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Kapitel 480: Madeleina (3)

Kapitel 480: Madeleina (3)

Ich ließ den Moment wirken.

Seine ganze Schwere.

Die Spannung, die in der Luft knisterte, so dicht wie ein Sturm, der kurz vor dem Ausbruch stand.

Dann wandte ich langsam meinen Blick wieder dem Herzog zu und sah ihm ohne zu zögern in seine goldenen Augen. In ihnen lag Wut, die nur durch die Disziplin eines Mannes gezügelt wurde, der jahrelang gelernt hatte, sich zu beherrschen.

Und dann –

wandte ich mich ihr zu.
Zu Madeleina.

Sie hatte sich nicht bewegt. Nicht einen Zentimeter. Aber ich konnte es sehen.

Wie sich ihre Finger leicht um den Stoff ihres Kleides krallten. Wie ihr Atem ruhig blieb, fast zu ruhig. Wie ihr Blick auf mich geheftet war, unerschütterlich, aber nicht mehr aus purer Trotzigkeit.

Da war noch etwas anderes.

Etwas, das direkt unter der Oberfläche brodelte.

Ich grinste.
„Sag mir, wenn ich mich irre“, sagte ich mit ruhiger, gleichmäßiger Stimme, in der jedoch eine leise Schärfe mitschwang. „Aber was du wirklich wolltest, war nicht nur, Aeliana zu beseitigen. Nein …“ Ich neigte den Kopf, musterte sie und genoss es, wie sie mich jetzt ansah. „Du wolltest gesehen werden.“

Stille.

Keine Regung.

Kein einziges Wort.
Aber Schweigen ist auch eine Antwort, oder?

Ein Moment verging. Dann noch einer.

Und dann –

„…Na und?“

Ihre Stimme war leise. Nicht schwach. Niemals schwach.

Aber da war etwas in ihr, das vorher nicht da gewesen war.

Eine Veränderung.

Eine Anerkennung.

Sogar eine Herausforderung.

Ich lachte leise und schüttelte den Kopf.
Ich wandte meinen Blick wieder dem Herzog zu, ein Grinsen auf den Lippen, während ich leise ausatmete.

„Sehen Sie, Eure Hoheit“, murmelte ich, meine Stimme mit etwas gefährlich Belustigtem, „das ist das Problem mit Leuten wie ihr.“

Die goldenen Augen des Herzogs flackerten, sein Kiefer spannte sich leicht an, aber er sagte nichts.

Also fuhr ich fort.
„Selbst jetzt“, sagte ich und neigte meinen Kopf in Richtung Madeleina, „glaubt sie immer noch nicht, dass sie etwas falsch gemacht hat.“

Die Worte fielen wie ein Stein in die bedrückende Stille.

Dann wandte sich der Herzog langsam zu ihr.

Sein Blick bohrte sich in sie, auf der Suche nach etwas – einer Antwort, einer Leugnung, irgendetwas.
„Ist das wirklich wahr?“ Seine Stimme war jetzt leiser, aber sie hatte nichts von ihrer Schärfe verloren. „Hast du wirklich so über meine Tochter gedacht?“

******

Zum ersten Mal stockte Madeleinas Atem.

Nur für den Bruchteil einer Sekunde.

Dann atmete sie ein, sammelte sich und hob ganz leicht das Kinn.
Aelianas Hände ballten sich zu Fäusten, ihre Schultern waren angespannt, ihr ganzer Körper brodelte vor Wut, die sie bis jetzt gerade noch unterdrücken konnte.

Die Stille zog sich in die Länge, dick und erstickend, aber Madeleina senkte den Blick nicht.
Sie spürte den Blick von Herzog Thaddeus auf sich, spürte Aelianas Wut, die sich in ihre Haut brannte, spürte, wie dieser elende Mann – Lucavion – sie beobachtete, mit scharfem, neugierigem Blick, als würde er es genießen, wie sich alles auflöste.

