Was war das Erste, was dir in den Sinn kam, als du den Spruch „Das Leben vor deinen Augen vorbeiziehen sehen“ gehört hast?
Viele würden das wörtlich nehmen – dass dir am Ende deines Lebens die Erinnerungen an dein ganzes Leben durch den Kopf schießen, vor allem die wichtigen.
Andere würden vielleicht eher emotional reagieren – statt nur Erinnerungen würdest du eine Welle intensiver Gefühle spüren, die mit den Momenten und Menschen verbunden sind, die dir am wichtigsten waren.
Aber die meisten würden einen wichtigen Aspekt der ganzen Situation vergessen: die aktuellen Gefühle der Person.
Je nach den Umständen können diese Gefühle sehr unterschiedlich sein – Bedauern, Unwilligkeit oder sogar Glück.
Aber für Elysia war es nichts davon.
Elysia hat alles vergessen. Sie hat ihre ewige Liebe zu ihrer Haut und ihrer Schönheit vergessen. Sie hat ihre Loyalität gegenüber dem Obsidian-Orden vergessen.
Sie vergaß jede einzelne Erinnerung an ihr bisheriges Leben. Stattdessen überwältigte sie nur noch ein einziges Gefühl: Angst.
Während Elysia rückwärts durch die Luft flog, krümmte sich ihr Körper vor Schmerz, ihr Gesicht war ein zerfetztes Durcheinander aus verbranntem Fleisch.
Die Hitze von Atticus‘ Flammen hatte ihre einst so geschätzte Haut deformiert, die Qualen verzehrten jeden ihrer Nerven. Die Luft rauschte an ihr vorbei, aber in ihrem Kopf verlangsamte sich alles.
Sie spürte den scharfen Stich der Realität, den viszeralen Schmerz, der an ihr zerrte, und dann … die Angst.
Ihr Körper alterte rapide, Falten bildeten sich in ihrem Gesicht, ihr einst so lebhaftes Haar wurde schneeweiß.
Die Energie, die sie aus ihrem Innersten aufbringen musste, um nach dem Aufprall ihren Kopf intakt zu halten, raubte ihr fast ihr ganzes Leben.
Sie spürte, wie ihre Jugend und ihre Lebenskraft wie Sand durch ihre Finger rannen. Ihre Haut erschlaffte, ihre Knochen knackten und ihre Sicht verschwamm.
Die Lebenskraft, die sie geopfert hatte, um diesen Moment zu überleben, hatte sie alt, gebrochen und zerbrechlich zurückgelassen.
Durch die Welt der Schmerzen zwang sie ihre Augen, sich zu bewegen, um nach demjenigen zu suchen, der ihr das angetan hatte.
Aber Atticus war bereits verschwunden.
Alles, was sie sah, war die schimmernde Feuerspur, die dort durch die Luft geschnitten war, wo er sich bewegt hatte.
„Nein …“, flüsterte ihr Verstand, während ihre Gedanken rasten, selbst als ihr Körper darum kämpfte, sich festzuhalten. Angst umklammerte ihre Seele.
Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust, als sie den Hals reckte und die Gegend absuchte, während ihr Verstand sie anschrie, ihn zu finden, bevor …
Da!
Ein Feuerstreifen flammte über ihr auf, und dann … war er da. Atticus tauchte auf, sein flammendes Katana hoch erhoben, das Inferno seiner Präsenz erhellte die Nacht wie eine zweite Sonne.
Seine Bewegungen waren fließend, wie ein Feuergeist, unwirklich in ihrer Geschwindigkeit. Aber für Elysia, deren Leben ihr entglitt, fühlte sich alles wie in Zeitlupe an.
Das Katana, das vor Hitze glühte, senkte sich wie ein göttliches Urteil auf ihren Kopf. Die Zeit schien stillzustehen. Sie konnte ihre eigene Angst in der Klinge reflektiert sehen, verzerrt durch die Flammen, die um sie herum tanzten.
„Ah … das ist also das Ende …“
Inmitten der Panik wurde ihr plötzlich klar: Es gab kein Entkommen. Ihr Körper hatte seine Grenzen erreicht, ihre Seele stand am Abgrund.
Elysia’s Angst wich grimmiger Resignation, ihre Augen – jetzt stumpf und gealtert – starrten auf ihren bevorstehenden Tod.
Sie schloss die Augen, bereit, das Ende zu akzeptieren. Doch gerade als das flammende Katana auf sie herabfallen wollte, rammte eine blendende Gestalt sie seitlich und schleuderte sie aus der Bahn der Klinge.
Das flammende Katana verfehlte sie um Haaresbreite, aber die Wucht von Atticus‘ Schlag war so überwältigend, dass ein blutroter Bogen durch die Luft schoss und den Hügel, auf dem sie standen, in zwei Teile spaltete. Die Erde ächzte, als die schiere Energie des Angriffs durch das Anwesen donnerte.
