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Kapitel 492: Wächter (3)

Kapitel 492: Wächter (3)

Thaddeus‘ Blick wurde hart, als Lucavion diese Frage stellte. Er hatte sich auf vieles in diesem Gespräch vorbereitet, aber darauf?

Das war gefährlich.

Er atmete langsam aus und sah den jungen Mann vor sich mit scharfem Blick an.

„Die königliche Familie von Lysandra.“

Allein schon der Name hatte Gewicht. Macht.
Im Moment waren sie es, die das gesamte Arcanis-Imperium kontrollierten. Das war schon immer so gewesen. Seit der Vereinigung des Königreichs zu einem Imperium hatte die Lysandra-Blutlinie den Thron inne und regierte den Kontinent mit eiserner Hand, die unter jahrhundertelanger göttlicher Legitimation verborgen war.
Und im Zentrum von allem stand

„Der aktuelle Kaiser ist Clades Lysandra“, sagte Thaddeus mit ruhiger Stimme. „Der Mann, der für die jüngsten Veränderungen im Reich verantwortlich ist.“

Allein schon sein Name sorgte für jede Menge Diskussionen unter den Adligen. Clades war nicht nur ein weiterer Herrscher, der in privilegierte Verhältnisse hineingeboren worden war – er war ein Reformer, ein Stratege und vor allem ein Mann, der die Struktur des Reiches komplett umgestaltet hatte.
Er hatte die zentrale Macht der Monarchie gestärkt und den Adelshäusern einen Großteil ihrer Autonomie genommen. Während frühere Herrscher ihre Autorität durch den Einfluss der herzoglichen Familien ausbalanciert hatten, verfolgte Clades einen anderen Ansatz – einen, der in Richtung absoluter Kontrolle tendierte.
Er wurde weder geliebt noch gehasst. Einige bewunderten seine Vision und nannten ihn den Kaiser, der Stabilität in ein Reich bringen wollte, das durch Rivalitäten zwischen Adelsfamilien zerrissen war. Andere verachteten ihn und bezeichneten ihn als Tyrannen, der selbst die mächtigsten Adelshäuser zu bloßen Handlangern des Throns machen würde.
Thaddeus hatte es mit eigenen Augen gesehen. Den Machtwechsel. Die stille, aber unbestreitbare Konsolidierung der Macht in den Händen der kaiserlichen Familie.

„Ein ehrgeiziger Mann“, murmelte Thaddeus. „Und einer, der mit denen, die sich ihm in den Weg stellen, nicht zimperlich umgeht.“

Seine goldenen Augen huschten zu Lucavion und musterten ihn.
„Warum fragst du?“

Lucavion lächelte. Ein langsames, wissendes Lächeln, das genauso viel bedeutete wie seine Worte.

„In der Tat, alles, was du gesagt hast, ist richtig“, meinte er mit leiser, aber entschlossener Stimme. „Fast jeder weiß das über den Kaiser, oder?“

Thaddeus schwieg und beobachtete ihn aufmerksam.

Aber als er zuhörte –

als er wirklich zuhörte –
fühlte er, dass etwas nicht stimmte.

Es war etwas an Lucavions Art zu sprechen, an der Art, wie er seine Worte formulierte, das ein leises Unbehagen in den Gedanken des Herzogs aufkommen ließ.

Es war subtil. Fast nicht wahrnehmbar. Lies weiter auf My Virtual Library Empire

Aber es war da.

Denn dieser junge Mann –

er sprach nicht nur über den Kaiser als jemand, der ihn verstand.
Er sprach wie jemand, der mehr wusste.

Viel mehr.

Thaddeus‘ Finger krallten sich leicht an seiner Seite, sein goldener Blick blieb unerschütterlich.

Dann –

Lucavions Grinsen vertiefte sich, seine dunklen Augen funkelten unleserlich.

„Aber die Frage ist …“ Seine Stimme wurde leiser, leiser. „Herzog, weißt du nicht schon, was ich dich frage?“

Eine Pause.
„Warum redest du um den heißen Brei herum?“

Thaddeus‘ Blick wurde schärfer.

Aeliana neben ihm versteifte sich leicht, ihr Atem stockte ein wenig.

Jetzt gab es kein Zweifel mehr.

Lucavion wollte ihn irgendwohin führen.

Und er tat es absichtlich.

Thaddeus atmete durch die Nase aus, sein Gesichtsausdruck war unlesbar. „Dann stell deine Frage klar und deutlich.“
Lucavion lachte leise.

„Na gut.“

Er neigte den Kopf und beobachtete den Herzog aufmerksam.

„Zum Beispiel …“

Dann fragte er mit präziser, schneidender Leichtigkeit:

„Was hält die königliche Familie von dir?“

Die Luft im Raum veränderte sich.

Aelianas bernsteinfarbene Augen verengten sich.

Thaddeus‘ goldener Blick verdunkelte sich.
Für einen Moment war es still.

Dann …

Thaddeus atmete langsam aus.

Dieser Junge wusste tatsächlich mehr, als er zugab.

Die Art, wie er sprach, wie er das Gespräch vorsichtig lenkte – Lucavion war kein Dummkopf. Er spekulierte nicht nur.

Er deutete etwas an.

Und was er andeutete, war klar.

Thaddeus atmete langsam aus, sein Blick war unlesbar.