Aber sie wankte nicht.

Stattdessen richtete sie sich auf, atmete langsam und bewusst ein und dann – sprach sie.

„Ich werde es nicht leugnen.“
Ihre Stimme war fest. Klar.

„Lady Aeliana war diejenige, die dich zurückgehalten hat.“

Die Worte fielen wie Dolchstiche, scharf, präzise, und durchschnitten die angespannte Atmosphäre mit kalter Effizienz.

Aelianas Schultern versteiften sich, ihr Atem ging stoßweise, ihre Zähne knirschten. Aber sie sagte nichts.

Also fuhr Madeleina fort.
„Sie war immer eine Last für dich. Eine Schwäche, die alle sehen konnten, eine Bürde, die dich ausgelaugt hat – die das Herzogtum ausgelaugt hat.“

Sie machte weiter, ließ sich von der Wut im Raum nicht einschüchtern.

„Die Krankheit, die sie geplagt hat, das Mitleid, das sie hervorgerufen hat, die Stagnation, die sie verursacht hat …“

Sie drehte sich leicht zum Herzog, ihr Blick brannte jetzt, nicht vor Trotz, sondern vor etwas Tieferem.
„Glaubst du, ich habe das nicht gesehen? Dass ich es nicht gespürt habe?“

Ihre Finger krallten sich leicht an ihren Seiten fest.

„Jedes Mal, wenn du vor ihrem Zimmer saßt und dich geweigert hast, zu gehen. Jedes Mal, wenn du dich von Staatsangelegenheiten, von Chancen, von allem abgewandt hast, nur um über sie zu wachen.“

Ihre Stimme wurde schärfer, eindringlicher.
„Glaubst du, ich habe nicht bemerkt, wie viel du von dir selbst verloren hast? Wie viel von dem großartigen Mann, der du einmal warst, wegen ihr verdorben ist?“

Aeliana atmete hart durch die Nase aus, ihre Nasenflügel bebten, aber sie rührte sich immer noch nicht.

Noch nicht.

„Und was hat sie getan?“

Madeleinas Blick huschte nun zu Aeliana, ihr Blick war scharf wie Stahl.
„Sie hat dir etwas genommen. Sie hat dich ausgelaugt. Sie hat dich davon abgehalten, die Höhen zu erreichen, für die du bestimmt warst.“

Sie hob leicht ihr Kinn.

„Also, ja. Ich habe getan, was nötig war.“

Und dann –

Schmerz.
Scharf. Sofort.

Sie zuckte kaum zusammen.

Aber sie spürte es.

Aelianas Fingernägel.

Sie bohrten sich in die Haut ihres Handgelenks.

Sie rissen ihr Fleisch auf.

Für einen einzigen Moment durchzuckte sie ein heißer, stechender Schmerz.

Aelianas Finger krallten sich fester, ihre Fingernägel gruben sich tiefer ein, und doch sagte sie nichts.

Absolut nichts.

Und aus diesem Grund spürte Madeleina, wie sich etwas Kaltes in ihrer Brust ausbreitete.

Zufriedenheit.

Sie wusste es.

Sie wusste, dass diese Stille etwas bedeutete.

Dass es bedeutete, dass sie Recht hatte.
Wenn Aeliana wirklich geglaubt hätte, dass sie im Unrecht war, hätte sie geschrien. Sie hätte geflucht, sie hätte sie geschlagen, sie hätte alles getan, nur nicht geschwiegen.

Aber das tat sie nicht.

Denn ein Teil von ihr – ein tiefer, vergrabener Teil – verstand die Wahrheit in ihren Worten.

Also hörte Madeleina nicht auf.

Sie würde nicht aufhören.

„Dieses Herzogtum hat unter deiner Anwesenheit gelitten, Lady Aeliana.“
Sie schwankte nicht, selbst als Blut aus den Stellen tropfte, an denen Aelianas Fingernägel sich in ihre Haut gruben.

