„Ziran steckt in Schwierigkeiten?“ Lin Mu hatte keine Ahnung, was sein Kumpel in der Hauptstadt angestellt haben könnte, dass es so einen Aufruhr gab, der bis hierher zu hören war.
WUSCH
Ohne eine Sekunde zu zögern, flog er los und hinterließ eine Wolkenschleppe.
„Dämonen!“
„Es sind die Dämonen!“
„Die Dämonenarmee ist eingefallen!“
„Warum funktionieren die Formationen nicht?“, schrien die Leute ununterbrochen.
„Wie ist das überhaupt möglich? Ist die Katastrophe nicht schon vorbei?“
„Ist das eine weitere Invasion? Wie kann das sein, wo doch der Kaiser und die gesamte kaiserliche Armee hier sind?“
Lin Mu hörte etwas, das ziemlich lächerlich klang. Es ergab keinen Sinn, da es keine Möglichkeit gab, dass hier eine Invasion stattfinden konnte.
Selbst wenn der Kaiser und die anderen Experten der Stadt irgendwie außer Gefecht gesetzt worden wären, hätten die Formationen immer noch funktioniert.
Ganz zu schweigen davon, dass nicht nur die Experten des Dao-Wind-Imperiums hier anwesend waren. Der Tempel der Wächtertiere war seit langem in höchster Alarmbereitschaft, und sogar die Leute des Unsterblichen Hofes waren anwesend, ganz zu schweigen vom Kang-Clan und den Mitgliedern der Shang-Kaiserlichen Dynastie.
Wenn eine echte Invasion stattgefunden hätte, wären sie verpflichtet gewesen, ebenfalls zu handeln.
Lin Mu ignorierte die Stimmen vorerst und begab sich zur Quelle des Tumults, um sich selbst ein Bild von der Lage zu machen.
„Unmöglich.“ Als er dort ankam, stellte er fest, dass die Leute tatsächlich die Wahrheit sagten.
Auf einem der zentralen Plätze sah er ein riesiges fliegendes Unsterblichkeitsschiff.
Es hatte die Form eines riesigen Schädels mit einer Größe von über dreihundert Metern. Der Schädel hatte vier Augenhöhlen und einen großen Kiefer voller scharfer Zähne. Oben waren außerdem vier nach hinten gebogene Hörner zu sehen.
„Moment mal … das ist nicht nur ein fliegendes Unsterblichkeitsschiff in Form eines Schädels … das ist ein echter Schädel, ein Dämonenschädel!“, stellte Lin Mu nach einer kurzen Analyse fest.
Die einzige Frage war, was für ein Dämon so riesig sein könnte, dass er einen Schädel hatte, der allein dreihundert Meter groß war. Wenn man die normalen Proportionen eines Dämons zugrunde legte, die bei einem Verhältnis von Schädel zu Körper 1:8 betragen, wäre der Dämon insgesamt über tausend Meter groß!
Als Lin Mu den Riesenschädel betrachtete, bemerkte er die Passagiere darin. In den Augenhöhlen und im Mund des Schädels saßen Hunderte von Dämonen. Lin Mu konnte Dämonen mit Hörnern, Dämonen mit großen Stoßzähnen, mehreren Armen und sogar einige mit mehreren Augen erkennen.
Einige hatten rote Haut, andere blaue, einige sahen wie Menschen aus und wieder andere hatten pechschwarze Haut. Ihre Haare hatten verschiedene Farben und waren meist wild zerzaust.
Die meisten trugen dicke Lederrüstungen, aber ein paar hatten klobige Metallrüstungen an, die ziemlich primitiv aussahen, als ob kaum abgeflachte Metallstücke einfach an ihren Körpern hingen.
Sie hatten Dutzende von Waffen dabei, wobei die gängigsten klobige und große Waffen wie Hämmer, Keulen, Streitkolben, Streitäxte und Knüppel waren.
