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Kapitel 445: Leben

Kapitel 445: Leben

Aelianas Gedanken drehten sich im Nebel dumpfer, pochender Schmerzen.

Ihr Körper schmerzte – jeder Muskel, jeder Knochen, jeder Zentimeter ihrer Haut fühlte sich so wund an, wie sie es noch nie zuvor erlebt hatte. Es war eine tiefe, schwere Erschöpfung, als wäre sie unter etwas Unermesslichem begraben gewesen und hätte sich nur mit Mühe befreien können.

Ein Stöhnen entrang sich ihren Lippen.
Ihre Gedanken waren langsam, träge. Ein Nebel hüllte ihren Verstand ein und machte es ihr schwer, klar zu denken und sich zu erinnern –

Aber dann –

kehrte die Erinnerung zurück.

Der Kampf.

Der Kraken.

Die Leere.

Er.

Ihr Atem stockte und sie riss die Augen auf.

„Bin ich … gestorben?“
Sie hatte es akzeptiert. Sie hätte sterben müssen. Sie hatte gespürt, wie sie starb. Warum also …?

War das das Leben nach dem Tod?

Oder die Hölle?

Aelianas verschwommene Sicht versuchte sich zu fokussieren, als sie den Blick hob und zum ersten Mal ihre Umgebung wahrnahm.

Dunkel.

Geschlossen.
Die Wände bestanden aus zerklüfteten, rauen Steinen, die sich zu einer hohen Decke erhoben, die in dem schwachen Licht kaum zu erkennen war. Die Luft war kühl, feucht und roch nach Erde und Mineralien. In der Ferne hallten leise Tropfen wider, deren Geräusche von den Höhlenwänden zurückgeworfen wurden.

Nicht das Schlachtfeld.

Nicht der endlose, sternenübersäte Abgrund, in dem der Kraken die Welt auseinandergerissen hatte.

Das war etwas anderes.

Eine Höhle?
Sie drückte sich langsam hoch und zuckte zusammen, als Schmerzen durch ihre Glieder schossen.

„Was ist passiert?“

Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, heiser und trocken.

Und dann –

Ein Geräusch.

Ein leises, gleichmäßiges Summen.

Leise. Schwach. Vertraut.

„Hmm?“

Aeliana drehte den Kopf in Richtung der Geräuschquelle –

und erstarrte.

Ein Körper.
Lief direkt neben ihr.

Pechschwarzes Haar, verfilzt und mit getrocknetem Blut verklebt. Zerrissene Kleidung, die an einem mageren Körper klebte, der mit frischen Wunden und alten Narben übersät war. Blasse Haut, unnatürlich still im schwachen Licht.

Ihr stockte der Atem.

„Luca …“

Sie starrte ihn an, ihr Herz pochte gegen ihre Rippen.

Einen Moment lang bewegte sie sich nicht. Atmete nicht.
Dann streckte sie vorsichtig die Hand aus und berührte mit den Fingern seine Schulter.

„Luca.“

Keine Reaktion.

Sie versuchte es noch einmal.

„Hey.“

Immer noch nichts.

Ihr Magen verkrampfte sich.

Er atmete – seine Brust hob und senkte sich langsam und unregelmäßig –, aber er wachte nicht auf.

Ihre Finger krallten sich in seinen zerrissenen Ärmel.
Aeliana schluckte schwer und ignorierte den Schmerz in ihrer Kehle, als sie seinen Zustand wahrnahm. Die Wunden. Die Prellungen. Die pure Erschöpfung, die sich in jeden Zentimeter seines Körpers eingegraben hatte.

Er hatte sich weit über seine Grenzen hinausgetrieben.
Und jetzt –

war er bewusstlos.

Ihr Griff um seinen Ärmel wurde fester.

Was zum Teufel war passiert?

Hatten sie gewonnen?

