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Kapitel 540: Begegnung mit „ihr“ (2)

Kapitel 540: Begegnung mit "ihr" (2)

Aelianas Schritte wurden langsamer, als sie ihr Ziel erreichten.

Ihre goldenen Augen huschten über das Gebäude vor ihnen und verengten sich leicht. Der Geruch von Heu, Leder und Erde lag in der Luft und vermischte sich mit dem fernen Salzgeruch des Meeres. Das Gebäude war einfach, aber gut gepflegt, und die Holzbalken wirkten unter dem Licht der Laternen stabil.
Pferde bewegten sich in ihren Ställen, und das leise Geräusch ihres Atems und das gelegentliche Rascheln ihrer Hufe erfüllte die Luft.

Ein Stall.

Aelianas Stirn zuckte.

Sie drehte sich abrupt zu Lucavion um.

„Was?“, fragte sie spöttisch. „Warum hast du mich hierher gebracht?“

Lucavion, völlig gelassen, grinste nur. „Was? Magst du keine Pferde?“
Aeliana verschränkte die Arme. „Sei nicht albern. Davon hast du nie etwas gesagt.“

Lucavion atmete leicht aus und rollte mit den Schultern. „Nun, jetzt sind wir hier.“

Aelianas Augen zuckten.

Er tat es wieder.

Diese lässige Art, Informationen preiszugeben, als wären sie offensichtlich.

Sie kniff die Augen zusammen. „… Erklär mir das.“
Lucavion deutete auf den Eingang des Stalls, sein Grinsen wurde breiter.

„Das ist der Ort.“

Aelianas Blick wurde scharf. „Der Ort?“

„Der Ort, an dem Aether ist.“

Stille.

Aeliana starrte ihn an.

Dann –

Ihre Gedanken rasten.

„Der Ort, an dem Aether ist?“

Was sollte das überhaupt bedeuten?

Arbeitete sie hier?
Hielt sie sich hier versteckt?

Eine Adlige – die Tochter von Gerald, dem Sternenfluch – arbeitete in einem Stall?

Aeliana versuchte verzweifelt, einen Sinn darin zu erkennen.

Alles, was sie erwartet hatte – alle Annahmen, die sie über Aether getroffen hatte – brachen vor ihr zusammen.

Sie spottete: „Du behauptest, sie ist hier?“

Lucavion brummte. „Genau.“
Aeliana runzelte die Stirn.

Sie wusste nicht genau warum, aber irgendetwas daran gefiel ihr nicht.

Irgendetwas stimmte nicht.

Und sie würde es nicht herausfinden, wenn sie hier stehen blieb.

Sie atmete tief aus und ging mit großen Schritten voran. „Na gut. Dann lass uns zu ihr gehen.“

Lucavion lachte leise und folgte ihr hinein.

Das würde spannend werden.
In dem Moment, als sie eintraten, umhüllte sie der warme Duft von Heu und Erde. Der Stall war gut gepflegt, die Holzbalken waren stabil, Laternen warfen ein sanftes Licht auf die ordentlich angeordneten Boxen. Die Pferde bewegten sich in ihren Boxen, einige ruhten sich aus, andere schlugen träge mit dem Schwanz.

Aeliana hatte kaum Zeit, sich umzusehen, als ein junger Mann auf sie zukam.

„Oh … Mister Lucavion.“

Aeliana blinzelte.
… Herr Lucavion?

Der Stallbursche – ein Junge Anfang zwanzig, schlank, aber von der Arbeit gestählt – blieb vor ihnen stehen, richtete sich leicht auf und blickte zwischen Lucavion und ihr hin und her.

„Ist alles in Ordnung mit ihr?“, fragte der junge Mann mit vorsichtiger Stimme.

Lucavion nickte lässig. „Ja. Aether geht es gut.“

Aeliana kniff die Augen zusammen.
Der junge Mann atmete leise auf. „Das ist gut. Sie, äh …“ Er zögerte und rieb sich den Nacken. „Sie lässt nicht wirklich … weißt du … Leute in ihre Nähe.“

Aeliana runzelte die Stirn.

Lucavion grinste. „Ich habe dich vorgewarnt.“

Der junge Mann nickte schnell. „Ja. Deshalb haben wir auch nichts versucht.“
Aeliana verschränkte die Arme.

„Was zum Teufel?“

Je mehr sie redeten, desto schlimmer klang es.

Aether war offenbar unantastbar – niemand durfte in ihre Nähe kommen. Sie ließ niemanden an sich heran. Und so, wie dieser Stallbursche redete, klang es, als hätten sie es mit einer hochmütigen Adligen zu tun, die auf alle herabblickte.

Aeliana atmete scharf aus.
„Toll. Na toll. Sie ist bestimmt eine von denen, oder?“

Es passte alles zusammen.

Die Tochter einer mächtigen Persönlichkeit? Hielt Abstand? Liess niemanden in ihre Nähe?

Das war genau die Art von Frau, die sie sich vorgestellt hatte – eine, die über anderen stand, sie nicht einmal beachtete und erwartete, dass alle ihren Launen nachgingen.

Sie hasste solche Leute.
Sie spottete: „Klingt charmant.“

Lucavion warf ihr einen Blick zu, und aus irgendeinem Grund vertiefte sich sein Grinsen.

Der Stallbursche, der ihre wachsende Verärgerung nicht bemerkte, fuhr fort: „Wir haben unser Bestes getan, um ihr entgegenzukommen, Mister Lucavion, genau wie Sie es gewünscht haben. Sie hat ihren Freiraum bekommen. Niemand hat versucht, ihre Grenzen zu überschreiten.“

Aeliana verdrehte die Augen. Natürlich nicht.
Wie niedlich – alle laufen um diese Frau herum wie um ein Ei und achten darauf, sie nicht zu beleidigen.

