Als Raven im „Enchanted Wand“ ankam, schlief Darius noch. Er wollte seinen müden Kumpel nicht wecken und hinterließ ihm einen Brief, in dem er ihm alles über die Vampirjagd erzählte. Dazu schrieb er eine Entschuldigung, weil er den Mistkerl nicht umgebracht hatte, bevor seine Verlobte getötet wurde.
„Ich bezweifle, dass ein Mann wie er dem zustimmen wird“, dachte Raven mit schwerem Herzen und warf einen letzten Blick auf den Gravurladen. „Aber ich hoffe, dass er mit der Zeit darüber hinwegkommt und sich nicht zwingt, in der Vergangenheit zu leben.“
Da er selbst lange Zeit nach seinen Eltern gesucht hatte, die er nie kennengelernt hatte, wusste Raven genau, wie es sich anfühlt, an der Vergangenheit festzuhalten.
Der Körper wächst schneller als der Geist, und was übrig bleibt, ist eine Hülle, deren Geist träumerisch in der Vergangenheit verweilt.
„Jetzt lebe ich immer noch in der Vergangenheit, in diesem Laden …“ Raven riss sich aus seinen Gedanken los, drehte sich um und machte sich auf den Weg zum Boartooth Inn. Seine Begleiter warteten schon seit gestern Abend auf ihn, und nachdem er sie die ganze Nacht hatte warten lassen, würden ihnen sicherlich einige Fragen auf den Lippen liegen.
Der Magier klopfte mit den Schuhen auf den Boden, streckte die Beine aus und rannte durch die Straßen. Wie ein Sturmwind hinterließ er eine Staubwolke und ließ alles hinter sich. Seine schnellen Schritte erinnerten ihn an die letzte Nacht, bevor die Jagd begann, als die Vampirspione seine Gruppe durch die Straßen verfolgt hatten.
„Es fühlt sich an, als wäre das nie passiert.“ Es kam ihm unwirklich vor, wie viel in einer Nacht passieren konnte. Von der Verfolgung durch Spione über den Mord an einem Vampir bis hin zu einer heißen Nacht mit einer neuen Frau. „Das könnte unsere letzte Mission in Athenia sein, wenn wir bald abreisen, und um ehrlich zu sein, bin ich froh, dass wir diesen verdammten Vampir gejagt haben.“
Als er seine Gedanken zu Ende gedacht hatte, war er schon beim Boarthooth angekommen. Er hielt sich davon ab, loszusprinten, und ging schnell rein. Er sah sich kurz um und entdeckte nicht nur Moxy, die gerade Gäste bediente, sondern auch Mino, die allein auf einem Barhocker saß und einen Verband um den Bauch hatte. Plötzlich roch Mino etwas in der Luft und drehte den Kopf.
„Endlich, ich warte schon seit gestern Abend auf diesen Trottel …“, sagte Mino gähnend, während ihre Augen zufielen.
Als Moxy zum ersten Mal seit gestern Abend etwas sagte, folgte Moxy ihrem Blick zu Raven. Sie stellte einen Krug Kaffee auf einen Tisch und starrte die beiden mit einem leichten Lächeln an.
„Sie hat nicht einmal geblinzelt, während sie gewartet hat, weißt du?“ Moxy ging mit einem leeren Tablett auf Raven zu und warf Mino einen kurzen Blick zu. „Er ist da, geh dich ausruhen, bevor du Falten auf deinen perfekten roten Wangen bekommst.“
Mino stand mit einem weiteren Gähnen vom Hocker auf, streckte sich ein wenig und nickte dann der Fuchsfrau und ihrem Meister zu.
„Ja … Weck mich, wenn wir gehen“, sagte sie, bevor sie sich zur Treppe umdrehte und stolpernd hinaufstieg.
„Übrigens …“ Moxy packte Ravens Hand, während er noch Mino ansah, drehte sich zu dem Kunden um und führte seine Hand um ihren Rücken. Langsam ließ sie sie nach unten gleiten, bis seine Finger unter ihren Rock und schließlich zwischen ihre Pobacken glitten.
