„Ein bloßes Tier wagt es, ein Revier zu errichten … Ich kann es kaum erwarten, ihm nach seinem Tod auf den Hals zu treten.“
Während Lucavion weiter aufstieg, wurde sein Grinsen immer breiter und stand in scharfem Kontrast zu seiner ernsten Miene von gerade noch.
Seine Augen, die normalerweise von Entschlossenheit erfüllt waren, funkelten jetzt mit einem wilden, fast raubtierhaften Glanz. Seine Hand ruhte selbstbewusst auf dem Griff seines Estoc, der Waffe, die zu einer Verlängerung seines Körpers geworden war, ein Symbol für seine wachsende Macht und seinen unerbittlichen Ehrgeiz.
Vitaliara, die auf seiner Schulter saß, beobachtete die Verwandlung mit einer Mischung aus Besorgnis und Verständnis.
Sie hatte diese Veränderung schon einmal an ihm beobachtet – diesen Wandel in seinem Verhalten, diese Welle der Arroganz, die ihn zu erfassen schien, wenn er sich auf einen Kampf vorbereitete. Es war, als würde der Anblick eines Feindes, der Nervenkitzel des Kampfes, etwas Urtümliches in ihm wecken.
„Du hast dich wieder verändert“, stellte sie mit einem resignierten Seufzer fest. „Es ist, als würdest du in dem Moment, in dem du dein Schwert ergreifst, zu einem anderen Menschen werden.“
Lucavions Grinsen vertiefte sich, seine Augen verengten sich zu scharfen, selbstbewussten Schlitzen. „Wenn ich einem Gegner gegenüberstehe, kämpfe ich nicht nur, um zu gewinnen“, antwortete er mit leiser, intensiver Stimme. „Ich kämpfe, um zu dominieren.“
Seine Schritte waren bedächtig, jeder einzelne strahlte die Selbstsicherheit eines Mannes aus, der seine eigene Stärke kannte und sich daran erfreute, sie unter Beweis zu stellen.
Die Leichen und Knochen, die den Weg säumten, waren nicht mehr nur Zeichen der Gefahr; für Lucavion waren sie die Trophäen seines bevorstehenden Sieges, der Beweis für seine bevorstehende Eroberung.
„Du veränderst dich wirklich, wenn du so bist“, sinnierte Vitaliara mit einer Mischung aus Verärgerung und einem Hauch von Bewunderung. „Du wirst … arrogant.“
Lucavions Augen blitzten vor Stolz. „Arroganz ist nur dann ein Fehler, wenn man sie nicht unter Beweis stellen kann“, sagte er und umklammerte den Griff seines Degen noch fester. „Und wenn man bedenkt, dass ich bis jetzt noch am Leben bin … scheint es mir nicht so, als würde sich etwas gegen mich wenden.“
Vitaliara konnte nicht leugnen, dass seine Worte wahr waren. Sie hatte seine Entwicklung miterlebt, gesehen, wie er seine Fähigkeiten verbessert und seine Techniken verfeinert hatte.
Lucavion war nicht mehr der unsichere junge Mann, den sie damals kennengelernt hatte; er war ein Krieger geworden, der sich den Herausforderungen mit einer Kühnheit stellte, die an Leichtsinn grenzte.
„Sei nur vorsichtig“, riet sie ihm mit etwas sanfterer Stimme. „Der Abyssal Wyrm ist nicht wie die anderen Monster, denen du bisher begegnet bist. Er ist eine Kreatur aus purer Abyssal-Energie und seine Kraft ist beeindruckend. Lass dich von deinem Selbstvertrauen nicht blind für die Gefahr machen.“
Lucavions Grinsen verwandelte sich in ein entschlossenes Lächeln, und ein Funken seines gewohnten Selbst blitzte auf. „Ich bin mir der Gefahr bewusst.“
„Du hast also Angst.“
„Wer vor einem Feind keine Angst hat, stirbt als Erster. Das habe ich auf dem Schlachtfeld gelernt.“
Vitaliara konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln, und ihr Schwanz wedelte leicht vor Verärgerung. [Du redest, als hättest du schon alles gesehen, Lucavion.]
