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Kapitel 910: Der Gipfel

Kapitel 910: Der Gipfel

Der beißende Geruch des sauren Meeres schlug Atticus wie ein Hammer in die Nase. Er spürte, wie es auf seiner Haut brannte, aber trotzdem verzog er den Mund zu einem leichten Lächeln.

„Hoffentlich sieht er mich nicht“, dachte er.

Wenn Ozeorth alles beobachtete, würde Atticus nie ein Ende finden.
Atticus hatte sich den Rat des Geistes zu Herzen genommen. Wenn er über seine bisherigen Erfahrungen nachdachte, musste er zugeben, dass er seine Intelligenz und seine Wahrnehmung nicht voll ausgeschöpft hatte.

Als er die drei Geister zu Beginn der vierten Prüfung zum ersten Mal getroffen hatte, hatte er gespürt, dass etwas nicht stimmte. Es hatte eine spürbare Spannung geherrscht, ein subtiler Hinweis darauf, dass nicht alles so war, wie es schien.
Er hatte Dorander, den Schweigsamen, aus einem einzigen Grund ausgewählt: Der Mann zeigte seine Gefühle offen.

Das machte die Sache einfacher.

Schock, Verwirrung, Zögern und sogar Momente kalter Entschlossenheit – Atticus hatte alles gelesen. Er wusste, dass Verrat bevorstand, wenn auch nicht genau, wann und wie.

Dennoch hatte er sich von Anfang an darauf vorbereitet.
Das Katana konnte seine spirituelle Energie blockieren. Es konnte seine Elemente unterdrücken und seine Künste versiegeln. Aber es gab eine Sache, die es nicht berühren konnte.

Seinen Willen.

Sein Wille war nicht an seine Mana, seine Elemente oder gar seine Künste gebunden. Er war die Essenz seines Wesens, sein Antrieb, seine Entschlossenheit, seine Identität.

Das Katana konnte die Werkzeuge unterdrücken, die er einsetzte, aber es konnte nicht unterdrücken, wer er war.
Atticus hatte während des gesamten Prozesses bewusst seine Willenskraft zurückgehalten. Viele hielten das vielleicht für zu subtil oder unbedeutend, aber nur Atticus wusste, wie überwältigend es wirklich war.

Die Luft schrie, als er stürzte, und peitschte um ihn herum wie ein heftiger Sturm. Unter ihm brodelte das grüne Säuremeer, dessen tödliche Umarmung nur noch wenige Augenblicke entfernt war.

Atticus atmete langsam aus, sein Atem war ruhig und gleichmäßig.

Dann passierte es.
Ein tiefes, purpurrotes Leuchten brach aus seinem Körper hervor, eine Welle roher, ungefilterter Kraft, die wie ein Lauffeuer loderte.

Sie pulsierte und dröhnte, lebendig und verschlang die Mana in der Luft, während er sie in Aerokinese verwandelte. Der Himmel färbte sich blutrot und der Sturm zerbrach unter dem Gewicht seiner Energie.

Sein Fall kam zum Stillstand.
Unter ihm materialisierten sich leuchtend rote Trittflächen in der Luft, die durch seinen Willen dort gehalten wurden. Sie pulsierten, fest und unnachgiebig, und strahlten seine Essenz aus.

Atticus stand ruhig da, seine durchdringenden purpurroten Augen nach oben gerichtet.

Er duckte sich tiefer als zuvor. Seine Beine waren wie Federn angespannt, jeder Muskel voller Kraft. Die Luft um ihn herum zitterte und vibrierte, als sich das Mana in der Atmosphäre seinem Willen beugte.
Dann sprang er los.

Ein purpurroter Streifen schoss wie ein Meteor durch den Sturm, schneller, als das Auge folgen konnte.

Dorander stand wie erstarrt da, sein Verstand schrie vor Unglauben, während sein ganzer Körper wie festgenagelt war.

„Er kommt, um mich zu holen.“

Auf den schwebenden Sitzen sprach der dritte Geist, einer der Männer, die Atticus zu Beginn der vierten Prüfung getroffen hatte, ruhig.

„Bereust du es?“
Dorander antwortete nicht. Er konnte nicht. Seine Gedanken wirbelten durcheinander.

Bereuen?

War es das wert? Wenn er die Chance hätte, es noch einmal zu tun, würde er es tun?

Seine Fäuste ballten sich, sein Kiefer presste sich zusammen und sein Blick verhärtete sich.

Er würde es tun. Ohne zu zögern.

Dies war eine zweite Chance im Leben. Er würde dafür kämpfen.
Sein Atem beruhigte sich und seine Entschlossenheit wurde eisern. Deine nächste Lektüre findest du bei Empire

Dorander umklammerte den Griff seines Katana fester, die Klinge glänzte, als er sie mit einer fließenden Bewegung aus der Scheide zog. Er atmete tief aus und murmelte leise vor sich hin.

„Vierte Kunst …“

Die Veränderung war sofort spürbar.
Seine Aura brach wie ein Sturm nach außen hervor, dicht und erdrückend, und die Luft wölbte sich unter ihrem Gewicht.

Mana schoss hervor und wirbelte sich zu einem Strudel, der den gesamten Gipfel umhüllte. Der Boden barst unter dem Druck, die Luft verdichtete sich, und die zuschauenden Geister schwiegen, ihre Augen voller Neugier.

Dann raste ein purpurroter Streifen an der Felswand vorbei und durchschnitten den bedrückenden Sturm, als wäre er nichts.
Atticus erschien hoch über der Arena und fixierte Dorander mit seinem durchdringenden Blick.

Kälte traf auf feurige Entschlossenheit.

Die Welt stand still.

