„Siehst du nicht, dass ich diejenige bin, die sich um dich gekümmert hat?“
Die Worte rissen ihr rauh und zitternd die Kehle hinunter und brachen unter der Last all dessen zusammen, was sie jahrelang in sich begraben hatte.
Ihre Stimme, die sonst so bedächtig und kontrolliert war, war jetzt wild und hysterisch.
„Ich bin diejenige, die geblieben ist!“, schrie sie und trat zitternd näher. „Ich bin diejenige, die auf dich aufgepasst hat!
Ich war diejenige, die dafür gesorgt hat, dass du nie allein warst!“
Ihr Atem stockte, ihr Herz schlug gegen ihre Rippen, als wollte es aus ihrer Brust springen.
„Und sie? Was hat sie jemals getan? Sie hat nur genommen! Genommen und genommen und genommen – bis nichts mehr von dir übrig war!“
Ihre silberblauen Augen brannten vor Verzweiflung, vor etwas Gefährlichem.
Madeleina atmete stoßweise, ihr ganzer Körper zitterte, als der Damm in ihr endgültig brach.
Es war keine Fassung mehr übrig.
Keine Anmut.
Keine sorgfältig abgewogenen Worte.
Nur rohe, ungefilterte Wut.
„Sie hat dich benutzt!“, schrie sie, ihre Stimme brach, als sie näher trat, ihre silberblauen Augen wild. „Sie hat ihre Krankheit als Privileg benutzt! Als Barriere!
Und du …“, sie lachte scharf und bitter, „du hast es zugelassen!“
Ihr Atem stockte, ihre Sicht verschwamm.
„Sie hat genommen und genommen und genommen! Und niemand konnte etwas sagen, niemand konnte es verhindern, weil die arme, kranke, zerbrechliche Lady Aeliana beschützt werden musste!“
Ihr Speichel flog aus ihrem Mund, aber es war ihr egal.
Es war ihr egal, dass ihr Haar ihr ins Gesicht klebte, feucht vom Schweiß.
Es war ihr egal, dass ihre Stimme ihre Eleganz verloren hatte und bei jedem Wort brach.
Es war ihr egal, dass sie bestimmt total erbärmlich aussah.
Denn was spielte das schon für eine Rolle?
Was spielte irgendetwas für eine Rolle, wenn er es immer noch nicht sah?
„Und du siehst es immer noch nicht?“
Ihre Brust hob und senkte sich, ihre Kehle war rau vom Schreien.
„Und du denkst immer noch, wenn sie weitergelebt hätte, wärst du glücklicher gewesen?“
Ihre Hände zitterten heftig an ihren Seiten, ihre Fingernägel gruben sich so fest in ihre Handflächen, dass sie dachte, sie würde bluten.
„Wenn sie gelebt hätte, Duke …“, ihre Stimme zitterte, aber sie zwang sich, die Worte herauszuwürgen, „wäre du niemals – niemals – frei gewesen!“
Ihr Atem kam zitternd, ihr Kopf drehte sich.
Sie war jetzt hässlich.
Unordentlich.
Am Ende.
Und es war ihr egal.
Nicht mehr.
Die Kammer war still.
Schwer.
Erdrückend.
Madeleinas unregelmäßiges Atmen war das einzige Geräusch, ihre Brust hob und senkte sich ungleichmäßig, ihre Hände zitterten immer noch an ihren Seiten.
Und doch –
weder Herzog Thaddeus noch Aeliana sagten etwas.
Sie standen wie erstarrt da, ihre Blicke unsicher, ihre Körper zitternd.
Sogar Aeliana – die vor Wut gekocht hatte, die sich auf sie gestürzt hatte, die ihre Fingernägel in ihre Haut gegraben hatte – wirkte jetzt unsicher.
Als hätte für einen flüchtigen Moment ein Teil von ihr Madeleinas Worte getroffen.
„…“
Dennoch sagten sie nichts.
Madeleina schluckte, ihre Kehle war rau, ihr ganzer Körper zitterte.
Und dann –
„Ich wollte nur, dass du frei bist.“
Ihre Stimme brach, als sie sprach.
„Das ist alles.“
Das war alles. Mehr dazu in My Virtual Library Empire
Alles, was sie getan hatte – jeder Schritt, jede Entscheidung, jeder Verrat – hatte sie für ihn getan.
Für den Mann, den sie leiden gesehen hatte. Für den Mann, der sich in Trauer, Pflicht und selbst auferlegten Fesseln begraben hatte.
Sie hatte ihn nur befreien wollen.
Ihm die Zukunft zurückgeben, die er verdient hatte.
Das war alles.
Das war alles.
Und dann –
„Blödsinn.“
Das Wort durchschnitten die Stille wie ein Messer.
Kalt. Unversöhnlich.
Madeleina stockte der Atem.
Langsam drehte sie den Kopf.
Und da stand er.
Luca.
Seine schwarzen Augen waren auf sie geheftet.
Aber diesmal –
waren sie nicht verspielt.
Sie waren nicht amüsiert.
Sie beobachteten sie nicht wie ein Zuschauer, der eine Show genießt.
Sie waren kalt.
So kalt, dass sich etwas tief in ihrer Brust zusammenzog.
Keiner dieser Gründe war richtig.
Er hatte noch nichts gesagt, aber sie spürte die Worte in seinem Blick.
Dann –
„Du hast nichts davon aus Selbstlosigkeit getan“, sagte Luca mit fester, unerschütterlicher Stimme. „Es war deine eigene Gier.“
Ein scharfer Atemstoß blieb ihr im Hals stecken.
