wut.
Um sie herum kreisten ihre Untergebenen vorsichtig, ihre Bewegungen synchron wie ein gut einstudiertes Ritual. Ein kleines Gerät, das an ihrer Haut befestigt war, pulsierte schwach und registrierte lautlos unsere Manasignaturen. Es gab keinen Zweifel: Diese Kreatur war das Alphatier, und ihre Stärke gebot Respekt.
Ich duckte mich hinter einem großen Felsbrocken und nahm mir einen Moment Zeit, um das Schlachtfeld zu überblicken. In meinem Kopf rasten unzählige Berechnungen, jede Variable wurde akribisch protokolliert: die Neigung des Bodens, die verstreuten Felsbrocken, die glitzernden Eisflächen und sogar die subtile Strömung des kalten Windes. Mit Lucent Harmony, das in meinen Adern pulsierte, hatte ich Zugriff auf die gesamte Bandbreite des dunklen Manas – und sogar auf alle elf Elemente.
Aber heute brauchte ich nichts als die rohe, unverfälschte Kraft der dunklen Magie. Ich hatte meine Gabe bereits aktiviert, und sie strömte jetzt durch mich hindurch und vertiefte meine Verbundenheit mit der Dunkelheit auf eine Weise, die sich sowohl berauschend als auch gefährlich anfühlte.
Seraphinas Stimme durchbrach meine Konzentration, leise und eindringlich. „Arthur, schau – der Felsvorsprung dort. Wir können ihn durch diesen Gang leiten.“ Ich folgte ihrem Blick zu einem massiven Felsvorsprung, der sich wie ein natürlicher Wall aus dem Boden erhob. Das Gelände, rau und unerbittlich, würde sich perfekt als Engpass eignen.
„Gut“, murmelte ich. „Wir nutzen den Felsvorsprung zu unserem Vorteil. Ich locke das Biest dorthin und wenn es isoliert ist, schlage ich zu.“ Ich schlich mich vorsichtig vorwärts, jede Bewegung bewusst. Die chaotische und uralte Mana-Energie des Waldes schien mich in stiller Unterstützung zu umgeben. Ich kniete kurz nieder, um die Kälte der feuchten Erde zu spüren, und berechnete in Gedanken die Winkel und Entfernungen.
In diesem Moment wurden meine Gedanken zu einer einzigen, klaren Anweisung: Setze dunkle Magie präzise ein, manipuliere jeden Faktor und lass die Umgebung meine Kraft verstärken.

