Xukongs Worte waren für Lin Mu echt überraschend, aber gleichzeitig schienen sie den Nebel zu lichten, der das Geheimnis umgab.
„Wenn die sich entwickelnde Welt dahintersteckt, warum sollte sie dann das Qi freisetzen?“, fragte Lin Mu.
„Das ist ganz normal, so bereichert sich die Welt. Je mehr Wesen sich auf ihr entwickeln, desto schneller wächst sie auch. Die Entwicklung der Welt wirkt auch wie ein Katalysator auf alle Wesen, sodass sie schneller wachsen und sich entwickeln können“, erklärte Xukong.
„Ich verstehe … und was ist mit der Energie, die der Älteste Pear absorbiert hat?“, fragte Lin Mu.
„Das … war wahrscheinlich ein Hauch reiner Naturessenz“, antwortete Xukong.
„Naturessenz?“, fragte Lin Mu und erinnerte sich an einen Eintrag, den er in den Memoiren des Verlorenen Unsterblichen gelesen hatte.
Der Verlorene Unsterbliche hatte einmal eine Karte gefunden und sich auf Schatzsuche in einem verbotenen Gebiet begeben. Dort gab es viele gefährliche Bestien und Kreaturen. Er bekämpfte sie alle, bevor er schließlich den Ort des Schatzes erreichte, der von einem seltsamen Wesen bewacht wurde. Das seltsame Wesen bestand aus Felsen und ließ den Verlorenen Unsterblichen nicht weitergehen.
Der Verlorene Unsterbliche kämpfte gegen das seltsame Wesen und stellte fest, dass es nicht nur eine hirnlose Marionette war. Es war nicht das erste Mal, dass er eine Felsmarionette sah, da es viele Kultivierende gab, die solche Marionetten herstellten. Aber diese war anders.
Sie konnte nicht nur sprechen, sondern hatte auch eine eigene Persönlichkeit!
Der Verlorene Unsterbliche war verblüfft und fragte sich, ob es sich nur um eine sehr komplexe Marionette handelte. Als er sie besiegte, suchte er nach Formationen. Aber er fand keine in ihrem Körper; stattdessen enthielt sie völlig andere Strukturen.
Die Steinkreatur hatte keine besonderen Organe, aber sie hatte Meridiane!
Sie hatte sogar ein Dantian und eine Struktur, die wie ein Herz aussah.
Der Verlorene Unsterbliche war neugierig und behielt die Leiche des seltsamen Wesens, um nach Schätzen zu suchen. Aber zu seiner Verwirrung fand er dort keinen Schatz. Erst ein Jahr später bekam er mehr Infos über das Ganze und fand heraus, dass der Schatz nichts anderes war als das Felswesen, das er getötet hatte.
Der Verlorene Unsterbliche konnte nicht verstehen, warum dieses seltsame Wesen als Schatz galt.
Da er es nicht herausfinden konnte, gab er die Sache auf, bis er einige Jahre später zufällig auf Informationen über solche Wesen stieß.
Darin war die Rede von leblosen Gegenständen wie Felsen, Steinen, Edelsteinen, Möbeln, Waffen, Bäumen und vielem mehr, die spontan zum Leben erweckt wurden.
Es war ein mysteriöses Phänomen, das viele Experten als Segen des Himmels betrachteten. Sie glaubten, dass der Himmel den leblosen Gegenständen eine Seele schenkte und sie zum Leben erweckte.
„Diese Naturessenz scheint dem sehr nahe zu kommen, was der verlorene Unsterbliche erlebt hat“, meinte Lin Mu.
„Du hast recht. Tatsächlich ist das etwas, das von Zeit zu Zeit im ganzen Universum passiert. Und die Wesen, die dabei entstehen, werden Naturgeister genannt“, verriet Xukong.
„Das heißt also, dass der alte Birnbaum ein Naturgeist ist?“, fragte Lin Mu.
