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Kapitel 588: Zu stark, muss abgeschwächt werden

Kapitel 588: Zu stark, muss abgeschwächt werden

Lucavion stand vor Aldrics zerfetztem Körper, atmete schwer und sah alles vor sich rot vor Schmerz. Der kopflose Leichnam lag vor ihm, die abgetrennten Gliedmaßen bedeckten den Boden mit Blut. Die Nachtluft war voll von Blutgeruch und schwer von der Endgültigkeit dessen, was gerade passiert war.

Dann kam der Schmerz.

„Urghk…!“
Sein Körper zuckte, ein heftiger Schauer durchlief ihn, als erneut Blut aus seinem Mund spritzte. Seine Knie gaben nach, und zum ersten Mal in seinem Leben spürte er es wirklich – Schmerzen, die über das Schlachtfeld hinausgingen, über Wunden, die mit der Zeit heilen würden.

Das war anders.

Tief. Lähmend. Unerbittlich.

Als würde seine gesamte Existenz von innen heraus zerbrechen.
Seine Finger krallten sich in den Stein unter ihm, seine Knöchel wurden weiß, als er sich mühsam aufrecht hielt. Aber das Gewicht – das schiere, erdrückende Gewicht dessen, was er getan hatte, was er sich selbst zugemutet hatte – drohte ihn in die Vergessenheit zu reißen.

Dann hörte er eine Stimme.

„Lucavion.“

Sie war nicht laut gesprochen, doch sie hallte in ihm wider, klar wie ein Glockenschlag.
Er hob den Kopf – kaum –, atmete flach und zitterte am ganzen Körper, als eine Gestalt vor ihm auftauchte.

Vitaliara.

Sie stand da, ihre Präsenz hob sich deutlich von den mondbeschienenen Ruinen ab, ihr goldenes Fell leuchtete schwach in einem ätherischen Licht. Aber ihr Gesichtsausdruck zeigte keine Wärme.

Nur rohe, ungefilterte Wut.

[Warum! Warum hast du das getan!]
Ihre Stimme schlug scharf und zitternd um sich, ihre Ohren lagen flach am Kopf an. Ihr üblicher gelassener Tonfall war verschwunden und durch etwas Verzweifeltes ersetzt worden.

Lucavion atmete aus und zwang sich trotz des Blutes auf seinen Lippen zu einem schwachen Grinsen. „Es musste getan werden.“

[WARUM! DEIN KERN!]
Ihre Augen – so voller Licht, voller etwas Uraltem und Grenzenlosem – durchbohrten ihn und suchten in seinem Blick nach etwas, irgendetwas, das rechtfertigen könnte, was er sich selbst angetan hatte.

Lucavion antwortete nicht.

Er konnte nicht.

[Dummer Bastard!]

Ihre Stimme brach, und bevor er reagieren konnte, bewegte sie sich.

Sie zögerte nicht.
Vitaliara stürzte vorwärts und drückte eine kleine, zitternde Pfote gegen seinen Bauch.

Eine Welle von Energie explodierte aus ihrer Handfläche, ein blendend weißer Schein strömte nach außen und hüllte sie beide in ein Leuchten, das so rein war, dass es fast brannte.
Lucavions Körper zuckte, als die Energie in ihn eindrang, sich wie ein Lauffeuer durch seine zerbrochenen Manakreisläufe ausbreitete, sich an den zerfetzten Rändern seines Wesens festklammerte und verzweifelt versuchte, ihn zusammenzuhalten.

„Bleib so. Beweg dich nicht!“

Ihr Befehl war unmissverständlich.

Lucavion hatte ausnahmsweise keine andere Wahl, als zu gehorchen.
Die Wärme drückte gegen seinen Bauch, drang durch Haut und Fleisch und schlängelte sich wie eine Flut aus Feuer und Licht durch seine Adern. Es brannte – nicht vor Schmerz, sondern mit etwas Tieferem, etwas Grundlegendem. Eine Kraft, die versuchte, das zu heilen, was eigentlich nicht mehr zu heilen war.

Lucavion atmete langsam ein.

Die Luft roch immer noch nach Blut.

Seinem Blut.
Es sammelte sich unter ihm und befleckte den Boden, auf dem er kniete, eine dunkle Erinnerung an das, was er getan hatte. An das, zu dem er sich gezwungen hatte, wenn auch nur für einen Moment.