„Und ich habe getan, was nötig war, um es zu retten.“

SCHLAG!

Das Geräusch hallte wie ein Donnerschlag durch den Raum und zerbrach die erstickende Stille.
Der Aufprall schleuderte Madeleinas Kopf zur Seite, sodass sie für einen Moment benommen war. Für den Bruchteil einer Sekunde verschwamm ihre Sicht, ihr Atem stockte.

Dann –

„Ah …“

Ihre Finger hoben sich langsam zu ihrer Wange und zitterten leicht, als sie die brennende Hitze spürten, die sich auf ihrer Haut ausbreitete.

Eine tiefe, rote Stelle bildete sich bereits.

Und vor ihr stand –
Herzog Thaddeus.

Seine goldenen Augen loderten vor etwas, das weit über Wut hinausging.

Ekel.

Ungläubigkeit.

Verrat.

Madeleina stockte der Atem.

Sie kannte die Stärke des Herzogs. Hätte er sie wirklich ohne Zurückhaltung geschlagen, wäre sie tot gewesen, bevor sie den Boden erreicht hätte.

Aber das hatte er nicht.

Er hatte sich zurückgehalten.
Und irgendwie – irgendwie – machte das alles noch schlimmer.

Seine Hand war immer noch erhoben und zitterte. Seine Finger krallten sich leicht in seine Handfläche, als würde er sich zurückhalten, um keinen weiteren Schlag zu landen.

Seine Brust hob und senkte sich unter dem Gewicht seiner Emotionen, die er kaum unterdrücken konnte.

„Was …“

Seine Stimme zitterte. Nicht vor Schwäche – sondern vor etwas viel Gefährlicherem.

Vor etwas Zerbrochenem.
„Was hat dich dazu gebracht zu denken, dass du das Recht hast, so etwas zu tun?“

Madeleina öffnete den Mund, aber es kamen keine Worte heraus.

Sie konnte ihn nur anstarren.

Den Mann, dem sie alles gewidmet hatte.

Den Mann, dem sie gedient hatte.

„Hast du wirklich geglaubt, dass es alles lösen würde, meine Tochter aus meinem Leben zu entfernen?“

Seine Stimme war jetzt scharf und zerschnitt den Raum wie ein Messer.
„Glaubst du etwa, ich wäre glücklicher, wenn die einzige Person in meiner Familie weg wäre?“

Ein Atemzug.

Ein Schritt näher.

„Hast du das gedacht?“

Seine Worte hingen schwer und erstickend in der Luft.

Madeleina atmete zitternd ein.
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So sollte es nicht laufen.

Er sollte es verstehen.
Er hätte es sehen müssen.

Er hätte sie nicht so ansehen dürfen.

Nicht mit diesen Augen.

Nicht, als wäre sie nichts.

Madeleinas Atem ging scharf und unregelmäßig.

Ihre Wange brannte, aber der Schmerz war nichts im Vergleich zu dem Feuer, das in ihrer Brust loderte.

Sie hatte Wut erwartet. Sie hatte Strafe erwartet.

Aber das hier?

Diese Abscheu?

Dieser Verrat?
Ihre Finger krallten sich zu Fäusten, ihre Fingernägel gruben sich in ihre Handflächen und zitterten vor etwas – nicht vor Angst.

Nein.

Wut.

Warum verstehst du das nicht?

Der Gedanke schrie in ihrem Kopf, hallte wider, krallte sich fest und riss ihre Selbstbeherrschung auseinander.

Ihre Sicht verschwamm, aber nicht vor Tränen.

Vor Frustration.

Vor Qual.

Warum siehst du es nicht?
„Siehst du nicht, dass ich diejenige bin, die sich um dich gekümmert hat?“

————–A/N————–

Es scheint, dass ich versehentlich ein Kapitel veröffentlicht habe, das nicht vor dem anderen stehen sollte. Bitte lies zuerst das vorherige Kapitel, falls du dieses noch nicht gelesen hast.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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