„Nicht ganz … Man könnte ihn als halben Naturgeist bezeichnen. Er hatte bereits eine Seele und ein gewisses Bewusstseins- und Kultivierungsniveau, bevor er die Naturessenz absorbierte, sodass sich sein Bewusstsein lediglich auf das eines vollständigen Menschen erhöhte. Würde dieselbe Naturessenz hingegen von einem beliebigen Stein absorbiert werden, hätte dieser zunächst einige Organe wie Meridiane, Dantian und ein Herz entwickelt, bevor er eine Seele erhalten hätte.
Dann müsste es sich weiterentwickeln, um zu wachsen und stärker zu werden.
Im Grunde verleiht die Naturessenz einem Objekt die Fähigkeit, eine Seele zu erlangen und sich dann weiterzuentwickeln“, erklärte Xukong ausführlich.
Nachdem er alles gehört hatte, war Lin Mu ziemlich erstaunt.
„Heißt das nicht, dass mit Naturessenz Leben erschaffen werden kann?“, fragte Lin Mu voller Bewunderung. „Wenn man die Naturessenz kontrollieren kann, kann man immer mehr solcher Wesen erschaffen.“
„Das ist nicht möglich“, verneinte Xukong. „Naturessenz ist sehr selten und kann nur von einer Welt erschaffen werden. Selbst dann produziert die Welt sie nicht regelmäßig; ein einziger Hauch von Naturessenz kann Tausende von Jahren brauchen, um entstanden zu sein.
Und selbst wenn sie entsteht, gibt es keine Garantie, dass das Objekt, das sie absorbiert hat, lange leben kann. Meistens werden sie zerstört, entweder durch sich selbst oder durch andere.
Selbst die besten Experten im Universum konnten die Essenz der Natur noch nicht herstellen oder kontrollieren. Sie können sie nicht einmal einschließen.
Viele haben versucht, die Essenz der Natur einzufangen, aber die Werkzeuge, die sie dafür benutzt haben, haben am Ende selbst ein Bewusstsein entwickelt“, erklärte er weiter.
„Das ist in der Tat sehr kompliziert. Aber was ist, wenn ein bereits lebendes Wesen sie aufnimmt? Oder ein Kultivierender?“, fragte Lin Mu als Nächstes.
„Das funktioniert nicht. Die Naturessenz kann nur von leblosen Objekten aufgenommen werden, oder zumindest von solchen, die ihr ähnlich sind, wie Pflanzen. Menschen, Tiere oder andere solche Rassen würden von der Naturessenz einfach ignoriert werden. Selbst wenn sie sie direkt konsumieren würden, würde die Naturessenz einfach durch ihren Körper hindurchgehen, als wäre sie Luft“, antwortete Xukong, was Lin Mu zufriedenstellte.
„Hmm … dann waren die Worte des Ältesten Pear falsch, als er sagte, dass jedes andere vorbeikommende Tier sie hätte aufnehmen können?“, fragte Lin Mu.
„Ja. Er kennt die Details der Naturessenz nicht, daher ist es normal, dass er denkt, dass alles andere sie hätte aufnehmen können. In Wirklichkeit hätten nur er, andere belebte Objekte und die Pflanzen sie überhaupt aufnehmen können“, antwortete Xukong.
~Seufz~
„Dann wird meine Suche nach empfindungsfähigen Pflanzen diesmal wohl erfolglos bleiben. Wenn der Älteste Pear sie durch die Naturessenz gewonnen hat, wird sie bei den anderen Schneeglasbirnen nicht funktionieren.“ Lin Mu schüttelte den Kopf.
„Eigentlich könnte es trotzdem funktionieren“, sagte Xukong, woraufhin Lin Mu hellhörig wurde.
„Wirklich?“ fragte Lin Mu erwartungsvoll.
„Ja … Die Schneeglasbirnenbäume könnten im Schlafreich noch pflanzbar sein“, bestätigte Xukong und steigerte Lin Mus Aufregung.
„Wenn das so ist, muss ich mit ihnen reden.“ Lin Mu richtete seine Aufmerksamkeit auf Elder Pear.
