Es war schon eine Weile her, dass Linkle Besuch in ihren Gemächern im dunklen Schloss von Elenaris hatte. Sie war oft allein und wurde nur von Mono gestört, der ihr bei der weiteren Umsetzung der Runeneinrichtungen in ihrer Stadt half.
Von Wasserhähnen, die nie leer wurden, bis hin zur Versorgung ihrer Automatenarmee mit verschiedenen Elementen – die Königin ließ Linkle an jedem Winkel hart arbeiten, um mit Magie für mehr Effizienz zu sorgen.
„Schon wieder eine Aufgabe?“ Die Hexe saß an ihrem Schreibtisch und seufzte. Sie hatte es satt, herumkommandiert zu werden, und hätte Mono nicht versprochen, ihr bei der Ausgrabung der Arachne-Höhle zu helfen, wäre sie schon längst nach Athenia gegangen. „Diese Zicke sollte besser diese hochentwickelten Automaten fertigstellen, damit sie mit allem fertig werden, was uns in dieser Höhle begegnen könnte …“
Sie schüttelte den Kopf und begann, die Dokumente zu überfliegen. Die meisten davon betrafen Probleme mit der Heizung und Kühlung in den Außenbezirken der kreisförmigen Stadt Elenaris.
Linkle wusste, dass die elliptische Vernetzung der Stadt das Reisen von einer Seite zur anderen erschwerte, und da immer mehr Häuser die Straßen verengten, wurden dringend alternative Transportmittel benötigt.
„Der Verkehr läuft nicht gut, was? Warum nutzt man nicht kleinere Züge wie den, der diesen Ort mit Athenia verbindet?“ Die Antwort schien ganz einfach, aber als Linkle weiterlas, wurde ihr klar, wo das Problem lag.
In einer Anmerkung ganz am Ende hatte Mono davon abgeraten. „Mehrere Züge, die in einem magischen Feld fliegen, könnten schreckliche Unfälle verursachen, und wenn sie vom Himmel fallen, wird es nur noch schlimmer.“
Linkle zerknüllte das Dokument in ihrer Hand und wollte es wegwerfen. Sie war nicht für Planungen und Gesetzgebung geschaffen, ihr Volk flatterte durch die Sterne, der Kosmos war ihr Spielplatz, aber hier saß sie nun und versuchte herauszufinden, wie man die Kanalisation, die Heizung, die Kühlung und den Transport für Wesen reparieren konnte, die keine Ahnung hatten, wann der Tag endete und die Nacht begann.
„Ahhh!“, schrie sie laut und begann, die Falten mit der Hand zu glätten, um ihre eigenen Vorschläge zu schreiben. „Angesichts des Todes von Tausenden, meist Kriminellen, rate ich der Königin, das Abwassersystem zu überarbeiten.
Die nahe beieinander liegenden Abflussrohre sollten zu einem einzigen verbunden und die bereits massiven Rohre zu viel größeren und hygienischeren Anlagen ausgebaut werden, in denen reguläre Züge gebaut werden können, die den Verkehr befördern, ohne Platz in den oberen Stockwerken zu beanspruchen. Außerdem bin ich fertig! Behaltet eure Maschinen, ich helfe euch erst, wenn ihr mir geholfen habt!“
Linkle schrie sich die Seele aus dem Leib, faltete das Dokument zusammen und steckte es zurück in den Umschlag, in dem es angekommen war. Sie legte es für einen Moment beiseite, legte den Kopf auf den Schreibtisch und schloss die Augen. Sie atmete tief durch und überlegte sich eine Alternative, um den Teufel loszuwerden. Nur eine einzige Sache ging ihr durch den Kopf, aber …
„Wenn ich diesen Weg einschlage, wird ein Krieg mit diesem Mistkerl unvermeidlich sein.“ Linkle war nicht gerade zuversichtlich, dass sie gewinnen könnte, und wollte auf keinen Fall den Tod von Raven und seiner Gruppe riskieren, zumal es keinen Grund für einen Konflikt gäbe, wenn sie die Ressourcen aus der Höhle holen könnte. „Wem mache ich hier eigentlich etwas vor? Dieser Mistkerl wird mich nicht einfach so gehen lassen, nur weil ich meine Schulden bezahlt habe.“
Sie tippte mit dem Finger auf den Tisch und überlegte verzweifelt, wie sie aus ihrer Lage herauskommen könnte, doch immer wieder kam sie auf dasselbe zurück. „Eine Nekroblume“, die angeblich an den gefährlichsten Stellen des Ozeans blühte.
