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Kapitel 442: Der Sturm

Kapitel 442: Der Sturm

RUMBLE!

Der Himmel bebte.

Ein tiefes, dröhnendes Grollen hallte durch die Lüfte und erschütterte die Luft. Der bewölkte Himmel verdunkelte sich augenblicklich, Wolken wucherten auf wie Tinte, die ins Wasser fließt. Das goldene Licht der Sonne, das hinter der Finsternis ohnehin schon schwach war, verschwand.

Das Meer, das zuvor unheimlich still gewesen war, begann zu tosen.
Wellen, die bis dahin beunruhigend ruhig gewesen waren, schwollen augenblicklich an, wurden höher und schlugen mit voller Wucht gegen den Rumpf des Schiffes. Das Deck unter ihren Füßen ächzte, als der Wind auffrischte, scharf und beißend, und die elektrische Ladung eines herannahenden Sturms mit sich trug.

Und mitten in all dem –

Herzog Thaddeus.

Sein Atem stockte, sein Körper spannte sich an, als sich etwas in ihm bewegte.

Etwas Tiefes.
Etwas Uraltes.

Etwas Vergessenes.

Ein langsamer, pochender Schmerz schlängelte sich durch seine Brust – nein, durch sein Innerstes. Die tief in ihm verborgene Manaquelle, die er durch jahrzehntelange Beherrschung und Zurückhaltung gezähmt hatte, verdrehte sich.

Ein Knistern unsichtbarer Kraft durchlief seine Adern.

Er kannte dieses Gefühl.
Er kannte es seit seiner Jugend – seitdem er zum ersten Mal gezwungen war, im Kampf über seine Grenzen hinauszugehen, seitdem er zum ersten Mal die rohe, unerbittliche Wut des Meeres gespürt hatte.
Der Sturm brach mit einer Kraft los, die über die Natur hinausging, über das bloße Wetter hinaus. Der Himmel bebte, die Luft war voller roher, ungezähmter Energie. Die Wellen schlugen mit knochenerschütternder Wucht gegen den Schiffsrumpf, und doch, unter all dem, unter der Wut des Meeres –
war da noch etwas anderes.

Herzog Thaddeus stockte der Atem.

Ein Puls.

Nicht vom Ozean. Nicht vom Sturm.

Von ihm.

Tief in seinem Innersten regte sich etwas – etwas Uraltes, etwas Ursprüngliches. Eine Kraft, die lange Zeit unter Kontrolle gehalten worden war, durch jahrzehntelange Selbstbeherrschung. Aber jetzt regte sie sich, unruhig und unbestreitbar.

GRAVELT!
Ein weiterer Donnerschlag zerriss den Himmel. Seine Mana schwoll an. Der Druck um ihn herum verdichtete sich und breitete sich nach außen aus wie die Flut vor einem großen Sturm.

Nein.

Nicht nur seine Mana.

Seine Kultivierungsmethode.

⚡ [Sturmherrschaft] ⚡
Eine fast schon legendäre Kultivierungsmethode, die über Generationen der Thaddeus-Blutlinie weitergegeben worden war. Es war nicht nur eine Technik – es war eine Verbindung, eine Macht über den Ozean selbst. Das Meer beugte sich seinen Anwendern, die Stürme gaben ihnen nach. Das war es, was es der Familie Thaddeus ermöglicht hatte, die Seestreitkräfte des Imperiums zu beherrschen und die Gewässer zu regieren, als wären sie eine Verlängerung ihres eigenen Körpers.
Und jetzt …

reagierte sie.

Herzog Thaddeus holte scharf Luft, als seine Sicht für den Bruchteil einer Sekunde verschwamm. Er konnte es spüren. Die rohe, ungezügelte Kraft, die durch seine Adern strömte, das Meer selbst, das auf ihn reagierte – nein, nicht nur auf ihn.

Auf etwas anderes.

Sein Griff um das zerbrochene Geländer wurde fester.

Die Luft um ihn herum knisterte.
Der Himmel bebte.

Seine Mana wirbelte wild umher, kaum zu bändigen, als würde etwas tief unter dem Meer nach ihm rufen.

Oder –

jemand.

Eine Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz.

„… Aeliana.“

Er flüsterte ihren Namen kaum hörbar.

Doch in dem Moment, als er es tat, kam es zu einer weiteren Veränderung im Sturm.

