„Pfft…“
Leise. Sanft.
Aber echt.
Sie biss sich auf die Lippe, um das alberne Kichern zu unterdrücken, das in ihrer Brust aufstieg, aber es war unmöglich.
„Du…“, flüsterte sie mit leiser, fast neckischer Stimme. „Du fühlst dich viel zu schnell wohl.“
Selbst jetzt, selbst so, war er einfach… er selbst.
Nervtötend.
Unmöglich.
Und doch…
Ihre andere Hand bewegte sich.
Ohne nachzudenken, streckte sie die Hand aus und berührte mit ihren Fingerspitzen seine Lippen.
Weich.
Eine andere Art von Weichheit.
Aeliana erstarrte.
Die Erkenntnis traf sie eine Sekunde zu spät – Was mache ich da? – aber sie zog ihre Hand nicht zurück. Noch nicht.
Sie sah nur zu.
Sie beobachtete, wie sich seine Lippen kaum öffneten, wie sich seine Brust langsam hob und senkte, wie sein Atem ihre Fingerspitzen kitzelte.
Und zum ersten Mal seit sie ihn getroffen hatte –
wusste sie nicht, was sie als Nächstes tun wollte.
Aeliana schluckte, ihr Atem stockte in ihrer Kehle.
Ihre Finger ruhten immer noch auf seinen Lippen, die Wärme seines Atems streifte kaum ihre Haut.
Ihr Herz pochte.
Was mache ich hier?
Sie zog sich nicht zurück.
Vielmehr –
Wusste sie genau, was sie tat?
Der Gedanke schlich sich langsam und heimtückisch in ihr.
Sollte ich mich rächen?
Hatte er ihr nicht so viele unvorstellbare Dinge angetan? Sie belogen, benutzt, mit grausamen Worten verletzt, nur um sie wütend zu machen?
Er hatte ihr Gefühle gegeben, die sie nicht verstand.
Und das hasste sie.
Also sollte sie sich nicht etwas zurückholen?
Aelianas Lippen verzogen sich leicht.
„Genau“, flüsterte sie. Ihre Finger glitten von seinen Lippen zu seinem Kinn und streiften kaum seine Haut. „Das ist Rache.“
Er musste ihr alles heimzahlen.
Jedes Grinsen.
Jede Lüge.
Jedes Mal, wenn er sie durchschaut hatte, obwohl sie ihn so sehr davon fernhalten wollte.
Auch wenn sie jetzt verstand –
Auch wenn sie wusste, warum er es getan hatte –
Es tat immer noch weh.
Sie konnte es nicht einfach vergessen.
Das würde sie nicht.
„Ja.“
Das war die einzige Rechtfertigung, die sie brauchte.
Sie schob sich eine lose Haarsträhne hinter das Ohr, ihr Atem ging leicht unregelmäßig. Langsam, vorsichtig beugte sie sich vor, ihr Herz schlug mit jedem Zentimeter, den sie zwischen ihnen schloss, gegen ihre Rippen.
Es war das erste Mal, dass sie so etwas tat.
Und ausgerechnet mit ihm.
Ihre Lippen schwebten knapp über seinen.
Nur noch ein Zentimeter.
Dann –
trafen Gold und Schwarz aufeinander.
Lucavions Augen öffneten sich.
Aeliana erstarrte.
Weit aufgerissen.
Wach.
Lucavion starrte sie direkt an, sein übliches Grinsen war nirgends zu sehen.
Zum ersten Mal –
sah er völlig regungslos aus.
Einen Moment lang bewegte sich keiner von beiden.
Lucavion starrte sie an, sein Geist war für einen Moment leer, seine schwarzen Augen waren auf die verblüfften bernsteinfarbenen Augen fixiert, die nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt waren.
„… Häh?“
Aeliana stockte der Atem. Ein leises Geräusch – „Ah…“ – entwich ihren Lippen, kaum hörbar, aber genug, um die Stille zwischen ihnen zu durchbrechen.
Jetzt konnte sie es spüren.
Die Wärme seines Atems streifte ihre Haut. Die Art, wie sich seine Pupillen leicht weiteten, das flüchtige Aufblitzen von etwas Unbewachtem in seinem Gesichtsausdruck.
Zu nah.
Viel zu nah.
Ihre Gedanken kamen eine Sekunde zu spät. Eine scharfe Erkenntnis durchfuhr sie, und im nächsten Moment riss sie den Kopf zurück, unterbrach die Nähe, ihr Atem ging etwas unregelmäßig.
Ihre Finger zuckten, als sie noch über ihm schwebten, als wären sie sich nicht sicher, ob sie sich ganz zurückziehen oder so tun sollten, als wäre nichts passiert.
Lucavion blieb regungslos.
Er grinste nicht. Er lachte nicht. Er sah sie nur an.
Die Stille wurde unerträglich.
