Switch Mode

Kapitel 475: Vater

Kapitel 475: Vater

Das schwache Licht der Laterne flackerte sanft und warf wechselnde Schatten an die polierten Wände der Privatgemächer des Herzogs. Die Nacht war still, bis auf das entfernte Rauschen der Wellen, die gegen den Rumpf der Flotte schlugen. Das rhythmische Geräusch hätte beruhigend wirken sollen – vertraut –, aber heute Nacht half es ihm nicht, seine Gedanken zu ordnen.
Thaddeus saß an seinem Schreibtisch, die Finger zu einer Kuppel geformt, seine goldenen Augen auf nichts Bestimmtes gerichtet. Seine Gedanken waren jedoch alles andere als ruhig.

Alles kam ihm seltsam vor. Unbekannt, obwohl die Situation eigentlich eine Erleichterung hätte sein müssen.

Seine Tochter Aeliana war hier.

Lebendig.

In Sicherheit.

Aber das war es nicht, was ihn beunruhigte.

Es war die Art und Weise, wie sie zurückgekehrt war.
Stärker als je zuvor.

Die Ärzte hatten es bestätigt – ihr Körper war nicht mehr gebrechlich. Die Krankheit, die sie seit ihrer Kindheit geplagt hatte, die ihr Leben bestimmt hatte, war verschwunden.

Und nicht nur verschwunden – sie war durch etwas Größeres ersetzt worden.

Aeliana stand aufrechter da, ihre Ausstrahlung war stärker, ihre Bewegungen waren nicht mehr von der Zerbrechlichkeit belastet, die sie einst zurückgehalten hatte.

Es war unnatürlich.
Nicht unmöglich.

Aber unnatürlich.

Seine Finger trommelten leicht auf den Holzschreibtisch, in einem langsamen, nachdenklichen Rhythmus.

Und dann war da dieser Junge.

Luca.

Nein. Das war nicht sein richtiger Name.

Wer auch immer er war, was auch immer seine wahre Identität war, Thaddeus traute ihm nicht.
Als er ihn zum ersten Mal getroffen hatte, gab es keine Gewissheit – keine Bestätigung, dass er wirklich derjenige war, der Aeliana gerettet hatte. Der einzige Beweis waren Aelianas eigene Worte gewesen.

Das hätte eigentlich reichen müssen.

Aber dennoch weigerte sich etwas in Thaddeus, dies vollständig zu akzeptieren.

Zunächst war es Misstrauen gewesen. Zweifel. Ein einfacher, vorsichtiger Instinkt, der durch Jahre des Krieges und der Täuschung geschärft worden war.
Aber dann erfuhr er von Aelianas Heilung.

Und plötzlich war es nicht mehr nur Vorsicht.

Es war Dringlichkeit.

Er musste mehr wissen.

Das Kraut „Ewiger Himmelswurzel“. Die Veränderung in ihrem Manakern. Die unmögliche Art und Weise, wie ihr Körper diesen Prozess nicht nur überlebt hatte, sondern sogar gestärkt daraus hervorgegangen war.

Und irgendwie stand Lucavion im Mittelpunkt von all dem.

Seine goldenen Augen verengten sich.
Dieser junge Mann war leichtsinnig. Unverschämt. Unberechenbar. Ein Scharlatan mit der Klappe eines Gauners und der Ausstrahlung eines Überlebenden.

Doch trotz seiner Persönlichkeit, trotz seiner Dreistigkeit war er stark.

Zu stark.

Ein Fünf-Sterne-Kultivierender in seinem Alter war schon außergewöhnlich. Aber Lucavions Energie war anders. Sie barg etwas unter der Oberfläche, etwas beunruhigend Vertrautes.
Etwas, das Thaddeus an eine Vergangenheit erinnerte, die er längst hinter sich gelassen hatte.

Sein Kiefer spannte sich leicht an.