„Was denkt die königliche Familie über mich?“, wiederholte er die Frage mit ruhiger Stimme. „Das kann ich unmöglich wissen.“

Lucavion lachte leise und schüttelte leicht den Kopf.
„Komm schon, Herr Herzog. Wir wissen beide, dass Politik so nicht funktioniert“, sagte er in fast vorwurfsvollem Ton. „In der Politik sagen Taten mehr als Worte, oder?“

Thaddeus kniff die Augen leicht zusammen, aber er konnte die Wahrheit in diesen Worten nicht leugnen.

Und während Lucavion ihn weiterhin beobachtete und wartete, wusste der Herzog genau, was er damit andeuten wollte.

Denn die Wahrheit war –
Die Beziehung zwischen der königlichen Familie und dem Herzogtum Thaddeus war nicht gut.

Das war offensichtlich.

Es war ein stiller Konflikt, über den nicht offen gesprochen wurde, der noch nicht als echter Machtkampf anerkannt war, aber er war da. Eine Spannung, die seit Jahren gewachsen war.

Und der Grund dafür war schmerzlich einfach.

Das Herzogtum Thaddeus hatte zu viel Macht.
Der Herzog war stolz auf seine Abstammung. Seine Familie war seit Jahrhunderten eine der wichtigsten Säulen des Reiches. Das mächtigste Adelsgeschlecht außerhalb der königlichen Familie.

Und warum?

Weil sie die gesamte Seestreitmacht des Arcanis-Reiches kontrollierten.

Sie waren die Befehlshaber der See, die offiziellen Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte – eine der wichtigsten Positionen in der Militärstruktur des Reiches.
Diese Autorität war ihnen vor Generationen verliehen worden. Eine Belohnung, eine Anerkennung für die Verdienste der früheren Oberhäupter der Familie Thaddeus. Ihre Siege hatten die Vorherrschaft des Reiches über die Ozeane gesichert, seinen Einfluss über das Festland hinaus erweitert und das Arcanis-Reich zu dem gemacht, was es heute war.

Und doch –

Macht war eine gefährliche Sache.

Und wenn eine Familie zu viel davon hatte –

wurde sogar der Thron selbst misstrauisch.
Thaddeus wusste das.

Und nach dem scharfen Glanz in Lucavions Augen zu urteilen –

er auch.

Lucavions dunkle Augen funkelten, während er den Herzog aufmerksam beobachtete, als wolle er jeden Gedanken lesen, der ihm durch den Kopf ging.

„Und das Problem“, fuhr Lucavion ruhig fort, „ist, dass der derzeitige Kaiser das nicht besonders mag, oder?“
Thaddeus‘ Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, aber das musste Lucavion auch nicht.

Denn er hatte Recht.

„Clades Lysandra mag ein Reformer sein“, fuhr Lucavion fort, sein Tonfall lässig, aber seine Worte wählerisch, „aber er ist auch ein Mann, der keine Bedrohung seiner Macht duldet. Und seien wir ehrlich, Herzog – Sie und Ihre Familie?
Ihr seid eine große Gefahr für die absolute Herrschaft des Throns.“

Aeliana holte neben ihnen leicht Luft, blieb aber still und hörte zu.

Thaddeus atmete durch die Nase aus und verschränkte die Arme. „Das ist eine ziemlich gewagte Behauptung.“

„Aber ist sie falsch?“ Lucavion neigte den Kopf. „Reden wir doch mal über Taten. Keine Worte, keine Spekulationen – Taten.“

Thaddeus sagte nichts.
Denn er wusste, was Lucavion sagen würde.

„Der Kaiser hat aktiv versucht, die Macht deiner Familie zu beschneiden, nicht wahr?“ Lucavion lehnte sich leicht zurück. „Nicht direkt. Nein, das wäre zu offensichtlich. Aber die Anzeichen sind da.“

Thaddeus schwieg, aber seine Finger krallten sich leicht an seinen Seiten fest.
„Viele der Wirtschaftsabkommen, die deine Familie mit der Hauptstadt geschlossen hat, werden stillschweigend aufgehoben“, fuhr Lucavion mit unschuldig klingender Stimme fort. „Handelsabkommen, die einst garantiert waren, werden jetzt ‚umstrukturiert‘ – und lustigerweise scheinen sie nie zu euren Gunsten zu sein, oder?“

Aeliana versteifte sich leicht.

Denn das –

das stimmte.
Das Herzogtum hatte einen langsamen, aber unbestreitbaren Wandel seiner Stellung innerhalb der Wirtschaftsstruktur des Reiches erlebt. Verträge, die seit Generationen eingehalten worden waren, wurden nun in Frage gestellt, neu verhandelt oder ganz einfach abgelehnt.

Das war nicht über Nacht passiert. Es war ein schleichender Prozess gewesen. Kleine Veränderungen. Kleine Ablehnungen.

Aber das Muster war klar.

Und mehr noch –

es war nicht nur wirtschaftlicher Druck.
Die königliche Armee hatte begonnen, mehr Autorität über die Flotten zu fordern und zu hinterfragen, warum allein das Herzogtum Thaddeus die Herrschaft über die Gewässer des Reiches innehatte. Die Gesandten des Kaisers kamen immer häufiger und stellten immer bohrendere Fragen.

Clades Lysandra testete sie.

Langsam, vorsichtig.

Er wollte sehen, wie weit er gehen konnte, bevor eine offene Konfrontation notwendig wurde.

Und Lucavion –

dieser verdammte junge Mann –
wusste alles.

Thaddeus presste die Kiefer aufeinander, seine goldenen Augen verdunkelten sich. „Woher hast du diese Informationen?“

Lucavion grinste.

„Das ist doch nicht wichtig, oder?“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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