Als Lin Mu Little Shrubby bei der Arbeit zusah, konnte er sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Sieht so aus, als würdest du mir eine große Hilfe sein.“ Lin Mu hob Little Shrubby, der in seine Arme gesprungen war, hoch.
Er streichelte das Tierchen ein wenig über den Kopf und bemerkte, dass die Zwillinge ihn scheinbar finster anstarrten.
~SASASA~
Im nächsten Moment sprangen auch sie in seine Arme, um ebenfalls gestreichelt zu werden.
„Schon gut, schon gut, ihr zwei habt das auch gut gemacht.“ Lin Mu streichelte auch ihre Köpfe.
Nach einer Minute waren die Tiere zufrieden und sprangen von Lin Mus Armen herunter, sodass er sich wieder der Heiligen zuwenden konnte.
„Ich mache mich für heute auf den Weg. Hoffentlich bekomme ich das Tyrannenstiermark“, sagte Lin Mu.
„Hmm … pass auf, von wem du es bekommst“, warnte die Heilige. „Tyrannenstiermark zu bekommen ist nicht einfach, und wenn jemand es geschafft hat, hat er das Tier wahrscheinlich heimlich selbst getötet. Es ist sicherlich kein leicht zu tötendes Tier“, erklärte sie.
„Ich weiß …“, nickte Lin Mu und war von der Sorge der Heiligen berührt. „Ich nehme Little Shrubby vorsichtshalber mit“, fügte er hinzu.
„Mmhmm, das ist gut“, antwortete die Heilige. „Die Zwillinge sollen auch hierbleiben“, fügte sie hinzu.
„Ja, Xiao Yang und Xiao Yin sollten hierbleiben“, stimmte Lin Mu zu, da er nicht wollte, dass ein potenzieller Jäger seltener Tiere die Zwillinge zu Gesicht bekam.
Obwohl noch nicht bekannt war, um was für eine Person es sich bei dem Verkäufer handelte, wollte Lin Mu kein Risiko eingehen. Zumindest wusste er, dass er es nicht ruhig hinnehmen würde, wenn jemand den Zwillingen etwas antun würde.
Nachdem das erledigt war, schickte Lin Mu Little Shrubby in die Schlafwelt und ging hinaus. Es war noch früh bis zum vereinbarten Treffpunkt, aber Lin Mu hatte noch einen langen Weg vor sich. Schließlich konnten sie nicht einfach ohne Erlaubnis in der Hauptstadt fliegen, und man konnte nur begrenzt schnell laufen, ohne aufzufallen.
„Kann ich hier noch Phase verwenden?“, fragte sich Lin Mu.
Phase funktionierte nicht, wenn etwas mit Formationsarrays geschützt war, und da die weitläufigen Arrays die gesamte Hauptstadtregion abdeckten, war Lin Mu misstrauisch.
„Hmm, ich kann es ja mal versuchen“, murmelte Lin Mu und benutzte Phase.
~SHUA~
Er begann tatsächlich, im Boden zu versinken, aber nach einem Meter Tiefe wurde Lin Mu blockiert.
„Hm … Das ist also die Tiefe, in der das Array funktioniert … Das wird ein kleines Problem.“ Lin Mu runzelte die Stirn.
Er hoffte zwar, dass er seine Raumfähigkeiten noch einsetzen konnte und nicht in einen Konflikt geraten würde, aber es war trotzdem besser, vorbereitet zu sein.
„Wenigstens funktionieren Flicker, Blink und Fade wie gewohnt.“ Lin Mu war erleichtert.
Fade war seine wichtigste Fähigkeit in einer Flucht-Situation und hatte ihm schon mehrmals das Leben gerettet. Daher war es für ihn die größte Sicherheit, diese Fähigkeit zu haben. Er musste nur Fade mehrmals hintereinander einsetzen, bevor er Little Shrubby rief und weglaufen konnte.
Lin Mu ging weiter in Richtung Palastgelände und brauchte fast anderthalb Stunden, um dort anzukommen.
„Heute scheint ziemlich viel los zu sein“, stellte Lin Mu fest.
Als er angekommen war, war es nicht so voll gewesen, und auch am Tag danach schien es ähnlich zu sein. Aber heute waren echt viele Leute unterwegs.
Lin Mu hörte ihren Gesprächen aufmerksam zu, um herauszufinden, ob etwas Besonderes los war, und fand schnell den Grund heraus.
„Hm … Vorführungen der Teilnehmer?“, fragte Lin Mu, als er endlich den Grund herausfand. „Anscheinend gibt es neben den Banketten der Adligen auch noch diese Vorführungen der anderen Teilnehmer.“
Das schien eine gute Möglichkeit zu sein, um ihre Wettquoten für das Turnier zu verbessern. Im Grunde genommen handelte es sich um Marketing und Werbung für das Turnier, weshalb es wahrscheinlich nicht verboten war.
Lin Mu hörte weiter den Gesprächen der Leute zu und erfuhr, dass es mehrere Orte gab, an denen die Teilnehmer ihre Fähigkeiten vorführen würden. Diese befanden sich an Orten wie Tavernen, Vergnügungspavillons, großen Restaurants sowie einigen privaten Orten.
Lin Mu notierte sich diese Orte und überlegte, sie sich ebenfalls anzusehen. Obwohl es ihm nicht sinnvoll erschien, seine Fähigkeiten vor einem Wettkampf zu zeigen, war dies eine gute Option für diejenigen, die damit viel Geld verdienen wollten.
