Die kürzlich verwitwete Aura war nie jemand gewesen, der so einfach weitermachen konnte. Selbst als ihr jüngerer Mann, den sie wie ihr eigenes Kind behandelt hatte, heiratete, wurde sie immer gemeiner und beschimpfte ihren Mann mit allen Schimpfwörtern, die sie kannte. Das änderte sich für eine Weile, als sie schwanger wurde, aber seit Ray gesehen hatte, was er gesehen hatte, war die Stimmung wieder angespannt.
„Rowen wird bald hier sein, du solltest gehen …“ Der Tag war vorbei, aber Auras Hass auf Raven hatte nicht nachgelassen. Sie war eine Frau mit einem Ziel, die sich unbewusst in alles einmischte und es liebte, für Unruhe zu sorgen. Zuerst war es ihre Schwester gewesen, dann der Mann ihrer Schwester, und jetzt bot sich ihr eine neue Gelegenheit, sich in ein Drama zu stürzen, in dem sie sich im Recht fühlte.
„Die neugierige Nachbarin, was?“ Obwohl Raven nie ein neugieriges Familienmitglied hatte, das gerne Probleme verursachte, wusste sogar er, mit was für Leuten Tanya und er es zu tun hatten.
Er schaute zu Tanya, die am Esstisch saß, und blickte durch den Dampf, der von den zahlreichen Gerichten aufstieg.
Sie hatte ihren Kopf seitlich auf ihre Handfläche gelegt und schien mit ihrer Schwester fertig zu sein, so sehr, dass ihr Teller noch genauso voll war wie vor fünfzehn Minuten.
Selbst Raven konnte die Gabel nicht in die Hand nehmen, um etwas in den Mund zu stecken, denn in dem Moment, in dem er das tat, sprang Aura auf und beschwerte sich, weil sie wusste, dass er sich mit vollem Mund nicht verteidigen konnte.
„Ich werde ihm alles erzählen, sobald er hier ist, wart nur ab“, warnte Aura zum hundertsten Mal und brachte Raven damit endgültig an den Rand der Verzweiflung.
„Tanya …“ Trotzdem beschloss er, Tanya zu fragen, bevor er mit seinem Plan weitermachte. „Soll ich sie endlich zum Schweigen bringen? Ich habe genug von ihrem Geschwätz.“
„Was hast du gesagt?“ Tanya ignorierte Aura mit einem Lächeln im Gesicht, nickte Raven zu und gab ihm die Erlaubnis.
Ohne weitere Zeit zu verlieren, beugte sich Raven zur Seite seines Stuhls und packte Aura am Hals. Von der plötzlichen Berührung erschrak sie, ihre Augen weiteten sich und ihr Gesicht wurde rot.
„Was machst du da?“, fragte sie und versuchte, Ravens Hand wegzuschlagen, aber bevor sie etwas ausrichten konnte, begann der Magier, ihre neugierigen Gedanken zu manipulieren. Er nutzte diese unangenehme Eigenschaft aus, schnüffelte in ihren Erinnerungen herum und fand etwas Interessantes, worauf er aufbauen konnte.
„Sie ist eifersüchtig auf Tanya?“ Ein Blitz ihrer Erinnerung huschte vor Ravens Augen vorbei.
Er konnte sehen, wie sie ihr Ohr an die Tür ihres Sohnes drückte, während er sich spät in der Nacht einen runterholte. Zwischen seinen keuchenden Atemzügen waren Worte zu hören, die an die Intensität des Sex zwischen Tanya und Raven erinnerten.
Ein Hauch von Eifersucht flammte in ihrem Herzen auf, und mit einem schweren Schluck versuchte sie, es zu vergessen, aber sie konnte den Gedanken, es selbst gesehen zu haben, einfach nicht aus ihrem Kopf bekommen.
Er zog sie mit diesem Gedanken zu sich heran, brachte ihr Gesicht näher, und bevor sie realisierte, was geschah, waren ihre Lippen aufeinander gepresst. Geschockt von dieser Enthüllung wollte sie ihn wegstoßen, doch etwas tief in ihr hielt sie zurück, als ihre Hände seine breiten, männlichen Schultern umfassten.
