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Kapitel 582: Wer bist du?

Kapitel 582: Wer bist du?

„…ist keine schlechte Gelegenheit, sie komplett auszulöschen.“

Die Gestalt, die geschwiegen hatte, während Aldric seine Befehle gab, sprach endlich. Ihre Stimme war ruhig, unlesbar.

„Ist das so?“ Eine Pause. Dann neigte sie leicht den Kopf, als würde sie ihn durchdringen. „Bist du sicher, dass das Artefakt niemanden entdeckt hat?“

Aldrics Grinsen verschwand nicht.
„Nein, hat es nicht.“

Kein einziger mächtiger Kämpfer hatte Varenthia betreten. Nicht einer. Das Artefakt hätte selbst die schwächsten Spuren hochrangiger Energie in dem Moment aufgefangen, in dem sie die Stadtgrenze überschritten hätten.

Und doch –

„Hmm?“

Ein seltsames Gefühl kroch über seine Haut.

Keine Präsenz. Keine Tötungsabsicht.

Etwas, das ihn auslotete.
Aldrics Atem stockte. Seine Muskeln spannten sich instinktiv an, als das Gefühl sich in ihn bohrte, wie eine Nadel, die sich durch seine Gedanken fädelte. Es war kein Angriff. Es war nicht einmal etwas Physisches.

Ein Blick?

Nein – nicht ganz.

Aldric atmete aus, seine Zunge klackte gegen seine Zähne, als ein scharfer Glanz in seinen Augen aufblitzte. „Oh? Ein Artefakt?“

Die Präsenz ließ nicht nach.
Seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.

„Wollt ihr sehen, ob ich weg bin?“ Seine Stimme senkte sich leicht, und ein leiser Spott schwang in seinen Worten mit. „Seid ihr auf Empfang?“

Es war nicht Draven selbst. Dafür war das Gefühl zu subtil.

Das konnte nur eines bedeuten.

Sie beobachteten ihn.

Aus der Ferne.

Sie versuchten, seine Bewegungen zu verfolgen.

Sie hatten Angst, ihre Festung zu verlassen.
Aldric lachte leise und tief und umklammerte den Griff seiner Klinge fester.

„Feiglinge.“

Sie waren nicht selbstbewusst. Sie waren verzweifelt.

„Werden wir beobachtet?“ Die Stimme der Gestalt durchdrang seine Gedanken, scharf und emotionslos.

Aldric atmete langsam aus, ein Grinsen umspielte immer noch seine Lippen. „Scheint so.“
Die Gestalt tippte nachdenklich mit einem behandschuhten Finger gegen seinen Arm. „Ich habe gehört, Draven hatte ein ähnliches Artefakt.“

Eine Pause.

„Aber es war offenbar defekt.“

Aldrics Augen blitzten amüsiert auf. „Sie haben also mit einem kaputten Spielzeug herumgespielt?“
Die Gestalt wandte sich ab, richtete ihren Umhang und ging zur Tür. Ihre Bewegungen waren langsam und bedächtig – wie die eines Mannes, der bereits beschlossen hatte, dass er hier nichts mehr zu tun hatte.

„Hmm …“ Ein leises Summen, dann ein leichtes Nicken. „Du sollst tun, was du willst.“

Die Worte klangen beiläufig. Aber Aldric wusste, was sie bedeuteten.

Er hatte jetzt die volle Autorität.

Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, kehrte Stille in den Raum ein.
Aldric blieb einen Moment lang regungslos stehen. Sein Grinsen verschwand, sein Gesichtsausdruck war unlesbar.

Dann –

ein langsamer Seufzer.

„Es ist lange her …“

Sein Blut hatte zu lange geschlafen.

Seit Jahren lebte er nun schon in Varenthia – hatte sein Netzwerk aufgebaut, seine Macht gesichert, das Spiel der Politik und der Kontrolle gespielt.

Aber davor?
Bevor er Kommandant war – bevor er überhaupt irgendetwas war –

war er Soldat gewesen.

Ein Killer.

