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Kapitel 595: Eine Vergangenheit, der man sich gestellt hat (2)

Kapitel 595: Eine Vergangenheit, der man sich gestellt hat (2)

Lucavion lehnte seinen Kopf gegen den glatten Steinrand der Badewanne, sein nasses Haar klebte leicht an seiner Haut. Die Wärme drang in seine Knochen, aber sie konnte die Last, die auf ihm lastete, nicht lindern.

Er atmete langsam aus und neigte seinen Kopf gerade so weit, dass er Vitaliara ansehen konnte. Ihr Blick war erwartungsvoll, unerschütterlich.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Also fing er an.
„Ich war Soldat.“

Vitaliaras Ohren zuckten leicht.

[Soldat?]

Lucavion brummte leise. „Ja. Soldat.“

[Wann?] Sie klang skeptisch. [Du bist doch noch gar nicht so alt.]

Lucavions Mundwinkel verzogen sich zu einem Grinsen, aber dahinter verbarg sich keine echte Belustigung.

„Als ich vierzehn war.“

Stille.
Vitaliaras Augen weiteten sich leicht, aber sie sagte nichts.

Das musste sie nicht.

Lucavion spürte, wie sich die Frage formte, wie das Gewicht ihrer unausgesprochenen Gedanken auf ihn drückte wie der Dampf, der sich in der Luft kräuselte.

Vierzehn.

Zu jung.

Viel zu jung.

Aber das war keine Geschichte aus der Kindheit.

Nein. Das war Krieg.
Lucavion atmete aus, schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder.

„Und damit fing alles an.“

Vitaliaras Schwanz zuckte, ihre Ohren legten sich leicht an, während sie seine Worte aufnahm.

[Warum?] Ihre Stimme klang fest, aber darunter lag etwas Weicheres. Etwas Vorsichtiges. [Warum warst du mit vierzehn Soldat? Wie ist das passiert?]
Lucavions Gesichtsausdruck veränderte sich nicht sofort.

Aber für einen einzigen, flüchtigen Moment – seine Augen taten es.

Der übliche schelmische Glanz, die lässige Arroganz, die seine Worte färbte, verschwand.

Stattdessen –

Kälte.

Distanziertheit.

Ein Blick auf etwas Verborgenes, tief unter Schichten sorgfältiger Kontrolle begraben.
Dann, genauso schnell, veränderte es sich wieder – Melancholie trat in seinen Blick, etwas Fernes, etwas Verlorenes in der Vergangenheit.

Er atmete leise aus und rollte mit den Schultern.

„Die Umstände haben es so gewollt.“

Vitaliara akzeptierte das nicht.

„Umstände?“ Ihre Stimme drängte ihn, eindringlich. „Welche Umstände? Du hast gesagt, du würdest meine Fragen beantworten.“
Lucavion neigte leicht den Kopf, sein Grinsen kehrte zurück, aber es war jetzt gedämpft – mit etwas Unlesbarem vermischt.

„Ich antworte dir“, murmelte er. „Wenn du mich lässt.“

Vitaliara kniff die Augen zusammen.

„Dann sag es mir.“

Lucavion schloss für einen kurzen Moment die Augen, atmete tief ein und dann durch die Nase aus.
„Konzentrieren wir uns nicht auf unwichtige Details.“

Vitaliaras Ohren zuckten.

[Unwichtig? Du warst mit vierzehn Soldat, Lucavion. Wie kann das unwichtig sein?]

Lucavion lachte leise und schüttelte den Kopf. „Weil es nichts ändert.“

[Es ändert alles.]

Sein Grinsen blieb, aber er widersprach ihr nicht.
Stattdessen hob er den Blick zur Decke und sprach leiser.

Lucavions Blick blieb auf die Decke gerichtet, sein Gesichtsausdruck war unlesbar. Die Wärme des Bades konnte das Gewicht, das auf ihm lastete, kaum lindern – das Gewicht einer Vergangenheit, über die er selten sprach.

Als er endlich wieder das Wort fand, war seine Stimme leiser.

„Ich wurde als Verbrecher in den Krieg geschickt.“

Vitaliaras Ohren zuckten.
„Verbrecher?“ Ihre Stimme wurde schärfer. „Wofür?“

Lucavion antwortete nicht sofort.

