Kent stand vor dem langen, polierten Spiegel und starrte nicht auf sein Spiegelbild, sondern auf die nackte Gestalt von Königin Soya, die wie in Trance auf dem Bett lag.
Die weichen Seidenlaken schmiegten sich an ihre Haut, während sie dort lag und die Nachwirkungen der Wonnen genoss, die sie gerade erlebt hatte. Ihre Brust hob und senkte sich rhythmisch, ihre Augen waren geschlossen, als würde sie in einer Welt schweben, die weit weg von der Realität war.
„Also, hast du herausgefunden, wer den Titan-Kristall in Dead Island City entdeckt hat?“ Kents Stimme durchbrach die Stille, sein Tonfall war kalt und befehlend, während er seine Robe zurechtzog. Sein Blick blieb auf ihr Spiegelbild gerichtet.
Soyas Lippen verzogen sich zu einem trägen Lächeln, während ihre Finger sich fest an der Bettkante festhielten. Langsam öffnete sie die Augen, ihr Körper summte noch immer von der Lust, die sie gerade erlebt hatte.
„Mmm … ja. Er ist ein naher Verwandter der Familie Doom. Er war dort, um den Bau des Teleportationsportals in Dead Island City zu beaufsichtigen.“
Kents Miene verdüsterte sich, als er die Information verarbeitete. Er hatte es vermutet. „Und?“, drängte er.
Soya streckte sich genüsslich, genoss die Aufmerksamkeit, bevor sie fortfuhr. „Ich habe ihn gefoltert, lange genug, um seinen Willen zu brechen. Er hat das Geheimnis niemandem verraten.
Nach dem Tod von König Doom und seiner Tochter tauchte er unter, aber meine persönlichen Zauberer haben ihn aufgespürt.“ Sie drehte sich leicht zur Seite, ihre Finger strichen über die Laken, während sie Kent anstarrte.
„Er ist jetzt tot, und alle, die am Bau des Tores beteiligt waren, wurden inhaftiert. Das Geheimnis ist sicher. Niemand sonst wird jemals etwas über den Titanenkristall erfahren.“
Kent schwieg, sein Spiegelbild zeigte keine Regung, als er sich vom Spiegel abwandte und einen Schritt nach vorne machte. „Gut. Aber ich brauche noch mehr von dir. Als Dank dafür, dass ich dein Leben gerettet habe, möchte ich, dass du ein großes Teleportationsportal in Dead Island City baust. Nicht irgendein Portal, sondern eines, das den Transport von Millionen von Menschen auf einmal bewältigen kann. Es muss effizient und imposant sein.“
Königin Soyas Augen weiteten sich leicht angesichts der Kühnheit seiner Forderung. Doch nach einer kurzen Pause nickte sie, wie eine pflichtbewusste Dienerin, die Befehle entgegennimmt.
„Natürlich. Betrachte es als erledigt. Für dich tue ich alles.“ Sie streckte die Hand nach ihm aus, ihre Hand glitt durch die Luft, als wolle sie ihn berühren, aber Kent trat zurück und entzog sich ihrem Griff.
Als er sich zum Gehen wandte, rief sie ihm nach, diesmal mit festerer Stimme, in der ein Hauch von Verzweiflung mitschwang.
„Kent!“ Er blieb stehen, drehte sich aber nicht zu ihr um.
„Ich habe gehört, dass du morgen die königliche Schatzkammer besuchst. Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich dich gerne begleiten. Vielleicht kannst du eine Führung gebrauchen?“
Ein Grinsen huschte über Kents Gesicht, aber er ließ es sie nicht sehen. „Ich würde mich freuen, wenn nur du dabei wärst.“ Sein Tonfall war von einer leisen Drohung unterlegt. „Ich möchte Zeit haben, die Schatzkammer gründlich zu inspizieren. Bereite alles entsprechend vor.“
Ohne ein weiteres Wort verließ Kent den Raum und ließ Soya zurück, die ihm nachblickte, bis er außer Sichtweite war.
