Atticus hatte schon auf die harte Tour gelernt, dass es in vielerlei Hinsicht dumm war, seine Kräfte zu verstecken, vor allem, wenn der Grund dafür nicht stimmte.
Feinde würden dich für schwach halten.
Feinde würden dich für schlagbar halten.
Sie würden in Scharen kommen und zu einer echten Plage werden.
Atticus zeigte lieber seine Dominanz und seine überwältigende Stärke, eine Kraft, die Dummheit abschreckte und seine echten Feinde in Schach hielt.
Zumindest konnte er sich dann auf das konzentrieren, was wirklich wichtig war.
Deshalb hatte er Oberon grünes Licht gegeben, er hatte nicht vor, seine Stärke zu verbergen.
„Sie werden kommen.“
Atticus‘ Blick wurde schärfer.
Jetzt, wo Oberon allen im Reich der Menschen seine Stärke gezeigt hatte, würde es unmöglich sein, dass die anderen Rassen davon nichts mitbekamen.
Es war die Bestätigung der Behauptungen der Vampyros.
Der menschliche Apex kann gegen einen Paragon kämpfen.
Deshalb war Atticus absolut sicher, dass er sehr bald Nachricht von den anderen Rassen erhalten würde.
Sie würden darauf bestehen, dass er einen Mana-Vertrag unterzeichnete.
„Niemals.“
Sein Blick wurde kalt.
Atticus hatte jedoch nicht die Absicht, sich an irgendetwas zu binden.
Sein Blick huschte zur Seite, als das Terminal im Trainingsraum zu klingeln begann.
Jemand rief ihn.
Atticus ging hin und sah, dass es Oberon war.
„Schon?“
Er nahm den Anruf an und Oberons holografisches Bild erschien.
„Apex Atticus“, begrüßte er ihn.
Seit dem Kampf mit den Vampyros war Atticus aufgefallen, dass Oberon ihn mit seinem Titel ansprach, anstatt ihn du zu nennen.
Er wusste warum, aber er konnte den Mann ja nicht bitten, damit aufzuhören.
Er hatte keinen Grund dazu.
„Ist was passiert?“, kam Atticus direkt zur Sache und erwiderte Oberons Begrüßung mit einem Nicken.
Oberons Miene wurde ernst.
Er nickte.
„Die anderen Rassen haben eine Nachricht geschickt. Sie schicken morgen ihre Leute zu dir.“
Atticus‘ Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
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Er hatte das schon erwartet. Aber er war ein bisschen überrascht.
„Diese stolzen Idioten kommen tatsächlich hierher?“, sagte er laut, um seine Gedanken zu äußern.
Oberon lächelte leicht.
„Zuerst wollten sie, dass du zu ihnen kommst. Aber ich habe deine Ablehnung vorausgesehen. Ich habe ihnen gesagt, dass du mit dem Training beschäftigt bist und … nicht gerade begeistert von den jüngsten Entwicklungen.“
„Das haben sie nicht gut aufgenommen. Anstatt das Risiko einzugehen, zu warten, haben sie beschlossen, selbst hierher zu kommen.“
Atticus unterdrückte ein Lachen und nickte.
„Wo findet das Treffen statt?“, fragte er.
„Dort, wo alles begann“, sagte Oberon. „An der Grenze zwischen den Menschen und den Vampyros.“
Nach dem Gespräch mit Oberon ging Atticus in die Mitte des Trainingsraums.
Er schloss die Augen und atmete tief durch.
„Was wirst du tun?“
Er hörte Ozeroths Stimme in seinem Kopf, aber im Moment hatte er keine Antwort.
Also sagte er nichts.
Jezeneth war stärker gewesen, als er erwartet hatte.
Aber wenn er darüber nachdachte, ergab das Sinn.
Im Gegensatz zum Menschenreich, das mehrere Anführer hatte, herrschte sie allein über die Vampyros.
„Ich kann davon ausgehen, dass die Anführer der anderen Rassen genauso stark sind.“
In dieser Welt konnte nur Stärke die Menschen führen.
Wenn die Anführer der anderen Rassen so stark waren wie Jezeneth, dann kam ein Kampf gegen sie nicht in Frage.
Er war unterlegen.
„Außerdem sind sie nicht eingeschränkt.“
Im Gegensatz zu den Vampyros waren die anderen Rassen möglicherweise nicht denselben Einschränkungen unterworfen.
