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Kapitel 465: Ritterkommandant (4)

Kapitel 465: Ritterkommandant (4)

„Für mich ist nicht derjenige unhöflich, der frei spricht, sondern derjenige, der Gespräche belauscht, zu denen er nicht eingeladen wurde. Stimmt’s, Herr Ritterkommandant?“

Reinhardts Blick wurde schärfer, seine Finger umklammerten den Schwertgriff, aber bevor er zuschlagen konnte, hob Thaddeus die Hand.

„Genug.“
Der einzige Befehl, ohne Zwang ausgesprochen, aber mit unbestreitbarer Autorität, hielt den Moment fest. Reinhardt atmete scharf durch die Nase aus, gehorchte aber und trat zurück.

Thaddeus‘ goldene Augen, ruhig und undurchschaubar, blieben auf Lucavion gerichtet.

„Ich vertraue Reinhardt“, sagte er mit ruhiger, entschlossener Stimme. „Er ist mehr als qualifiziert.“
Lucavions Grinsen verschwand nicht. Wenn überhaupt, dann verzog er nur leicht den Mund, und hinter seinen dunklen Augen blitzte etwas Wissendes auf.

„Warum hast du dann nicht dafür gesorgt, dass er von Anfang an dabei war?“, fragte er in fast trägen Tonfall, hinter dem jedoch eine unverkennbare Schärfe mitschwang. „Schließlich besteht immer die Möglichkeit, dass deine Tochter gar nicht bemerkt hat, dass er hier ist.“
Aelianas Augen flackerten leicht, ihre Finger zuckten an ihren Seiten.

Lucavion sah es.

Sein Grinsen wurde breiter.

Es folgte ein Moment der Stille.
Dann fuhr er ruhig fort: „Vergessen wir auch nicht, dass ich hier fast mein Leben verloren hätte.“ Er machte eine kleine Geste mit seinem unverletzten Arm, sein Mantel war noch blutverschmiert und sein Atem ging immer noch etwas unregelmäßig. „Sicherlich hätte der Herzog – die mächtige Säule des Imperiums – das verhindern können.“

Eine weitere Pause.

Und dann, als wäre ihm dieser Gedanke gerade erst gekommen, neigte Lucavion den Kopf.
„Es sei denn …“ Er ließ das Wort in der Luft hängen, rollte es auf der Zunge, während sein Blick etwas Bedächtiges hatte.

Thaddeus reagierte nicht, aber Lucavion konnte es spüren – die Veränderung in der Luft, das Gewicht dieser Stille, die wie die Ruhe vor einem Sturm auf ihnen lastete.

„Es sei denn“, überlegte Lucavion, „das war ein Test.“

Aeliana hielt den Atem an.
Reinhardts Miene verdüsterte sich.

Lucavion?

Er lächelte.

„Das wäre interessant, nicht wahr?“ Er atmete aus und tat nachdenklich. „Der große Herzog Thaddeus – der von der Seitenlinie aus zusieht und darauf wartet, ob ich überlebe oder zusammenbreche.“
Seine schwarzen Augen funkelten vor unverhohlener Belustigung. „Vielleicht ein bisschen grausam, aber ich denke, ich kann mich nicht allzu sehr darüber aufregen.“

Er ließ die Worte wirken. Er ließ sie in der Luft hängen.

Dann, nach einer absichtlichen Pause –

sein Grinsen wurde schärfer.

„Schließlich“, sinnierte er, „liebe ich doch ein gutes Spiel.“
Thaddeus‘ Blick war scharf und unerschütterlich, als er Lucavion fest ansah. Es gab keine sofortige Antwort auf die Provokation, keine verbale Vergeltung, nur die Last der Stille, die auf das Deck drückte. Es war auf seine Weise eine Bestätigung, dass der Junge etwas getroffen hatte, das der Wahrheit nahe kam.

Aeliana reagierte jedoch schneller. Sie trat auf Lucavion zu und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit auf seinen Arm.
„Alles okay?“

Lucavion blinzelte bei der Frage, als wäre er leicht überrascht von ihrer Besorgnis. Dann zuckte er leicht mit den Schultern, warf einen Blick auf seine verletzte Gliedmaße und rollte leicht die Schulter, als wolle er ihre Belastbarkeit testen. Sein Grinsen, wenn auch gezwungen, verschwand nicht ganz.

„Alles in Ordnung“, sagte er mit leichter Stimme, die jedoch von Erschöpfung gezeichnet war. „Wie du schon gesehen hast, habe ich schon viel schlimmere Verletzungen davongetragen.“
Aeliana antwortete nicht sofort. Ihre Lippen waren zu einer dünnen Linie zusammengepresst, ihr Gesichtsausdruck unlesbar, doch ihre Finger krallten sich leicht an ihren Seiten fest. Hinter ihren Augen flackerte etwas – etwas, das Lucavion bemerkte, aber nicht kommentierte.

Sie atmete langsam und kontrolliert aus, bevor sie ihren Blick auf ihren Vater richtete.

Thaddeus seufzte leise.

Dieser junge Mann …
Die Wahrheit war, dass er es hätte verhindern können. Reinhardt war trotz seiner Wut immer noch sein Untergebener und gehorchte seinen Befehlen ohne Widerrede. Ein einziges Wort von ihm, und das Schwert wäre gar nicht erst gezückt worden. Doch er hatte sich entschieden, zuzusehen, zu beobachten. Um zu sehen, ob dieser Lucavion wirklich in der Lage war, sich zu behaupten.

