Niemand hätte erwartet, dass so eine Methode benutzt wird, um die Mauer zu erreichen. Es war ziemlich unfein und peinlich für einen Unsterblichen. Aber Lin Mu war das egal.
Außerdem war ja niemand da, der ihn beobachten konnte.
Natürlich war die Schwerkraft mittlerweile tödlich.
Lin Mu war nur noch knapp zwanzig Meter von der sich auftürmenden großen Mauer entfernt, und die Schwerkraft hatte bereits das Dreihundertfache überschritten. Er konnte nicht einmal abschätzen, wie groß sie genau war, da er mittlerweile keinen Bezugspunkt mehr hatte.
„Das Atmen fällt mir jetzt auch schwer.“ Lin Mu konnte aufgrund des enormen Gewichts nicht mehr sprechen.
Tatsächlich konnte er sich auch überhaupt nicht mehr bewegen. Er lag einfach auf dem Boden und starrte zur Mauer hinauf.
Die detaillierten Beobachtungen wurden ohnehin von seinem Unsterblichkeitssinn vorgenommen. Und selbst das war schwierig.
War sein Unsterblichkeitssinn normalerweise wie eine Feder, so war er jetzt wie eine schwere Bleikette, an der ein Schiffsanker befestigt war. Es war unglaublich schwierig, sich zu bewegen, aber Lin Mu schaffte es dennoch, indem er zusätzliches unsterbliches Qi hineinpumpte.
Leider bedeutete das auch, dass seine Reichweite jetzt ziemlich begrenzt war. Selbst eine Erweiterung um hundert Meter war schon eine Leistung.
„Kein Wunder, dass man sagt, dass selbst Transzendente hier ins Straucheln geraten würden. Die Schwerkraft wird sie nicht töten, aber sie werden auch nicht viel ausrichten können“, dachte Lin Mu bei sich.
Tatsächlich würden die Transzendenten Unsterblichen nicht einmal ihre Fähigkeiten einsetzen können, da es ziemlich schwierig wäre, unsterbliches Qi zu sammeln und ihre Gliedmaßen zu bewegen, um anzugreifen. Und selbst wenn sie es täten, wäre die Kraft nur ein Bruchteil dessen, was normalerweise freigesetzt würde.
~Seufz~
„Einfach nur hier zu liegen bringt nicht viel …“, stellte Lin Mu fest, dass es an diesem Ort eigentlich ziemlich langweilig war.
Seine Neugier hatte ihn vielleicht hierher getrieben, aber jetzt, wo er es sah, gab es hier nicht viel zu sehen.
„Selbst wenn ich wissen will, was diese Schwerkraft verursacht, kann ich es mit meinen eingeschränkten Sinnen und ohne Bewegungsfreiheit nicht herausfinden“, dachte Lin Mu.
„Versuch mal, nach unten zu gehen“, hallte Xukongs Stimme in seinem Kopf.
„Nach unten?“, fragte Lin Mu zweifelnd.
„Ja … was auch immer diese Gravitationsanomalie verursacht hat, befindet sich wahrscheinlich tiefer im Boden. Oder selbst wenn es oben war, ist es wahrscheinlich tief dort unten versunken“, erklärte Xukong.
„Hmm … das macht Sinn“, stimmte Lin Mu zu und aktivierte Phase.
~WHOOSH~
Bei der starken Schwerkraft sank Lin Mus Körper augenblicklich wie eine Bowlingkugel, die vom Himmel gefallen war, in den Boden.
Da der feste Boden ihn nicht mehr aufhielt, fiel er weiter und gewann immer mehr an Schwung. In nur dreißig Sekunden war er bereits fünf Kilometer tief im Boden. Zum Glück änderte sich die Schwerkraft nicht mehr, sodass er besser zurechtkam.
„Mit Phase ist die Wirkung der Schwerkraft auch etwas geringer.“ Lin Mu konnte jetzt zumindest seine Finger bewegen.
Aber er wusste nicht, wie weit er noch fallen würde.
