Dank der Ausrüstung, die ihr Shamisha gegeben hatte, die sie wiederum von Linkle bekommen hatte, hatte Mono einen neuen Körper und einen neuen Geist bekommen und es geschafft, eine Hülle zu erschaffen, die sie viel länger bei Verstand halten konnte als die letzte.
Aber ohne Stil und Mode, was für einen Sinn hat dann das Leben? Also gab sie sich goldene Zöpfe und ein rundes, niedliches Gesicht und fand sich in einem Körper zurecht, der im Vergleich zu ihrem machiavellistischen Geist ziemlich irreführend war.
In einem Rüschenkleid mit reflektierenden Diamantmustern bewahrte sie ihre würdevolle Erscheinung und trug sie mit einem sanften Lächeln. Neben ihr stand Grace, die große Machina und erste Mono-Puppe überhaupt. Ihre Kleidung war so schlicht wie immer, aber selbst sie hatte sich mit Make-up ein wenig verschönert, um vorzeigbar zu sein.
„Ich könnte Pläne schmieden, um die Welt zu erobern, aber stattdessen sitze ich hier und nippe an einem Wein, den ich kaum schmecken, geschweige denn verdauen kann …“, sagte Mono und drehte ihr Glas. Sie hatte fast eine Stunde lang mit dem König und der Königin gesprochen, und selbst als sie endlich frei war, wurden sie von zahlreichen Gästen beobachtet.
„Das wirst du nicht tun, Meisterin“, ermahnte Grace und warf der Königin einen vernichtenden Blick zu.
„Lerne, einen Scherz zu verstehen.“ Mono verdrehte erneut die Augen, nahm einen kleinen Schluck und beobachtete, wie sich eine Frau mit einem Zylinderhut langsam aus der Ferne näherte. Die Königin musterte sie mit ihren Augen und schloss, dass es sich um die eiserne Drachenfrau handelte, die einen Deal mit Raven geschlossen hatte. „Gallaria, die Wächterin der verfluchten Schätze.“
Ausnahmsweise war ihr Lächeln echt, als Mono ihr die Hand entgegenstreckte. Doch statt sie zu ergreifen, hob die Drachenfrau ihre Hand und verbeugte sich höflich.
„Ich wage es nicht, Ihre Majestät mit bloßen Händen zu berühren. Nehmen Sie diese Verbeugung als Gruß“, sagte Gallaria mit einem sanften Lächeln auf den Lippen.
Zu Monos Überraschung war die Drachenfrau höflicher, als sie es erwartet hatte. Schließlich war der König der Krähen einer der vielen Gründe, warum der Clan der Eisendrachen zu diesem Zeitpunkt fast ausgestorben war.
„Vielleicht weiß sie es nicht, oder vielleicht doch?“ Unsicher, was die Wahrheit war, schüttelte die Königin den Gedanken ab. Während sie noch über alles nachdachte, war auch Mecerdes neben die Drachenfrau getreten, und ähnlich wie der Wächter mit seinem bandagierten Arm war auch die Händlerin am ganzen Körper mit Verbänden bedeckt.
„E-Eure Majestät …“, sagte Mercedes und verbeugte sich ebenfalls vor der Königin, um ihr ihren Respekt zu erweisen.
Diesmal war es Mono, die beschloss, die beiden zu überraschen, statt umgekehrt. Sie streckte ihre Hand aus, nutzte das Kaleidoskop-Protokoll und sprach einen Heilzauber, den sie Erika gestohlen hatte. Im nächsten Moment spürten die beiden, wie ihre Schmerzen nachließen, und der Ausdruck unterdrückter Anspannung verschwand aus ihren Gesichtern, sobald der Zauber vorbei war.
„Braucht ihr irgendwas von mir?“ Bevor sie sich für den Segen bedanken konnten, nahm Mono ihre Hand wieder herunter und fragte. Sie lehnte sich an Grace, nahm einen Schluck von ihrem Wein und kicherte. „Ich muss mich bald mit Shamisha und Linkle treffen, um über die Ausrüstung zu reden, die sie mir gegeben haben, um meine geistige Gesundheit zu kontrollieren. Ich würde mich gerne kurz fassen, wenn das geht.“
„Oh, ich weiß nicht, ob das so geht …“ Wieder tauchte jemand aus der Menge auf und störte die Ruhe, bevor die Mädchen ein Wort sagen konnten. Alle, die nicht aus Athenia oder Elenaris stammten, drehten sich zu ihr um und waren etwas verwirrt. Aber für Mono war die Anwesenheit der Frau völlig klar. „Die Herrin – Ihr habt sicher schon von mir gehört, Eure Majestät ~“
Die Herrin lachte hinter verschlossenen Lippen und näherte sich der Königin. Ihr tief ausgeschnittenes Kleid mit Schlitzen an den Seiten, die ihre Vorzüge betonten, war eine Ablenkung unter vielen, besonders mit dem leuchtenden Violett und der massiven Rubinkette, die auf ihrer Brust lag. Trotzdem tanzte sie unbekümmert umher und genoss es, sich einmal richtig in Szene zu setzen.
„Ich habe tatsächlich schon von Ihnen gehört …“ Als Mono diesmal ihre Hand ausstreckte, war die Herrin die erste Person außer der Königin, die sie annahm. Die beiden schüttelten sich kurz die Hände, ließen sie wieder los und starrten sich einen langen, stillen Moment lang an. „Die Urteufelin der siebten Ebene, wenn ich mich nicht irre, womit verdanke ich Ihnen die Ehre, gnädige Frau?“
Die Augen der Herrin weiteten sich bei dieser formellen Begrüßung, sie hatte erwartet, dass Mono ihr gegenüber viel harscher sein würde.
„Oh, keine Notwendigkeit für solche Formalitäten, ich wollte nur Ihre Bekanntschaft machen, das ist alles.“
„Ich habe übrigens in der Schlange gestanden …“ Während Mercedes verblüfft im Hintergrund stand, weil eine Urgesteinswesen unter ihnen war, packte Gallaria die Herrin an der Schulter und schob sie sanft von Mono weg. „Das ist ein bisschen unhöflich, findest du nicht? Sich einfach so in ein Gespräch einzumischen, das ist der unhöflichste Teufel, den ich je getroffen habe!“
Die Herrin runzelte wütend die Nase und warf der Drachenfrau einen bösen Blick zu, aber mit Mono vor sich wagte sie es nicht, für Unruhe zu sorgen. Sie hatte keine Angst vor der Drachenfrau und auch nicht vor der Königin, aber ihrer Erfahrung nach war ein gutes Verhältnis zu Monarchen viel wichtiger als solche zweifelhaften Streitereien.
„Ich werde …“ Die Herrin wandte sich stattdessen an die Königin, zwang sich zu einem Lächeln und beschloss, doch zu gehen. „Wir sehen uns, Eure Majestät. Und ich werde dafür beten, dass das Loch in Ihrer Brust so schnell wie möglich heilt.“
„Gleichfalls, und das ist nicht nötig – ich habe mich längst von dem Attentatsversuch der Göttin erholt.“
„Was in Gottes Namen sind das für Leute?!“ Als Mercedes diese lockere Unterhaltung über alles andere als lockere Themen hörte, flippte sie total aus, denn sie war noch nie unter so monströsen Menschen gewesen. Und doch sollte ihre Überraschung im Laufe der Party noch weiter zunehmen, denn Urwesen und Auserwählte der Götter waren eine Sache, aber sogar die Götter selbst waren bei dieser Versammlung der Mächtigen spirituell anwesend.