Sie konnten das Gebiet der Menschen angreifen.
Atticus atmete tief ein und aus.
Er stand an einem Scheideweg und sein Verstand arbeitete auf Hochtouren, um einen Ausweg aus dieser Krise zu finden.
„Du scheinst Hilfe zu brauchen, Bond. Soll dieses erstaunliche Wesen dir helfen?“
„Du hast eine Lösung?“ Atticus riss die Augen auf.
„Hmph. Dass dich dieses kleine Problem so sehr beschäftigt … Das ist fast schon eine Beleidigung für meine Intelligenz. Das zu lösen ist kaum der Mühe wert, ich sollte dir dafür Geld verlangen, dass ich darüber nachdenken muss.“
Atticus‘ anfänglich aufgeregter Gesichtsausdruck wurde ruhig, und seine Finger zuckten leicht.
„Dann verschwende nicht meine Zeit. Sprich.“
„Tsk, du hast ja überhaupt keine Geduld“, schnalzte Ozeroth mit der Zunge. „Hör zu, Bond, ich gebe dir noch einen der großartigen Ratschläge des Ozeroth. Du musst deine aktuellen Fähigkeiten sehr gut einschätzen können …“
…
Der Tag verging schnell, und bald war der nächste Tag angebrochen.
Die Szenen, in denen Atticus gegen die Vampyros kämpfte, hatten die Leute beruhigt.
Dennoch lag noch immer Spannung in der Luft.
Die Leute waren sich der Spione der Vampyros, die im Gebiet der Menschen lauerten, und des Chaos, das sie weiterhin in den Sektoren anrichteten, sehr wohl bewusst.
Diese Unruhe machte alle misstrauisch und unsicher, wem sie vertrauen konnten.
Bevor der Tag zu Ende war, hatte Oberon eine weitere neue Idee.
Er stattete diejenigen an der Spitze des Großmeisterranges mit dem Artefakt aus und ließ sie einen Mana-Vertrag unterzeichnen, der besagte, dass das Artefakt nicht in andere Hände fallen durfte.
Anschließend richtete er mehrere Orte im gesamten Gebiet der Menschen ein, an denen die Leute, wenn sie wollten, ihre Herkunft nachweisen und ein Zeichen erhalten konnten.
Dies führte zu einer Spaltung zwischen den Gezeichneten und den Ungezzeichneten, und die Leute beeilten sich, ihr Zeichen zu erhalten.
Während die Leute in den menschlichen Gebieten herumwuselten, versammelte sich die Elite in einer Ödnis.
Die Pufferzone, in der die Schlacht gegen die Vampyros stattgefunden hatte, war zu einer öden Landschaft verkommen.
Es gab keine Pflanzen.
Kein Leben.
Es war eine große, provisorische Säule errichtet worden, auf deren Spitze sich eine große runde Plattform befand, die von zahlreichen Thronen umgeben war.
Die Vorbilder der Menschenwelt waren gemeinsam an die Grenze gekommen.
Die meisten blieben jedoch in der Zitadelle, die Oberon anstelle von Fort Echohelm errichtet hatte, sodass nur Oberon, Magnus, Thorne und die Hauptfigur des Geschehens übrig blieben –
Atticus.
Die anderen Rassen trafen nacheinander ein.
Allerdings war niemand zu spät gekommen.
Das Treffen war für 11 Uhr angesetzt, und zu diesem Zeitpunkt schwebten alle in der Luft und waren von unterschiedlichen Emotionen überwältigt, als sie die Szene vor sich sahen.
Die Menschen waren zweifellos die Gastgeber dieses Treffens.
Obwohl sie in der Hierarchie viel zu niedrig standen, um Leute von ihrem Rang zu empfangen, erforderte es die Situation.
Als die anderen Rassen eintrafen, sahen sie alle dasselbe.
Oberon, Magnus, Thorne und der menschliche Apex schwebten in der Luft.
Das war jedoch nicht das, was sie schockierte.
Nein.
Das Erste war die Art, wie sie schwebten.
Atticus stand an der Spitze, während die anderen drei direkt hinter ihm schwebten, als würden sie seinen Worten folgen.
Und das Zweite –
die überwältigende Kraft, die von diesem siebzehnjährigen Jungen ausging.
Er war ein verdammter Paragon.
