Der Krieg, der tagelang gewütet und die Welt in einen Friedhof verwandelt hatte, war innerhalb der nächsten Stunde vorbei. In dem Moment, als die Verbotene Göttin starb, verlor ihre verfluchte Macht ihre Kraft, und die Dämonen verloren jegliche Koordination, ihre dunkle Essenz löste sich in Nichts auf. Ohne ihre Königin waren sie nichts weiter als verstreute Bestien, die verzweifelt versuchten zu fliehen.
Doch es gab kein Entkommen.
Elarin, die Schwertfürstin, führte ein Bataillon von Elitekriegern an und schlug die verbliebenen Dämonenlords nieder. Ihr goldener Speer glänzte unter dem blutgetränkten Himmel, als sie mit jedem Hieb Tausende von Dämonen niederschlug. „Lasst keinen einzigen am Leben! Das Leid, das sie über die Welt gebracht haben, muss gesühnt werden!“, brüllte sie.
Zur gleichen Zeit stieg Zi, der Drachenvorfahr, vom Himmel herab und verdeckte mit seinem riesigen Drachenkörper die Sonne. Mit einem mächtigen Atemstoß entfesselte er einen Sturm aus göttlichem Feuer, der ganze Legionen von Dämonen verbrannt hat.
„Euer Schicksal war besiegelt, als ihr euch entschieden habt, der Zerstörung zu dienen! Mächtiges Drachenvolk, befolgt meinen Befehl, verbrennt das Schlachtfeld.“ Zis Stimme donnerte und erschütterte den Boden.
Die Armee des Kriegsgottes marschierte unerbittlich voran, ihre göttlichen Klingen schnitten durch die Dämonenhorde wie eine Sichel durch Weizen. Ihre goldenen Roben schimmerten, ihre Bewegungen waren makellos, die Disziplin tausender Schlachten leitete ihre Hände.
„Für die Gefallenen! Für die Zukunft!“, skandierten sie, während sie jede Spur der dämonischen Verderbnis auslöschten.
Die Sturmritter, gekleidet in ihre schwarze, blitzende Rüstung, führten einen Angriff auf die fliehenden Dämonen an. Ihre Elementarschwerter pulsierten mit der Kraft von tausend Stürmen.
„Feiglinge werden nicht verschont! Stellt euch eurem Urteil!“ Der Sturmritter schwang sein Schwert und schleuderte göttliche Blitze durch die Luft, die alle niederschlugen, die zu fliehen versuchten.
Und einfach so kam der Krieg zu einem plötzlichen, unheimlichen Ende. Das Schlachtfeld, einst ein tobender Sturm des Chaos, war nun eine Weite der Stille. Millionen von Dämonen lagen leblos da, ihre Körper zu Asche und Knochen zerfallen. Auf dem einst tosenden Schlachtfeld war nun nichts mehr zu hören als der Wind, der über die Gefallenen wehte.
Alle Augen richteten sich auf Kent.
Er stand in der Mitte, blutüberströmt und geschwächt, sein Atem ging stoßweise. Seine einst glänzende Rüstung war zerfetzt, sein Körper zitterte vor Erschöpfung. Doch in seinen Augen war kein Stolz, keine Freude zu sehen – nur Leere.
Einer nach dem anderen knieten die menschlichen Krieger nieder. Zuerst die Soldaten, dann die Kommandeure. Selbst die göttliche Armee des Kriegsgottes, die Schlachten geschlagen hatte, die das menschliche Vorstellungsvermögen überstiegen, fiel auf die Knie.
Jeder wusste genau, was Kent erreicht hatte.
Der Himmel bebte, als die sieben alten Götter herabgestiegen waren.
Sie materialisierten sich in goldenem Licht, ihre göttliche Präsenz überschattete das zerstörte Schlachtfeld. Unter ihnen stand der dreiphasige Gott, ein Wesen, dessen Gestalt ständig zwischen Jugend, Blüte und Alter wechselte. Er näherte sich Kent, seine Stimme trug das Gewicht von Äonen.
„Sterblicher Kent, du hast geschafft, was selbst wir nicht konnten. Die Verbotene Göttin ist nicht mehr, und das Gleichgewicht ist wiederhergestellt. Sag uns, was du dir wünschst. Reichtum? Macht? Göttlichkeit selbst? Sprich, und es soll dir gehören.“
Kent hob seinen müden Blick zu dem Gott vor ihm. Ein schwaches Lächeln huschte über seine Lippen, aber es war nicht warm. Ohne ein Wort drehte er sich um und ging weg.