Dann –
„… Hmm…“
Er atmete aus und blinzelte einmal.
Dann zweimal. Er neigte den Kopf ganz leicht, als würde er die Situation einschätzen, und dann –
Kontrolle.
Wie ein Schalter, der umgelegt wurde, begann sich sein Gesichtsausdruck zu verändern.
Lucavion schüttelte den Kopf, als würde er alles, was ihn kurz aus der Fassung gebracht hatte, physisch von sich abschütteln. Der Ausdruck echter Überraschung verschwand und wurde durch etwas Gelasseneres ersetzt. Etwas Berechnendes.
Ein langsames Einatmen.
Ein Moment.
Und dann –
Das Grinsen kehrte zurück.
Nicht auf einmal, sondern Stück für Stück. Ein ganz leichtes Zucken seiner Lippen. Eine träge Neigung seines Kopfes. Der vertraute Glanz in seinen Augen, der sagte: Ah, ich verstehe, wie das läuft.
Die Belustigung spielte um seine Lippen, als er langsam und bedächtig ausatmete. Aeliana war immer noch zu fassungslos, um zu reagieren, ihre großen bernsteinfarbenen Augen waren voller Scham auf ihn geheftet.
Dann –
„Oya, oya …“
Seine Stimme klang sanft und neckisch, sein Grinsen vertiefte sich, als er die Situation vollständig begriff.
„Ich frage mich, was hier vor sich geht?“
Aeliana erstarrte augenblicklich. Sie konnte die Spott in seinen Worten spüren, die Art, wie er die Situation bereits umdrehte – als wäre sie diejenige, die bei etwas Verdächtigem erwischt worden war.
Lucavion war natürlich noch nicht fertig.
Seine schwarzen Augen huschten zur Seite – und dann tiefer.
Ah.
Ihr Bauchnabel.
Von seiner Position aus war sein Blick direkt auf die Haut zwischen ihren leicht zerzausten Kleidern gerichtet. Sein Blick verweilte eine Sekunde länger als nötig, langsam und musternd – und, was sie besonders ärgerte, ein wenig lüstern.
Aeliana spürte genau, in welchem Moment er das bemerkte.
Seine Lippen zuckten, und dann –
„Ein Lap-Kissen von einer Schönheit, was bin ich doch für ein Glückspilz.“
Eine scharfe, unerträgliche Hitze stieg ihr ins Gesicht.
„Dieser Typ –“
Ihre Fäuste ballten sich.
Lucavion, völlig unbeeindruckt, rückte leicht zur Seite, als wolle er es sich bequemer machen. „Aber ich schätze …“ Er legte den Kopf zurück auf ihre Oberschenkel, sein Grinsen träge und unerträglich. „Ich habe es mir verdient.“
Verdient?!
Das war’s.
Aelianas Verlegenheit schlug in Wut um.
Ohne zu zögern stieß sie seinen Kopf weg, um ihn mit aller Kraft von ihrem Schoß zu schubsen.
Aber Lucavion war natürlich viel zu schnell.
In dem Moment, als sie sich bewegte, wich er aus.
Wie ein Phantom drehte er seinen Körper gerade so weit, dass er ihrem Stoß ausweichen konnte, und bewegte seinen Kopf mit dieser irritierenden, mühelosen Leichtigkeit – als hätte er damit gerechnet.
Aelianas Hand traf nur Luft.
Und dann –
lachte er.
Ein leises, ärgerlich amüsiertes Lachen, seine schwarzen Augen funkelten verschmitzt.
„Meine, meine …“ Lucavions Grinsen vertiefte sich, als er zu ihr hochblickte, die Augen vor Vergnügen halb geschlossen. „Warum wirst du jetzt wütend?“
Seine Stimme war spöttisch, seidig und voller offensichtlicher Freude über ihre Verwirrung.
Aelianas Finger zuckten.
Sie würde ihn umbringen.
Aelianas Hand ballte sich zur Faust.
Sie konnte es immer noch spüren – seinen Atem, warm auf ihrer Haut, das Nachgefühl ihrer Fingerspitzen, die seine Lippen gestreichelt hatten. Die Erkenntnis brannte in ihr, sengte sie, verwandelte sich in etwas Unerträgliches.
Und dann –
Dann hatte dieser Mistkerl die Frechheit, so zu grinsen.
„Warum wirst du jetzt wütend?“
Diese Stimme. Diese Stimme.
Spöttisch. Seidig. Voller unerträglicher, unerträglicher Belustigung.
Sie rastete aus.
„Warum werde ich wütend?“ Ihre Stimme wurde laut, scharf vor Ungläubigkeit. „Fragst du das wirklich?“
Lucavions Grinsen wurde breiter. „Du hast dich gerade eben noch ganz eifrig zu mir gebeugt, oder?“
Aelianas ganzer Körper versteifte sich.
„Du …!“