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Kapitel 463: Ritterkommandant (2)

Kapitel 463: Ritterkommandant (2)

Herzog Thaddeus stand in einiger Entfernung, seine goldenen Augen starr und undurchschaubar. Der Streit zwischen ihm und Aeliana hatte sich gelegt, aber etwas anderes war an seine Stelle getreten – etwas Leiseres, etwas Subtileres, aber nicht weniger Verzehrendes.
Er beobachtete sie.

Er beobachtete, wie seine Tochter dem jungen Mann – Lucavion – mit scharfen Worten und noch schärferen Blicken gegenüberstand. Zuerst war sie angespannt, ihre Verärgerung zeigte sich in den zuckenden Fingern an ihren Seiten und in der leichten Gewichtsverlagerung, die ihre Unruhe hinter ihrer gelassenen Fassade verriet.

Doch dann – langsam, unmerklich – änderte sich etwas.
Aelianas Haltung wurde lockerer, sie stand nicht mehr angespannt da, sondern strahlte etwas anderes aus. Der scharfe Ausdruck in ihren Augen blieb, aber jetzt war er gemildert, konzentriert, suchend. Sie wandte sich nicht ab, wies ihn nicht zurück.

Sie ging auf ihn ein.
Nicht nur mit Worten, sondern auch mit ihrem Körper – wie sich ihre Schultern leicht entspannten, wie ihre Lippen sich zu etwas zusammenpressten, das nicht ganz ein Stirnrunzeln war, aber auch nicht ganz neutral.

Und Lucavion – dieser Junge – zeigte sich davon unbeeindruckt.

Nein, mehr als das. Er begrüßte es.
Seine Belustigung war echt. Seine Körpersprache war entspannt, mühelos, als ob er vor Aeliana – vor der Tochter des Herzogs – zu stehen, nichts anderes wäre als ein lockeres Gespräch mit einem alten Freund. Sein Grinsen verschwand nicht, sein Blick wanderte nicht ab.

Sie schüchterte ihn nicht ein.

Nicht ihr Name. Nicht ihr Titel. Nicht einmal die Tatsache, dass sie gerade gedroht hatte, ihn zu töten.

Und was noch seltsamer war –
Aeliana schob ihn nicht weg.

Sie ließ ihn stehen.

Thaddeus‘ Blick verengte sich, etwas zog sich in seiner Brust zusammen. Das. Das hatte er schon lange, lange nicht mehr an ihr gesehen.

Sie ging auf ihn ein, wie sie es früher getan hatte, als sie noch jung war.

Vor der Krankheit.

Vor den Schleiern und der Isolation.

Bevor sie aufgehört hatte, überhaupt noch nach Gesellschaft zu suchen.
Seine Gedanken schweiften ab – zu einer anderen Zeit, zu einer Erinnerung, die unter Jahren der Pflicht, des Krieges und des Schweigens begraben lag.

Aeliana war immer willensstark gewesen. Selbst als Kind war sie nie der Typ gewesen, der still sitzen konnte, nie zufrieden damit, einfach nur die zarte Tochter eines Herzogs zu sein. Sie war temperamentvoll, eigensinnig und voller Leben gewesen.
Er erinnerte sich daran, wie sie einmal durch die Gärten des Anwesens gerannt war, wie sie an den Ärmeln der Ritter gezogen hatte und verlangt hatte, dass sie ihr das Schwertkampf beibrachten – sehr zum Ärger der Ritter. Sie hatte immer alles gegeben, immer ihre Grenzen ausgetestet, immer für das gekämpft, was sie wollte.

Und damals –

hatte sie gelacht.

Nicht oft. Nicht ungezwungen. Aber aufrichtig.

Und dann war die Krankheit gekommen.
Und alles hatte sich verändert.

Das Feuer in ihr war erloschen. Die Trotzigkeit, die einst so hell gebrannt hatte, war zu Glut geworden, erstickt unter Jahren der Schwäche, der Einschränkungen, der Mauern, die er um sie herum aufgebaut hatte, um sie zu beschützen.