Sie warf Lucavion einen scharfen Blick zu. „Und das ist die Frau, die du mir vorgestellt hast?“

Lucavion lachte leise. „Du wirst schon sehen.“

Aeliana hasste diese Antwort.

Aber gut.

Sie war schon so weit gekommen.

Sie würde diese Frau mit eigenen Augen sehen.

Der Stallbursche führte sie tiefer hinein, schlängelte sich durch die Reihen der Boxen. Die Luft war voll vom Geruch nach Heu und Leder, und leise Hufgeräusche erfüllten den Raum um sie herum.

Aelianas scharfer goldener Blick huschte über die Pferde – Dutzende von ihnen, jedes unterschiedlich in Größe, Farbe und Körperbau.
Einige waren schlank und wendig, eindeutig auf Geschwindigkeit gezüchtet, während andere die kräftige, solide Statur von Kriegspferden hatten.

Aber es war keine Frau zu sehen.

Ihre Verärgerung wuchs.

Wo ist sie?

Sie gingen weiter, vorbei an den vertrauten braunen und fuchsfarbenen Pferden, bis sie vor einer bestimmten Box stehen blieben.

Aelianas Blick fiel auf sie.
Und für einen Moment – nur eine flüchtige Sekunde – vergaß sie, wonach sie suchte.

Das Pferd vor ihnen war anders als alle, die sie je gesehen hatte.

Sein Fell war pechschwarz, dunkel und glänzend wie polierter Obsidian, und lag glatt über kräftigen Muskeln. Sein Körperbau war sowohl elegant als auch stark und strahlte eine Anmut aus, die nur etwas gehören konnte, das sowohl für Geschwindigkeit als auch für den Kampf geschaffen war.

Aber was Aelianas Aufmerksamkeit am meisten auf sich zog,
waren seine Augen.

Durchdringend blau, scharf und intelligent, glänzend im schwachen Licht der Laternen.

Aeliana war nicht jemand, der Dinge leicht als schön bezeichnete. Aber dieses Pferd –

es war atemberaubend.

Aeliana starrte es lange an und nahm die ganze Präsenz des Wesens vor ihr in sich auf.

Und dann –

runzelte sie die Stirn.
Ihr Blick huschte erneut durch den Stall, suchend.

„Moment mal – wo ist –“

Sie drehte sich um und runzelte die Stirn.

„… Wo ist die Frau?“

Lucavion blinzelte einmal. Dann zweimal.

Dann neigte er leicht den Kopf und sein Grinsen wurde breiter.

„Welche Frau?“
Aeliana warf ihm einen genervten Blick zu. „Die Frau namens Aether“, sagte sie langsam, als würde sie mit einem Idioten reden. „Ist sie nicht die Tochter von Starscourge Gerald? Deinem Meister?“

In dem Moment, als die Worte ihren Mund verließen, holte Lucavion scharf Luft – seine Schultern spannten sich an, sein Grinsen zuckte –

und dann schaffte er es gerade noch, ein Lachen zu unterdrücken.

Aeliana kniff die Augen zusammen.
„Was?“, fragte sie mit ausdrucksloser Stimme.

Lucavion presste die Lippen aufeinander, hob eine Hand leicht an den Mund und seine Schultern zitterten ganz leicht.

„Was ist so lustig?“

Und dann –

Er atmete scharf aus und stieß schließlich ein leises Lachen aus.

„Hah … pfft …“

Aeliana starrte ihn an.
Lucavion lachte.

Er lachte tatsächlich und schüttelte leicht den Kopf, als wollte er sich zusammenreißen, aber die Belustigung in seinem Gesichtsausdruck war unübersehbar.

Und dann machte es Klick.

Aelianas Augen weiteten sich.

Ihr Blick schoss zu dem Pferd.

Dann wieder zu Lucavion.

Dann wieder zu dem Pferd.

Die Erkenntnis traf sie wie eine Welle.

Ihr Gesicht zuckte.
Langsam – schmerzhaft – hob sie eine Hand und fuhr sich damit über das Gesicht.

„… Das muss ein Scherz sein.“

Lucavion grinste jetzt offen und atmete belustigt aus. „Oh, ich wünschte wirklich, es wäre einer.“

Aeliana stöhnte und rieb sich die Schläfen.

Die ganze Zeit.

Die ganze verdammte Zeit.
Sie hatte gedacht – nein, sie war überzeugt gewesen –, dass Aether eine hochmütige Adlige mit einer unantastbaren Ausstrahlung war. Dass sie eine distanzierte, unnahbare Gestalt war, um die alle herumschlichen.

Und doch –

Sie war ein Pferd.

Aeliana biss die Zähne zusammen.

„… Tsk. Das hättest du früher klarstellen können, du Mistkerl.“
Lucavion lachte leise. „Und den Spaß verderben?“

Aeliana funkelte ihn an.

Lucavion atmete leicht aus, bevor er sich zu Aether umdrehte, wobei sein Grinsen ein wenig milder wurde.

Mit langsamen, bedächtigen Schritten näherte er sich dem Pferd, seine Bewegungen vertraut und geübt.

Aether spitzte die Ohren und beobachtete ihn mit ihren durchdringenden blauen Augen, als er die Hand ausstreckte –
Und sanft über ihren Kopf streichelte.

„Na, na … mein Mädchen …“, murmelte Lucavion mit leiserer, sanfterer Stimme. „Wie geht es dir?“

Aether atmete tief und ruhig aus und drückte ihren Kopf leicht gegen seine Handfläche.

Der Moment fühlte sich seltsam … ruhig an.

Und Aeliana konnte – trotz allem – ihren Blick nicht abwenden.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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