Elysia riss vor Schreck die Augen auf und erblickte Gideon, dessen gesamte Gestalt in einem platinblauen Schimmer erstrahlte. Seine Aura hatte die goldene Verwandlung, die er zuvor durchgemacht hatte, bei weitem übertroffen.
Seine massive Gestalt ragte über das Schlachtfeld, seine Muskeln waren wie Stahlseile, seine Adern pulsierten vor roher Kraft. Er hatte sich zu seiner endgültigen Form entwickelt – einer furchterregenden Naturgewalt.
Boman war von diesem Anblick völlig überwältigt. „Platin?“, dachte er ungläubig. Er bezweifelte, dass selbst er einen direkten Treffer von Gideon in dieser Form überleben könnte.
„Eine Ameise bleibt eine Ameise! Ich werde dich zermalmen, bis nichts mehr von dir übrig ist!“, brüllte Gideon und holte mit seinem kolossalen Arm aus.
Sein Blick heftete sich auf Atticus. Ohne zu zögern, schlug er mit seiner riesigen Faust nach vorne, wobei die schiere Kraft des Schlags Schallwellen erzeugte und mehrere konzentrische Kreise um ihn herum bildeten.
Sein Blick war auf Atticus geheftet. Ohne zu zögern, schlug er mit seiner massiven Faust nach vorne, wobei die schiere Wucht des Schlags einen Überschallknall erzeugte und mehrere konzentrische Kreise um ihn herum bildeten.
Der Boden unter Gideons Füßen barst unter dem Druck, und seine Aura brach wie eine Schockwelle um ihn herum hervor.
Aber Atticus, der in Flammen gehüllt war, flackerte einfach nach hinten, als wäre sein Körper aus lebendem Feuer.
Seine Bewegungen waren unglaublich schnell, seine Gestalt hinterließ Nachbilder in der Luft, als er davonflitzte.
Dann, in einem Augenblick, brach er hervor – sein Katana blitzte purpurrot auf. Er bewegte sich mit blendender Geschwindigkeit und entfesselte eine Flut von Hieben. Hunderte von Schlägen wurden zu Tausenden, jeder auf einen einzigen Punkt gerichtet – Gideons Faust.
Das Geräusch jedes Hiebs, der durch die Luft schnitt, war ohrenbetäubend, und die Hitze, die von Atticus‘ Körper ausging, verzerrte den Raum um ihn herum.
Seine Bewegungen waren so schnell, dass es schien, als hätte er sich vervielfacht, und die Nachbilder hinter ihm verschwammen, während die Hiebe an einem einzigen blendenden Punkt zusammenliefen. Die Temperatur stieg, die Hitze war so intensiv, dass selbst die Luft zu brennen schien.
In einem einzigen verheerenden Moment trafen die Hiebe auf Gideons Faust und trafen mit einer Explosion der Kraft aufeinander.
Was eigentlich ein vernichtender Schlag hätte sein sollen, wurde zu etwas weitaus Verheerenderem. Das Katana durchschlug Gideons Arm wie eine geschmolzene Klinge Stahl, schnitt durch die dicken Muskeln seiner Knöchel, spaltete sie in zwei Teile und durchdrang dann mit erschreckender Präzision seine Schulter.
Gideons Schmerzensschrei erschütterte das Schlachtfeld, sein massiger Körper zuckte zurück, während Blut wie ein Geysir in die Luft spritzte.
Sein Mund öffnete sich weit und seine Aura explodierte nach außen, sodass die Erde von einem Brüllen erschüttert wurde, das über das Schlachtfeld hallte.
Dieses Brüllen war um ein Vielfaches stärker als das vorherige, das Boman nach hinten geschleudert hatte.
Doch bevor Gideons Brüllen überhaupt richtig zu hören war, bevor seine überwältigende Kraft mit voller Wucht zuschlagen konnte, war Atticus bereits da.
Ohne Vorwarnung traf ein flammender Fuß Gideons Kinn mit einem brutalen Aufwärtshaken.
Die Wucht durchzuckte seinen Kiefer, schlug ihn nach oben und die Schockwelle raste wie ein Blitz durch seinen Schädel.
Der Boden unter ihnen gab nach, Staub und Trümmer flogen durch die Luft, als Gideons kolossale Gestalt wie eine Stoffpuppe hoch in die Luft geschleudert wurde.
Die Schockwelle breitete sich über das Anwesen aus, spaltete den Boden und riss Trümmer von den umliegenden Gebäuden. Gideons Körper schoss nach oben, sein massiger Körper verdrehte sich in der Luft, während Blut aus seinem abgetrennten Arm spritzte und in dicken, purpurroten Bögen herabfiel.