Und doch, trotz allem, was er gesehen hatte – trotz allem, was er gespürt hatte – war Lucavion nicht das, was ihn am meisten beunruhigte.

Es war Aeliana.

Seine Tochter hatte sich verändert.

Nicht nur körperlich. Nicht nur in ihrer Stärke.

Auch in ihrem Geist.

Sie sah ihn nicht mehr so an wie früher.
Sie war immer rebellisch gewesen, hinter ihren sorgfältig gewählten Worten hatte immer ein leises Feuer gebrannt. Selbst während ihrer Krankheit hatte sie durchgehalten.

Aber jetzt war dieses Feuer anders.

Es war nicht mehr nur Widerstand.

Es war Unabhängigkeit.

Sie suchte nicht mehr seine Anerkennung. Sie sah ihn nicht mehr als die unerschütterliche Kraft, die ihr Leben bestimmte.
Und genau das –

das war es, womit er nicht umgehen konnte.

Seine Finger krallten sich leicht in den Schreibtisch, seine Gedanken kreisten um den Moment, als er ihren Manakern untersucht hatte.

Es war unverkennbar gewesen.

Sie hatte seine Technik angewendet.

Und sie hatte sie gemeistert.

Die unmögliche Stärke ihrer Manareserven, der nahtlose Energiefluss in ihr – all das deutete auf etwas hin, das weit über den natürlichen Fortschritt hinausging.
Und doch hatte er es in dem Moment gespürt, als er in den Abgrund getreten war.

Diesen Impuls. Diese Verbindung.

Er hatte gedacht, es sei Instinkt gewesen. Die Verzweiflung eines Vaters auf der Suche nach seiner Tochter.

Aber das war es nicht gewesen.

Es war echt gewesen.

Aeliana war diejenige, die er gespürt hatte.

Und jetzt, als er allein in seinen Gemächern saß und nichts als das leise Rauschen des Meeres draußen hörte, konnte er die Frage, die ihm im Hinterkopf herumschwirrte, nicht länger ignorieren.

Was genau war aus ihr geworden?
Deshalb musste er alles wissen.

Es gab zu viele unbeantwortete Fragen, zu viele seltsame Vorkommnisse, die man nicht einfach beiseite schieben konnte. Thaddeus hatte sein ganzes Leben damit verbracht, Unsicherheiten aus dem Weg zu räumen und sich niemals von Unbekanntem beeinflussen zu lassen. Und jetzt brauchte er mehr denn je Klarheit.

Er atmete langsam aus und ließ seinen Blick zur Seite schweifen.
Dort, im sanften Licht der Laterne, hing ein Porträt an der Wand.

Eine Frau.

Jung. Schön. Ihre Züge waren zart und doch markant, ihre Präsenz in Öl und Leinwand verewigt.
Ihr pechschwarzes Haar fiel wie fließende Seide über ihre Schultern, die tiefen Mitternachtsfarben waren fast perfekt realistisch eingefangen. Ihre Augen, deren bernsteinfarbener Farbton dem von Aeliana so ähnlich war, strahlten eine stille Wärme aus, obwohl sie eine unverkennbare Schärfe hatten – ein Feuer, das nie erloschen war, nicht einmal in den Jahren, die sie zusammen verbracht hatten.

Rianna Ravensdale.

Aelianas Mutter.
Thaddeus atmete langsam und gleichmäßig, doch etwas in ihm verkrampfte sich.

Es war fast zehn Jahre her, seit sie diese Welt verlassen hatte.

Ein Jahrzehnt.

Und doch, wenn er sie jetzt so ansah, eingefroren in der Zeit, kam es ihm nicht so lange vor.

Sie war eine Frau von unerschütterlicher Stärke gewesen, sowohl im Geist als auch im Willen.
Sie war jemand, der sich niemals vom Schicksal bestimmen ließ und sich den Erwartungen anderer nicht beugte.

Sie hatte leidenschaftlich geliebt.

Sie hatte frei gelebt.