Aelianas Blick huschte zu Lucas regungsloser Gestalt, dann zurück zu ihren eigenen Händen. Das Letzte, woran sie sich erinnern konnte, war dieser letzte Hieb – der Moment, in dem die Welt unter dem Gewicht seines Angriffs zu zerbrechen schien.

Und dann –

nichts.
Aber die Tatsache, dass sie hier waren, am Leben, bedeutete, dass etwas funktioniert hatte. Oder?

Das musste es.

Sie atmete zittrig aus und versuchte, die verbleibende Unsicherheit zu verdrängen.

Ihr Körper schmerzte immer noch, aber als sie vorsichtig ihr Gewicht verlagerte und ihre Handflächen gegen den kalten Stein unter sich drückte, bemerkte sie etwas Seltsames.

Sie hatte keine Mühe, sich zu bewegen.

Ihre Glieder zitterten nicht.
Ihr Atem war nicht flach.

Normalerweise würde ihr Körper – zerbrechlich und geschwächt von jahrelanger Krankheit – selbst nach einer Pause noch Widerstand gegen jede Bewegung leisten. Aber jetzt?

Aeliana drückte sich langsam und vorsichtig in die Beine.

Und nichts wehrte sich gegen sie.

Kein Schwindelgefühl. Keine Schwäche.

Ich fühle mich … stärker?

Der Gedanke ließ sie erschauern.

Sie presste eine Hand auf ihre Brust. Ihr Herzschlag war ruhig – zu ruhig. Das war nicht normal. Nicht für sie. Hatte sie sich wirklich nur ausgeruht? Oder … hatte sich etwas verändert?

Sie schluckte schwer und verdrängte diese Frage vorerst.

Luca war immer noch bewusstlos, und sie musste sich einen Überblick über ihre Umgebung verschaffen.
Ihre bernsteinfarbenen Augen wanderten durch die Höhle.

Sie war riesig – größer, als sie zunächst gedacht hatte. Das schwache Licht machte es schwierig, die gesamte Größe des Raumes zu erfassen, aber sie konnte zerklüftete Felsformationen, hohe Decken und schattige Tunnel erkennen, die sich in die Dunkelheit erstreckten.

Die Luft war kühl und roch nach feuchtem Stein und etwas anderem – etwas leicht Metallischem.

Aeliana machte langsame Schritte, um ihre neu gewonnene Stabilität zu testen.
Ihre Stiefel hallten leise auf dem Höhlenboden wider, als sie sich weiter von Luca entfernte. Ihre Finger streiften die rauen Wände, während sie ging, und ihre Augen suchten nach Anzeichen von Leben, nach einem Ausgang – nach irgendetwas.

Und dann –

sah sie es.

Eine massive Gestalt, die in der Mitte der Höhle aufragte.

Ein Felsen.

Zumindest sah es auf den ersten Blick so aus.
Aber je näher sie kam, desto klarer wurde ihr, dass dies kein gewöhnlicher Stein war.

Er war unnatürlich.

An einigen Stellen glatt, an anderen zerklüftet, war seine Oberfläche anders als alles, was sie je gesehen hatte. Schwache, gewundene Gravuren bedeckten ihn – Markierungen, die eher geschnitzt als natürlich geformt wirkten. Symbole, die sie nicht ganz deuten konnte, aber …

Aeliana stockte der Atem.

Sie hatte sie schon einmal gesehen.
Dieselben Gravuren. Dieselbe seltsame Schrift.

Von diesem Ort.

Von dem Ort, an den sie teleportiert worden war.

Ihr Puls beschleunigte sich.

„Was … ist das?“

Zögernd streckte sie die Hand aus und berührte mit den Fingerspitzen die Oberfläche. Der Stein war kühl – zu kühl, fast wie Eis, trotz der Temperatur in der Höhle.

Aber abgesehen davon … war er …

Nichts.

Keine Reaktion. Keine Veränderung in der Luft.
Kein seltsamer Impuls unter ihren Fingerspitzen.

Nur Kälte.

