Als die Nacht vorbei war, stolperte Diane die Treppe hinunter und schaffte es bis in den hinteren Teil des Gasthauses, wo sie mit ihrer Tochter wohnte. Doch sobald sie eintrat, stand Lana in der Tür und starrte sie mit tränenreichen Augen an. Ihre Wangen waren ganz geschwollen und ihre Augen noch feucht von den Tränen. Sie war mehr als nur aufgebracht über das, was passiert war.
„Du hast also gelogen, dass wir für immer zusammenbleiben würden …“ Sie faltete die Hände und lehnte sich gegen die Wand. Mit schwerem Herzen schluckte sie, holte tief Luft und sprach mit zitternder Stimme zu ihrer Partnerin. „Und unsere Tochter, wie konntest du sie in dieses Chaos hineinziehen!“
Diane blickte zu ihrer Frau auf, die fast doppelt so groß war wie sie, und nahm all ihren Mut zusammen, bevor sie versuchte zu lügen.
„W-wir haben so hart gekämpft, um offen zu bleiben, also habe ich einfach …“ Jedes ihrer Worte war von Schuldgefühlen geprägt, und sie konnte es nicht aussprechen, ohne ihren Blick wieder zu senken. „Der Tod des Königs hat viele Besucher gebracht, aber ich dachte, wenn wir uns so etwas dazuverdienen könnten!“
Einen Moment lang antwortete Lana nicht. Sie hatte Mühe zu verstehen, warum Diane so etwas tun würde, vor allem mit ihrer Tochter.
„Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe, aber bitte …“ Diane hob den Kopf, um ihrer Frau in die Augen zu sehen, und war schockiert über Lanas komischen Versuch, sich zusammenzureißen. Tränen stiegen ihr in die Augen, und ihre Lippen waren fest aufeinandergepresst, zitterten jedoch.
Die Elfe konnte sich nicht länger zurückhalten, brach in lautes Weinen aus und schlang ihre Arme um ihre Frau. Trotz ihrer Größe weinte sie laut an Dianes Schulter wie ein übergroßes Kind.
Sie wischte sich Tränen und Rotz über Daines Kleid und weinte, bis sie nicht mehr konnte.
Diane streichelte ihr mit den Fingern über das Haar, um sie zu trösten, und beruhigte die Elfenfrau, bis sie auf die Knie sank und ihr Gesicht an ihrer Brust vergrub.
„T-tu das nie wieder …“, forderte sie und schluchzte immer noch wie ein kleines Kind.
„Ich …“ Da sie wusste, dass sie Ravens Charme nicht länger widerstehen konnte und eine Lüge gegenüber Lana alles nur noch schlimmer machen würde, holte Diane tief Luft und sagte ihr, was sie wirklich fühlte. „Es tut mir leid, aber nach letzter Nacht, nachdem ich mit einem Mann zusammen war, kann ich nicht anders, als mich wieder nach ihm zu sehnen.“
Diane erwartete, dass Lana wieder ausflippen würde, und hielt sie fest an sich gedrückt, aber zu ihrer Überraschung sagte sie kein Wort, sondern sah ihre Frau an und sagte etwas, das Diane kaum glauben konnte.
„Hat es dich glücklich gemacht?“ Die Worte trafen Diane mitten ins Herz, denn sie hatte das Gefühl, zwischen ihrer Frau und dem Magier wählen zu müssen. „So habe ich dich noch nie sprechen hören.“
Als ehemalige Abenteurerin hatte Lana selbst schon oft mit anderen Männern und Frauen geschlafen, aber keiner hatte sie so glücklich gemacht wie ihre eigene Frau mit dem Fremden von letzter Nacht. Trotzdem konnte Diane Lana nicht die Wahrheit ins Gesicht sagen.
Der Gedanke, sie mit der Wahrheit zu verletzen, tat ihr weh, auch wenn sie wusste, dass ihre Frau vielleicht ihre erste Geliebte gewesen war, für Lana aber nicht.