Ich streckte meine Hand aus und begann mit der Beschwörungsformel – einer Reihe komplexer Gesten, die mein dunkles Mana zu einer einzigen, kompakten Kugel bündeln würden. Es war, als würde ich jedes bisschen Theorie und jede Lektion aus schlaflosen Nächten und endlosen Berechnungen abrufen.
Die Kugel wuchs und wirbelte mit einer konzentrierten, tintigen Dunkelheit, die im Rhythmus meines Herzschlags pulsierte. Keine großen Versprechungen von Sternen oder alten Artefakten – nur pure, rohe Kraft, die durch die Linse der Lucent Harmony kanalisiert wurde.
„Seraphina, jetzt!“, zischte ich leise, als ich die Kugel aus meiner Handfläche losließ. Sie schoss mit unfehlbarer Genauigkeit durch die kalte Luft, ihre Flugbahn so berechnet, dass sie den angreifenden Alpha abfangen würde. Für den Bruchteil einer Sekunde schien die Zeit stillzustehen; die Kugel flog wie ein dunkler Komet gegen den Abendhimmel und prallte gegen die massive Schulter des Tieres.
Der Aufprall war gewaltig. Ich hörte das Brüllen der Bestie, ein Laut purer, ursprünglicher Wut, und die Wucht des Schlags sandte Schockwellen durch die Lichtung. Der Alpha taumelte, seine bernsteinfarbenen Augen weiteten sich vor Schock und Schmerz. Die Kugel hatte ihre Aufgabe erfüllt, aber der Kampf war noch lange nicht vorbei.
Seraphina handelte schnell. Mit einer anmutigen Bewegung ihres Handgelenks zauberte sie eine Wand aus kristallinem Frost entlang der östlichen Grenze der Lichtung. Die Barriere erhob sich in einem Bogen aus glitzerndem Eis, verengte den Raum und drängte die Bestie in Richtung der Felsvorsprünge. Ihre Untergebenen, verwirrt durch die plötzliche Veränderung ihrer Umgebung, zögerten am Rand und ihre Bewegungen wurden unsicher.
„Jetzt ist unsere Chance“, flüsterte ich und stand auf. Ich nahm mir einen Moment Zeit, um mich neu zu sammeln und meine Fähigkeiten zu bündeln. Mit Lucent Harmony in mir griff ich tiefer in meine dunklen Manareserven. Mein Kopf arbeitete auf Hochtouren, während ich meinen nächsten Zug vorbereitete.
Dies war kein bloßer brutaler Angriff – es war ein Zusammenspiel der Kräfte, ein Ballett aus kalkulierter Gewalt, bei dem jedes Element seine Rolle spielte. Ich rückte langsam vor, jeder Schritt war genau abgemessen und überlegt. Die Bestie erholte sich von dem ersten Schlag und drehte ihren massigen Kopf in Richtung der Störung. Ich konnte sehen, wie ihre Augen vor neuer Wut brannten, als sie vorwärts drängte, ihre Bewegungen nun vorsichtiger, als würde sie spüren, dass sie die Kontrolle verlor.
Ich hob meine Hand, spürte das dunkle Mana an meinen Fingerspitzen wirbeln und begann eine zweite Beschwörungsformel – eine, die nicht nur rohe Kraft erforderte, sondern ein empfindliches Gleichgewicht aus Kontrolle und Präzision.
Ich stellte mir den Felsvorsprung als Verstärker vor, als natürlichen Kanal für die zerstörerische Welle, die ich gleich entfesseln würde. Meine Arme bewegten sich in fließenden, geübten Gesten und zeichneten komplizierte Symbole in die kalte Luft, die kurz aufleuchteten, bevor sie sich in Nichts auflösten. In diesem Moment verschmolz alles, was ich gelernt hatte, zu einem einzigen Ziel. Ich konzentrierte mich intensiv, meine dunkle Mana verdichtete sich zu einer pulsierenden Welle, und dann ließ ich sie los.
Die Energie explodierte in einer berechneten Welle, die entlang der Konturen des Felsvorsprungs raste und gegen die ungeschützte Flanke des Alphas schlug. Die Kraft war gewaltig – eine Eruption von Mana, die die Luft um uns herum zu verzerren schien.

Das Brüllen des Alphas wurde immer lauter, als es vom Aufprall zurückgeschleudert wurde. Das Biest taumelte, sein massiger Körper zitterte, als die Welle dunkler Kraft wie ein Vorschlaghammer auf ihn einprasselte. Mit klopfendem Herzen sah ich zu, wie die Wucht des Tieres nachließ und seine Untergebenen wie verängstigte Schatten in die Bäume flohen.
Für einen Moment war die Lichtung in eine schwere Stille gehüllt, das einzige Geräusch war das keuchende Atmen der gefallenen Bestie und das entfernte Flüstern des Windes. Ich drängte vorwärts, jeder Schritt brachte mich näher daran, zu beweisen, dass meine Strategie funktioniert hatte. Mein Blick schweifte über das Gelände – über jeden Fleck Frost, jeden hervorstehenden Felsen, jeden Schatten – und ich wusste, dass ich handeln musste, bevor die Kreatur sich erholen und zu ihrem Rudel zurückkehren konnte.
„Seraphina, frier seine Beine komplett ein!“, schrie ich, meine Stimme kaum hörbar über dem Nachhall des Aufpralls.

Als Antwort bewegte sie sich blitzschnell. Ihre Hände tanzten durch die Luft und beschworen einen letzten, präzisen Eisstrahl herauf, der die Hinterläufe der Bestie umhüllte. Die Beine der Kreatur versteiften sich, eingehüllt in ein schimmerndes Gefängnis aus Frost, das jede Hoffnung auf weitere Bewegung zunichte machte.
Es brüllte frustriert, und der Schall hallte von den Felswänden wider, aber die Barriere hielt stand.

