Nach einer langen Reise auf seinem goldenen Thron erreichte Kent die Mitte des dunklen Meeres.
Kent stand am Fuße des Abgrundbergs, dem Herzen des blutroten Meeres des Todes. Die Wellen tobten um ihn herum und brodelten vor giftiger Energie, die wie geschmolzene Lava glühte. Die unheilvolle Aura des Zwielichtgiftes der 1.000 Kapuzen hing wie eine erstickende Wolke über allem.
Der Abgrundberg selbst ragte wie der Rücken einer uralten Bestie aus dem dunklen Meer empor, seine Oberfläche war zerklüftet und geschwärzt und strahlte Hitze und Gefahr aus. An seinem Fuß sickerte das Gift unerbittlich aus den Rissen im Stein und verbreitete seine tödliche rote Farbe weit und breit.
Kent, der dank seiner Beherrschung des Giftbuchs immun gegen das Gift war, erklomm den tückischen Berg mit bedächtigen Schritten. Jede seiner Bewegungen war wohlüberlegt, seine Gedanken scharf wie eine Klinge.
Als er den Gipfel des Berges erreichte, stellte er den Phönixkessel auf die unebene Oberfläche. Der goldene Kessel schimmerte schwach, seine filigranen Phönixgravuren leuchteten sanft, als wären sie sich der monumentalen Aufgabe bewusst, die vor ihnen lag.
Als Kent den Kessel festhielt, ging ein leises Murmeln durch die Götter und Halbgötter, die sich am Rand des Dunklen Meeres versammelt hatten. Sie beobachteten ihn aus der Ferne, ihre göttlichen Augen weiteten sich ungläubig.
„Was macht er da?“, murmelte der Sturmgott, seine Stimme voller Ehrfurcht und Besorgnis.
Der Giftgott, der unermüdlich daran gearbeitet hatte, das Gift einzudämmen, erstarrte mitten in seinem Zauber. Sein Gesichtsausdruck verdüsterte sich. „Das ist nur ein niedrigrangiger Kessel … Wenn er versucht, was ich vermute, ist dieser Junge entweder ein Narr oder ein Genie, das meine Fähigkeiten übersteigt.“
Der Kriegsgott verschränkte die Arme und fixierte Kent mit scharfem Blick. „Mal sehen, ob er wirklich das Zeug dazu hat.“
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Kent holte tief Luft und rief das Wissen ab, das er aus den letzten Seiten des Giftbuchs aufgesogen hatte. Die Formel für das Gegenmittel, das er „Zwielicht-Heilmittel“ genannt hatte, tanzte lebhaft und komplex in seinem Kopf. Es war eine so komplexe Mixtur, dass sie an Unmögliches grenzte und die seltensten Kräuter sowie die präziseste Kontrolle über Flamme und Hitze erforderte.
Kent griff in seinen Aufbewahrungsring und holte die ersten Zutaten heraus:
1. Mondblüten – durchsichtige Blüten, die nur im Licht eines Blutmondes blühen. 2. Purpurrote Schleierwurzel – ein Kraut, das in den Tiefen von Vulkankratern wächst und für seine feurigen Eigenschaften bekannt ist. 3. Ätherische Nachtschattenbeeren – leuchtende, schwarze Früchte, die negative Energie absorbieren können.
4. Mondessenzkristalle – seltene Edelsteine, die einen sanften, silbernen Schimmer ausstrahlen und aus Meteoritenfragmenten gewonnen werden.
Kents Hände bewegten sich präzise und legten jede Zutat in den Kessel.
„Mondblütenblätter, um das Gegenmittel zu stabilisieren … Purpurroter Schleierwurzel, um der Hitze des Giftes entgegenzuwirken … Ätherische Nachtschattenbeeren, um seine Giftigkeit zu neutralisieren …“
Der Phönixkessel reagierte auf die Berührung dieser seltenen Zutaten und leuchtete mit jeder Zugabe heller. Unter dem Kessel entflammten Flammen, die von Kents Ursprungs-Nirvana-Flammen beschworen wurden. Die Flammen tanzten in leuchtenden Gold- und Rottönen und leckten mit unvergleichlicher Intensität am Boden des Kessels.
Schweißperlen bildeten sich auf Kents Stirn, aber seine Konzentration schwankte nicht. Die nächsten Zutaten folgten:
5. Sternenlicht-Jasmin – eine zarte Blume, die die Essenz des Sternenlichts in sich trägt. 6. Schlangenzahnpulver – fein gemahlene Giftdrüsen von uralten Schlangenwesen. 7. Phönixfederasche – die pulverisierten Überreste einer uralten Phönixfeder, die mit reinigender Energie erfüllt ist.
