Kent folgte dem alten tätowierten Weisen Konan durch den dichten Wald, wo die hohen Bäume im trüben Licht der untergehenden Sonne lange Schatten warfen.
Der Wald schien lebendig zu sein, jedes Rascheln der Blätter und jedes Zirpen der Insekten trug zu seiner geheimnisvollen Atmosphäre bei.
Konan ging voran, sein alter Stab leuchtete schwach, und die Runen auf seiner Oberfläche pulsierten sanft in einem Rhythmus, der mit dem Wald selbst zu schwingen schien.
Hinter ihnen bewegten sich Kents Begleiter in einer stillen Prozession – Ruby, die Phönix-Dame, flog wie eine Späherin über ihnen, Kavi, der Feuer-Kirin, schritt mit trotziger Miene voran, und Simon, der in Ungnade gefallene Magier, stolperte hinterher, von Jabil mitgezogen.
„Der Weg zu den Ewigen Weisen ist kein leichter“, sagte Konan und brach damit die Stille. „Der Wald stellt diejenigen auf die Probe, die es wagen, ihn zu durchqueren.
In meiner Gegenwart musst du dir darüber keine Sorgen machen.“
Kent lächelte schwach, sagte aber nichts und sah sich aufmerksam um.
Sie waren noch nicht weit gekommen, als sich ihnen die erste Prüfung stellte. Eine bärenähnliche Bestie mit sechs muskulösen Gliedmaßen tauchte aus dem dichten Gebüsch auf und fixierte die Gruppe mit leuchtend gelben Augen. Sie knurrte, Speichel tropfte von ihren gezackten Zähnen, und ihr Brüllen hallte durch die Luft.
„Tritt beiseite, alter Weiser“, sagte Feuer-Kirin Kavi, deren feurige Mähne aufflammte, als sie mit den Hufen auf den Boden schlug.
Konan hob die Hand und hielt die Kirin zurück. „Keine Gewalt, junge Dame.“ Er schlug mit seinem Stab auf den Boden, und eine Welle ruhiger Energie breitete sich aus. Das Tier zögerte, seine Aggression schwand. Mit einem Schnauben zog es sich in den Schatten zurück.
Ruby legte den Kopf schief. „Nicht schlecht für einen alten Weisen.“
Konan lachte leise. „Selbst die wildesten Wesen respektieren Gleichgewicht und Frieden, wenn man ihnen den Weg zeigt.“
Die Reise ging weiter, und mit jeder Stunde wurde der Wald dichter. Das Unterholz kratzte an ihren Beinen, und in der Ferne hallten unheimliche Schreie unbekannter Kreaturen wider. Dann, ohne Vorwarnung, bebte die Erde. Eine riesige Gestalt tauchte vor ihnen auf und versperrte ihnen den Weg – eine Dämonin von der Größe eines Berges. Ihre Haut war grau gefleckt, ihr Haar ein wirres Durcheinander aus sich windenden Schlangen, und ihre leuchtend roten Augen verengten sich, als sie die Gruppe entdeckte.
„Das ist Ambala“, flüsterte Konan und umklammerte seinen Stab. „Eine Dämonin, die dieses Reich seit Jahrhunderten heimsucht. Sie hat unzählige Unschuldige verschlungen. Krieger, dies ist deine Prüfung.“
Ambala’s Stimme dröhnte, ihr Lachen ließ die Bäume erbeben. „Ihr Narren, ihr wagt es, mein Land zu betreten? Bereitet euch darauf vor, vernichtet zu werden!“
Kent trat vor, unbeeindruckt von der hoch aufragenden Dämonin. Mit einer schnellen Bewegung erschien der Drachenlöwenbogen in seiner Hand, und im Handumdrehen bereitete Kent einen mächtigen organischen Flammenpfeilzauber vor. Er zog einen einzigen Pfeil, an dessen Schaft goldene Energie knisterte. Die Luft um ihn herum schien vor der schieren Kraft seines Manas zu vibrieren.
Ambala hob ihren massiven Arm, bereit, nach ihnen zu schlagen, aber Kent schoss den Pfeil ab, bevor sie sich bewegen konnte. Das Projektil schoss durch die Luft, ein brennender Komet, der mit einer ohrenbetäubenden Explosion ihre Brust durchbohrte. Die Dämonin stieß einen kehligen Schrei aus, bevor sie zu Asche zerfiel und ihre massive Gestalt innerhalb weniger Minuten in Nichts zerfiel.