Schließlich war für die mittel- bis niedrigrangigen Teilnehmer der Gewinn aus den Wetten viel höher als das, was sie durch die Turnierprämien selbst erhalten würden. Daher schien es eine gute Möglichkeit zu sein, für ihre Fähigkeiten zu werben.
Aber die echten Profis, die nur wegen des Wettbewerbs mitmachen wollten, waren nicht so. Sie wollten lieber abwarten und ihre Fähigkeiten versteckt halten, um sie erst im Kampf zu zeigen.
Lin Mu war genauso und würde sich noch mehr zurückhalten. Bestimmte Fähigkeiten würde er auf keinen Fall zeigen.
Dazu gehörten das Sutra des brennenden Herzens und das Sutra des mörderischen Herzens.
Die Auswirkungen beider Sutras wären problematisch, wenn andere sie mitbekommen würden.
„Allerdings … das betrifft nur mich selbst. Ich habe das „Brennende Herz Sutra“ schon eine Weile nicht mehr bei anderen angewendet und das „Mordende Herz Sutra“ noch gar nicht.“ Dachte Lin Mu bei sich. „Ich sollte zumindest später einmal die Auswirkungen des „Mordenden Herz Sutra“ an anderen ausprobieren.“ Überlegte er.
Lin Mu konnte zwar ungefähr erahnen, wie die Auswirkungen sein würden, aber er musste noch herausfinden, wie lange sie anhalten würden und ob jemand ihnen widerstehen konnte. Außerdem gab es noch andere Aspekte, wie zum Beispiel die Aura des Teufelswegs.
Lin Mu wusste nicht, ob sie auch bei anderen erscheinen würde und ob sie auch Auswirkungen auf ihre Seelen hatte.
Je mehr Lin Mu darüber nachdachte, desto mehr wurde ihm klar, dass er einen wichtigen Teil des Mordherzens-Sutras übersehen hatte.
„In meiner anfänglichen Schockstarre habe ich vergessen, dass diese Technik noch weitere Facetten hat“, erkannte Lin Mu seinen Fehler.
Auch wenn es sich um eine unorthodoxe Technik handelte, war sie doch Teil seiner Stärke, und es wäre unklug, sie zurückzuhalten.
~huu~
Lin Mu atmete tief durch und beschloss, sie auszuprobieren, sobald er mit der Person mit dem Tyrann-Stier-Mark fertig war.
„Nicht mehr lange …“, murmelte Lin Mu, als er am Tor zum Palastgelände stand.
Hier standen mehrere Dutzend Menschen Schlange, um Einlass zu erhalten. Einige wurden nach Überprüfung ihrer Ausweise hereingelassen, andere wurden abgewiesen und mussten gehen.
Die Wachen waren extrem streng und ließen nicht einfach jeden rein.
Lin Mu war sich auch nicht ganz sicher, ob er rein durfte, und wartete, bis er an der Reihe war.
„Grund für den Zutritt und alle erforderlichen Dokumente“, fragte der Wachmann mechanisch.
„Ich wurde gebeten, zum Außenempfangspavillon zu kommen. Ich bin Mu Lin“, sagte Lin Mu den Wachen.
Als der Wachmann das hörte, schien er sich an etwas zu erinnern.
„Du bist also der heutige Gast für ihn, hm … dann geh rein.“ Der Wachmann ließ ihn ziemlich leicht passieren.
Lin Mu war überrascht, aber dann hörte er den Wachmann noch etwas sagen.
„Pass auf, dass du keinen Aufstand machst, wenn du versagst. Ich will nicht rüberkommen, um dich rauszuschmeißen.“ Er warnte ihn, bevor er Lin Mu das Tor öffnete.
Lin Mu antwortete dem Wachmann nicht, merkte sich aber seine Worte.
„Anscheinend bin ich nicht der Einzige, der diesen Mann treffen will.“ So viel konnte Lin Mu schon mal erkennen.
Es machte Sinn, dass es viele Leute gab, die nach etwas so Wertvollem wie dem Tyrannenstiermark suchten. Vor allem, wenn man es umsonst bekommen konnte, solange man ein paar Fragen des Besitzers beantwortete.
„Das wird nicht einfach werden, oder?“ Lin Mu schüttelte den Kopf.
~Seufz~
Mit einem Seufzer bereitete sich Lin Mu vor und ging in Richtung des Pavillons für den Empfang von Gästen.
Es war eines der kleineren Gebäude am äußeren Rand des Palastgeländes und diente dazu, Gäste von „geringerer“ Bedeutung zu empfangen.
Natürlich würden sie dort auch von Personen mit niedrigerem Rang im Palastgelände empfangen werden, möglicherweise sogar nur von Bediensteten.
Das war Lin Mu jedoch egal, er wollte nur das Tyrann-Stiermark.
Oder besser gesagt, er hätte es vorgezogen, wenn er sich nicht mit hochrangigen Personen hätte auseinandersetzen müssen. So wäre alles viel einfacher gewesen.
Schließlich stand er vor den Türen des Pavillons für den Empfang von Gästen von außerhalb.
„Bist du wegen des Tyrann-Stiermarks hier?“, fragte ein Mann in einer Dienerrobe, als er Lin Mu sah.
„Ja, ich wurde hierher gerufen“, antwortete Lin Mu.
„Geh rein. Er kommt gleich“, sagte der Diener und ließ Lin Mu eintreten.
