„Was glaubt ihr, was das für ein Berg ist?“, fragte einer der Sträflinge.
„Schwer zu sagen, aber da versteckt sich auf jeden Fall was“, meinte ein anderer Sträfling.
„Trotzdem … dieses Banner da oben. Ist das nicht ein klares Zeichen für eine Falle?“
Im Moment stand die Gruppe von Sträflingen etwa zwei Kilometer vom Berg des Haima-Stammes entfernt. Alle starrten auf den Berg, in dem der fünf farbige Nebel verschwunden war.
„Wenn man bedenkt, dass der Nebel aus diesem Berg kam, ist es ziemlich offensichtlich, dass sich darin etwas versteckt.“
„Sind wir zu spät? Ist jemand anderes vor uns da gewesen?“, begannen sie zu zweifeln.
„Ja! Vielleicht ist der Nebel deshalb verschwunden. Sie haben den Schatz mitgenommen, der ihn verursacht hat.“
„Ruhe!“, rief der Unsterbliche Taegu. „Ihr irrt euch alle. Habt ihr vergessen, dass es nicht nur den fünf farbigen Nebel gab, sondern auch ein spirituelles Qi-Vakuum? Und das gab es schon, bevor wir hierherkamen.“
„Außerdem … Selbst wenn jemand den Schatz mitgenommen hat, müssen wir ihn ihm einfach wieder wegnehmen“, erklärte der Unsterbliche Taegu.
„JA!“, riefen alle begeistert.
Es wäre schließlich nicht das erste Mal gewesen, dass sie so etwas taten. Viele von ihnen waren wegen solcher Verbrechen hierher geschickt worden.
„Unsterblicher Taegu, was ist dann mit dem Banner?“, fragte jemand aus der Menge.
„Huyun Chuan ist hier? Warum sollte jemand so ein Banner dort aufstellen?“, fragten sie.
„Ist das wichtig? Wir müssen nur den Berg ausreißen, wenn es sein muss“, sagte der Unsterbliche Taegu einfach.
Damit gab es nichts mehr zu sagen. Es war klar, dass der Unsterbliche Taegu ein ziemlich grober Typ war. Selbst sein Aussehen passte nicht zum Begriff „unsterblich“.
Seine Kleidung war an mehreren Stellen zerrissen und mit Schmutz bedeckt. Sein Haar war zerzaust und er hatte eine Glatze am Hinterkopf. Seine Arme waren mit Narben übersät, die größte davon befand sich auf seiner Nase und reichte bis zum Kinn.
Er sah eher wie ein gewöhnlicher Bandit aus als wie ein Unsterblicher.
Dennoch bewies seine Kultivierungsstufe als Unsterblicher der ersten Prüfung, dass er wirklich einer war.
„Worauf wartet ihr noch? Los!“, befahl der Unsterbliche Taegu.
~SHUA~SHUA~SHUA~
Alle rannten mit gierigen Blicken in den Augen auf den Berg zu. Auch wenn sie verbannt und ins Land der Verbannung geschickt worden waren, waren sie im Grunde genommen immer noch dieselben und konnten ihre Gewohnheiten nicht ablegen.
~HUALA~
Aber als sie einen Kilometer vom Berg entfernt waren, spürten sie plötzlich eine Energiefluktuation in der Luft.
„Hmm, eine Formation?“, fragte einer der Dao-Treading-Experten unter ihnen, der die Formation als Erster bemerkte.
Keine Sekunde später sahen sie einen Formationskreis am Fuße des Berges erscheinen.
„Was ist das?“, riefen alle.
„Ist das nicht ein Transporttor?“, fragte einer der Dao-Treading-Experten.
„Warum sollte es hier ein Transporttor geben? Wer kann so etwas überhaupt bauen?“
Der Sträfling war verwirrt.
Ein Transporttor war eine Art Formation, die genau das tat, was ihr Name sagte. Es öffnete ein Tor, durch das man sich über eine kurze Distanz transportieren lassen konnte. Es wurde im Grunde genommen dazu verwendet, um eine geschlossene Barriere zu passieren.