Konan starrte ihn mit offenem Mund an. „Ein Pfeil …“, flüsterte er. „Deine Kraft ist wirklich unermesslich. Du musst einem Halbgott nahe stehen.“
Kent zuckte mit den Schultern. „Lass uns weitergehen.“
Der Wald schien ihre Entschlossenheit zu spüren und leistete keinen weiteren Widerstand. Kleineren Gefahren konnten sie entweder dank Konans beruhigender Präsenz oder dank Kents schierer Kraft leicht ausweichen. Als die Sonne hinter dem Horizont versank, erreichten sie den Rand des Waldes und betraten eine Lichtung, die in Mondlicht getaucht war. Deine Reise geht weiter in My Virtual Library Empire
Vor ihnen lag eine ruhige Weite, wie Kent sie noch nie gesehen hatte.
Der Wald wich einem üppigen Tal, in dem natürliche Hütten in perfekter Harmonie angeordnet waren. Kristallklare Bäche schlängelten sich zwischen ihnen hindurch, und die Luft war erfüllt vom Klang von Gesängen – einer überirdischen Melodie, die tief in der Seele widerhallte. Tiere gegensätzlicher Natur – Wölfe und Rehe, Löwen und Gazellen – spielten ohne Angst miteinander. Der Anblick war so friedlich, so fremdartig, dass sogar Kavi innehalten musste, um ihn auf sich wirken zu lassen.
„Dies ist das Heiligtum der sieben ewigen Weisen“, sagte Konan mit ehrfürchtiger Stimme. „Ein Ort, an dem das Gleichgewicht herrscht und der vom Chaos der Außenwelt unberührt ist.“
Sie gingen durch das Heiligtum und zogen die Aufmerksamkeit seiner Bewohner auf sich. Dutzende yogische Weise saßen im Lotussitz und leuchteten schwach, während sie sangen.
Die Atmosphäre war erfüllt von einer Energie, die Kent nicht ganz deuten konnte – eine uralte Kraft, die sein ganzes Wesen zu durchdringen schien.
In der Mitte des Heiligtums standen sieben Gestalten, die Licht ausstrahlten. Es waren die Ewigen Weisen, deren lange Bärte und wallenden Gewänder ihnen ein fast mythisches Aussehen verliehen. Konan näherte sich ihnen, verbeugte sich tief und trat dann beiseite, um Kent vorzustellen.
Doch vor den Weisen stand noch jemand – eine Frau, deren Präsenz alle Blicke auf sich zog. Ihr purpurrotes Haar floss wie flüssiges Feuer, und ihre bernsteinfarbenen Augen leuchteten so intensiv, dass sie Kent zu durchbohren schienen. Sie trug eine Rüstung, die wie Gold schimmerte, und eine Aura von Hitze umgab sie, die die Luft um sie herum flimmern ließ.
Die Frau drehte sich um und ihre Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. „Das ist also der Krieger, den du mitgebracht hast?“, fragte sie mit einer Stimme voller Belustigung.
Kent kniff die Augen zusammen. „Und wer bist du?“
„Ich bin Ignira, Tochter des Feuergottes“, antwortete sie in einem Ton, der vor Arroganz triefte. „Ich habe den Weisen bereits meine Hilfe bei der Vollendung des Rituals versprochen. Sie brauchen dich nicht.
Bitte geh denselben Weg zurück.“
Konan runzelte die Stirn, sichtlich hin- und hergerissen. „Lady Ignira, ich verstehe deine Stärke, aber ich habe diesem Krieger ein Versprechen gegeben. Er hat sich als würdig erwiesen.“
Ignira lachte scharf und spöttisch. „Würdig? Dieser Sterbliche hat eine unbedeutende Dämonin besiegt und hält sich für fähig, das Ritual zu beschützen? Wie kurios.“
Kents Kiefer presste sich zusammen, und seine Hand formte instinktiv das göttliche Chakra. „Vorsicht, Feuerprinzessin. Deine Arroganz könnte dich noch teuer zu stehen kommen.“
Ignira hob eine Augenbraue, und ihr Grinsen wurde breiter. „Ach ja? Und was genau würdest du mir antun, Sterblicher?“
Bevor Kent antworten konnte, hob einer der Weisen die Hand. Seine Stimme war tief und hallte wider, sie strahlte unbestreitbare Autorität aus. „Es gibt keinen Grund für Feindseligkeiten. Ihr beide wollt uns helfen, doch nur einer kann die Verteidigung anführen. Wir wollen von euch beiden hören, wie ihr das Ritual vor dem Dämonenprinzen und seinen Ältesten zu schützen gedenkt. Sprecht jetzt.“