Und genau wie ihre Tochter war sie ihm immer offen begegnet.

Seine Finger strichen über die Kante seines Schreibtisches, seine Gedanken zogen ihn zurück – in Jahre, die ihm wie ein ganzes Leben vorkamen, zu Erinnerungen, die trotz der vergangenen Zeit noch immer lebendig waren.
Manchmal konnte er noch ihre Stimme hören. Er konnte sich noch daran erinnern, wie sie ihn herausgefordert hatte, ohne jemals zurückzuweichen, ohne sich unter dem Gewicht seiner Präsenz zu beugen.

„Du musst nicht immer so stur sein, Anthony.“

Das hatte sie ihm einmal gesagt. Mehr als einmal.

Er hatte nie wirklich gelernt, darauf zu hören.

Es klopfte an der Tür.

„Herein.“
Die Tür quietschte, als sie sich öffnete, und das sanfte Flackern des Laternenlichts breitete sich auf dem Boden aus, als eine Gestalt eintrat.

Sie bewegte sich langsam und würdevoll – weder hastig noch zögerlich. Ihre Präsenz erfüllte den Raum, noch bevor sie ein Wort gesagt hatte.

Und als Thaddeus den Blick hob –

stockte ihm der Atem.

Für einen Moment, nur einen Moment lang, sah er sie.
Das Kleid war schlicht, aber elegant. Fließende Mitternachtsseide, an den Rändern dezent mit goldenem Faden bestickt. Es fiel mühelos über ihren Körper und betonte eine Figur, die einst zerbrechlich gewesen war, zu zart, um solche Eleganz zu tragen. Jetzt stand sie aufrecht, unbeschwert, das sanfte Kerzenlicht warf Schatten auf die Rundung ihrer Wangenknochen und die scharfen Konturen ihres Kinns. Deine nächste Reise erwartet dich in My Virtual Library Empire
Ihr Haar, dunkel wie Tinte, fiel in seidigen Wellen über ihren Rücken, ungezähmt und doch majestätisch.

Und dann waren da noch ihre Augen.

Bernsteinfarben. Tief. Lebendig.

Aeliana hatte immer ihrer Mutter ähneln. Selbst als Kind, bevor die Krankheit ihr ihre Lebenskraft geraubt hatte, bevor die Jahre der Schwäche das Feuer in ihrem Blick getrübt hatten – sie war ein Spiegelbild von Rianna gewesen.

Und jetzt –
Jetzt sah sie genauso aus wie damals.

Ein lebendes, atmendes Echo der Frau, die er verloren hatte.

Seine Finger krallten sich in den Schreibtisch.

Dies war nicht der Moment für Sentimentalitäten.

Aelianas Lippen verzogen sich zu etwas, das nicht ganz ein Lächeln war – der Ausdruck war zu scharf, zu kantig, um nicht absichtlich zu sein.

„Vater“, begrüßte sie ihn schließlich mit kühler, abgehackter Stimme.
Die Stille zwischen ihnen wurde immer dichter.

Thaddeus atmete langsam aus, richtete sich in seinem Stuhl auf und schob die Vergangenheit beiseite, um sich auf die Gegenwart zu konzentrieren. Sein goldener Blick wanderte über sie, musterte sie – nicht nur ihr Aussehen, sondern auch ihre Haltung, die Schärfe ihrer Körperhaltung, die Art, wie ihr Kinn ganz leicht nach oben geneigt war.
Trotzig.

Unabhängig.

Sie strahlte nicht mehr die Müdigkeit einer Person aus, die von ihrem eigenen Körper belastet war. Sie sah nicht mehr aus wie jemand, der Jahre in einem goldenen Käfig gefangen gewesen war.

Sie hatte sich verändert.

Und sie wollte, dass er das sah.

„Du hast mich angerufen.“

Sie sah ihrer Mutter wirklich ähnlich.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

Comment

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Options

not work with dark mode
Reset