Lucavions Lächeln blieb, aber in seinen Augen lag etwas Tieferes, etwas, das von vergangenen Schlachten und hart erkämpften Erfahrungen sprach. „Ich habe vielleicht nicht alles gesehen, aber ich habe genug gesehen.“
RUMBLE!
Bevor Vitaliara antworten konnte, bebte der Boden unter ihnen heftig.
QUIETSCHEN!
Plötzlich erfüllte ein Quietschen die Luft, das durch die Berge hallte und selbst Lucavion einen Schauer über den Rücken jagte. Die Atmosphäre wurde angespannt, und die bedrohliche Präsenz von etwas Mächtigen rückte näher.
SCHLINK!
Ohne zu zögern griff Lucavion nach seinem Degen, dessen Klinge im trüben Licht aufblitzte, als er ihn aus der Scheide zog. Seine Sinne schärften sich, jeder Muskel seines Körpers spannte sich in Vorbereitung auf die unvermeidliche Konfrontation an.
SWOSOH!
Aus einem der Kadaver, die auf dem Weg verstreut lagen, schoss etwas Dunkles und Schnelles mit einem wilden Knurren auf ihn zu – ein [Schattenjäger], dessen Augen vor Raubtierinstinkt glänzten.
„Tsk.“
Lucavions Reaktion erfolgte augenblicklich. Sein Estoc bewegte sich in einem verschwommenen Bogen, die Klinge zerschnitt die Luft mit einer Präzision, die durch unzählige Kämpfe geschärft worden war.
SCHNITT!
Es gab einen kurzen Moment des Widerstands, als der Stahl auf Fleisch traf, dann verlor der Schattenjäger an Schwung.
THUD!
Die Bestie schlug schwer auf dem Boden auf; ihr Körper war durch die Wucht von Lucavions Schlag sauber in zwei Hälften geteilt.
Sie zuckte einmal, dann lag sie still da, umgeben von einer Blutlache.
„Wie erwartet … Es gibt immer ein paar Parasiten, die so herumstreunen.“
[Du bist tatsächlich stärker geworden.]
Lucavion steckte seinen Degen weg und ließ seinen Blick nicht von der Höhle des Abyssal Wyrm wandern. „Stärke allein reicht nicht aus“, antwortete er. „Man muss wissen, wann man zuschlägt und wie man den Schwung des Gegners gegen ihn selbst einsetzt. Das ist es, was dich am Leben hält.“
Als das Echo des Schreis verhallte, schien die Bergkette in eine unheimliche Stille zu versinken, als würde die Erde selbst den Atem anhalten.
Doch dann, als hätte eine unsichtbare Kraft etwas ausgelöst, wurde die Stille der Berge von einem ohrenbetäubenden Gebrüll durchbrochen, das zwischen den schroffen Gipfeln widerhallte.
Der Klang war tief und hallend, ein mächtiges, kehliges Brüllen, das die Grundfesten der Erde zu erschüttern schien.
Es war der unverkennbare Schrei des Abyssal Wyrm.
–SCREECH!
Lucavion hielt inne und kniff die Augen zusammen, während er dem Brüllen der Bestie lauschte.
„Die Bestie …“ Dieser Klang hatte etwas Vertrautes, etwas Urtümliches, das tief in ihm wachte. „Sie fordert mich heraus“, sagte er mit einem grimmigen Lächeln auf den Lippen.
Vitaliara sah ihn mit großen Augen an. [Woher weißt du das?]
Lucavion drehte sich nicht zu ihr um, sein Blick blieb auf die Richtung gerichtet, aus der das Brüllen gekommen war. „Ich kann es spüren“, sagte er leise mit fester Stimme. „Das habe ich immer gespürt, wenn ich allein einem Gegner gegenüberstand. Es ist wie ein Ruf – eine Einladung zu einem Duell.“
Vitaliara spürte die Intensität in Lucavions Haltung, die Art, wie sein ganzes Wesen mit der Energie des bevorstehenden Kampfes zu schwingen schien. „Hast du das schon mal gefühlt?“, fragte sie neugierig, aber auch besorgt.