Und auf dem Schlachtfeld hatte sein Körper nie stillgestanden.

Aldrics Finger zuckten, sein Atem wurde gleichmäßiger. Etwas Schärferes lag in der Luft.

„Soll ich einfach ein bisschen schlachten?“
Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Aber das Gewicht dahinter – **das Verlangen, der Hunger** – erfüllte den Raum wie eine aufziehende Gewitterwolke.

Langsam senkte er den Blick auf seine rechte Hand.

Dort lag ein pechschwarzes Armband, matt und unscheinbar – und doch täuschend schwer.

Seine Finger strichen über die Oberfläche, und eine vertraute Wärme vibrierte unter seiner Berührung.

„Ja …“
Die Entscheidung war bereits gefallen.

Sein Grinsen kehrte zurück, diesmal langsamer. Bewusster.

Sein Blut war nicht mehr still.

Und wenn Draven und seine Leute einen Krieg wollten –

Dann würde Aldric Veltorin ihnen eine geben.

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich auf dem Absatz um und ging zur Tür.

Jeder Schritt fiel ihm leichter als der vorherige.

Als hätte er auf diesen Moment gewartet.

Als wäre er endlich –

endlich wieder wach.
Aldric schritt durch die schwach beleuchteten Gänge seiner Festung, die schweren Eichentüren schlossen sich mit einem dumpfen Schlag hinter ihm. Die flackernden Wandleuchter an den Steinwänden warfen lange, wankende Schatten auf seinen Weg, aber sein Blick war messerscharf. Die Nachtluft draußen war dick und trug den fernen Geruch von Feuer und Blut mit sich – ein Schlachtfeld in voller Blüte.
In dem Moment, als er den Hof betrat, standen mehrere Wachen stramm und richteten ihre Blicke mit strenger Disziplin auf ihn. Ihre dunklen Uniformen trugen das Abzeichen seines Kommandos – seines wahren Kommandos, der Männer, die nicht dem Haus Veltorin, sondern ihm allein die Treue geschworen hatten.

Sie neigten ihre Köpfe in Ehrerbietung.

„Mein Herr“, sagte einer von ihnen als Erster mit fester, aber erwartungsvoller Stimme. „Sollen wir mit Euch aufbrechen?“
In ihren Worten lag keine Unsicherheit, keine Angst – nur Bereitschaft.

Aldric ließ seinen Blick über sie schweifen und musterte sie. Das waren erfahrene Krieger. Nicht die namenlosen Hunde, mit denen er früher die unteren Ränge aufgefüllt hatte, sondern Männer, die für ihn gekämpft und geblutet hatten. Sie wollten Befehle. Sie wollten Action.

Aber das hier?

Das war etwas anderes.

Er atmete langsam aus und schüttelte den Kopf. „Nein. Bleibt hier.“
Seine Stimme war leise, aber bestimmt, und der Nachdruck seiner Worte ließ keinen Raum für Widerrede. „Haltet diese Stellung. Wenn etwas kommt, wisst ihr, was zu tun ist.“

Die Wachen tauschten kurze Blicke aus, bevor sie gleichzeitig nickten. „Verstanden.“

Aldric zögerte nicht.

Er hatte genug Zeit verschwendet.

Sein Körper bewegte sich, seine Muskeln spannten sich an, und dann –

bewegte er sich.
In einem Augenblick verschwamm seine Gestalt und er war nicht mehr da, wo er gerade noch gestanden hatte.

Die Qinggong-Technik, eine Bewegungskunst, die die Grenze zwischen Geschwindigkeit und Schwerelosigkeit verschwimmen ließ, trieb ihn mit übermenschlicher Beschleunigung voran. Der Wind rauschte an seinen Ohren vorbei, während seine Gestalt zu einem bloßen Flüstern gegen die Skyline wurde, über Dächer huschte, über schmale Gassen sprang und sich wie ein befreiter Schatten durch die verwinkelten Gassen von Varenthia schlängelte.
Für das normale Auge war er nichts weiter als ein Bewegungsstreifen – ein flüchtiger Geist vor dem kalten Schein des Mondes.