„Ich hab schon immer hier gearbeitet, Lana“, sagte Diane, legte einen Finger unter das Kinn ihrer Frau und lächelte sanft. „Ich hab dich immer beobachtet, wie du mit diesen Abenteurern gefeiert hast, die jeden Abend hierherkamen. Die Stimmen von dir und ihnen hinter verschlossenen Türen haben mich total aufgeregt, weil ich mir vorgestellt hab, ich wär an ihrer Stelle.“
Diane half Lana langsam auf die Beine und gab ihr einen kurzen Kuss auf die Nase.
„Jetzt ist vielleicht deine Zeit gekommen, diese Stimmen zu genießen, so wie ich es nie konnte“, sagte Diane, küsste Lanas Lippen und teilte den salzigen Geschmack ihrer neuen Geliebten direkt mit ihrer Zunge. Sie ließ ihre Frau einen letzten Geschmack von sich genießen und zog sich dann schnell zurück, während der Geschmack von Ravens Sperma noch in Lanas Mund nachhallte.
„Du hast mich als Fremde nach und nach verführt, und er hat dasselbe getan. Der einzige Unterschied ist, dass er mir Gefühle gibt, die ich mit keiner anderen Frau jemals empfinden könnte.“
Die Worte ihrer Frau hätten die ehemalige Abenteurerin eigentlich wütend machen müssen, aber da die Essenz von ihr als Mann noch in ihrem Mund nachhallte, wurden ihre Sinne überwältigt und ihr Geist driftete langsam in eine Betäubung ab.
Als dunkler Fae war alles an Ravens Körper darauf ausgerichtet, Frauen zu bezaubern, und der Geschmack seines Samens war da keine Ausnahme.
„Warum wird mein Körper so heiß?“, fragte sich Lana und spürte, wie eine rote Röte über ihre Haut lief. Ihre Brust zog sich zusammen, als sie schluckte, und langsam, während sich das Gefühl nach unten arbeitete, flatterten Schmetterlinge in ihrem Bauch und allem darunter.
„O-okay … Solange es dich glücklich macht“, sagte Lana mit rasendem Herzen und gab ihrer Frau die Erlaubnis, sich mit einem Mann zu vergnügen, den sie erst seit einem Tag kannte. Aber der Kompromiss war nicht ohne Bedingungen ihrerseits, und als sie langsam wieder aufblickte, flüsterte sie: „Aber darf ich das nächste Mal mitmachen?“
Bevor Diane jedoch antworten konnte, flog die Tür hinter ihnen auf.
Die beiden erstarrten bei dem lauten Geräusch, ließen einander los und standen schnell auf. Als sie sich zur Tür umdrehten, bemerkten sie Zoey, die sich die Augen rieb, während sie achtlos an ihnen vorbeiging.
Als sie sahen, wie sie in ihr Zimmer verschwand, als hätte sie keine Ahnung, was los war, nahmen die beiden an, dass sie noch in einem traumähnlichen Zustand war und sich noch nicht an viel von der letzten Nacht erinnern konnte.
„Sollen wir sie zur Zauberin bringen?“, fragte Diane besorgt um ihre Tochter.
Lana dachte einen Moment nach und antwortete dann flüsternd.
„Letztes Mal hat sie sich nicht an die Regeln gehalten, obwohl wir es ihr gesagt haben, also …“ Als sie an den Besuch zurückdachten, wollten beide diese Option nicht mehr in Betracht ziehen.
„Wenn sie doch nur eine Mono-Puppe wäre statt Shamisha“, dachte Diane, behielt diese Gedanken über ihre Tochter aber für sich. Sie wollte nicht, dass ihre Tochter sich unzulänglich fühlte oder dass ihre Frau wusste, dass sie so dachte.
„Wir sollten uns für den Tag fertig machen“, schlug sie vor, und Lana konnte ihr nur zustimmen.