Jahrelang war sie von Menschen umgeben gewesen, die sie nur mit Mitleid, Ehrfurcht und vorsichtigen, abgewogenen Worten angesehen hatten, um sie nicht zu verletzen.

Aber jetzt …
Jetzt stand sie vor diesem jungen Mann und war nicht vorsichtig.

Sie forderte ihn heraus.

Sie reagierte.

Und dieser junge Mann namens Luca?

Thaddeus atmete langsam ein und aus, sein Blick war unlesbar, als er auf seine Tochter ruhte.

Thaddeus‘ Finger krallten sich an seinen Seiten fest, seine Geduld schwand mit jeder Sekunde.
Seine Instinkte, die durch den Krieg, durch jahrelange Befehlsgewalt und durch die Last, ein ganzes Herzogtum zu regieren, geschärft worden waren, waren immer scharf und unnachgiebig gewesen. Und doch waren es in diesem Moment nicht die Instinkte eines Herrschers, die ihn anschrien.

Es war etwas viel Primitiveres.

Der Instinkt eines Vaters.
Auch wenn sein Verstand ihm sagte, dass an dem, was er sah, nichts grundsätzlich falsch war, weigerte sich etwas in ihm, es zu ignorieren. Es weigerte sich, diesen … diesen Jungen – diesen Lucavion – so einfach vor seiner Tochter stehen zu lassen, so unbeeindruckt von ihrer Person.

Es war irrational.

Es war unnötig.

Aber es war da.
Eine tiefsitzende Irritation stieg in ihm auf, scharf und hartnäckig, und verlangte, dass er etwas unternahm – dass er dem, was auch immer das war, ein Ende setzte, bevor es zu etwas Größerem werden konnte.

Seine Tochter – seine einzige Tochter –, die Jahre versteckt verbracht hatte, zu schwach, um ihr Zimmer zu verlassen, stand nun vor diesem jungen Mann, als wäre nichts geschehen.

Und Thaddeus wusste nicht, wie er sich dabei fühlen sollte.
Aeliana hatte nie jemanden an sich heranlassen. Nicht seit ihrer Krankheit. Nicht seit sie gelernt hatte, dass Menschen Kranke nicht mit Freundlichkeit behandelten, sondern mit Mitleid.

Und doch stand sie hier, vor Lucavion, unterhielt sich mit ihm, hielt seinem Blick stand und ging auf ihn ein, als wäre er ihr Gleicher.

Und er –

Er sah sie mit etwas anderem als Mitleid an.

Das hätte eine Erleichterung sein müssen.

War es aber nicht.

Thaddeus atmete langsam und tief aus, aber seine Verärgerung ließ nicht nach. Sie nagte an ihm, unruhig, quälend.

„Das ist doch lächerlich.“

Er war nicht so ein Vater.

Nicht der dominante Typ. Nicht der, der ständig rumschwirrt. Nicht der, der sich in Sachen einmischt, die ihn nichts angehen.

Und doch –

Und doch.

Sein Körper hatte sich schon bewegt, bevor sein Verstand ihn aufhalten konnte.
Mit bedächtigen Schritten näherte er sich.

Die Schwere seiner Präsenz war unverkennbar, die Luft bewegte sich gerade so stark, dass man es spüren konnte. Er rief weder seine Mana herbei, noch zwang er dem Raum seinen Willen auf, aber jeder wusste, dass er da war.

Lucavion war der Erste, der ihn bemerkte.
Der junge Mann neigte leicht den Kopf, seine schwarzen Augen funkelten unlesbar – zu wissend. Er hatte die Irritation gespürt, als Thaddeus einen Schritt nach vorne machte, aber anstatt zu zögern, anstatt sich so vorsichtig zu verhalten, wie es die meisten Männer in seiner Gegenwart taten –

Lucavion lächelte.

Dasselbe unerträgliche, ärgerliche Grinsen, das nicht zu einem Mann passte, der es besser wissen sollte.

