Switch Mode

Kapitel 498: Tu das jetzt nicht!

Kapitel 498: Tu das jetzt nicht!

„Was hältst du von ihm?“

Aeliana blieb einen Moment lang still.

Die goldenen Augen ihres Vaters waren scharf und unbeweglich und warteten auf eine Antwort. Aber sie sagte nicht sofort etwas. Stattdessen ließ sie ihre Gedanken ordnen.

Denn das war keine einfache Frage.

Er bat sie, Lucavion einzuschätzen. Ihn zu bewerten. Zu entscheiden, was er war.

Und das –
war nicht einfach.

Ihre Finger krallten sich leicht in ihren Ärmel, während ihre Gedanken zurückwanderten.

Zu ihrer ersten Begegnung.

Zu der lächerlichen Art, wie er sich vorgestellt hatte.

Zu der Art, wie er sie angesehen hatte – nicht mit Mitleid, nicht mit Zögern, sondern als wäre sie nur eine weitere Person.

Zu der Art, wie er sie innerhalb weniger Minuten nach ihrer Begegnung wütend gemacht hatte.

„Er ist nervig.“
Das war ihr erster Eindruck gewesen. Und er hatte sich nicht geändert.

Er war aufdringlich, er war rücksichtslos, er hatte kein Gespür für Zurückhaltung.

Aber …

Das war nicht alles, was er war.

Aeliana dachte daran, wie er gekämpft hatte.

Wie er sich ohne zu zögern in Gefahr gestürzt hatte.

Wie er sie nie wie etwas Zerbrechliches behandelt hatte.

Wie er sie verstanden hatte – viel zu gut, viel zu schnell.
Er hatte Madeleina durchschaut. Hatte sie mit Worten auseinandergenommen.

Er hatte von ihrer Krankheit gewusst, als noch niemand sonst davon wusste. Hatte sie verstanden, erklärt und das Geheimnis um sie herum mit einer Leichtigkeit gelüftet, die unmöglich schien.

Er hatte sie gerettet.

„Er ist gefährlich.“

Nicht so wie ihr Vater. Nicht so, wie die Adligen ihre Spielchen spielten.
Nein – Lucavion war auf eine ganz andere Art gefährlich.

Weil er Dinge wusste.

Weil er Dinge geschehen ließ.

Weil in dem Moment, als er in ihr Leben trat, sich alles – alles – zu verändern begann.

Er bewegte sich nicht vorsichtig.

Er bewegte sich nicht bedächtig wie ein Adliger, der jeden Schritt abwägt.

Nein.

Lucavion bewegte sich mit Bestimmtheit.
Und genau das machte ihn so furchterregend. Deine nächste Lektüre findest du in My Virtual Library Empire

Aeliana atmete langsam aus und ihr Blick huschte zu der Tür, durch die er gerade gegangen war.

„Was halte ich von ihm?“

Sie kannte die Antwort bereits.

„Er ist jemand, dem ich niemals vergeben werde.“

Und doch –

„Er ist auch jemand, den ich niemals gehen lassen werde.“
Ihre Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln, bevor sie sich wieder ihrem Vater zuwandte, ihr Gesichtsausdruck unlesbar.

„Er ist …“

Aelianas Stimme verstummte, während ihr Geist die unzähligen Erinnerungen, die Bedeutung ihrer Worte und die unerschütterliche Präsenz, die er in ihrem Leben hinterlassen hatte, durchging.

Lucavion.

Dieser Mistkerl.

Derjenige, der sie vom ersten Moment an wütend gemacht hatte.
Derjenige, der sie gesehen hatte – wirklich gesehen hatte – ohne zu zögern, ohne Angst.

Derjenige, der ihr Wut gegeben hatte, als sie sie am meisten brauchte.

Derjenige, der sie zum Kämpfen gebracht hatte.

Ihre Finger krallten sich fester in ihren Ärmel.

Sie dachte an sein Grinsen, seine Arroganz, seine rücksichtslose Verrücktheit.