Sein Kiefer spannte sich leicht an, aber dann atmete er aus und schüttelte leicht den Kopf.

„…“

Vitaliara kniff die Augen zusammen, drängte ihn aber nicht weiter. Sie atmete kurz aus.
[Na gut. Ich werde dich nicht weiter bedrängen. Fahr einfach fort.]

Lucavions Lippen verzogen sich zu etwas, das einem Grinsen ähnelte, aber es fehlte ihm die übliche Belustigung.

„Wie großzügig von dir.“

Es entstand eine kurze Stille zwischen ihnen, bevor er fortfuhr.

„Sie haben mich als Strafe an die Front geschickt. Und da ich sowohl jung als auch ein sogenannter Verbrecher war, wurde ich in meinem ersten Bataillon nicht gerade mit offenen Armen empfangen.“
Vitaliaras Augen verdunkelten sich leicht.

[Sie haben dich nicht gut behandelt.]

Lucavion lachte leise, aber es klang nicht wirklich humorvoll.

„Ich war auch nicht in guter Verfassung, also war das keine große Überraschung.“

Seine Finger fuhren gedankenverloren über die Wasseroberfläche.

„In den ersten Monaten hab ich mich gerade so durchgeschlagen. In einem Kriegsgebiet zu überleben, hat nichts mit Können zu tun – man darf einfach nicht zur falschen Zeit am falschen Ort sein. Das hab ich schnell gelernt.“

Er neigte leicht den Kopf, und in seinen dunklen Augen blitzte etwas Fernes auf.

„Damals war ich auch noch kein Erwachter.“
Vitaliara spitzte wieder die Ohren.

[Und dann?]

Lucavion atmete aus und schloss für einen Moment die Augen.
„Dann“, flüsterte er, „traf ich dort die ersten Menschen, die mir jemals Freundlichkeit entgegengebracht haben.“

Lucavions Blick blieb auf die wellige Wasseroberfläche gerichtet, während seine Finger beim Sprechen müßige Muster zeichneten. Seine Stimme hatte ihre übliche Verspieltheit verloren – es gab kein Necken, keine Belustigung. Nur etwas Leiseres. Etwas Nachdenkliches.

„Damals“, flüsterte er, „wurde meine Truppe verändert.“
Vitaliara schwieg und wartete.

Lucavion atmete aus, seine Augen funkelten in der Ferne. „Dort habe ich sie getroffen.“

[Sie getroffen?]

„Ja …“ Seine Stimme wurde etwas leiser.

„Mateo, Felix, Garret, Elias und Clara.“

Die Namen hingen schwer in der Luft, belastet von etwas Unausgesprochenem.

[Wer waren sie?]
Lucavion legte den Kopf in den Nacken und ließ die Wärme des Bades in seine müden Muskeln sinken, aber seine Gedanken waren nicht mehr hier. Sie waren woanders. Auf einem längst vergangenen Schlachtfeld.

„Sie waren die ersten Menschen, denen meine sogenannten Verbrechen egal waren“, sagte er leise, obwohl seine Stimme etwas Tieferes verriet. „Die sich nicht um die Gerüchte um mich scheren. Sie haben mich einfach so akzeptiert, wie ich war.“
Zum ersten Mal seit langer Zeit.

Er konnte sie noch immer vor sich sehen.

Garret.

Derjenige, der vor dem Krieg Schmied gewesen war, bevor ihm das Leben geraubt wurde. Seine Hände waren rau, seine Stimme rau, aber unter dieser rauen Schale war er ein fester Halt gewesen. Eine Art Mentor. Er hatte Lucavion nie so angesehen wie die anderen – nie mit Misstrauen, nie mit Verachtung.

Mateo.
Derjenige, der immer von seiner Heimat sprach, von der Familie, die auf ihn wartete. Eine Frau, zwei Kinder. Ein Mann, den der Krieg hart gemacht hatte, der aber weich wurde, wenn er von ihnen sprach. Sein scharfer Verstand hatte sie öfter am Leben gehalten, als Lucavion zählen konnte.

Felix.
Der Dieb. Der Unruhestifter. Der mit dem verschmitzten Grinsen und den flinken Händen, der selbst mitten im Kriegsgebiet immer jemandem etwas aus der Tasche zog. Aber hinter seiner spielerischen Arroganz verbarg sich ein tiefer, bitterer Hass – auf die Adligen, die seine Familie ruiniert hatten, auf die Welt, die ihm alles genommen hatte.
Clara.

