Als sie in die kühle Abendluft trat, spürte Thea, wie die Anspannung in ihrem Körper nachließ, aber die Worte von Soya hallten noch nach. Ihre Gedanken schweiften zu Kent. Trotz allem wusste sie, dass er bald in das Siebte Reich kommen würde, und der Gedanke, ihn wiederzusehen, erfüllte sie mit Hoffnung und Freude.
Sie schlenderte langsam durch die Gärten, ihre Gedanken kreisten um den Blauen Planeten und die Vorbereitungen für das Treffen der Unsterblichen Tiergeister.
Versehrt in ihren Gedanken, stand Thea plötzlich vor der Villa des Patriarchen. Das imposante Gebäude ragte über ihr auf, ein Symbol für die Macht und das Vermächtnis der Familie Quinn. Als sie näher kam, fiel ihr Blick auf das große, magische Gemälde des Stammbaums der Familie Quinn, das in der großen Halle hing.
Das Gemälde war ein uraltes Artefakt, das von einem eigenen Geist durchdrungen war. Es zeigte die Abstammungslinie der Familie Quinn, wobei jeder Zweig eine andere Generation darstellte. Thea hatte das Gemälde in ihrer Kindheit unzählige Male gesehen, aber jetzt blieb sie stehen, um den Namen Kent zu suchen.
Es lag eine subtile Dunkelheit über bestimmten Teilen des Baumes, wie ein Schatten.
Neugierig geworden, trat Thea näher und musterte die komplizierten Details des Gemäldes. Da bemerkte sie den dunklen Bereich am Fuße des Baumes, wo zwei Namen und Bilder verschwommen und unleserlich waren.
Der Bereich war so gut versteckt, dass ein flüchtiger Betrachter ihn wahrscheinlich übersehen hätte.
Da sie die Schrift nicht lesen konnte, legte sie ihre Finger auf die geschwärzte Stelle und tastete nach den Buchstaben am unteren Rand der Bilder.
Als ihre Finger über die verblassten Worte unter einem der Bilder strichen, überkam sie ein Gefühl der Wiedererkennung.
„Long Wang Quinn“, flüsterte sie, die Worte kaum hörbar, als sie über ihre Lippen kamen. [Der verehrte Drachenlord.] Das war Kents richtiger Name, ein Name, der gewählt worden war, nachdem man seine Schicksalslinien gelesen hatte, Linien, die sein Schicksal als Drachenlord offenbarten.
Die Erkenntnis traf sie wie ein Blitz, und die Last dieser Enthüllung lastete schwer auf ihren Schultern.
Ein Lächeln breitete sich langsam auf Theas Lippen aus, als sie den Namen über ihre Zunge rollen ließ. Es war ein mächtiger Name, der von Größe und Stärke sprach. Und doch war es der Name „Kent“, der einen besonderen Platz in ihrem Herzen einnahm. Es war der Name, den seine Großmutter ihm gegeben hatte, ein Name, der den Jungen repräsentierte, den sie so sehr ins Herz geschlossen hatte.
Ihre Gedanken schweiften zurück zu den frühen Tagen, als Kent noch mit seiner Großmutter in der alten Villa auf dem Blauen Planeten gelebt hatte. Es war eine einfachere Zeit, bevor das Schicksal sie eingeholt hatte. Thea sah noch immer das unbeschwerte Lächeln auf Kents Gesicht vor sich und hörte sein Lachen. Lies exklusive Abenteuer auf empire
Aber diese Tage waren vorbei und durch die harte Realität ihrer Welt ersetzt worden. Thea wusste, dass Kents Reise noch lange nicht zu Ende war und dass die Herausforderungen, denen er im Siebten Reich begegnen würde, ihn auf eine Weise auf die Probe stellen würden, die er sich nie hätte vorstellen können.
Mit einem letzten Blick auf das Gemälde wandte sich Thea ab, ihre Gedanken waren jetzt auf die Zukunft gerichtet.
–
Die Tage vergingen, und die Zeit der Versammlung der unsterblichen Tiergeister tickte wie eine Zeitbombe. Alle Schüler trafen die letzten Vorbereitungen. Aber der junge Mann, der das Schicksal dieser Versammlung verändern wird, liegt im Teufelswald zwischen den Leichen Tausender evolvierter Tiere.
Kents Brust hob und senkte sich in unregelmäßigen Atemzügen, sein Körper schmerzte von den unzähligen Wunden, die er sich im Kampf zugezogen hatte. Blut tränkte seine zerrissenen Kleider und vermischte sich mit dem Schmutz und Dreck des Waldbodens. Seine Energie war völlig erschöpft, sodass er sich kaum noch bewegen konnte. Und doch, trotz der Erschöpfung, die ihn belastete, spielte ein selbstbewusstes Lächeln auf seinen Lippen.
Der heutige Tag war anders als alle anderen. Die Zahl der Bestien, die sich auf ihn gestürzt hatten, hatte die unglaubliche Zahl von 133.000 erreicht. Jede einzelne war noch bösartiger und weiter entwickelt als die vorherige. Er hatte jede einzelne von ihnen erledigt und die einst so wilde Horde in einen Haufen Abfall verwandelt, deren zerbrochene Körper über das Schlachtfeld verstreut lagen.
Als er dort lag und in den Nachthimmel starrte, konnte Kent nicht anders, als das Ausmaß seiner Tat zu bewundern. Die Luft war dick von Blut und Regen, ein schwerer, metallischer Geruch, der seine Nase füllte, als er tief einatmete.
Der Himmel begann zu grollen, die Wolken wirbelten in einem chaotischen Tanz, als die ersten Regentropfen fielen. Das kühle Wasser traf seine Haut und wusch das Blut weg, das an seinem Körper klebte.
Als der Regen stärker wurde, begann er das Blut abzuwaschen und die gutaussehenden Gesichtszüge darunter zum Vorschein zu bringen. Gesichtszüge, die die Macht hatten, zu fesseln und zu verführen und die Herzen unzähliger Mädchen in den Neun Reichen zum Schmelzen zu bringen.
Kent lag lange da und ließ den Regen über sich hinwegspülen. Die Kühle drang in seine Knochen, linderte den Schmerz seiner Wunden und brachte ihm die dringend benötigte Ruhe.
Seine Gedanken schweiften in die Vergangenheit, zu den Momenten, die ihn zu dem Mann gemacht hatten, der er heute war. Erinnerungen an seine Großmutter und an den Weg, der noch vor ihm lag.
Die Nacht verging langsam, der Sturm tobte weiter, während Kent regungslos dalag und in Gedanken versunken war. Er spürte die Last der Zukunft auf sich lasten, das Wissen, dass die Zeit der Versammlung der Unsterblichen Tiergeister näher rückte.
Als die ersten Strahlen der Morgendämmerung am Horizont erschienen, rappelte sich Kent langsam vom Boden auf.
Er stand einen Moment lang da und starrte auf die Silhouette des Teufelsbergs in der Ferne. Der uralte Berg ragte wie ein stiller Wächter über den Wald.
„Eines Tages werde ich das Geheimnis hinter deinem steinernen Gesicht lüften“, murmelte Kent leise, während ein kleines Grinsen um seine Lippen spielte.