Der Kriegsgott war total baff und trat vor. „Kent, warte! Du hast das Unmögliche geschafft! Fordere etwas! Ein Königreich, einen göttlichen Titel, unvorstellbare Schätze! Lass dir diese Chance nicht entgehen!“
Auch der Sturmgott wollte ihn abfangen. „Du verdienst es, unter uns zu sitzen! Du hast die Sterblichen übertroffen und dich der Göttlichkeit würdig erwiesen. Nimm deinen rechtmäßigen Platz ein!“
Kent blieb stehen, drehte sich aber nicht um. Seine heisere, aber feste Stimme hallte über das stille Schlachtfeld. „Was für große Schätze brauche ich in dieser sinnlosen Zeit? Wenn ihr mir geholfen hättet, als ich euch brauchte, hätte ich vor euch gekniet und alle Götter für alle Ewigkeit verehrt. Aber jetzt? Jetzt ist alles bedeutungslos.“
Nach seinen Worten herrschte tiefe Stille. Die Götter, die Krieger, sogar der Himmel schienen den Atem anzuhalten.
Kent atmete leise aus. „Als die Welt am Rande der Vernichtung stand, standen wir – die Menschen – allein da. Kein Gott kam herab, um uns zu retten. Kein göttliches Wunder schützte unsere Familien vor dem Tod. Wir bluteten. Wir litten. Und wir überlebten, nicht wegen eures Segens, sondern weil wir mit unseren eigenen Händen kämpften.“
Der dreiteilige Gott seufzte und verwandelte sich in einen alten Mann. „Du bist voller Wut, Kent. Aber beweist das nicht die Stärke der Menschheit, dass ihr ohne uns standet?“
Kent lachte trocken. „Und deshalb brauchen wir euch nicht mehr. Wir haben diesen Krieg allein geführt. Wir haben allein den Preis bezahlt. Und jetzt werden wir allein weitergehen.“
Die menschlichen Soldaten standen auf, ihre Gesichter entschlossen.
Ohne zu zögern folgten sie Kent und kehrten den Göttern den Rücken. Einer nach dem anderen verließen sie das Schlachtfeld und ignorierten die strahlenden himmlischen Wesen, die einst über sie herrschten. Sie waren gekommen, um für ihr Volk zu kämpfen, nicht um die Anerkennung göttlicher Wesen zu erlangen.
Der Kriegsgott ballte die Fäuste. „Das … Das ist Wahnsinn! Ihr lehnt die Göttlichkeit selbst ab! Ist euch nicht klar, was ihr da wegwirft?“
Kent schüttelte den Kopf. „Nein, Kriegsgott. Ich hole zurück, was immer uns gehört hat. Die Menschheit braucht keine Götter, die untätig herumstehen. Wir werden unsere eigene Zukunft gestalten.“
Zum ersten Mal seit Ewigkeiten standen die Götter machtlos da. Sie konnten nichts tun, als zuzusehen, wie die Sterblichen davon gingen und ihren eigenen Weg wählten, anstatt sich der göttlichen Gunst zu unterwerfen. Selbst die Armee der Götter blieb still, als würde sie die Tragweite des Geschehenen begreifen.
Der Sturmgott murmelte: „Sie lassen uns zurück …“
Der Dreiphasengott schloss die Augen. „Vielleicht ist es so, wie es sein soll.“
Als Kent und die Menschheit am Horizont verschwanden, blieben die Götter stehen und ließen die Erkenntnis auf sich wirken.
Das Zeitalter der Götter war vorbei.
Und das Zeitalter der Menschen hatte begonnen.
In Kents Kopf schwirrten mehrere Gedanken herum. Es gab noch andere Gründe, warum Kent das Angebot der Götter ablehnte. Er hatte sich dafür entschieden, mit der Hilfe von König Kaban den Weg zur höchsten Welt zu gehen. Wenn er die Göttlichkeit annähme, wäre er an diese untere Welt gebunden … und würde hier sein ganzes Leben ohne Hoffnung auf Ewigkeit verschwenden.