KNACK!
Ein Blitz zerriss den Himmel und schlug mit einer Wucht ins Meer, die Wellen über das Schiff schwappen ließ. Der Ozean brodelte und wirbelte, die Strömungen reagierten auf sein aufgewühltes Mana.

Edran taumelte zurück, die Augen weit aufgerissen.

Die Ritter, so hart sie auch waren, schwankten unter der erdrückenden Kraft ihres Herzogs.

Selbst Reinhardt, entschlossen und unerschütterlich, spürte es.
Das war nicht nur Thaddeus‘ Mana.

Das war die wahre Macht des Sturmfürsten.

Und sie streckte ihre Hände aus.

Nicht, um zu zerstören.

Nicht, um Krieg zu führen.

Sondern um Blut zu vergießen.

Um Verwandte zu retten.

Um Aeliana zu retten.

Thaddeus‘ Pupillen verengten sich, als ihm die Erkenntnis immer tiefer bewusst wurde. Erlebe weitere Geschichten in My Virtual Library Empire
Seine Kultivierungsmethode hätte nicht so reagieren dürfen. Sie hatte noch nie von selbst gehandelt. Sie hatte noch nie etwas außerhalb seiner Kontrolle gerufen.

Es sei denn …

Seine Finger krallten sich fester an das Geländer, sein Atem ging langsam und gleichmäßig, während er gegen die Welle der Kraft ankämpfte, die sich befreien wollte.

Es sei denn, jemand anderes benutzte sie.

Oder …

Es sei denn, ein anderer Nachkomme von Thaddeus war erwacht.

Und es gab nur eine Möglichkeit.
Nur eine Person konnte diese Reaktion ausgelöst haben.

Aeliana.

Sie lebte.

Sie war irgendwo.

Und das Meer selbst wusste es.

Top of Form

Bottom of Form

Der Sturm ließ nicht nach. Wenn überhaupt, wurde er noch schlimmer.
Der Himmel tobte wie ein wildes Tier, schwarze Wolken jagten in einem rasenden, unnatürlichen Tanz übereinander hinweg. Blitze zuckten durch den Himmel und tauchten das Deck in grelles weißes und violettes Licht. Der Wind heulte und schrie wie tausend gequälte Seelen – aber es war nicht nur der Wind.

Schreie.

Keine menschlichen Schreie. Keine Tierstimmen.

Etwas anderes.
Die Schreie kamen aus allen Richtungen und hallten verzerrt durch die Luft. Es war, als würde die Welt selbst weinen. Als würde etwas Unsichtbares, etwas Böses sie beobachten.

Herzog Thaddeus kniff die Augen zusammen.

Sein Körper blieb regungslos, starr wie eine gezückte Stahlklinge. Er hatte unzählige Kriege geschlagen, war sowohl Menschen als auch Monstern gegenübergetreten – aber das hier …

Das hier war anders.
Das war etwas anderes.

Der Wind trug keinen Körper, keine Gestalt, nichts Greifbares. Die Schreie kratzten an den Rändern der Realität, flüsterten, riefen, verspotteten. Und unter ihnen, unter den Echos und dem unnatürlichen Heulen, erhob sich ein neues Geräusch.

Das Meer.

Aber es waren nicht nur die Wellen.

Es war etwas, das von unten aufstieg.

PLATSCH.

Eins.

PLATSCH. PLATSCH.

Zwei.
Drei.

Vier.

Hunderte.

Die erste monströse Gestalt tauchte aus der Tiefe auf, Wasser strömte von ihrem verdrehten, gepanzerten Körper. Dann noch eine. Und noch eine.

Dann – eine endlose Flut.

Sie kamen wie eine Horde, brachen in einem gewalttätigen, rasenden Chaos aus dem Meer hervor. Unzählige Kreaturen, deren Körper sich wand, deren missgebildete Gliedmaßen um sich schlugen.
Nein, das war nicht wie zuvor.

Das war schlimmer.

Viel, viel schlimmer.

Ihre schiere Anzahl stellte alles in den Schatten, was die Expedition bisher erlebt hatte. Wenn die vorherige Schlacht ein Krieg gewesen war, dann war dies ein Angriff.

Aber diesmal …

Der Herzog war hier.
Thaddeus zögerte nicht. Seine Stimme hallte über das sturmgepeitschte Deck, durchdrang den Wind, das zunehmende Chaos und die unnatürlichen Schreie, die die Luft zeriss.