Als er die letzte Zutat, Mondessenzkristalle, hinzufügte, ertönte ein leises Summen aus dem Kessel und dessen Temperatur stieg sprunghaft an. Kent passte die Intensität der Flammen mit einer schnellen Bewegung seines Handgelenks an, wobei seine Meisterschaft über das Feuer in der Art und Weise, wie er dessen wilde Natur kontrollierte, deutlich zu erkennen war.
Draußen beobachteten die versammelten Götter und Halbgötter mit angehaltenem Atem, wie sich die Szene entfaltete.
„Ist er verrückt? Dieser minderwertige Kessel hält so einer Hitze nicht lange stand“, murmelte der Sturmgott mit einer Stimme, die sowohl von Angst als auch von widerwilliger Bewunderung erfüllt war.
Der Giftgott ballte die Fäuste. „Er benutzt die Nirvana-Flammen … Der Junge bewegt sich auf einem schmalen Grat. Wenn er die Kontrolle verliert, wird er zusammen mit dem Gegenmittel umkommen.“
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Im Kessel wirbelten die Zutaten durcheinander, ihre Essenzen verschmolzen in einem heftigen, aber harmonischen Tanz. Die goldene Flüssigkeit brodelte und sprudelte und strahlte ein helles Licht aus, das den dunklen Himmel durchdrang.
Kents Hände bewegten sich blitzschnell und führten komplexe Siegel aus, um den Prozess der Zubereitung zu steuern. Sein Gemurmel wurde lauter, während er die komplizierten Schritte rezitierte.
„Binde die Mondkristalle mit der Nachtschattenessenz … Gleich die Hitze mit dem Purpurroten Schleier … Stabilisiere den Kern mit der Phönixfedereasche …“
Als die Mixtur ihre letzte Phase erreichte, begann der Phönixkessel zu zittern. Risse erschienen auf seiner Oberfläche und leuchteten mit einem intensiven, blendenden Licht.
Kents Herz pochte, aber er blieb ruhig. „Nur noch ein bisschen … halt durch …“
Mit einer letzten Geste füllte Kent den Kessel mit einer Explosion seiner Ur-Nirvana-Flammen und brachte ihn an seine absolute Grenze. Der Kessel ächzte unter dem Druck, seine Risse wurden größer, als das Gegenmittel darin seinen Höhepunkt erreichte.
Plötzlich zerbarst der Phönixkessel mit einer ohrenbetäubenden Explosion und seine Fragmente flogen durch die Luft. Doch bevor jemand reagieren konnte, tauchte aus den Überresten eine majestätische Phönixessenz auf, die ihre feurigen Flügel weit ausbreitete.
Der Phönix schrie, und sein Schrei hallte über das Dunkle Meer.
Der Phönix tauchte in das goldene Gegenmittel ein und verschmolz mit ihm in einem brillanten Schauspiel aus Licht und Feuer. Das Zwielicht-Heilmittel – eine strahlend goldene Flüssigkeit – ergoss sich in das purpurrote Wasser des Dunklen Meeres und breitete sich rasch aus.
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In dem Moment, als das Gegenmittel das vergiftete Wasser berührte, begann eine wundersame Verwandlung. Die purpurrote Farbe des Meeres begann zu verblassen und wurde durch ein schimmerndes Gold ersetzt. Das Gegenmittel wirkte schnell, neutralisierte das Gift und reinigte das Wasser.
Die versammelten Götter und Halbgötter sahen sprachlos zu, wie sich das Gegenmittel weiter ausbreitete und den Fuß des Abgrundbergs erreichte.
Der Berg bebte, als das Gegenmittel in seine Tiefen sickerte und die tausendköpfige Mutter-Schlange zum Schweigen brachte, die zuvor Gift gespuckt hatte.
Der Sturmgott brach schließlich das Schweigen. „Er … er hat es geschafft.“
„Hat er etwa die ultimative Beherrschung des Giftbuchs erlangt?! Unmöglich! Das Schicksal des Schöpfers des Giftbuchs gehört mir.“ Der Giftgott schüttelte ungläubig den Kopf.
Kent stand am Rand des Abgrunds und sah zu, wie das Dunkle Meer wieder seinen ursprünglichen, ruhigen Zustand annahm. Sein Körper schmerzte und seine Energie war fast aufgebraucht, aber sein Herz schwoll vor einem Gefühl der Erfüllung an.
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Doch plötzlich begann der Abgrund in Stücke zu zerbrechen und ein lautes Schlangengeräusch ertönte von unten.
„Oh mein Gott!“
„Wie GROSS!“