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Kapitel 477: Vater (3)

Kapitel 477: Vater (3)

Die Stimmung im Raum veränderte sich.

Aeliana konnte es spüren – die Präsenz ihres Vaters, kalt und beständig wie immer, verschärft durch eine unausgesprochene Absicht. Er hatte den Streit auf sich beruhen lassen, ihre Worte ohne Gegenwehr auf sich wirken lassen, aber jetzt?

Jetzt wollte er Antworten.

„Du wirst mir sagen, was passiert ist“, sagte Thaddeus schließlich mit ruhiger, fester Stimme. „Von Anfang an.“
Aeliana atmete langsam aus, verschränkte die Arme fester und bereitete sich auf das Schlimmste vor.

„Sei genau“, fuhr er fort. „Was ist passiert, als du zur Expedition aufgebrochen bist? Was ist passiert, als der Kraken aufgetaucht ist? Was ist passiert, als du vom Vortex verschluckt wurdest?“

Sein goldener Blick war unerschütterlich.

„Und was ist mit diesem Mann – Luca?“

Aelianas Finger zuckten an ihren Seiten.
Sie hatte das erwartet. Sie wusste, dass sie irgendwann genau erklären musste, was unter dem Meer passiert war.

Aber dennoch fühlte sie sich seltsam, als er sie so direkt fragte, so ganz darauf konzentriert, die Wahrheit herauszufinden.

********

Aeliana hielt dem Blick ihres Vaters stand, ihr Puls schlug ruhig, trotz des Sturms der Gefühle, der unter der Oberfläche tobte.

Dieser Moment war unvermeidlich gewesen.
Herzog Anthony Thaddeus stellte keine sinnlosen Fragen und duldete keine Ausflüchte. Er wollte Antworten, und er würde sie bekommen.

Sie atmete langsam und bedächtig ein, bevor sie sprach.

„Was damals passiert ist …“

„Genau.“ Seine Stimme blieb fest und erwartungsvoll. „Ich will alles wissen.“

Aeliana musterte ihn noch einen Moment lang.
Die Art, wie seine goldenen Augen, die ihren so ähnlich waren, nichts als stille Forderung widerspiegelten. Keine Ungeduld, keine Wut – nur ein unnachgiebiges Verlangen nach der Wahrheit.

Sie hatte nichts dagegen, es zu erzählen.

Sie hatte nie vor gehabt, es zu verheimlichen.

Aber es laut auszusprechen, alles so zu erzählen, wie es passiert war, bedeutete, es noch einmal zu durchleben.

Dennoch richtete sie sich auf, hob leicht das Kinn und begann.
„Es begann alles am zweiten Tag.“

Ihre Stimme war klar und fest.

„Der erste Tag verlief ohne Zwischenfälle. Das Wasser war ruhig, und wir fuhren wie geplant weiter. Es gab keine Anzeichen für etwas Ungewöhnliches – keine Störungen in der Strömung, keine Warnsignale im Wind. Wenn überhaupt, fühlte sich die Reise … normal an.“
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Ihr Vater nickte langsam und bedeutete ihr, fortzufahren.
„Aber dann, am zweiten Tag, änderte sich alles.“

Aeliana konnte es noch immer spüren, die plötzliche Veränderung in der Luft, die unheimliche Stille vor dem Aufkommen des Sturms.

„Der Sturm kam ohne Vorwarnung. Keine Zeit, sich vorzubereiten, keine Zeit, den Kurs zu ändern. Die Wellen türmten sich wie Mauern um uns herum, und bevor wir überhaupt reagieren konnten, sahen wir es.“

Ihre Finger krallten sich leicht in den Stoff ihres Kleides.
„Der Kraken.“

Allein schon der Name ließ sie erschauern, auch wenn sie sich nichts anmerken ließ.

„Er kam aus der Tiefe“, fuhr sie fort. „Er war riesig – größer als jedes Wesen, das ich je gesehen hatte, mit Tentakeln, die ganze Schiffe zerquetschen konnten, als wären sie aus Papier. Er griff nicht einfach an – er riss uns systematisch auseinander, als wüsste er genau, was er tat.“
Sie konnte immer noch die Schreie hören, das Bersten von Holz, das ohrenbetäubende Tosen des Ozeans, der alles verschlang.

In der Kammer war es still, bis auf das leise Knistern der Laternen, die an den Wänden brannten. Aelianas Worte hingen schwer und unerbittlich in der Luft, doch Herzog Thaddeus‘ Gesichtsausdruck blieb unverändert.
Er nahm alles in sich auf – jedes Detail, jede Nuance, jeden sorgfältig abgewogenen Satz. Aber seine Aufmerksamkeit war bereits auf etwas Wichtigeres gerichtet.

„Was ist mit dir?“ Seine Stimme war ruhig, gleichmäßig, fordernd.

Aeliana atmete langsam ein und hob den Blick, um ihm in die Augen zu sehen. Sie hatte diese Frage erwartet. Darauf gewartet.

