Der Schrecken der Höhle war nicht eine Frau, sondern eine endlose Schleife einer Struktur, die jeden Moment ihrer Gefangenen beobachtete. Und die Gruppe von Außenseitern, die durch das Portal ihrer Dienerin kam, wurde nicht anders behandelt.
Sie hatte sie nun schon seit zwei Tagen beobachtet und alles, von den Streitereien bis zum Liebesspiel und allem, was dazwischen lag, hatte sie wie ein Schwamm aufgesogen.
„Eine seltsame Truppe, das steht fest“, dachte sie, während ihre Augen immer noch auf die Gruppe starrten, die nach ihr suchte. „Schade, dass sie nicht mehr lange am Leben sein werden.“
Nachdem sie sie in einem Eisschloss gefangen hatte – eine Entscheidung, die sie wegen Helgas Speeren getroffen hatte –, füllte der Schrecken den Raum mit eisiger Kälte, die jedem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Raven und seine Leute spürten, wie ihre Körper vor Kälte erstarrten und ihre Augen langsam ihre Sehkraft verloren, und wurden auf die Knie gezwungen.
„Al’Fira!“ Die teuflische Asmodia übernahm Erika und wärmte alle mit einem Debuff-Reinigungszauber auf. Dadurch war die Kälte auf ihrer Haut fast nicht mehr zu spüren.
Als Helga endlich begriff, was los war, versammelte sie alle hinter sich und ließ sie einen Kreis bilden, um sich gegen alles zu schützen, was aus der Umgebung auf sie zukam. Und für den Fall, dass auch der Boden ihnen etwas antun wollte, überzog Asmodia ihn mit flüssigem Kupfer, das aus ihren Füßen floss und sich schnell in festes Metall verwandelte.
„Was zum Teufel ist hier los?“ Raven war von Erikas neuen Kräften überrascht und ziemlich verwirrt, aber angesichts der Umstände hatte er keine Zeit, darüber nachzudenken oder sie zu fragen.
„Eine immaterielle Wesenheit, genau wie der Gedankenschreck. Wir müssen diesen Ort zerstören, damit ihr wahrer Körper wieder Gestalt annimmt!“, schrie Helga, während ein Lächeln über ihre Lippen huschte.
Bei ihrer ersten Begegnung mit einer Wächterin schien die physische Manifestation des Monsters die Form eines Mädchens zu haben, das mehr als verwundbar war, aber das Problem bestand darin, die Wesenheit wieder in diesen Zustand zu zwingen, sobald sie sich in die Wände um sie herum verwandelt hatte.
„Überlass das mir!“ Aria ballte die Fäuste, füllte den Handschuh mit mehr von ihrem Blut und stürmte direkt auf die Wände zu. „Beschütze mich, Amedith!“
Sie rief den Helden um Schutz, während sie die Eiswände zum Einsturz brachte, und sowohl Aria als auch die anderen machten sich daran, die gesamte Struktur um sie herum zum Einsturz zu bringen.
„Du glaubst wirklich, du könntest auch nur eine Delle …“ Bevor die Schreckensgestalt ihren Satz beenden konnte, schlug Aria, gestärkt durch die Handschuhe und Asmodias Zauber, mit nur wenigen harten Schlägen eine der Eiswände ein. „Ihr Idioten!“
Das Grauen wuchs vor Wut an allen Ecken und versuchte, die Gruppe zu zerreißen, aber zu ihrer Überraschung gelang es Amediths Schild, alle Eiszapfen zu zerbrechen, die auf sie zukamen.
„Noch zwei Schläge, dann ist die Verteidigung komplett durch…“ Amedith wusste, dass er jeden Tag drei Angriffe mit seinem Schild abwehren konnte, egal wie stark sie waren, und hoffte echt, dass die anderen den Rest der Struktur zerstören konnten, bevor er komplett erschöpft war.
„UGGGHHHH!!!“ Helga beschwor eine Salve ihrer Elementarwaffen und schleuderte sie gegen die Wände, bis immer mehr von ihnen zu zerbrechen begannen.