Trotz seiner erschöpften Mana und der schweren Belastung, die auf seinem Körper lastete, strahlte Atticus eine unheimliche Ruhe aus. Seine Präsenz war unerschütterlich, seine Konzentration absolut.

Er hatte es herausgefunden.

Warum hatte Dorander ihn von der Klippe gestoßen, anstatt ihn direkt zu bekämpfen? Warum hatte der Geist seine Ankunft in der Arena verzögert?

Dann wurde ihm klar, was los war.

„Ich würde mich erholen.“
Das Katana war immer fair. Die Arena würde ihn vollständig wiederherstellen, und Dorander hatte das gewusst. Er hatte versucht, das zu verhindern.

Aber es war zu spät.

Atticus‘ Körper pulsierte, als seine Mana in einer plötzlichen, überwältigenden Welle zurückkehrte. Kraft strömte in seine Glieder, seine Sinne schärften sich und seine Müdigkeit verschwand.
Ein subtiler Zug an seiner Seite erregte seine Aufmerksamkeit. Ohne zu zögern griff er nach dem Griff seines Katana, das wieder an seiner Seite erschienen war.

Seine Aura wurde eisig, sein Gesichtsausdruck unlesbar.

Atticus sagte nichts, aber seine Gedanken rasten.

Bevor er den Berg bestiegen hatte, hatte er Dorander eine scheinbar zufällige Frage gestellt: „Sollte ich während des Aufstiegs etwas lernen?“ Das war kein Zufall gewesen.
Doranders Antwort hatte ihn wachsam gemacht.

Jede Prüfung, das wirbelnde Mana, die Suche nach Zielen, das Komprimieren der Energie, war eine Lektion gewesen. Zusammen bildeten sie die Grundlage für etwas viel Größeres.

Die vierte Kunst.

Atticus‘ Mana brodelte, seine Kraft manifestierte sich in einem Sturm, wie es ihn noch nie gegeben hatte.

Er brach los.
Der Gipfel bebte unter ihrem Gewicht, als purpurrote und azurblaue Energie nach außen schoss und Doranders Sturm mühelos zerriss.

Die Geister, die von ihren schwebenden Sitzen aus zuschauten, schnappten nach Luft und starrten mit großen Augen auf Atticus.

Er hatte es bereits gemeistert!?

Dorander zitterte, sein Selbstvertrauen bröckelte unter der schieren Kraft von Atticus‘ Präsenz.

Aber Atticus ließ ihm keine Zeit zum Nachdenken.
Mit einer einzigen fließenden Bewegung zog Atticus sein Katana und hob es hoch.

Der Sturm gehorchte ihm.

Er sammelte sich um die Klinge und wirbelte wie ein Drache, der sich um seinen Meister windet. Die Energie brüllte, lebendig und unersättlich, und das Katana glühte mit furchterregender Intensität.

Dorander stockte der Atem.

Atticus‘ Griff wurde fester.
Und dann, ohne ein Wort, senkte sich das Katana.

Der Energiedrache schoss nach vorne, eine Kraft der reinen Zerstörung, die alles in ihrem Weg verschlang. Der Gipfel bebte, und die Luft selbst zeriss unter der schieren Kraft des Schlags.

Doranders Körper versteifte sich, sein Griff um sein Katana wurde schwächer. Doch als der Angriff näher kam, wurden seine Augen weicher, und ein Seufzer entrang sich seinen Lippen.
Er atmete tief aus, und ein Hauch von Frieden huschte über sein Gesicht.

Als der Energiedrachensturm näher kam, steckte Dorander sein Katana in die Scheide. Sein Blick war auf Atticus gerichtet, seine Stimme ruhig und gelassen.

„Was treibt dich an?“

Die Worte hingen schwer in der Luft. Es war die Frage, die Dorander von Anfang an stellen wollte. Die Frage, die ihn beschäftigte, selbst als sein Ende nahte.
Selbst als der Energiedrache durch den Raum raste, blieb Doranders Blick unerschütterlich.

Der Angriff kam näher. Für einen Moment herrschte Stille.

Dorander dachte, die Antwort würde nicht kommen.

Aber sie kam.

„Der Gipfel.“

Dorander lächelte, ein kleines, wissendes Lächeln.

„Natürlich“, murmelte er, seine Stimme kaum hörbar inmitten des tosenden Sturms.

Der Angriff traf.
Eine Explosion aus weißem Licht brach hervor, blendete alles und verschlang den Gipfel in ihrer Helligkeit.

Atticus‘ Odyssee: Wiedergeboren auf einem Spielplatz

Atticus‘ Odyssee: Wiedergeboren auf einem Spielplatz

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Atticus' Leben ist an einem einzigen Tag kaputt gegangen – seine Freundin hat ihn verraten und dann hat ihn ein mysteriöser Typ erschossen. Aber statt in der einsamen Dunkelheit aufzuwachen, ist er in einer anderen Welt wieder aufgetaucht, als Erbe einer der mächtigsten Familien der Menschen – in einer Welt, die vom Krieg zerstört ist und kurz vor der Niederlage gegen eine brutale Alienrasse steht. Angetrieben von intensiver Wut und Rachegelüsten wird Atticus vor nichts zurückschrecken, um stärker zu werden, seinen Mörder zu finden und in einer vom Krieg zerrütteten Welt ums Überleben zu kämpfen. Discord: https://discord.gg/t7z25ZzKX3 "Atticus' Odyssey: Reincarnated Into A Playground" ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Fantasy, Romantik, Reinkarnation, Action und Abenteuer. Geschrieben vom Autor RealmWeaver. Lies den Roman "Atticus's Odyssey: Reincarnated Into A Playground" kostenlos online.

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