Trotzdem war Reinhardt zu weit gegangen. Das war unbestreitbar.
Der Junge hätte fast sein Leben verloren, und trotz seiner Arroganz hatte er damit recht.

Trotzdem war das nicht das, was Thaddeus am meisten beunruhigte.

Es war die Energie.

Das Flackern von etwas Altem unter Lucavions Mana. Die Art, wie es aufwallte, chaotisch und zurückhaltend zugleich, instabil und doch unverkennbar.

Eine Erinnerung wurde wach, unaufgefordert.

Ein Schlachtfeld, vor langer Zeit.

Der Geruch von Blut lag schwer in der Luft, der Himmel war vom Rauch des Krieges verdunkelt.

Und ein Mann – eine einsame Gestalt, die inmitten der Leichen unzähliger Soldaten stand, seine Präsenz eine Naturgewalt, der sich niemand zu widersetzen wagte.

Thaddeus erinnerte sich an diese Szene so deutlich, als wäre es gestern gewesen.

Eine Legende.

Ein Verrückter.
Derjenige, der seinen Namen mit nichts als Blut und unerbittlicher Willenskraft in die Geschichte geschrieben hatte.

„Unmöglich …“

Seine Finger krallten sich leicht zusammen, ein Schatten huschte durch seine Gedanken.

Es gab keine Verbindung. Dieser Mann war vor fast zwanzig Jahren verschwunden, in der Versenkung, als hätte er nie existiert.
Und doch erinnerte Thaddeus etwas an Lucavions Energie, die Art, wie sie in der Luft knisterte.

Er atmete langsam aus und verdrängte den Gedanken.

Nein. Es war nur ein Zufall. Eine bloße Ähnlichkeit, nichts weiter.

Und doch, als er Lucavion erneut ansah, konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass diese Begegnung nur der Anfang war.

Formular oben

Formular unten
Thaddeus atmete aus, die Last seiner Gedanken legte sich, aber nicht genug, um ihn vom Handeln abzuhalten. Mit einer einfachen Handbewegung winkte er einen der Ritter herbei, die in der Nähe stramm standen.

„Bringt Lirian her“, befahl er, und seine Stimme hallte mühelos über das Deck.

Der Ritter salutierte sofort, bevor er sich auf dem Absatz umdrehte und davonging.
Lirian gehörte zu den besten Heilern im Herzogtum, ein Wunderkind in der Wiederherstellungsmagie und der Feldmedizin. Thaddeus hatte ihn extra für diese Expedition mitgenommen, weil er schnelle und effektive Heilung für nötig hielt. Und jetzt, trotz Lucavions Prahlerei, mussten die Verletzungen des Jungen versorgt werden.
Er wollte nicht, dass seine Tochter sich um einen halb zerbrochenen Mann kümmerte, und er würde auch nicht zulassen, dass jemand, der so leichtsinnig gewesen war, sich Reinhardt entgegenzustellen, unter seiner Obhut verwundet blieb.

Sein Blick wanderte.

Reinhardt stand fest, aber Thaddeus konnte es sehen – die kaum verhüllte Frustration, die Anspannung, die noch immer in seiner Haltung zu spüren war. Doch mehr noch war in seinem Gesichtsausdruck die Last der Erkenntnis zu erkennen. Ein subtiles Flackern, kurz, aber vielsagend.
Er wusste, dass er zu weit gegangen war.

Aber das allein reichte nicht aus.

Thaddeus‘ goldene Augen verengten sich leicht, scharf und entschlossen. Es wurden keine Worte gesprochen, keine Vorwürfe laut ausgesprochen, aber die Botschaft war klar wie Kloßbrühe in der Art, wie er seinen Blick auf ihn richtete.

Bereue.

Reinhardt versteifte sich.
Aelianas Blick brannte immer noch in seinen Augenwinkeln, ihr Gesichtsausdruck war kalt und unversöhnlich. Sie hatte seit der Versorgung von Lucavion kein Wort mehr gesagt, aber ihre Haltung und ihr Schweigen sprachen Bände.

Und Thaddeus wusste, dass ihre Wut nur noch größer werden würde, wenn er die Situation nicht richtig handhabte.

Reinhardt atmete tief durch, bevor er endlich seine Finger vom Schwertgriff löste.
Mit einer langsamen, gleichmäßigen Bewegung drehte er sich zu Lucavion um.

Eine Pause.

Dann –

„… Ich bin zu weit gegangen.“

Seine Stimme war ruhig, aber sie hatte Gewicht.

Aeliana blinzelte, offensichtlich nicht damit gerechnet, dass er das so schnell eingestehen würde.

Lucavion hingegen lachte nur leise und bewegte sich trotz der Schmerzen leicht. „Meinst du?“
Reinhardt presste die Kiefer aufeinander, behielt aber seine Fassung. Sein Stolz erlaubte es ihm nicht, sich offen zu verbeugen, aber seine Worte, sein Eingeständnis, waren bereits mehr, als die meisten vom Ritterkommandanten des Herzogtums erwartet hätten.

„Nun ja … ich habe nicht viel erwartet … Aber … guter Junge.“

„Du!“

„Beruhige dich, Reinhardt.“

„Ahahaha …“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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