Vitaliaras Pfote blieb fest an ihm, ihr goldener Schimmer pulsierte im Takt seiner unregelmäßigen Atemzüge.

„Idiot.“

Ihre Stimme zitterte, dick von etwas, das sie nicht benennen wollte.
Lucavion antwortete nicht. Er sah sie nur an, still, während sich die Wärme ausbreitete und sich in den tiefsten Rissen seines Wesens festsetzte.

Sein Innerstes war völlig erschöpft. Er hatte es in dem Moment gespürt, als der Kampf beendet war, in der Sekunde, als der Rausch nachließ und die Last der Realität wieder auf ihn zurückfiel. Es war nicht nur Schmerz. Es war Unrecht. Das Gefühl, dass etwas in ihm zerfiel, dass das empfindliche Gleichgewicht zwischen Leben und Tod ins Chaos gestürzt war.
Weil er etwas getan hatte, was er nicht hätte tun sollen.

Sein Körper war nicht bereit dafür. Sein Innerstes war nicht bereit dafür.

Und jetzt zahlte er den Preis dafür.

Vitaliara atmete scharf aus und drückte ihre Pfote fester gegen ihn.

„Was hättest du getan, wenn ich nicht hier gewesen wäre?“

Lucavion schwieg weiterhin.
„Was, wenn …“ Sie schluckte, ihre Ohren zuckten, ihre Stimme war angespannt. „Was, wenn das alles gewesen wäre? Was, wenn dein Kern komplett zusammengebrochen wäre? Was dann?“

Er antwortete nicht.

Denn sie wusste es bereits.
Sein Innerstes war nicht stabil. Das war es nie gewesen. Es war eine Anomalie, eine Kraft, die in einem einzigen Körper nichts zu suchen hatte. [Verschlinger der Sterne]. [Flamme der Tagundnachtgleiche]. Zwei gegensätzliche Kräfte, die bis jetzt nur mit Mühe nebeneinander existiert hatten, verbunden nur durch blanken Willen und rücksichtslosen Instinkt.

Heute Nacht hatte er sie zu etwas Neuem gezwungen.

Und sich dabei fast selbst zerstört.
Das Leuchten ihrer Pfote wurde heller, ihre Lebensenergie strömte ungebremst in ihn hinein. Jeder Pulsschlag ihrer Kraft beruhigte seinen Atem, glättete den unregelmäßigen Herzschlag, dämpfte den stechenden Schmerz, der seine Manakanäle durchzog.

Und doch –

es reichte nicht.

Vitaliara wusste das auch.
„Wenn ich vor Stormhaven gewesen wäre …“, ihre Stimme zitterte, „hätte ich das nicht tun können. Ich hätte dich überhaupt nicht heilen können.“

Ihre Pfote zitterte auf seiner Haut.

„Verstehst du das? Ist dir überhaupt klar, wie nah du dem Tod warst?“

Lucavions Finger krallten sich in den Stein. Er atmete langsam und gleichmäßig aus.

Er wusste es.
Natürlich wusste er es.

Er hatte alles auf diesen Moment gesetzt, auf seinen Instinkt, der ihm sagte, dass er es schaffen konnte. Die Macht, die Aldric besaß – der [Aura-Körper], der einen 6-Sterne-Kämpfer vom Rest der Welt unterschied – Lucavion hatte einen Blick darauf erhascht und sich seinen Weg dorthin erkämpft.

Aus purer Trotz.

Nur durch Willenskraft.

Und sein Körper hatte dafür gelitten.

Vitaliara sagte eine ganze Weile nichts. Ihre Ohren waren immer noch flach an den Kopf gedrückt, ihr Schwanz war steif und jeder Teil ihres Körpers strotzte vor Frustration.

Und noch etwas anderes.

Etwas Ungeschöntes.

Lucavion wusste, warum sie so war. Warum sie ihm so viel Lebensenergie gab, warum sie ihn angriff, während sie ihn zwang, zu heilen.
Sie hatte Angst.

Sie verstand nicht, warum er das getan hatte.

Und sie hasste das.

Aber mehr noch –

sie hasste es, dass sie ihn nicht davon abhalten konnte, es wieder zu tun.

Lucavion schloss für einen Moment die Augen, ließ die Wärme wirken und ließ die vorwurfsvollen Worte ohne Widerstand an sich abprallen.

