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Kapitel 606: Das Mädchen aus dem Militär (2)

Kapitel 606: Das Mädchen aus dem Militär (2)

„NEIN! DAS KANN NICHT SEIN!“

Er drehte sich zu seinem Vater um, sein Gesicht war vor Wut und Unglauben verzerrt. „Du schickst sie? Eine Bastardtochter? Eine Niedere?! An die kaiserliche Arcanis-Akademie?“ Seine Stimme brach, Verzweiflung schwang in seinen Worten mit. „Hörst du dich selbst?! Sie gehört nicht dorthin!
Dieser Platz gehört mir – ich bin dein Sohn! Ich bin der rechtmäßige Erbe des Hauses Burns!“

Der Gesichtsausdruck des Patriarchen blieb unlesbar, seine stahlgrauen Augen blieben unerschütterlich. „Dieser Platz gehört demjenigen, der ihn sich verdient hat.“

Linston schüttelte heftig den Kopf, sein Gesicht war eine Maske der Verleugnung. „NEIN! Das kannst du mir nicht antun!
Weißt du, was für Leute in Arcanis sind? Glaubst du, die werden sie akzeptieren? Glaubst du, die sehen in ihr etwas anderes als Abschaum?“ Er spuckte das letzte Wort mit Gift aus, seine Stimme war rau. „Das wird den Ruf unserer Familie ruinieren!“

SLAM.

Der Stock seines Vaters schlug auf den Marmorboden, das scharfe Knacken ließ das Gemurmel um sie herum verstummen. Die Luft wurde noch kälter.
„Ich habe meine Entscheidung getroffen“, sagte er mit Endgültigkeit. „Jesse wird nach Arcanis gehen.“

Linstons ganzer Körper versteifte sich, seine Wut konnte er nicht länger zurückhalten. Er wandte sich Jesse zu, seine Lippen zu einem Ausdruck puren Hasses verzogen. „Das hast du getan“, zischte er mit leiser, zitternder Stimme. „Du hast mir genommen, was mir gehörte.“
Jesse hielt seinem Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken.

„Du hast verloren“, wiederholte sie, ohne jede Bosheit oder Mitleid in der Stimme. „Das ist alles.“

Es war die Wahrheit. Und die Wahrheit war für Linston unerträglicher als jede Beleidigung.

Dann –

„Das wirst du bereuen.“

Die Worte kamen Linston wie ein Fluch über die Lippen, wie ein Versprechen der Rache.
Sein Atem ging stoßweise, seine Augen verdunkelten sich, etwas Hässliches, etwas Gefährliches lag darin. „Du denkst, das ist vorbei?“ Er trat einen Schritt näher, die Adern an seinen Schläfen pochten vor kaum unterdrückter Wut. „Du denkst, nur weil du heute gewonnen hast, wirst du immer gewinnen?“

Jesse rührte sich nicht.

Linston fletschte die Zähne, seine Stimme sank zu einem leisen, bösartigen Flüstern.
„Du hast meinen Platz eingenommen“, zischte er. „Ich werde dir alles wegnehmen.“

Ein kaltes Lächeln huschte über Jesses Lippen, scharf wie eine Klinge.

„Du kannst es gerne versuchen.“

Es war still im Saal, alle Adligen verfolgten die Auseinandersetzung mit angehaltenem Atem.

Ihr Vater, unbeeindruckt vom Wutanfall seines Sohnes, wandte sich erneut an Jesse. „In drei Tagen brichst du nach Arcanis auf.“
Jesse nickte langsam und respektvoll. „Verstanden.“

Linstons Mutter, die wütend im Hintergrund gestanden hatte, trat plötzlich vor, ihr Kleid raschelte heftig, als sie sich ihrem Mann zuwandte. „Du machst das wirklich?“, spie sie. „Du schickst sie – die Tochter einer Magd, einer gewöhnlichen Hure – um diese Familie zu vertreten? Um unter den wahren Adligen zu stehen?“
Ihre Wut war unkontrollierbar, ihr Hass auf Jesse brannte in ihren Augen. „Du wirfst unseren Sohn für sie weg?“

Der Patriarch atmete langsam aus, als hätte er es mit einem Kind zu tun, das einen Wutanfall hatte. „Ich schicke die stärkste Kandidatin. Die fähigste. Ich dulde keine weitere Diskussion über diese Angelegenheit.“
Linstons Mutter zitterte vor Wut. Sie drehte sich zu Jesse um, ihr Gesicht vor lauter Abscheu verzerrt. „Wie kannst du es wagen, meinem Sohn wehzutun?“, fauchte sie mit schneidender Stimme. „Wie kannst du es wagen, ihn so zu demütigen – uns zu demütigen?“

Jesse neigte leicht den Kopf, ihr Gesichtsausdruck war ausdruckslos, aber ihre Stimme war es nicht.

„Ich wage es, weil ich gewonnen habe.“
Im Raum herrschte betretenes Schweigen.

Linstons Mutter verzog das Gesicht in einer Mischung aus Ungläubigkeit und Wut, aber bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr Jesse mit unerschütterlicher Stimme fort.

„Vielleicht hättest du ihn besser trainieren sollen.“

Linston würgte einen Laut hervor. Ein Raunen ging durch die Adligen.

Die Matriarchin der Familie Burns war sprachlos und zitterte vor Wut.
Aber Jesse war das egal. Sie drehte sich um, ging an Linstons zitternder Gestalt vorbei, ohne einen weiteren Blick zu werfen, vorbei an den Adligen, die kaum begreifen konnten, was gerade passiert war.