In gewisser Weise ähnelte es einer Teleportationsanlage. Aber es war viel einfacher. Jeder Formationsmeister konnte es herstellen, und die meisten Barriereanlagen waren mit einer eingebauten Transporttorformation ausgestattet.
Das war jedoch nicht der Grund, warum die Sträflinge verwirrt waren. Der Grund für ihre Verwirrung war die Existenz eines Transporttors.
Denn wenn es da war, musste es auch jemanden geben, der es benutzte.
„Was ist das?“ Die Sträflinge ganz vorne entdeckten es.
„Noch ein Sträfling?“ Der Unsterbliche Taegu kniff die Augen zusammen.
Aber als er die Person, die gerade aufgetaucht war, genauer betrachtete, erkannte er, dass es kein Mensch war.
„Vier Beine? Ein vierbeiniger Mensch?“ Die Sträflinge beobachteten ihn.
„Es sieht auch nicht menschlich aus. Schaut euch sein Gesicht und seinen Körper an. Das ist nicht die Beschaffenheit eines menschlichen Körpers!“ Die Sträflinge waren sich nun sicher.
„Egal! Fangt diesen vierbeinigen Freak! Wir werden ihn verhören!“, befahl der unsterbliche Taegu.
Das war alles, was die Sträflinge brauchten, um sich auf die vierbeinige Person zu stürzen. Aber sie ahnten nicht, welche Überraschung sie erwartete.
„Haima-Stamm, erste Gruppe versammeln!“ Das vierbeinige Wesen sprach in einer Sprache, die die anderen nicht verstanden.
~SHUA~SHUA~SHUA~
Im nächsten Moment tauchten Hunderte von Transporttoren um das vierbeinige Wesen herum auf.
„Was zum …“ Die Sträflinge waren fassungslos.
~THUD~THUD~THUD~
Innerhalb von Sekunden standen die Sträflinge einer kleinen Armee gegenüber. Alle gehörten derselben Rasse an und hatten vier Beine. Sie trugen sogar alle dieselbe Waffe, nämlich Steinspeere, die an ihren Rücken hingen.
„Was sind das für Wesen?“, fragte der Unsterbliche Taegu verblüfft.
Das Land der Verbannung sollte ein öder Ort sein, an dem kein Leben existierte. Das Auftauchen so vieler Menschen war für sie total überraschend.
Die einzigen anderen Lebewesen, denen die Sträflinge seit ihrer Ankunft im Land der Verbannung begegnet waren, waren die Abgrundbestien, sonst nichts. Selbst diese Abgrundbestien waren ziemlich schwach und konnten dank ihrer Überzahl leicht besiegt werden.
Der Unsterbliche Taegu, der der Stärkste unter ihnen war, musste nicht einmal eingreifen. Deshalb machten sie sich keine Sorgen.
Aber jetzt hatten sie einen ziemlich großen Grund zur Sorge.
~HUALA~
Dichte spirituelle Qi-Wellen gingen von den vierbeinigen Menschen aus, die aufgetaucht waren.
„Dao-Shell-Reich? Sind sie alle im Dao-Shell-Reich?“ Die Sträflinge waren überrascht.
Sie hatten überhaupt nicht damit gerechnet, eine Armee von Kultivierenden vorzufinden.
Der Unsterbliche Taegu runzelte die Stirn und tastete mit seinen Sinnen die Umgebung ab, die er als eingeschränkt empfand.
„Die Gegend steht unter einer groß angelegten Formation … Das scheint wirklich eine Falle zu sein … oder das Territorium dieser Freaks“, dachte der Unsterbliche Taegu.
Er schaute auf seine eigene Armee von Verbannten und überlegte sich etwas.
„Angriff! Tötet alle, die sich wehren, und nehmt den Rest gefangen! Wir haben den Vorteil einer höheren Kultivierungsstufe!“, spornte der Unsterbliche Taegu seine Leute an.