Aber für ihn?

Das Schlachtfeld war bereits unter seinen Sinnen lebendig.

Sein Bewusstsein dehnte sich nach außen, über die Mauern, über die Stadtteile, über die flackernden Laternen der schlafenden Massen der Stadt hinaus.

Er konnte alles spüren.
Das Klirren von Stahl, das scharfe Knacken von splitterndem Holz, als Barrikaden eingerissen wurden, die kurzen, qualvollen Atemzüge von Männern, deren Körper sie im Stich ließen, bevor sie überhaupt realisierten, dass sie starben.

Dravens Männer drängten an mehreren Stellen vorwärts – er konnte sie spüren, wie sie sich bewegten, wie verstreute Fäden in einem komplizierten Netz. Ihre Angriffe waren schnell, taktisch, darauf ausgerichtet, sein Netzwerk zu zerstören, bevor er reagieren konnte.
Sie dachten, sie hätten die Oberhand.

Aldric grinste, als er über ein weiteres Dach sprang, mühelos landete und ohne an Schwung zu verlieren in den nächsten Sprint überging.

Er hatte bereits reagiert.

Die Nacht lag weit vor ihm, und der Krieg hatte gerade erst begonnen.

Es war an der Zeit zu zeigen, wem Varenthia wirklich gehörte.
Der Wind heulte, als Aldric sich bewegte, sein Körper war nur noch ein verschwommener Fleck in der Nacht. Seine Qinggong-Technik trug ihn schnell über die Dächer, die Stadt erstreckte sich unter ihm wie ein Schlachtfeld, das darauf wartete, erobert zu werden. Er konnte die Fäden des Konflikts spüren, die sich durch die Straßen zogen – das Klirren von Waffen, die Schreie sterbender Männer, die rohe Gewalt des Krieges, die in gezielten Ausbrüchen über Varenthia hereinbrach.

Und doch –

etwas hatte sich verändert.
Zuerst war es nur eine kleine Veränderung. Eine Veränderung in der Luft. Ein Gefühl, als würde eine Welle durch stilles Wasser laufen.

Eine Absicht.

Aldrics Instinkte schlugen Alarm – Gefahr.

Sein Körper reagierte, bevor sein Verstand die Situation vollständig erfassen konnte, und die Haare auf seinen Armen stellten sich auf. Im nächsten Moment hielt er seinen Speer in der Hand, seine Muskeln spannten sich an, als er sich drehte –

KLIRR!
Der Aufprall war hart und schnell und schoss ihm durch die Arme. Funken sprühten in die Nachtluft, als Metall auf Metall traf, und die Wucht des Schlags schleuderte ihn nach hinten.

Aldric fand kaum Halt, als er landete, und rutschte mit geübter Präzision über den Stein.

Seine blutroten Augen wurden scharf.

„Hmm?“
Er umklammerte seinen Speer fester, sein Herzschlag war ruhig – kontrolliert. Er hob den Blick und drehte den Kopf in Richtung des Angriffs.

Und da – im kalten Schein des Mondes –

stand ein junger Mann.

Er stand ruhig und ausgeglichen da, einen langen Degen in der Hand, der wie eine Verlängerung seines Körpers wirkte. Seine Augen – pechschwarz und leer wie die Leere selbst – starrten unlesbar in Aldrics Augen.
„Was haben wir denn hier?“, murmelte Aldric mit leiser, neugieriger Stimme.

In seinem Kopf gingen bereits Namen und Gesichter durch, er katalogisierte jeden Kämpfer, jeden Attentäter, jeden Söldner, den es sich zu merken lohnte.

Und doch –

Dieser hier?

Er war niemand, den Aldric kannte.
Keiner von Draven. Keiner von Soren. Keiner von Vyrells kalten Strategen.

Und dieser Schlag gerade eben –

Das konnte keiner von ihnen.

Aldric presste die Lippen zusammen, veränderte leicht seine Haltung, um den Gegner zu testen und zu berechnen.

„Wer bist du?“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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