Sie dachte an seine unmögliche Stärke, daran, wie er nie gezögert hatte, selbst als sein Körper zusammenbrach.
Sie dachte an das Feuer, das er in ihr entfacht hatte, daran, wie er ihr den Willen zum Leben, zum Kämpfen, zum Durchhalten gegeben hatte.

Und mehr als alles andere –

Sie dachte an seine Worte.

„Hör mir wenigstens einmal zu.“

„Ich habe das nur für dich vorbereitet.“

„Wage es nicht, mich im Stich zu lassen.“

Er hatte sie nie aufgegeben.
Nicht, als sie am Boden war, nicht, als sie verloren war, nicht einmal, als sie ihm geschrien hatte, dass sie ihn hasste.

Lucavion hatte sich in ihr Leben gedrängt, in ihre sorgfältig errichteten Mauern, in jeden Teil von ihr, den sie unberührt lassen wollte.

Und jetzt –

Jetzt konnte sie es nie mehr rückgängig machen.
Aeliana atmete leise aus, ihre goldenen Augen blickten zu ihrem Vater auf, ruhig und unerschütterlich.

„Er ist …“

Sie hielt inne, die Last ihrer eigenen Erkenntnis lastete schwer auf ihr.

Dann sagte sie leise:

„Anders.“

Der Blick ihres Vaters wurde schärfer.

„Anders?“

Aeliana nickte langsam.

„Ja.“
Es gab keine bessere Beschreibung dafür.

Lucavion war anders als alle, die sie bisher kennengelernt hatte.

Anders als die Adligen mit ihren vorsichtigen Worten und versteckten Dolchen.

Anders als die Ritter, die sich verbeugten und gehorchten, die niemals die Welt hinterfragten, wie sie war.

Anders als die Menschen, die sie bemitleidet hatten, die hinter ihrem Rücken getuschelt hatten, die darauf gewartet hatten, dass sie zusammenbrach.

Er war anders.

Und dieser Unterschied hatte sie verändert.
Der Gesichtsausdruck ihres Vaters blieb unlesbar.

Er musterte sie aufmerksam, als würde er irgendwas abwägen.

Dann, nach einer langen Pause, sprach er endlich.

„Vertraust du ihm?“

Aeliana zögerte.

Denn das …

Das war keine einfache Antwort.

Vertrauen?

Nein.

Nicht ganz.

Noch nicht.

Aber …

Sie konnte ihn nicht gehen lassen.
Aelianas Lippen öffneten sich leicht, aber es kamen keine Worte heraus.

Vertraue ich ihm?

Ihr erster Impuls war, nein zu sagen.

Sie konnte ihm nicht vertrauen.

Nicht nach allem, was passiert war.

Nicht nach den Lügen, der Manipulation, der Art, wie er sie ausgespielt, benutzt und gezwungen hatte, ihn zu hassen.

Nicht nachdem er sich ohne zu zögern zwischen sie und den Tod geworfen hatte.
Nicht, nachdem er dort gestanden hatte, bis auf die Knochen verletzt, und trotzdem weitergekämpft hatte.

Nicht, nachdem sie seine kalte Hand gehalten hatte, ihm im Schlaf zugehört hatte und einen Teil der Last, die er trug, gehört hatte.

Nicht nach all dem.

„Ich vertraue ihm nicht.“

Die Worte kamen leise, aber bestimmt über ihre Lippen.

Die goldenen Augen ihres Vaters zuckten nicht.

Und dann –
„Du belügst dich selbst.“

Aeliana sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Was?“

Der Herzog lehnte sich leicht zurück und musterte sie mit demselben kalten, analytischen Blick, den er immer hatte. Der Blick, der jede Maske, jede Ausrede, jede sorgfältig errichtete Mauer wegzauberte.

„Du sagst, du vertraust ihm nicht“, murmelte er.

„Du hast ihm dein Gesicht gezeigt.“
Die Worte waren leise. Bestimmt.

Aber sie trafen ihr ins Herz.

Aeliana zuckte zusammen und krallte ihre Finger leicht in ihren Ärmel.