Lucavion nickte. „Jedes Mal, wenn ich einem starken Gegner gegenüberstand, habe ich diese … Verbindung gespürt. Es ist, als würde sich die Welt auf mich und ihn reduzieren.
Es gibt nichts anderes – keine Ablenkungen, keine Zweifel. Nur den Kampf.“
„Du bist wirklich etwas Besonderes.“
„Mein Meister hat mich auch oft gescholten. Aber er hatte keine andere Wahl, als es zu akzeptieren.“
„Gerald auch?“
„Ja. Aber was soll ich machen?“, lächelte Lucavion. „Das macht mich zu dem, der ich bin.“
Damit erreichte er den Gipfel des Berges, seine Schritte waren fest und sicher, als er sich dem Gipfel näherte. Der Wind heulte um ihn herum und trug den Geruch von Blut und Verwesung mit sich – eine grausame Erinnerung an die unzähligen Leben, die auf diesem gnadenlosen Gipfel verloren gegangen waren.
Als er die letzten Schritte auf das Plateau machte, bot sich ihm ein Anblick, der sowohl beeindruckend als auch erschreckend war.
Vor ihm lag ein riesiger Krater, dessen Ränder zerklüftet und rau waren, als wäre die Erde selbst von einer gewaltigen Kraft auseinandergerissen worden.
Der Krater war mit den Überresten vergangener Schlachten gefüllt – unzählige Skelette und Kadaver bedeckten den Boden, die Überreste von Monstern, die einst diesen Berg durchstreift hatten.
Die Knochen waren von den Elementen weiß gebleicht, ihre hohlen Augen starrten wie in ewiger Klage zum Himmel.
Aber es war nicht nur die schiere Anzahl der Überreste, die Lucavions Aufmerksamkeit auf sich zog. Überall im Krater lagen riesige Dornen verstreut, jeder so dick wie ein menschlicher Arm und so hoch wie ein Baum.
Diese Dornen ragten in seltsamen Winkeln aus dem Boden und durchbohrten die Schädel der gefallenen Bestien. Der Anblick war sowohl makaber als auch beeindruckend und ein klares Zeichen dafür, dass dieser Ort nicht für Lebende bestimmt war.
Vitaliara kniff die Augen zusammen, als sie die Szene in sich aufnahm. „Das ist die Höhle des Wyrm“, murmelte sie mit angespannter Stimme. „Diese Dornen … sie sind nicht natürlich. Sie sind das Werk des Wyrm, eine Manifestation seiner abgrundtiefen Energie. Dieses Wesen tötet nicht nur – es schwelgt in Tod und Leid seiner Beute.“
Lucavion blieb ruhig, während er die Gegend absuchte. Die abgrundtiefe Energie war hier spürbar, eine schwere Präsenz, die auf ihm lastete wie dichter Nebel.
Aber statt ihn einzuschüchtern, gab sie ihm das Gefühl, zu Hause zu sein.
Das war die Herausforderung, nach der er gesucht hatte, die ultimative Prüfung seiner Stärke und seiner Beherrschung der [Flamme der Tagundnachtgleiche].
„Das ist es“, sagte Lucavion mit leiser, aber fester Stimme. „Der Abyssal Wyrm ist nah. Ich kann seine Anwesenheit spüren … er beobachtet uns.“
Er trat näher an den Rand des Kraters und suchte mit seinen Augen die Schatten nach Anzeichen von Bewegung ab.
„Bist du wütend, dass ich dein Territorium betreten habe?“
Die Dornen, die Knochen, die Aura des Todes, die über diesem Ort lag – als wollten sie ihn daran erinnern, dass er sich jetzt in der Gegenwart der Bestie befand.
„Nun … Wenn es keine Konkurrenten wie mich gibt, hast du keine andere Wahl, als zu jagen. Also bitte, sei nicht wütend.“
Als Lucavions Worte im Wind verhallten, wurde die Stille des Berges durch einen plötzlichen, ohrenbetäubenden Schrei durchbrochen, der durch die Luft hallte.
Bevor er reagieren konnte, tauchte ein riesiger Schatten über ihm auf und der Boden unter seinen Füßen bebte heftig.
SCHREI!
Die Bestie erschien.
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