„Ich glaube, ich bin heute Nacht bereit dafür, ich will nicht, dass du gehst, bevor wir es von hinten gemacht haben.“
Seine Finger streichelten die Basis ihres Buttplugs, in den ein herzförmiger Edelstein eingelassen war, und Raven freute sich auf die kommende Nacht. Es würde wahrscheinlich für eine Weile ihre letzte Nacht im Boartooth sein, also wollte er sie mit etwas Besonderem genießen.
„Ich warte auf dich“, flüsterte er ihr ins Ohr.
Mit diesem Versprechen an das Fuchs-Mädchen machte er sich auf den Weg nach oben, um den Rest seiner Crew zu treffen. Als er die Treppe hinaufging, konnte er Erika und die anderen bereits in einem der Zimmer reden hören. Raven ging direkt hinauf, klopfte an die Tür und wartete, bis jemand öffnete.
„Wo warst du?“ Mit dieser Frage riss Mel die Tür auf und stand mit finsterer Miene vor ihm.
„Ist egal, du würdest meine Antwort sowieso nicht mögen“, sagte er, schob sie beiseite und ging rein.
Mel schloss die Tür hinter sich, ging schnell zu Amedith und setzte sich neben ihn aufs Bett. Raven sah sich im Zimmer um und bemerkte Erika und Aria, die beide auf zwei Hockern gegenüber dem Liebespaar saßen.
„Worüber habt ihr gesprochen?“, fragte er neugierig, was sie bisher besprochen hatten.
Alle drei Mädchen wandten ihren Blick Amedith zu und warteten darauf, dass der Held die Frage beantwortete.
Als alle Augen auf ihn gerichtet waren, seufzte er und sah Raven an, um zu antworten.
„Meine Mutter hat uns eingeladen, vor unserer Abreise eine Woche lang auf ihrem Bauernhof zu bleiben“, sagte Amedith, der, wie zu erwarten war, nicht gerade begeistert von der Einladung schien.
„Und du willst nicht, weil sie zu anhänglich ist?“, fragte Raven, der genau wusste, was der Held dachte.
Amedith zuckte mit den Schultern und sah sich um, als wollte er die Gedanken der anderen anhand ihrer Gesichtsausdrücke lesen.
„Ja, schon … Es ist nur manchmal zu viel …“
„Okay, das reicht jetzt“, unterbrach Aria ihn mitten im Satz, sprang aggressiv vom Hocker, ging zu dem einzigen Adoptivkind, packte Amedith am Kragen und zog ihn vom Bett.
„Lass ihn los!“, beschwerte sich Mel, doch die Dunkelelfe hatte nicht die Absicht, auf ihn zu hören.
„Du willst diesen Idioten wirklich verteidigen, obwohl jeder von uns gerne seinen Platz einnehmen würde?“, schrie Aria und starrte Mel eine Weile an, bevor sie sich umschaute, ob noch jemand anderer anderer Meinung war. Als nicht einmal Erika versuchte, sie aufzuhalten, wusste sie, dass ihr Verhalten nicht allzu unangemessen war.
„Sie hat so viel von ihrem Leben geopfert, um dich aus diesem Drecksloch von einem Waisenhaus herauszuholen, und du willst einfach so gehen – vielleicht für immer! Ohne ihr Bescheid zu sagen?“ Mit diesen Worten stieß sie Amedith zurück auf das Bett und knurrte ihn mit zusammengebissenen Zähnen an. „Wir gehen, und es ist mir egal, was du davon hältst …“
Ihre Worte hallten durch den Raum, bis völlige Stille eintrat. Niemand, nicht einmal der sogenannte Held, wagte zu sprechen, schließlich wusste er tief in seinem Inneren, wie glücklich er sich schätzen konnte, von einem Elternteil aufgezogen worden zu sein – etwas, das seine Freunde beklagten oder von dem sie nur träumen konnten.
„Aria …“ Die Priesterin brach die Stille und stand von ihrem Hocker auf. „Ich gehe zur Kirche, um einen letzten Gottesdienst zu halten. Willst du mitkommen?“
Nach einem kurzen Moment der Stille nickte Aria, und damit war das Gespräch beendet.