Denn dieser Moment – genau dieser Moment – war unvermeidlich.
Jahrelang war ihr Vater derjenige gewesen, der alle Macht, alles Wissen und die gesamte Kontrolle innehatte.

Und jetzt?

Jetzt war sie an der Reihe.

Anstatt sofort zu antworten, beugte sie sich ganz leicht vor, ihre bernsteinfarbenen Augen brannten, als sie den Blick ihres Vaters festhielt.

Und dann fragte sie:

„Was weißt du darüber?“

Die Finger des Herzogs zuckten leicht gegen die Armlehne seines Stuhls.

Nur ganz leicht.

Eine Bewegung, die so winzig und kontrolliert war, dass niemand sonst sie bemerkt hätte.

Aber Aeliana bemerkte sie.

Und in diesem Bruchteil einer Sekunde sah sie etwas, das sie noch nie zuvor gesehen hatte.

Zögern.

Keine Unsicherheit. Keine Angst. Sondern Zögern.
Herzog Thaddeus war ein Mann, der sich nie mit Dingen beschäftigte, die er nicht vollständig verstand. Er war ein Herrscher, ein Krieger, ein Meister des Schlachtfeldes, ein Befehlshaber, der sowohl die Bewegungen seiner Männer als auch die seiner Kriegsschiffe diktierte.

Aber das hier?

Dennoch ließ er sich nichts anmerken.

Seine goldenen Augen blieben auf sie gerichtet, unlesbar wie immer, und seine Stimme – als er endlich sprach – war bedächtig.

„… Der Wirbel.“
Für einen Moment herrschte Stille.

Dann –

lachte Aeliana.

Ein scharfer, plötzlicher Laut, voll und reichhaltig, der durch den Raum hallte wie eine Klinge, die durch stilles Wasser schneidet.

„AHAHAHAHA –!“

Es war nicht nur ein Kichern, keine zurückhaltende Belustigung, sondern etwas Unverfälschtes, etwas Echtes. Ein Lachen, das direkt aus ihrer Brust kam, ungezähmt und völlig ungehemmt.
Herzog Thaddeus‘ goldene Augen verengten sich leicht, sein Gesichtsausdruck blieb unlesbar, aber die Stimmung zwischen ihnen hatte sich unverkennbar verändert.

Aelianas Lachen verstummte zu einem atemlosen Summen, ihre Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.

„Diese Frau …“, seufzte sie und schüttelte den Kopf. „Das hat sie gesagt?“

Die Belustigung hielt an, aber darunter regte sich etwas Dunkles.
Natürlich hatte sie das erwartet.

Madeleina war eine Lügnerin, und zwar eine meisterhafte. Eine Frau, die jahrelang mit einer Anmut, die fast bewundernswert war – fast –, Täuschungen gesponnen hatte.

Aber es aus dem Mund ihres Vaters zu hören?

Das war wirklich etwas anderes.

„… Was ist los?“

Seine Stimme war ruhig, unerschütterlich, aber sie wusste es besser.
Sie richtete sich auf und sah ihm erneut in die Augen, doch diesmal war keine Belustigung mehr zu sehen – nur noch kalte, brodelnde Wahrheit.

„Ich bin nicht einfach in den Strudel geraten.“

Ihre Stimme wurde leiser, ihre Worte waren bedächtig und von etwas Gefährlichem durchzogen.

Dann lächelte sie langsam und präzise.
„Madeleina hat mich geschubst.“

Die Temperatur im Raum schien zu sinken.

Der Herzog reagierte nicht – nicht sofort –, aber Aeliana entging nicht, wie er sich fester an die Armlehne seines Stuhls klammerte und sein Kiefer sich leicht zuckte.

KNACK!

Die Armlehne von Herzog Thaddeus‘ Stuhl zerbrach unter seinem Griff.
Aeliana sah, wie die Holzsplitter zwischen seinen Fingern zerbröckelten und ihm in die Handfläche schnitten – aber er schien es nicht zu bemerken. Seine goldenen Augen, scharf wie die eines Raubtiers, fixierten sie mit einem unlesbaren Ausdruck.

„Was hast du gesagt?“

Aelianas Grinsen verschwand nicht. Wenn überhaupt, wurde es noch breiter.
„Ich sagte“, wiederholte sie langsam und bedächtig, „dass Madeleina mich gestoßen hat.“

Die Worte hingen in der Luft wie eine Klinge, die auf die Haut drückt, scharf und unbestreitbar.

„Ich bin nicht einfach vom Strudel erfasst worden“, fuhr sie fort und neigte leicht den Kopf. „Sie hat dafür gesorgt.“

Der Gesichtsausdruck des Herzogs blieb unlesbar, aber sein Schweigen sprach Bände.
Aeliana lehnte sich zurück, schlug mit geübter Leichtigkeit die Beine übereinander und strahlte absolute Ruhe aus.

„Was?“, fragte sie mit einem Anflug von Belustigung in der Stimme. „Zögerst du jetzt etwa? Du glaubst einer x-beliebigen Frau mehr als deinem eigenen Kind?“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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