5. Reich, Weißes Pferdemer…
Der frühe Morgennebel hing am Horizont, während sich das Weiße Pferdemer vor ihnen ausbreitete. Die sanften Wellen schlugen an die Küste, ihr Rhythmus war das einzige Geräusch, das die leise Unterhaltung der beiden mächtigsten Männer der neun Reiche begleitete. Mehr Inhalte findest du in My Virtual Library Empire
Jason Mama, der beeindruckende Anführer der Vereinigung der Neun Reiche, saß mit ruhiger Miene da und fuhr mit den Fingern am Rand seiner Porzellantasse entlang. Neben ihm saß Ryon Lionheart, Kaiser des Siebten Reiches, majestätisch und doch entspannt auf dem einfachen Holzstuhl mit Blick auf den Ozean. Die aufgehende Sonne tauchte die Szene in sanftes Gold und warf lange Schatten über den Sand.
Simon, Jasons Sohn, saß in der Nähe, sein Gesicht eine Maske der Frustration.
Er hatte sich noch nicht von seiner demütigenden Niederlage auf dem Blauen Planeten erholt und seine Stimmung war so trüb wie der ferne Horizont. Hinter dem Trio standen mehr als ein Dutzend Zauberer in identischen dunklen Uniformen, ihre Haltung steif und förmlich, und warteten auf den Befehl ihres Meisters.
Jason brach das Schweigen mit ruhiger, bedächtiger Stimme. „Nur noch drei Monate bis zur Eröffnung der Geisterwelt. Wie wollen wir also die Plätze verteilen?“
Ryon grinste, seine tiefblauen Augen funkelten vor Ungeduld. „Was gibt es da zu besprechen, Jason? Wir haben doch vereinbart, den Blauen Planeten wie geplant auszulassen. Die verbleibenden acht Reiche erhalten jeweils drei Plätze, insgesamt also vierundzwanzig.“ Er beugte sich leicht vor und sah ihn scharf an. „Also, sag mir, was willst du mit den verbleibenden neun Plätzen machen?“
Jason antwortete nicht sofort. Er nippte an seinem heißen Tee, dessen Dampf zwischen ihnen aufstieg, bevor er die Tasse vorsichtig abstellte. „Nimm noch drei Plätze für dein Siebtes Reich“, begann er in gemessenem, aber festem Ton. „Schließlich hast du deinen dreiunddreißig Vasallenstaaten drei Plätze versprochen, abhängig vom Ergebnis des Dreizack-Gipfels.“ Er machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen.
„Die restlichen sechs bleiben unter der direkten Kontrolle der Neun-Reiche-Vereinigung.“
Jasons Augen glänzten vor Zufriedenheit, wie die eines Mannes, der die Zukunft sorgfältig geplant hatte. Ryon spürte, dass die Entscheidung endgültig war, und nickte zustimmend, obwohl der Subtext des Gesprächs schwer auf beiden lastete. Es ging hier nicht nur um die Vergabe von Plätzen – es ging um Machtkämpfe, die das Gleichgewicht zwischen den Reichen prägen würden.
Simon, der aufmerksam zugehört hatte, konnte nicht länger schweigen. „Vater“, fragte er mit bitterer Stimme, „was ist, wenn die Zauberervereinigung des Blauen Planeten protestiert? Sie haben immer noch Einfluss, auch wenn wir sie abgeschnitten haben.“
Jason stand langsam auf, seine große Gestalt warf einen langen Schatten auf den Sand. Er ging vorwärts, seine Stiefel versanken im nassen Sand, als er in das kühle Meerwasser trat.
Einen Moment lang starrte er in die Ferne, wo das goldene Licht der Sonne die Oberfläche des Ozeans küsste. Als er wieder sprach, klang seine Stimme eisig und entschlossen.
„Selbst wenn sie auf den Knien betteln, werde ich ihnen keinen einzigen Platz geben“, sagte Jason mit leiser, aber drohender Stimme. „Was auch immer passiert, dieser maskierte Narr darf nicht in die Geisterwelt gelangen.“
Ein bitteres Lachen entrang sich Simons Lippen, und er ballte zufrieden die Fäuste. „Dieser Narr wird dafür bezahlen, dass er mich gedemütigt hat“, murmelte er mit bösem Glitzern in den Augen. Er warf einen Blick auf Ryon, der still, aber aufmerksam blieb.