„Du frecher kleiner …“
Thaddeus blieb direkt neben Aeliana stehen und fixierte Lucavion mit seinen goldenen Augen mit stiller Intensität.

Einen langen Moment lang wurde nichts gesagt.

Lucavion, völlig gelassen, ließ die Stille wirken, ließ sie verweilen, ließ sie sich wie etwas Greifbares zwischen ihnen ausbreiten.

Und dann –

„Herzog Thaddeus“, grüßte er mit sanfter, gemächlicher Stimme.
Thaddeus antwortete nicht sofort. Er sah ihn nur an, musterte ihn und ließ seinen Blick für sich sprechen.

Lucavion zappelte nicht. Er bewegte sich nicht.

Er senkte nicht den Blick.

Aeliana, die bis jetzt still gewesen war, seufzte schließlich. „Vater“, sagte sie mit flacher Stimme. „Was machst du da?“

Thaddeus ignorierte sie.
Stattdessen ließ er seinen Blick kurz zu ihr schweifen, bevor er sich wieder dem jungen Mann vor ihm zuwandte. „Was genau“, sagte er mit leiser, gleichmäßiger, bedächtiger Stimme, „glaubst du, was du da tust?“

Lucavion blinzelte und spielte mit gespielter Unschuld. „Reden?“
Setze dein Abenteuer mit My Virtual Library Empire fort

Was für eine Frechheit.

Thaddeus‘ Kiefer zuckte. „Nennst du das so?“
Lucavions Grinsen wurde breiter. „Wenn sich die Regeln der Konversation nicht geändert haben, ja.“

Es folgte ein Moment der Stille.

Und dann –

Aeliana stöhnte.

„Oh, um Himmels willen …“ Sie rieb sich die Schläfe, und ihre Stimme klang genervt. „Können Sie bitte aufhören?“

Thaddeus wandte seinen Blick nicht ab.
Lucavion hingegen atmete leise aus und schüttelte den Kopf, als würde ihn die ganze Situation mehr amüsieren, als sie sollte.

„Herzog Thaddeus“, sagte Lucavion nachdenklich und neigte den Kopf leicht, „ich verstehe, dass du viele Sorgen hast, aber ich muss dich fragen …“ Seine schwarzen Augen funkelten, sein Grinsen war unerschütterlich.
„Bist du wirklich besorgt wegen meiner Anwesenheit oder magst du einfach nicht, dass ich existiere?“

Aeliana starrte ihn an.

Thaddeus‘ Verärgerung stieg.

Er musste sich zwingen, nicht scharf auszuatmen, nicht zu reagieren, diesen Jungen nicht glauben zu lassen, dass er ihn erfolgreich in sein Spiel verwickelt hatte, was auch immer das sein mochte.
„Dieser Junge ist unerträglich.“

„Und doch …“

Thaddeus hatte noch nie jemanden getroffen, der ihn mit so wenigen Worten provozieren konnte.

Sein Schweigen musste Lucavion die Antwort gegeben haben, die er brauchte, denn der junge Mann kicherte.

Aeliana spürte, dass etwas wirklich Lächerliches passieren würde, und trat zwischen sie.
„Genug“, murmelte sie, mehr genervt als alles andere. „Vater, hör auf. Lucavion – halt den Mund.“

Lucavion hob erneut die Hände, um sich zu ergeben, immer noch mit demselben Grinsen im Gesicht. „Wie du willst.“

Lucavions Grinsen blieb, aber seine Haltung veränderte sich leicht – nicht zurückweichend, nicht vorsichtig, sondern in Vorbereitung.
Er senkte langsam und bedächtig seine erhobenen Hände, und in seinen schwarzen Augen blitzte etwas auf, das weitaus schärfer war als Belustigung.

„Oder … hast du erwartet, dass ich das sage?“

Seine Stimme klang leicht, aber sie hatte Gewicht – etwas, das sie herausforderte, zuzuhören, zu verstehen, dass er kein Mann war, der sich beugte.

Es folgte ein Moment der Stille.

Dann –

„Ich weigere mich.“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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