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Als Kent den Flur betrat, umgab ihn die prächtige Umgebung des königlichen Palastes. Seine Gedanken kreisten immer noch um seine Pläne für Dead Island City, den Titan-Kristall und seinen nächsten Schritt. Er bog um die Ecke, doch bevor er weitergehen konnte, wurde ihm der Weg versperrt.
Eine Gestalt stand direkt vor ihm. Der Mann war groß, muskulös und bedrohlich und strahlte eine Arroganz aus, die wie eine dunkle Wolke um ihn herum schwebte. Seine Augen waren scharf und aus den Mundwinkeln ragten zwei leicht hervorstehende Reißzähne hervor, die ihm ein dämonisches Aussehen verliehen. Seine blasse Haut mit einem unheimlichen Schimmer deutete auf eine Verbindung zum Volk der Rakshasa hin.
Kent blieb stehen und starrte den Mann an, ohne sich von der Stelle zu rühren. Es war ein stiller Kampf, bei dem beide darauf warteten, dass der andere den ersten Schritt machte.
Die Lippen des dämonenähnlichen Mannes verzogen sich zu einem höhnischen Grinsen. „Idiot, was glotzt du so? Geh zur Seite“, knurrte er mit gereizter Stimme.
„Dumme Trottel … wisst nicht mal, auf welcher Seite ihr laufen müsst.
Jetzt lern mal Manieren und geh auf die rechte Seite.“ Kent antwortete in strengem Ton.
Das Gesicht seines Gegenübers verdunkelte sich. „Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?“ Der spöttische Ausdruck des Mannes vertiefte sich, seine Arroganz flammte auf. „Du wagst es, mir Manieren beizubringen? Ein Bürgerlicher wie du – der den königlichen Palast mit deiner Anwesenheit verunreinigt? Anstatt dich demütig zu verhalten, widersprichst du mir?“ Seine Stimme wurde vor Wut lauter.
„Weißt du überhaupt, wer ich bin? Ich bin Phillip … Phillip Löwenherz, Prinz der königlichen Familie, und du wirst dein Leben verlieren, weil du mich beleidigt hast!“
Damit hob Phillip seine Hand, um Kent mit einer, wie er annahm, überwältigenden Kraft zu schlagen. Aber in seiner Arroganz unterschätzte er Kent. Für Phillip sah Kent wie ein durchschnittlicher Obermagier aus, jemand, der seiner Aufmerksamkeit nicht würdig war.
Doch Kent zuckte nicht mit der Wimper. Er hob einfach einen Finger und fing Phillips Schlag ab. In dem Moment, als Kents Finger Phillips Handfläche berührte, durchzuckte eine unsichtbare Kraft die Luft.
Phillips Körper versteifte sich, seine Augen weiteten sich vor Schock. Es war nicht Kents Kraft, die ihn erschütterte – es war etwas anderes, etwas Tieferes.
In Phillips Seele tobte ein Kampf. Die Präsenz des Geistes der verbotenen Göttin, der in ihm wohnte, prallte auf eine andere Kraft – den Geist der Göttin der Lust, der sich in Kent verbarg. Für einen Moment fühlte sich Phillip, als würde er von innen heraus zerrissen, sein Körper zuckte, als würde ihn eine unsichtbare Kraft elektrisieren.
Die Stimme des Geistes der verbotenen Göttin schrie in Phillips Kopf. „Geh sofort weg!
Schau ihn nicht an! Du hast das Ritual heute nicht durchgeführt – ich bin nicht stark genug, um mich dem göttlichen Geist in seinem Körper zu stellen! Lass uns gehen! Jetzt!“
Phillip taumelte rückwärts, sein Körper zitterte, während er darum kämpfte, die Kontrolle wiederzuerlangen. Seine Arroganz bröckelte und machte Angst und Verwirrung Platz. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und eilte davon, ohne es zu wagen, sich nach Kent umzusehen.
Kent blieb stehen und sah ihm mit einer Mischung aus Belustigung und Überraschung nach. Er hatte nicht mit einer solchen Reaktion gerechnet, aber die Konfrontation hatte etwas Interessantes offenbart – Phillip war kein gewöhnlicher Prinz.
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PeterPan 😉