Zwei Minuten vergingen auf diese Weise, und mittlerweile war sogar Lin Mu verwirrt, wie tief es ging.
„Sag mir nicht, dass es bis zum Mittelpunkt der Welt geht oder so?“, sagte Lin Mu zögernd.
Er war sich sicher, dass er inzwischen schon über hundert Kilometer tief war.
Für jeden anderen wäre es sehr beunruhigend, so tief zu tauchen. Sie hätten Angst gehabt, nicht mehr an die Oberfläche zurückkehren zu können.
Schließlich war die Schwerkraft so stark, dass sie sich nicht einmal bewegen konnten – wie sollten sie da gegen die Schwerkraft ankämpfen und nach oben gelangen?
Lin Mu hatte jedoch keine solchen Bedenken, da er von Anfang an einen Fluchtweg vorbereitet hatte.
Daher machte er sich keine Sorgen um die Rückkehr und ließ seinen Körper durch den Boden fallen.
Eine weitere Minute verging, und Lin Mu spürte endlich eine leichte Veränderung.
„Moment mal … Ist die Schwerkraft gerade schwächer geworden?“ Lin Mu konnte den winzigen Unterschied spüren.
Ein paar Sekunden später war sein Zweifel ausgeräumt.
„Es wird leichter!“ Lin Mu war sich jetzt sicher.
Während sich seine Fallgeschwindigkeit nicht änderte, nahm der Druck auf seine Organe deutlich ab. Er konnte auch besser atmen.
Etwa fünf Minuten später hatte Lin Mu das Gefühl, dass die Schwerkraft stark nachgelassen hatte. Tatsächlich war sie kaum noch zehnmal so hoch wie normal.
„Hm … Das ist in Ordnung.“ Lin Mu kontrollierte seine Fallgeschwindigkeit und blieb an Ort und Stelle stehen.
Da er sich mit seinem unsterblichen Sinn frei bewegen konnte, tastete Lin Mu die Umgebung ab und hielt Ausschau nach etwas Ungewöhnlichem.
Er irrte über eine Stunde umher, bevor er endlich etwas fand.
„Die Beschaffenheit des Bodens ist dort anders …“, murmelte Lin Mu und ging hin.
Als er näher kam, konnte er mit seinem unsterblichen Sinn viel klarer wahrnehmen und sah endlich, was es war.
„Ein Gebäude?“ Lin Mu war so tief unter der Erde auf ein Gebäude gestoßen.
Er wusste nicht, was es hier zu suchen hatte oder wer es gebaut hatte, aber er hatte keinen Zweifel daran, dass dieses Gebäude etwas mit der ungewöhnlichen Schwerkraft zu tun hatte. Also betrat er schnell das Gebäude und erkannte bald, um was für einen Palast es sich handelte.
„Das ist ein Tempel …“, sagte Lin Mu, als er sich umschaute.
An den Wänden waren verschiedene Wandmalereien und Schnitzereien zu sehen. Als Lin Mu sie genauer betrachtete, stellte er fest, dass sie ihm bekannt vorkamen.
„Moment mal … gab es solche Wandmalereien nicht auch in dem Clan-Tempel?“, fragte Lin Mu und erinnerte sich an den Tempel, in dem er auf einen Asteroiden in der kleinen Leere gestoßen war, als er den Stamm der Haima getroffen hatte.
Er war zufällig dort gelandet und wusste nicht, was das für ein Ort war.
Aber jetzt, wo er die beiden verglich, schienen sie von derselben Person oder Organisation erbaut worden zu sein.
„Sie liegen auf verschiedenen Kontinenten … und sind doch gleich … Seltsam.“ Lin Mu hatte das Gefühl, dass mehr dahintersteckte, als man auf den ersten Blick sehen konnte.
Er beschloss, der Sache weiter nachzugehen und ging tiefer in den Tempel hinein.
Der Tempel hatte mehrere Räume und Hallen, sodass es viel zu entdecken gab.