Raven half Helga bei ihrer Aufgabe, indem er einen schweren Wurfball beschwor und ihn mit nur wenigen Drehungen der daran befestigten Kette in die Waffen schleuderte, die von der Eisstruktur übrig geblieben waren.
„Ich komme auch!“ Der spektrale Minotaurus schlug durch die Decke und Mino zermalmte das Ding mit Hilfe eines weiteren Geschwindigkeitsbonus von Asmodia zu Staub.
Da sie immer mehr von ihrem Körper verlor, begann das Gehirn des Monsters zu rasen. Es hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schnell dahinterkommen würden, und wenn sie das nicht getan hätten, wäre es ein guter Trick gewesen, sie einfach verhungern zu lassen. Aber da der größte Teil ihres Körpers verschwunden war, musste das wütende Monster die Illusion der Eiskuppel aufgeben. Stattdessen ließ sie sie auf den felsigen Pfaden zurück und versuchte, sie mit weiteren Illusionen zu täuschen.
Sie nahm die Gestalt von Raven an, um sich unter sie zu mischen und ihnen die Kehlen durchzuschneiden, aber der Erste, der erkannte, dass sie Raven war, zögerte nicht, sein Gewehr zu ziehen und ihr in den Kopf zu schießen. Von dem unerwarteten Kopfschuss getroffen, war das Monster fassungslos, da ihre Manipulationstaktik gescheitert war, bevor sie überhaupt begonnen hatte.
Obwohl sie jede Bewegung der Gruppe verfolgt hatte, geriet die Situation so schnell außer Kontrolle, weil sie ihnen nichts anhaben konnte und sie ihr keine Zeit zum Reagieren ließen – denn genau so waren sie von Helga ausgebildet worden.
„Ta~ Ta~“ Bevor sie sich von dem Schock erholt hatte, spürte sie, wie eine Flut von Runen in ihren Rücken geritzt wurde. Sie drehte den Kopf und sah, wie die rotäugige Priesterin sie kurz anlächelte, bevor sie im nächsten Moment aus ihrem Blickfeld verschwand.
Während sie noch fassungslos dastand, stürzte sich Amedith auf sie und ließ seine Schwertstürme auf sie niederprasseln; Raven schleuderte seine eigenen Waffen aus Dunkelheit auf sie, und Mel, die Bogenschützin, entschied sich für genau die Technik, mit der sie von dem Gedankenhorror gequält worden war: Sie ließ einen Baum aus dem Herzen der Frau sprießen.
„AGGHHH! H UIGHNN!“ Vor Schmerz heulend, während ihr Körper von innen zerfetzt wurde und ein Baum aus der Wunde spross, kratzte sich das Horrorwesen das Gesicht, bis die blassblaue Haut rot und fleischig wurde.
Um ihre Qualen noch zu verstärken, griffen Helga und Aria mit explosiven Schlägen an, sobald Amedith und Raven sie mit ihren Waffen an den Baum nagelten, der aus ihrem Inneren wuchs. Als Erika sah, wie die ganze Gruppe die Gestalt in blutigen Brei verwandelte, huschte ein Lächeln über ihre Lippen, während sie die Runen aktivierte, die sie gerade in den gebrochenen Rücken der Gestalt geritzt hatte.
In diesem Moment verlor das Monster die Kontrolle über seinen Körper und begann, sich wie ein Ballon aufzublähen.
„Haltet euch zurück, wenn ihr keine toten Fetzen im Gesicht haben wollt“, warnte die Priesterin, kurz bevor der Körper des Monsters in tausend Stücke zerfetzt wurde. Wäre es vorsichtiger und strategisch klüger vorgegangen, hätte der Schatten vielleicht eine Chance gehabt, aber sein Untergang war besiegelt, als es auf eine Gruppe stieß, die von einem Veteranen des Heiligen Krieges ausgebildet worden war.