„Magier, Ritter! Auf eure Positionen!“

Sein Befehl war unmissverständlich.

Das Deck erwachte zum Leben.
Schwerter wurden gezogen, Schilde erhoben. Die Magier begannen ihre Beschwörungsformeln, ihre Hände knisterten vor arkaner Kraft, während Siegel in der Luft aufleuchteten. Die Bogenschützen bewegten sich flink, ihre Bögen bereits gespannt, und warteten auf das Signal.

Das Meer brodelte und kochte unter der schieren Masse der Kreaturen, die sich ihren Weg an die Oberfläche bahnten. Das Wasser selbst schien zu pulsieren, als wäre es nicht mehr der Ozean – sondern etwas anderes.

Etwas Verdorbenes.
Etwas Unnatürliches.

Thaddeus biss die Zähne zusammen, seine Finger juckten, sein Schwert zu ziehen. Aber er bewegte sich noch nicht.

Er spürte es.

Diese ganze Tortur – diese monströse Wiederauferstehung –

Sie näherte sich ihrem Ende.

So oder so.

******

Die Schlacht tobte weiter.
Der Ozean brodelte vor unerbittlicher Wut, unzählige monströse Gestalten stürmten in einer endlosen Flut des Chaos vorwärts. Die Ritter und Magier kämpften verbissen, ihre Waffen spalteten schuppiges Fleisch, ihre Zaubersprüche entzündeten das dunkle Wasser in leuchtenden Kraftentfaltungen.

Aber die Feinde waren unendlich zahlreich.

Für jede getötete Bestie trat eine neue an ihre Stelle. Das Meer selbst spie neue Schrecken aus, unerbittlich und unnachgiebig.
Und über all dem –

Die Schreie gingen weiter.

Eine verdrehte, elende Kakophonie aus klagenden Stimmen vom Himmel, deren Schreie formlos und körperlos waren, eine unnatürliche Präsenz, die an der Struktur der Realität riss.

Herzog Thaddeus durchschlug selbst eine monströse Bestie, seine Klinge glühte vor knisternder Energie, als er mit einer geschickten Bewegung eine tentakelartige Kreatur in zwei Teile zerteilte.
Doch als er sich zum nächsten Schlag umdrehte –

spürte er es.

Einen Impuls.

Etwas tief in seiner Brust, in seinem Innersten, zuckte.

Und dann –

teilte sich der Himmel.

SHHHHK.

Ein einziger, unvorstellbarer Hieb.

Es gab keine Vorwarnung, keine Anzeichen.

In einem Moment tobte der Sturm.

Im nächsten –
Ein Schnitt zog sich über den gesamten Himmel.

Er flackerte nicht. Er blitzte nicht.

Er war einfach da.

Eine abgrundtiefe, leere Linie, die sich von Horizont zu Horizont zog und den Himmel spaltete, als wäre das Gewebe der Existenz selbst zerrissen worden.

Herzog Thaddeus erstarrte.

Ein Schauer lief ihm über den Rücken.

Das Schlachtfeld selbst versank in unheimlicher Stille.
Für den Bruchteil einer Sekunde hielten sogar die Monster inne.

Sogar das Meer hielt den Atem an.

Der Schnitt war unvorstellbar groß, unbegreiflich. Man konnte ihn nicht nur sehen, man konnte ihn spüren. Als wäre der Himmel selbst, die Welt selbst, verwundet worden.

Thaddeus hatte so etwas noch nie gesehen.

Das war keine Magie.

Das war keine Macht.

Das war etwas jenseits davon.
Seine Finger zuckten am Griff seines Schwertes, sein eigenes Storm Sovereign’s Dominion reagierte heftig auf das, was gerade passiert war.

Und doch –

Es dauerte nur einen Herzschlag lang.

Dann –

verschwand es.

Als wäre es nie da gewesen.

Der Himmel blieb dunkel, die Sturmwolken brausten weiter, der Ozean brodelte weiter.

Aber es war anders.
Die Luft selbst fühlte sich hohl an, als wäre etwas aus der Realität selbst entfernt worden.

Und Herzog Thaddeus spürte zum ersten Mal seit Jahrzehnten etwas Fremdes in seiner Brust aufsteigen.

Angst.

Er atmete langsam und bewusst aus. Sein Griff um sein Schwert festigte sich.

Und er flüsterte, fast zu sich selbst:

„… Was in Gottes Namen war das?“

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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