Das Einzige, was sie alle gemeinsam hatten, waren ihre massigen und muskulösen Körper. Sogar die Frauen hatten Muskeln, die manche männliche Körperkultivierende vor Neid erblassen ließen. Sie strahlten eine furchterregende Aura aus, die den meisten Kultivierenden einen Schauer über den Rücken jagte. Für Lin Mu fühlten sich ihre Auren jedoch so normal an wie die Morgenbrise.
Zusätzlich zu denen, die im Riesigen Fliegenden Schädel saßen, standen noch zehn weitere Dämonen darunter. An der Spitze dieser Gruppe stand eine über zwei Meter große Dämonin. Sie hatte zwei gerade Hörner, die jeweils etwa dreißig Zentimeter lang waren und aufrecht standen, was sie noch größer erscheinen ließ.
Im Gegensatz zu den anderen trug sie keine Rüstung, sondern ein ziemlich freizügiges, tierhautähnliches Top, das ihre Brust bedeckte, und eine eng anliegende Hose. Ihr Hals, ihr Rücken, ihre Arme und Beine waren nackt und zeigten mehrere Stammes-Tattoos. Ihr Gesicht war relativ attraktiv und strahlte einen wilden, ungezügelten Charme aus, während ihre feurig roten Augen wie die Kohlen einer Schmiede glühten.
In einer ihrer Hände hielt sie niemand Geringeren als Lin Mus Halbelfen-Begleiter Ziran. Der Mann wirkte ziemlich hilflos, als er von der Dämonin lässig vom Boden hochgehoben wurde. Lin Mu versuchte auch, Mönch Hushu zu entdecken, konnte ihn aber nirgendwo sehen, was ihn fragen ließ, wo der Mann hingegangen war.
„In was ist Ziran da geraten?“ Lin Mu konnte im Moment nicht klar denken und beschloss, die Situation direkt anzugehen.
Er landete neben dem hängenden Mann, dessen Gesicht eine Mischung aus Angst und Besorgnis zeigte.
„Was ist hier los?“, fragte Lin Mu.
Wäre Ziran nicht unverletzt gewesen und hätte er sich nicht gewehrt, hätte Lin Mu vielleicht schon angegriffen.
„Wer ist das?“, fragte die Dämonin den Mann, der sich ihnen furchtlos genähert hatte.
Alle anderen Bürger und Wachen schienen sich wegen der bedrückenden Aura, die ihre Gruppe ausstrahlte, fernzuhalten, doch dieser eine Mann schien davon unbeeindruckt zu sein.
„Ah, Liebling, ich kann das erklären“, sagte Ziran hastig.
„Liebling?“ Lin Mu hob die Augenbrauen, bevor ihm klar wurde, was los war. „Das ist deine Frau?“
Lin Mu hatte schon längst von Zirans Frau und seiner ziemlich großen Familie gehört, die er mit ihr hatte. Er hatte erfahren, dass sie eine wilde Frau war, die einen großen Einfluss auf sein Leben hatte, aber darüber hinaus hatte Ziran nicht viel erzählen wollen und es privat gehalten.
Als er nun die Szene vor sich sah, wurde Lin Mu klar, dass es wahrscheinlich eher aus Verlegenheit als aus Privatsphäre geschah.
„Ja, Daoist Lin Mu.
Das ist meine geliebte Frau: Karlia“, stellte Ziran sie endlich vor.
Lin Mu starrte die Dämonin einen Moment lang an, bevor er nickte. „Nun, das erklärt natürlich einiges.“ Er unterdrückte den Drang zu lachen, da er wusste, dass das die Situation für Ziran nur noch verschlimmern würde.
„Du bist also derjenige, mit dem Ziran herumtreibt?“, sagte Karlia und kniff ihre blutroten Augen leicht zusammen, während sie Lin Mu musterte.
„Ja, wir arbeiten zusammen an ein paar … dringenden Angelegenheiten“, antwortete Lin Mu ruhig.
„Hmm. Wenigstens bist du keiner von diesen Schwächlingen, mit denen er früher zu tun hatte“, bemerkte Karlia mit einem Grinsen auf den Lippen. „Aber du“, sie wandte ihren Blick wieder Ziran zu und schüttelte ihn leicht, „du hast mir einiges zu erklären.“