Die goldenen Augen ihres Vaters entging nichts. „Das hast du in der Tat. Und du hast es freiwillig getan, obwohl deine Narben noch da waren.“

Aelianas Lippen öffneten sich leicht, aber sie sagte nichts.

Denn – er hatte recht.

Sie hatte es niemandem gezeigt.
Nicht ihrem Vater.

Nicht den Heilern.

Nicht einmal sich selbst, wenn sie es irgendwie verhindern konnte.

Sie hatte sie versteckt. Unter Schleiern, hinter Türen, fernab von der Welt, die sie einst verehrt hatte.

Und doch –

hatte sie sie ihm gezeigt.

Lucavion.

„Du hast sie niemandem gezeigt“, fuhr ihr Vater mit unerschütterlicher Stimme fort. „Du hast sie sogar vor mir versteckt.“
Seine Worte enthielten keinen Groll. Keine Vorwürfe.

Nur Tatsachen.

Aeliana atmete scharf ein, ihre Gedanken schweiften zurück zu diesem Moment.

Zu dieser Nacht.

Die kalte Luft auf ihrer Haut.

Wie sie Ekel erwartet hatte.

Und wie er ihr keinen entgegengebracht hatte.

„Er hat nicht einmal geblinzelt.“

Er hatte einfach gesprochen. Ruhig. Entschlossen.
Das war das erste Mal gewesen, dass sie jemanden an sich hatte heranlassen können.

Weil er ihr zugehört hatte.

Ein schwerer Seufzer entrang sich ihren Lippen, ihre Schultern sackten leicht zusammen.

„Haaah …“

Sie belog sich selbst.

Aber – na und?

Es spielte keine Rolle.

Nichts davon spielte eine Rolle.

Lucavion war einfach – einfach –
„Weißt du, wie du aussiehst, wenn du ihn ansiehst, Aeliana?“

Die Stimme ihres Vaters durchdrang ihre Gedanken wie ein Messer, das Seide durchschneidet.

Aeliana blickte auf und ihr Gesichtsausdruck versteifte sich. „Was?“

Herzog Thaddeus neigte leicht den Kopf, seine goldenen Augen waren scharf. „Obwohl du die ganze Zeit in deinem Zimmer warst …“

„Ich frage mich, warum?“

Es war eine kalte Antwort.
Aeliana stockte der Atem bei den Worten ihres Vaters, aber ihr Blick wurde nur noch schärfer. „Das hast du jetzt nicht zu sagen.“

Herzog Thaddeus atmete leise aus, seine goldenen Augen verrieten nichts. „Selbst dann bist du immer noch meine Tochter.“
Ihre Lippen verzogen sich. Ein spöttisches, scharfes und bitteres Lachen entfuhr ihr fast. Jetzt wollte er den Vater spielen? Jetzt, wo der Schaden schon angerichtet war? Die Heuchelei war fast lächerlich.

„Und ich kenne dich gut“, fügte er hinzu.

Aelianas Finger krallten sich in den Stoff ihres Ärmels und drückten so fest, dass ihre Knöchel schmerzten. „Tust du das wirklich?“
Jahrelang war sie für ihn nichts weiter als ein politisches Spielzeug gewesen. Eine Investition, etwas Zerbrechliches, das an einem nützlichen Ort untergebracht werden musste, bevor es völlig zerbrach. Das war seine Art gewesen, sie zu „kennen“ – durch Wertbewertungen, durch sorgfältige Berechnungen ihres Wertes.

„Wirklich? Jetzt bist du mein Vater?“ Ihre Stimme war gefährlich leise, aber die Wut, die darunter brodelte, war unüberhörbar.
Der Gesichtsausdruck des Herzogs blieb unbewegt. Er war immer ein Mann der Kontrolle gewesen, eine Figur, die sich präzise und bedächtig bewegte, aber dieses eine Mal war da etwas, das fast wie … Reue aussah. Fast. Aber es reichte nicht aus.

„Aeliana“, murmelte er mit einem Hauch von Warnung in der Stimme. „Tu das jetzt nicht.“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Options

not work with dark mode
Reset