Die Blume aus Knochen und den Seelen verlorener Seeleute blühte nur einmal in tausend Jahren und setzte die Kraft unzähliger Seelen in den Äther frei – wodurch ein Nebel entstand, der sich weit ausbreitete und alles in einen konzentrierten nekrotischen Bann hüllte.
Knochen werden sich vom Meeresgrund erheben, versunkene Schiffe werden an die Oberfläche fliegen, auf der Suche nach toten Seeleuten. Und wenn man sie lange genug in Ruhe lässt, würden die in der Blume gefangenen Geister diesen Teil des Ozeans beherrschen, jeden töten, der in den Nebel segelt, und ihre Armeen vergrößern, bis es unzählige dieser Schiffe gäbe.
„Wenn ich nur eine davon in die Finger bekommen könnte …“ Aber die Hexe interessierte sich nicht für den Fluch, der aus den knochigen Blütenblättern der Blume sprach, sondern sie wollte deren Kern, um einen nekrotischen Trank zu brauen. Ein einziger Hauch davon reichte aus, um eine Armee kleinerer Dämonen zu töten, und obwohl Tariyaan ein namhafter Dämon war, konnte selbst er einen Tropfen des reinen nekrotischen Giftes nicht überleben.
„Es wird die Hölle auf Erden sein, wenn er stirbt und seine Schergen uns bei Sichtkontakt abschlachten. Aber wenn ich nur meinen Körper zurückbekommen könnte, wären wir sicher in der Lage, damit fertig zu werden.“
Als sie an die Zeit zurückdachte, als sie noch die Kontrolle über ihren echten Körper hatte, einen Körper aus Kristallen, die wie Flüssigkeit flossen, traten ihr Tränen in die Augen, aber sie wischte sie weg und behielt ihre Trauer für später zurück.
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„Während sie mein Kleid abbauen, muss ich hier sitzen und kann die Ressourcen aus dieser verdammten Höhle nicht abbauen“, sie hatte das Gefühl, dass die Götter sich in einer Art kosmischem Witz über sie lustig machten, doch sie hielt ihre Wut zurück, denn die war für einen Dämon reserviert, der nicht mehr lange auf dieser Welt sein würde. „Ich schwöre, ich werde ihn töten und von diesem verdammten Ort verschwinden!“
Einst eine neugierige Abenteurerin, jetzt eine Gefangene dieser Welt, gab es nichts, was Linkle nicht tun würde, um in ihre Welt zurückzukehren und wieder durch die Sterne von Stellaris zu schwimmen. Dass sie als Hexe verurteilt und verstoßen worden war, half ihr allerdings kein bisschen, denn sonst wäre ihre Rückkehr zu den Sternen so einfach gewesen, wie Mono zu bitten, Elenaria zu bitten, sie zurück in den Himmel zu holen.
„Ich hätte zwar immer noch keinen Körper, aber mit genügend Zeit im kosmischen Meer wäre es nicht so abwegig anzunehmen, dass ich zu etwas ebenso Prächtigen heranwachsen würde.“ Solche Gedanken schossen Linkle oft durch den Kopf, aber sobald sie auftauchten, wurde sie von der Realität eingeholt.
Es gab kein Entkommen, selbst wenn sie ihren Körper zurückbekommen hätte, denn diese Brücke war abgebrochen, da sie bereits eine Ausgestoßene unter den kosmischen Zauberern war.
„Wie habe ich nur alles so vermasseln können?“ Sie grübelte über diesen Gedanken nach, bevor sie sich wieder an die Arbeit machte und einen Brief von Shamisha bemerkte.
Die Hexe faltete ihn auf und warf einen kurzen Blick auf das leere Papier. Sie zauberte Feuer auf ihren Daumen und fuhr damit unter dem Pergament entlang, um die versteckte Nachricht des Hasenmädchens zu enthüllen.
„Triff mich heute Abend am Turm, ich muss mit dir und noch jemandem reden. Sag niemandem etwas und komm nicht zu spät, es ist wichtig.“ Der Brief kam ihr heute verdächtig vor, aber für Linkle war alles besser, als noch eine Nacht in dem dunklen Schloss zu verbringen.