Jason wandte sich wieder seinem Sohn zu, sein kalter Blick milderte sich für einen Moment.
Dann hob er die Hand und rief einen der Zauberer hinter ihnen herbei. „Gib den Befehl“, befahl er. „Die Verteilung der Plätze in der Geisterwelt ist abgeschlossen. Informiere alle Reiche und weise sie an, ihre Kämpfer bis zum Beginn bereit zu halten.“
Der Zauberer verbeugte sich tief. „Wie Ihr befiehlt, mein Herr“, antwortete er, bevor er sich schnell zurückzog, um den Befehl auszuführen.
Als der Zauberer aus dem Blickfeld verschwand, wandte Jason sich wieder Ryon zu, dessen Miene nun, da die Frage der Plätze geklärt war, entspannter war. „Wann planst du, in dein Reich zurückzukehren, Ryon? Es gibt noch viel für den Dreizack-Gipfel vorzubereiten.“
Ryon lehnte sich in seinem Stuhl zurück und beobachtete die Wellen, die sanft gegen das Ufer schlugen. „Ich werde in ein paar Tagen aufbrechen“, sagte er fast beiläufig.
„Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, bevor ich gehe.“
Jason hob eine Augenbraue. „Vergiss nicht“, sagte er eindringlich, „mein Sohn wird von deinem siebten Reich aus die Geisterwelt betreten. Nur dein Reich hat einen Zugang zum Land der yogischen Weisen. Ich erwarte, dass alles in Ordnung ist.“
Ryon winkte ab, lächelte aber. „Natürlich. Alles wird wie vereinbart geregelt werden. Der siebte Realm wird deinem Sohn den notwendigen Durchgang gewähren, und er wird Zugang zum Land der yogischen Weisen erhalten.“
Dann wandte er sich mit einem kurzen Nicken an Simon. „Simon, komm einen Monat vor der Öffnung der Geisterwelt zu mir nach Hause. Ich werde dafür sorgen, dass du auf das vorbereitet bist, was dich erwartet.“
Simon setzte sich aufrecht hin, und sein trüber Gesichtsausdruck hellte sich bei der Erwähnung der Vorbereitungen leicht auf. „Danke, Onkel“, sagte er, und ein Hauch von Aufregung schwang in seiner Stimme mit.
Ryon lächelte kurz, bevor er sich wieder Jason zuwandte. „Alles läuft nach Plan. Dein Sohn wird seine Chance bekommen, in der Geisterwelt zu glänzen. Sorge dafür, dass er bereit ist, jede Gelegenheit zu ergreifen.“
Jasons Augen blitzten kalt und entschlossen. „Oh, das wird er. Und wenn die Zeit gekommen ist, wird die Welt sehen, dass man die Neun-Reiche-Vereinigung nicht unterschätzen darf.“
Die Spannung in der Luft verdichtete sich, als die beiden mächtigen Anführer sich einen wissenden Blick zuwarfen. Die Sonne war nun vollständig aufgegangen und warf ihre hellen Strahlen über das Meer, aber unter der ruhigen Oberfläche brodelten die Machenschaften der neun Reiche heftig.
Ryon, der wie immer eine königliche Ausstrahlung hatte, stand von seinem Platz auf. „Also gut, ich werde alles vorbereiten. Und Jason – keine Sorge. Bis zur Öffnung der Geisterwelt wird alles bereit sein.“
Jason lächelte schwach, als Ryon sich umdrehte und zu den wartenden Zauberern zurückging. Die Bühne war bereitet, und alles lief genau nach Plan. Aber selbst als die Morgensonne das Meer der Weißen Pferde in Licht tauchte, blieben Jasons Gedanken so dunkel und undurchdringlich wie der tiefste Abgrund unter seiner Oberfläche.
Er warf einen Blick auf Simon, der schweigend neben ihm stand und vor Erwartung immer noch die Fäuste ballte. „Bald, Simon“, flüsterte Jason. „Bald wirst du deine Rache bekommen. Und wir werden nicht nur das Fünfte Reich kontrollieren, sondern alle neun Reiche mit voller Macht.“
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