Sie hatte gekämpft. Sie hatte gewonnen.

Und jetzt verließ sie diesen elenden Ort.
Jesse betrat ihre Gemächer, die schwere Holztür fiel mit einem leisen Knall hinter ihr zu. Der prunkvolle Raum, einst ein Ort der Gefangenschaft, kam ihr jetzt nur noch wie eine vorübergehende Raststätte vor – ein bloßer Sprungbrett zu dem Ort, an dem sie wirklich sein musste. Der Kampf war vorbei. Die Stimmen am Hof, die Wut ihrer Stiefmutter, der brodelnde Hass in Linstons Augen – all das hatte sie hinter sich gelassen. Nichts davon spielte jetzt noch eine Rolle.
Langsam ging sie zum Fenster, fuhr mit den Fingern leicht über das kalte Glas und ließ ihren Blick über das weitläufige Anwesen der Familie Burns schweifen. Die Fackeln an den Mauern flackerten im Nachtwind und warfen lange Schatten auf die Steinwege. Der Mond stand hoch am Himmel und beleuchtete das Land, das sie einst für immer als ihr Gefängnis angesehen hatte.

Ein kleiner, scharfer Atemzug entwich ihren Lippen, und dann – lächelte sie.
Aber es war kein vollständiges Lächeln.

„Endlich.“

Das Wort kam nur als Flüstern über ihre Lippen, aber es trug das Gewicht von Jahren.

Endlich würde sie ihn finden können.
So lange hatte sie gesucht. Sie hatte gekämpft, geblutet und Unerträgliches ertragen – alles für die winzige Chance, das einzuholen, was ihr entrissen worden war. An dem Tag, als Lucavion verschwunden war, an dem sie zurückgelassen worden war, war ihre Welt zusammengebrochen.
Sie war schon mal gebrochen gewesen und hatte sich nur mit seiner Anwesenheit über Wasser gehalten, aber als er ging … da brach sie endgültig zusammen.

Die Welt war grau geworden. Das Schlachtfeld, das einst so furchterregend gewesen war, war zu einem Ort geworden, an dem sie einfach nur existierte. Selbst der Hass ihrer Kameraden, die herablassenden Blicke der Adligen und die Grausamkeit ihrer Kommandanten konnten sie nicht mehr erreichen. Sie lebte wie ein Geist – sie atmete, sie kämpfte, aber sie lebte nicht wirklich.
Und das alles, weil er weg war.

Zuerst hatte sie gedacht, es sei, weil er sich nicht mehr um sie kümmerte. Dass er sie zurückgelassen hatte, wie alle anderen in ihrem Leben zuvor. Der Schmerz dieses Gedankens hätte sie fast zerstört.

Aber mit der Zeit, als sie sich ihren Weg durch das Militär bahnte, als sie stärker und scharfsinniger wurde, begann sie zu verstehen.
Lucavion war immer ein Rätsel gewesen. Ein Mann mit Ambitionen, ein Mann, der nicht in die starre Struktur der Armee oder des Imperiums passte. Seine Augen hatten nie Loyalität gegenüber seinen Vorgesetzten gezeigt. Er hatte etwas geplant. Und jetzt, nach all den Jahren, hatte sie endlich die Antwort.

Shadowed Thicket.
Ein Grenzgebiet zwischen dem Arcanis-Imperium und dem Loria-Imperium. Ein tückisches, gewundenes Stück Land, das für Schmuggler, Flüchtlinge und alle, die vor den Augen ihrer Nationen verschwinden wollten, berüchtigt war.

Dorthin war er gegangen.

Und die Logik sagte ihr, dass er es hinter sich gelassen hatte – direkt ins Arcanis-Imperium.

Jesse umklammerte das Fenster fester.
„Ich weiß, dass du da bist.“

Ihre Stimme war leise, aber ihre Entschlossenheit war unerschütterlich.

Lucavion war nie ein Mann ohne Ziel gewesen. Er hatte immer ein Ziel gehabt – etwas, das über den endlosen Kampf auf dem Schlachtfeld hinausging. Wenn er geflohen war, wenn er das Loria-Imperium verlassen hatte, dann weil er einen Plan hatte.

Und sie würde herausfinden, was das war.
Jahrelang war sie beiseite geschoben, verspottet und für unwürdig befunden worden. Jahrelang hatte sie ausgehalten, überlebt und sich über die Grenzen dessen hinausgetrieben, was irgendjemand von ihr erwartet hatte.

Nicht, weil ihr das Imperium etwas bedeutete.

Nicht, weil sie Macht oder Ansehen wollte.

Sondern weil sie ihn finden musste.

Denn wenn sie es nicht schaffte – wenn sie ihn wirklich für immer verlor –, wofür hatte dann all das alles gestanden?
Ihre Finger hoben sich vom Glas und hinterließen schwache Spuren von Wärme auf der kalten Oberfläche.

Lucavion war immer unerreichbar gewesen, immer seinen eigenen Weg gegangen. Aber dieses Mal würde sie nicht zurückbleiben.

Dieses Mal würde sie ihn bis ans Ende des Reiches verfolgen, wenn es sein musste.
Und wenn sie ihn fand?

Jesses Lippen verzogen sich zu einem scharfen, unlesbaren Ausdruck.

„Diesmal wirst du mir nicht entkommen.“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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