Aber bevor sie was sagen konnte, bevor sie überhaupt ihre Gedanken ordnen konnte, fuhr er fort.
„Du konntest sie nicht ausstehen, oder?“ Sein Tonfall war fast klinisch, als würde er sie sezieren, Stück für Stück offenlegen. „Nicht nur Aeliana – auch ihre Mutter. Von dem Moment an, als du diese Hallen betreten hast, von dem Moment an, als du dich dem Herzog verschrieben hast, hast du sie gehasst.“
Madeleinas Körper verkrampfte sich.
Falsch.
Er lag falsch.
Aber Luca – er wollte keine Antwort von ihr hören. Er wartete nicht auf ihre Ablehnung.
Denn er wusste es bereits.
„Du konntest es nicht verstehen“, sagte er mit leiserer, schärferer Stimme. „Wie jemand wie sie – zerbrechlich, passiv, nie einen Finger rührend – im Mittelpunkt von allem stehen konnte. Wie sie nichts tun konnte und trotzdem seine ganze Aufmerksamkeit, seine ganze Fürsorge, seine ganze Liebe bekam.“
Jedes Wort war wie ein Hammerschlag gegen ihren Schädel, der die Gedanken, die sie tief vergraben hatte, wieder an die Oberfläche brachte.
„Du …“, sagte er und zeigte mit dem Finger auf sie, direkt auf ihr Herz, drückte ihn fest gegen den Stoff über ihrer Blüte.
Madeleina zuckte zusammen.
Nicht vor Schmerz.
Sondern weil es sich anfühlte, als hätte er sie innerlich berührt.
Seine Berührung war nichts. Nur ein Finger. Nur Druck auf den Stoff.
Und doch …
Ihr Puls pochte dagegen wie ein gefangener Vogel.
„Du, die du nie den Verlust von jemandem gespürt hast, den du retten wolltest …“ Lucas Stimme zitterte nicht, wurde nicht leiser. „Du, die du nie über einem sterbenden Körper stehen musstest und wusstest, dass du, egal was du getan hast, egal was du gegeben hast, niemals ihren Platz einnehmen konntest …“
Die Worte trafen sie wie Peitschenhiebe.
Er beugte sich leicht vor, ohne den Blick von ihr abzuwenden.
„Du kannst das nicht verstehen.“
Madeleinas Atem ging flach und unregelmäßig.
Sie wollte etwas sagen. Sie wollte ihn wegstoßen, ihm sagen, dass er sich irrte, dass er keine Ahnung hatte.
Aber sie konnte nicht.
Denn seine Worte kamen weiter.
„Du dachtest, dass du nach Aelianas Tod“, fuhr Luca fort, „diejenige sein würdest, die den Herzog tröstet.“
Ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen.
„Du wärst diejenige, die seine Wunden verbinden würde.“
Ihre Kehle schnürte sich zusammen.
„Und dabei …“, seine Stimme wurde etwas leiser, aber die Kraft dahinter ließ nicht nach, „würdest du alles überschreiben.“
Luca neigte den Kopf leicht und sah sie nun mit etwas an, das wie Verständnis aussah.
Nicht Mitleid.
Nicht Mitleid.
Verständnis.
Denn er hatte schon einmal Menschen wie sie gesehen.
„Du wolltest nur, dass sich alles um dich dreht.“
Die Worte waren leise. Fast sanft.
Und irgendwie machten sie das noch grausamer.
„Stimmt etwas nicht mit dem, was ich gesagt habe?“
Als sie das hörte, konnte sie nichts sagen.
Denn sie konnte es fühlen.
Die Wahrheit in seinen Worten.
Sie wickelte sich um sie, dick und erstickend, schlang sich um ihre Rippen, um ihre Kehle und grub sich ein.
Madeleinas Lippen öffneten sich, aber es kam kein Ton heraus.
Nichts.
Kein einziges Wort.
Denn was hätte sie sagen können?
„Das stimmt nicht?“
Aber es stimmte.
„Ich wollte das nicht?“
Aber sie wollte es.
Luca lächelte.
Nicht sein übliches Grinsen, nicht diese spielerische Belustigung, die er immer wie einen Nachgedanken mit sich trug.
Das war etwas anderes.
Schärfer.
Kälter.
„Siehst du.“ Seine Stimme war leise, aber sie hallte durch den Raum und erfüllte jeden Winkel. „Selbst du weißt, dass ich Recht habe.“
Der Raum schien jetzt kleiner zu sein.
Die Wände näher.
Die Luft stickiger.
Madeleinas Atem ging flach und schnell, ihre Finger zuckten an ihren Seiten.
Weil er es gesagt hatte.
Er hatte sie bloßgestellt.
Er hatte ihr alles genommen, was sie für gerechtfertigt gehalten hatte, jeden edlen Grund, von dem sie sich überzeugt hatte, jede Wahrheit, auf der sie ihre Welt aufgebaut hatte –
und er hatte es auseinandergerissen.
Reduziert auf Gier.
Auf Eifersucht.
Auf etwas Selbstsüchtiges.
Ihr schwirrte der Kopf.
Sie wollte es leugnen.
Wollte schreien. Wollte ihn in Stücke reißen, weil er sie so ansah, weil er sprach, als hätte er in sie hineingegriffen und ihre Seele herausgerissen.
Aber sie konnte es nicht.
Weil es nichts mehr zu sagen gab.
Nichts mehr, womit sie sich wehren konnte.
„Ich verstehe …“
Und endlich sprach der Herzog.