Aeliana atmete aus und trat von dem seltsamen Felsen zurück – nein, es war kein Felsen. Etwas anderes. Etwas … Seltsames.

Aber was auch immer es war, es tat nichts.

Sie blieb noch einen Moment stehen und erwartete fast, dass die Gravuren plötzlich aufleuchten oder der Stein vor Energie zu summen beginnen würde, aber nichts geschah. Er blieb still und leblos.
Tsk.

Sie schüttelte leicht den Kopf und wandte sich ab.

Sie wanderte weiter in die Höhle hinein, ihre Schritte langsam und vorsichtig. Es dauerte nicht lange, bis ihr klar wurde, wie tief sie unter der Erde waren. Die Luft war hier schwerer, älter. Die Wände ragten hoch empor und verschwanden in der Dunkelheit, und die Tunnel, die in verschiedene Richtungen abzweigten, zeigten keine Anzeichen von Leben.

Aber es gab Spuren.
Keine frischen. Keine neuen. Aber irgendwas war hier gewesen.

Hauchdünne Kratzer auf dem Steinboden. Ein paar Vertiefungen an den Wänden, als wären irgendwann Werkzeuge hineingeschlagen worden. Keine Fußabdrücke. Keine Spuren. Nur … Spuren.

Sie kniff die Augen zusammen. Wie lange waren sie schon hier?

Sie hatte kein Zeitgefühl. Keine Ahnung, wie lange sie bewusstlos gewesen war.
Ihr Blick wanderte zurück zu dem Ort, von dem sie gekommen war. Zu dem Ort, an dem er war.

Mit einem leisen Seufzer drehte sie sich um und machte sich auf den Weg zurück.

Als sie zurückkam, schlief Luca noch immer.

Regungslos. Er atmete langsam und gleichmäßig.

Aeliana stand einen Moment lang mit verschränkten Armen da und beobachtete ihn. Es war seltsam. Er sah … entspannt aus. Völlig verletzlich.
Und das passte überhaupt nicht zu ihm.

Dieser Mann bewegte sich im Kampf wie ein Phantom. Er schien immer einen Schritt voraus zu sein. Er spielte mit der Gefahr, als wäre es ein Spiel, und tat so, als wäre er unantastbar. Arrogant. Unberechenbar. Unmöglich zu durchschauen.

Aber jetzt?

Jetzt schlief er einfach nur.
Das gleichmäßige Heben und Senken seiner Brust. Die Art, wie seine dunklen Wimpern auf seiner Haut ruhten. Die kleinen, fast unmerklichen Zuckungen seiner Finger hin und wieder, als wäre sein Körper noch nicht ganz entspannt.

Aeliana atmete leise aus, bevor sie sich neben ihn setzte.
Ihre Finger krallten sich in ihre Knie, als sie sich auf den kühlen Stein sinken ließ. Sie spürte immer noch den dumpfen Schmerz in ihren Gliedern, aber er war nicht unerträglich.

Stille breitete sich zwischen ihnen aus.

Und so sehr sie es auch hasste, musste sie nachdenken.

Über alles.

Über ihn.

Über sein Grinsen, seine Art zu kämpfen, seine Art, Dinge nie ernst zu nehmen – bis zu dem Moment, in dem er es doch tat.
Seine Stimme. Sein Lachen. Diese lächerliche Art, mit der er es immer schaffte, sie wütend zu machen, ohne sich anzustrengen.

Und diese Worte – diese letzten Worte.

Er wollte, dass ich ihn hasse.
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Sie war sich nicht sicher. Es war nur ein Gefühl. Eine Vermutung. Aber …

Ihre Finger krallten sich fest.

Es ergab Sinn, oder?
Alles, was er gesagt hatte. Die Art, wie er diese Worte herausgepresst hatte, wie sein Grinsen zuckte – wie seine Augen rot waren.

Wie er jetzt, in diesem Moment, vor ihr schlief.

„Bist du wirklich …“

Sie konnte es wirklich nicht verstehen.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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