In einem Moment der Schwäche veränderte sich ihre verklemmte Art komplett, und statt einer heulenden Schlampe verwandelte sich Aura in eine sehnsüchtige Sukkubus, die mehr von dem wollte, was sie bereits hatte. Sie legte ihre Hand auf Ravens Brust und fuhr verzweifelt mit den Fingern darüber, als würde er jeden Moment weglaufen.
Raven legte auch seine Hand auf ihre Brust, drückte ihre steifen Brüste durch ihr schwarzes Kleid und machte sie langsam weich und zart.
Es war schon eine Weile her, seit Aura die Berührung eines Mannes gespürt hatte, und ihr Körper litt sicherlich darunter. Ihre Glieder waren angespannt und zeigten keine Anzeichen von Flexibilität, und ihr Geist war eine leere Hülle für Zärtlichkeit, die nun durch Ravens Berührungen gefüllt wurde.
„Was zum Teufel mache ich mit diesem Idioten?“ Obwohl ihre Augen taub waren und ihre Lust auf ihren feuchten Lippen glitzerte, zwang sie der zerstörerische Teil ihrer zerfließenden Persönlichkeit immer wieder dazu, sich zu wehren. „Ich sollte das nicht tun, das ist falsch … nein, ich muss Rowen von Tanya erzählen und, ähm …“
Als ihre Augen für einen Moment flackerten, spürte sie, wie die Zeit ihr entglitt.
Aus Sekunden wurden Minuten, aus Minuten eine Stunde. Ihre Lippen waren immer noch auf Ravens, der sie in seinen Armen zu Tanyas Schlafzimmer trug, während ihr Höschen von ihren Säften durchnässt war.
Tanya folgte dicht hinter ihnen und lächelte verlegen, da sie genau wusste, was in ihrem Schlafzimmer passieren würde. Ein Sohn, der sich einen runterholt, während seine Mutter gefickt wird – etwas, von dem er süchtig werden würde.
„Warum fühlt sich das so gut an?“, fragte sie sich, ohne zu merken, dass Ravens hinterhältige Natur sie bereits erfasst hatte. Und selbst wenn sie es gemerkt hätte, war sie viel zu weit gegangen, um noch dieselbe unschuldige Frau zu sein, die sie einmal gewesen war. Stattdessen wollte sie jetzt dazu beitragen, jede Chance auf ein normales Leben für Auras Sohn zu zerstören. „Das ist dafür, dass du mein Leben schwerer gemacht hast, als es sein musste, du Schlampe!“
Tanya verurteilte Auras Sohn dazu, ein nutzloser Cuckold zu sein, der keine sexuelle Befriedigung finden konnte, außer seine Frauen mit anderen Männern zu beobachten, und kicherte vor sich hin, obwohl sie damit im Grunde genommen die Blutlinie eines toten Mannes auslöschte, indem sie seinen Sohn zum Cuckold machte.
„Ich … ich … hasse dich …“, brachte Aura atemlos hervor und riss Tanya aus ihrer Trance.
Als sie sah, wie Raven sich auf das Bett warf, beschloss sie, abzuwarten, was passieren würde, doch dann ertönte ein lautes Geräusch an der Haustür. Unsicher, wer das sein könnte, sprangen alle schnell auf und gingen nacheinander langsam in den Flur. Tanya war die Erste, die dort ankam, und der Anblick, der sich ihr bot, war genauso schockierend wie das Geräusch.
„Rowen?“ Es war ihr Mann, schweißgebadet, halb nackt, und in seiner Hand hielt er eine dunkle Flasche, die sicher mit Alkohol gefüllt war.
„J-ja … ich bin’s … dein Mann!“ Als er den letzten Teil schrie, erschreckte er Tanya für einen Moment zutiefst.
„Was war das?“ Raven bemerkte ihre seltsame Reaktion auf seine Stimme und musste an jemanden denken, den er vor kurzem kennengelernt hatte, und an ihren Mann. Irgendetwas stimmte hier nicht, das spürte er, aber was es war, musste warten, bis sie sich überlegt hatten, was sie mit Tanyas betrunkenem Mann machen sollten.
Zu allem Überfluss fing auch noch das Baby an zu weinen.