Sie musste ihn anschreien.

Also ließ er sie.

Er blieb still.
Denn er wusste, wenn er irgendetwas sagte – irgendetwas –, würde er sie nur noch wütender machen.

Vitaliaras Glanz pulsierte, ihre Energie strömte in ihn hinein und glättete die zerbrochenen Kanten seiner Existenz. Doch als das Licht durch seine Adern floss, veränderte sich etwas in ihrer Aura.

Eine Pause. Ein Zögern.

Und dann –

[Cracked…]

Das Wort kam leise. Fern.
Lucavion öffnete die Augen, atmete langsam und kontrolliert, während sich ein dumpfes Gewicht auf seiner Brust niederließ.

Für einen Erwachten bedeutete ein Riss im Kern den Tod.

Nicht nur eine Verletzung. Nicht nur eine Wunde, die mit der Zeit verheilen würde.

Den Tod.

Denn einen Riss im Kern zu erleiden bedeutete, die Verbindung zum Mana selbst zu verlieren. Die Essenz zu verlieren, die einen Erwachten zu dem machte, was er war.
Seine Finger zuckten, aber er blieb still und wartete auf ihre nächsten Worte.

Vitaliaras Gesichtsausdruck war unlesbar, ihre goldenen Augen waren auf sein Innerstes gerichtet, als sähe sie etwas jenseits des Fleisches.

Und dann –

„Aber … es ist nicht so schlimm.“

Lucavions Brust hob und senkte sich langsam und gleichmäßig.

„Es kann geheilt werden.“

Erleichterung stellte sich nicht ein. Noch nicht.
Er atmete nur ein, ließ ihre Worte wirken und spürte, wie die Wärme ihrer Energie tiefer eindrang und das wenige, was noch intakt war, stabilisierte.

Dann –

Vitaliaras Blick huschte zu Aldrics Überresten. Sein Torso stand noch aufrecht, um ihn herum eine Blutlache, seine Aura längst erloschen – doch die Todesmana in ihm hielt sich hartnäckig. Eine dichte, mächtige Kraft, die sich an die letzten Fragmente seiner Existenz klammerte.
Vitaliara atmete aus.

„Absorbier jetzt sein Todesmana.“

Lucavion folgte ihrem Blick und konzentrierte sich auf die zerstörte Leiche. Die Überreste eines 6-Sterne-Kriegers.

„Okay.“

Seine Stimme war leise, aber entschlossen.

Er schloss die Augen.

Und streckte die Hand aus.

– SHRRRRK.
Die Luft um ihn herum verdrehte sich. Ein Sog. Eine Verschiebung. Ein Bruch im natürlichen Fluss der Mana.

In dem Moment, als er sie heraufbeschwor, regte sich seine [Flamme der Tagundnachtgleiche], brannte in den Tiefen seines Wesens und ergriff die Überreste von Aldrics Macht.

Und es war –

überwältigend.

Nicht nur rohe Todesmana, nicht nur die Überreste eines Kriegers.

Es war etwas anderes.
Dichter. Schwerer. Fast erstickend.

Wie das Gewicht all der Schlachten, die Aldric geschlagen hatte, all der Leben, die er genommen hatte, all der Siege, die er errungen hatte.

Lucavion stockte der Atem. Sein Körper versteifte sich, seine Manakanäle spannten sich an, als die schiere Dichte der Energie in ihn hineinströmte.

Ein Krieger mit vier Sternen. Das war er gewesen. Festgefahren. Blockiert.
Aber jetzt –

Jetzt erwachte sein Kern zum Leben, die [Flamme der Tagundnachtgleiche] verschlang Aldrics Todesmana, nicht als bloße Nahrung –

sondern als Treibstoff.

Sein Rang stieg.

Mittlere 4 Sterne – nein, Spitzenklasse.

Die Barriere, gegen die er gekämpft hatte, die Mauer, die sich vor ihm aufgetürmt hatte, zerbrach unter dem schieren Gewicht der Kraft, die in ihn floss.
Doch während sein Kern sie absorbierte, regte sich eine weitere Kraft.

Vitaliara.

Ihre Energie umhüllte ihn, ergriff den Überschuss und leitete ihn nicht in ihn hinein –

sondern in seinen zerbrochenen Kern, den [Verschlinger der Sterne].

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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