Ich trat vor und zog mein Schwert mit einer fließenden Bewegung, die mir in Fleisch und Blut übergegangen war. Es war nicht nur eine Waffe – es war eine Verlängerung meines Willens, geschliffen durch jahrelanges unerbittliches Training mit Schwert und Magie. Ich spürte, wie sich jeder Muskel in meinem Arm vor Erwartung anspannte, als ich mich auf den finalen Schlag vorbereitete.
Ich begann erneut, dunkle Mana durch Lucent Harmony zu leiten und spürte, wie meine Affinität dazu mit neuer Intensität zunahm. Die Dunkelheit um meine Hand verdichtete sich und sammelte sich zu einer konzentrierten Säule aus Kraft. Ich konnte fast die Energielinien sehen, die komplizierten Muster aus Mana, die perfekt synchron mit meinem Herzschlag flossen. Es war, als wäre mein ganzes Wesen zu einer feinen Spitze geschärft worden, bereit, den Schleier zwischen Leben und Tod zu durchdringen.
Mit einer letzten, entschlossenen Bewegung rückte ich auf die verwundbare Flanke des Tieres vor. Mein Schwert beschrieb einen eleganten Bogen und seine Klinge durchschnitten die kalte Luft, als ich mit berechneter Präzision zuschlug. Der Aufprall war verheerend – eine Kaskade aus dunkler Energie und zerbrochenem Eis schleuderte den Alpha gegen den Felsvorsprung. Für den Bruchteil einer Sekunde hielt die Welt den Atem an, als das Tier zusammenbrach und sein Brüllen zu einem leisen, sterbenden Wimmern verebbte.
Ich stand da, keuchend in der eisigen Luft, und sah zu, wie der Alpha regungslos dalag. Mein Herz hämmerte in meiner Brust, nicht nur vor Anstrengung, sondern auch vor dem überwältigenden Gefühl von Triumph und Erleichterung. Die Lichtung war jetzt still, bis auf das leise Knirschen des schmelzenden Eises unter meinen Stiefeln und das entfernte, fast unhörbare Rauschen des Waldes.
Seraphina kam auf mich zu, ihre eisblauen Augen weit aufgerissen und mit einem Ausdruck, den ich noch nie bei ihr gesehen hatte – eine Mischung aus Erstaunen und vielleicht sogar echtem Respekt. „Arthur“, sagte sie leise, „das war … außergewöhnlich. Deine Taktik, deine Kontrolle – alles war perfekt.“

Ich brachte ein kleines, gezwungenes Lächeln zustande und rang noch immer nach Atem. „Das war keine rohe Gewalt“, antwortete ich mit leiser, fester Stimme.
„Es war kalkulierte Präzision – wir haben jedes Element des Geländes zu unserem Vorteil genutzt. Und natürlich meine dunkle Mana … verstärkt durch Lucent Harmony.“

Sie nickte langsam und hielt ihren Blick auf mein Gesicht gerichtet, als wollte sie die Entschlossenheit lesen, die sich in jeder Falte abzeichnete. „Du bist wirklich etwas Besonderes“, murmelte sie, und für einen Moment sah ich in ihren Augen einen Funken Stolz – oder war es Neid? Es spielte keine Rolle.

Der Aufstieg der Extras

Der Aufstieg der Extras

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
In einer Welt, in der das Schicksal vorbestimmt ist und Macht über Leben und Tod entscheidet, war Arthur Nightingale nie dazu bestimmt, zu glänzen. Als er in der Welt von "Saga of the Divine Swordsman" aufwacht, ist er weder der auserwählte Held noch der Bösewicht oder gar eine wichtige Nebenfigur – er ist ein Statist. Ein Niemand. Eine bloße Hintergrundfigur im Schatten von Lucifer Windward, dem übermächtigen Protagonisten, der eines Tages über die Götter hinaus aufsteigen wird. Aber Arthur kennt die Wahrheit. Die Welt, in der er jetzt lebt, ist dem Untergang geweiht. Die Handlung ist auf einen katastrophalen Untergang ausgerichtet, und die sogenannten "Genies" werden nicht ausreichen, um die Welle der Zerstörung aufzuhalten. Mit dem Wissen um zukünftige Ereignisse und seinem eigenen Willen, sich dem Schicksal zu widersetzen, weigert sich Arthur, nur ein Statist zu sein. https://discord.gg/FK9GfrSjtb Der Roman "The Extra's Rise" ist ein beliebter Light Novel aus dem Genre Fantasy . Geschrieben vom Autor WhiteDeath16 . Lies den Roman "The Extra's Rise" kostenlos online.

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