Wild. Hartnäckig. Sie war zur Armee gegangen, um zu fliehen, um sich mit eigenen Händen ein neues Leben aufzubauen. Sie ließ sich von niemandem ihr Schicksal vorschreiben. Niemals ließ sie sich sagen, was sie sein durfte und was nicht. Sie war leichtsinnig gewesen, manchmal zu leichtsinnig – aber sie hatte niemals Angst gehabt.
Und Elias.

Der Gelehrte. Der Ruhige. Er war nicht für den Krieg geschaffen, nicht so wie die anderen, aber sein Verstand war schärfer als jede Klinge. Er las Schlachtfelder wie andere Bücher, sah Muster im Chaos und fand Antworten, wo es keine gab.

Lucavion atmete durch die Nase aus, ein Hauch von einem Grinsen auf den Lippen.

„Damals war ich noch kein Erwachter.
Ich war nicht stark. Ich war nur ein weiterer Körper, der in einen Krieg geworfen wurde, den ich nicht wollte.“ Seine Stimme klang leicht, aber darunter lag etwas. Eine leise Schwere.

„Und sie waren es, die mir beigebracht haben, wie man überlebt.“

„Klingt nach guten Menschen.“

Vitaliaras Stimme war leise, fast gemurmelt. Ihre goldenen Augen funkelten unlesbar, während sie ihren Schwanz leicht um sich schlang.
[In den Augen des Imperiums oder seiner Gesetze waren sie vielleicht nicht „gut“. Aber dir gegenüber waren sie gut.]

Lucavion atmete aus, sein Grinsen wurde etwas milder.

„Das waren sie.“

Es herrschte einen Moment lang Stille, während der warme Nebel sanft in der Luft schwebte.

Dann –

[Ich verstehe … Und dann?]

Lucavions Augen verdunkelten sich leicht.
„Dann“, murmelte er, „ging alles den Bach runter.“

Die Worte hingen schwer in der Luft, voller Unausweichlichkeit.

„Es war ein ganz normaler Tag an der Front, wir verteidigten die Valerius-Ebene. Unsere Truppe arbeitete wie immer. Die gleiche Routine, die gleichen Strategien.“

Seine Finger fuhren über die Wasseroberfläche, als würden sie den Umrissen einer alten Erinnerung folgen.
„Und dann, am Tag zuvor … erwachte Clara.“

Vitaliara spitzte leicht die Ohren. [Wirklich?]

Lucavion brummte. „Ja. Ein vollständiges Erwachen. Wir haben alle gefeiert – natürlich leise, da wir nicht viel Zeit dafür hatten. Aber es war … ein besonderer Moment. Ein seltener Moment.“

Ein Ausdruck huschte über sein Gesicht, der so schnell verschwand, wie er gekommen war.
„Wir hatten eine kleine Überraschung für das Team auf dem Schlachtfeld geplant“, fuhr er fort, seine Stimme klang leichter, fast amüsiert. „Nur um dem Team mitzuteilen, dass wir wussten, dass sich einer der Erwachten aus unseren Reihen erhoben hatte.

Sein Grinsen verschwand.

„Aber dann …“

Vitaliara stockte der Atem.

Sie wusste es bereits.

[Aldric … Hat er …]

Lucavion lachte leise, aber es klang hohl.
„Nun, du kannst es dir doch denken, oder?“

Das Wasser um ihn herum fühlte sich jetzt kälter an.

„Die Arcanis waren die Ersten, die die Erwachten ins Schlachtfeld geschickt haben.“ Seine Stimme klang ruhig, zu ruhig, als würde er lediglich eine Tatsache wiedergeben, anstatt sich an eine Erinnerung zu erinnern, die sich tief in sein Innerstes eingebrannt hatte.

„Und das …“

Er ließ die Worte wirken und krallte seine Finger leicht in den Steinrand der Badewanne.
„Es war nicht einmal ein Kampf.“

Sein Blick war jetzt in die Ferne gerichtet, verloren in einem längst vergangenen Schlachtfeld.

„Es war nur ein einseitiges Massaker.“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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