BOOOOOM!
Ich schoss nach vorne.
Der Schmerz war immer noch da – gebrochene Rippen, brennende Wunden, keuchender Atem in meiner Brust –, aber er hatte keine Macht mehr über mich. Mein Körper hatte sich angepasst, die Grenzen des Möglichen überschritten, angetrieben nur von der unerbittlichen Wucht des Kampfes.
Und in dieser Bewegung spürte ich es.
Die Leere.
Sie flackerte nicht mehr. Sie fühlte sich nicht mehr fern oder schwer fassbar an. Sie war da – jetzt ein Teil von mir, in meine Bewegungen eingewoben, nicht mehr eine Kraft, die ich einsetzen musste, sondern etwas so Natürliches wie das Atmen.
SWOOSH!
Der Kraken schlug zu, ein massiver Gliedmaß zerschnitt die Luft und zielte darauf, mich zu zermalmen.
Ich wich nicht aus.
Ich bewegte mich hindurch.
Wie fallendes Sternenlicht, das durch Risse im Nachthimmel schlüpft.
KLANG.
Mein Estoc traf das abgrundtiefe Fleisch mitten in der Bewegung, und diesmal spürte ich, wie es tiefer eindrang.
Meine Leere war durchbrochen.
Ich machte einen weiteren Schritt – ein weiterer Hieb.
Dann noch einer.
Dann –
Ein Tanz.
Nicht nur eine Reihe von Schlägen. Nicht nur instinktive Bewegungen.
Sondern eine Form.
Ein Schwerttanz.
Einen, den ich schon einmal ausgeführt hatte – vor langer Zeit.
Mein Atem beruhigte sich. Mein Fokus schärfte sich.
Ich konnte es sehen.
Die Schritte. Den Rhythmus. Den Fluss des Ganzen.
„Void Starfall Blade – Tanz der Himmlischen“.
SCHLAG. Lies das Neueste in My Virtual Library Empire
SCHLAG.
SCHLAG.
SCHLAG.
Vier saubere Schläge. Vier nahtlose Bewegungen.
Und dann –
Zum ersten Mal –
Die Wunden des Kraken heilten nicht.
Er schrie, ein schrecklicher, ohrenbetäubender Schrei, sein Körper zuckte, als er zurückwich.
Denn die Leere hatte ihn erreicht.
Sie hatte seine Hülle durchbohrt.
Und jetzt –
konnte die Flamme der Tagundnachtgleiche ihn erreichen.
Schwarze Flammen flackerten entlang der Wunden des Monsters und verbrannten nicht nur die Oberfläche, sondern entzündeten etwas in seinem Inneren.
Ich grinste.
„Endlich.“
Aber –
Ich taumelte.
Zum ersten Mal spürte ich es.
Nicht nur Schmerz. Nicht nur Erschöpfung.
Sondern das Ende meiner Grenzen.
Ich konnte kaum atmen. Mein Körper war erschöpft, meine Sicht flackerte, das Gewicht meiner Verletzungen lastete wie Blei auf mir.
„Tsk … So ist das also, hm?“
Ich würde nicht mehr lange durchhalten.
Der Kraken stand immer noch da.
Und ich?
Ich war kurz davor, umzufallen.
Ich atmete aus.
„Ist es jetzt vorbei?“
Meine Lippen verzogen sich zu einem müden Lächeln.
„Nun, das war ein guter Kampf.“
Anscheinend hatte ich mir zu viel vorgenommen.
… Egal.
Wenigstens hatte es Spaß gemacht.
Der Kraken zuckte zusammen.
Seine abgrundtiefe Energie stieg an.
Seine riesigen, grotesken Augen pulsierten und bereiteten sich darauf vor, einen weiteren Strahl abzufeuern –
einen letzten, vernichtenden Schlag.
Und dann –
„AAAAAAAH!“
Ein Schrei zeriss die Luft.
Nicht der des Kraken.
Der eines Mädchens.
Mein Kopf schnellte zur Seite, mein Atem stockte für einen Moment.
Und da –
Aeliana.
Ihr Körper wand sich heftig gegen den Stein, ihre verfluchten Adern pulsierten unregelmäßig und leuchteten in instabilen, zerbrochenen Mustern.
Und ich konnte es sehen.
Zwei verschiedene Seiten kämpften in ihr.
Eine davon –
verbunden mit dem Kraken.
Ich kniff die Augen zusammen.
„Was ist das …?“
Ein Pulsieren.
Eine Kraft.
Etwas Gewaltiges.
Nicht nur Dunkelheit. Nicht nur abgrundtiefe Macht.
Etwas Größeres.
Leben? Der Kosmos?
Es war nicht nur Energie. Es war nicht nur eine magische Verbindung zwischen ihr und dem Monster.
Es war etwas ganz anderes.
Etwas, das ich nicht verstand.
Meine Finger umklammerten meinen Degen.
Und dann –
„Ah …“
Es machte Klick.
Die Idee.
Der Funke.
******
Aeliana hatte alles mit angesehen.
Den Kampf.
Das Blut.
Ihn.
Lucavion – wie er sich veränderte, weiterentwickelte, seine Grenzen überschritt, wie seine Klinge und sein Körper nicht mehr nur kämpften, sondern verschlangen. Die Art, wie er sich bewegte, wie er grinste, selbst als er kaum noch stehen konnte.
Selbst als er im Sterben lag.
Aber sie –
Auch sie näherte sich ihrer Grenze.
Auch wenn sie es hasste.
Auch wenn ihr Hass das Einzige war, was sie noch in der Realität hielt –
konnte sie nicht mehr lange durchhalten.
Der Sturm in ihr – tobend, wild, heftig – kämpfte gegen die schwarze, sich windende Masse in ihren Adern, aber sie spürte es.
Ihr ganzes Wesen wurde auseinandergerissen.
Zu diesem Zeitpunkt konnte sie nicht einmal mehr richtig sehen.
Ihre Sicht war verschwommen – nicht Dunkelheit, nicht Leere, sondern ein purpurroter Schleier, dicht und erstickend, der das Schlachtfeld verschluckte.
Sie war einfach nur müde.
Ihr Körper fühlte sich nicht mehr wie ihr eigener an, alle Glieder zitterten, jeder Atemzug war scharf und unregelmäßig.
Und trotzdem –
Ihre Lippen zitterten.
Sie presste die Worte hervor, kaum mehr als ein Flüstern, kaum noch bei Bewusstsein –
„Nicht … nicht … nicht ohne ihn …“
Ihre Finger zuckten, ihr Körper schrie sie an, aufzuhören, loszulassen, aufzugeben.
Aber sie weigerte sich.
Sie drückte.
Für eine einzige Sache.
Für einen letzten Stoß.
Sie wusste nicht einmal, was es war – wonach sie griff.
Aber sie weigerte sich, zusammenzubrechen.
Noch nicht.
Aeliana hob den Blick, ihre Sicht verschwamm, ihr Körper zitterte vor der schieren Kraft all dessen, was sie innerlich und äußerlich zeriss.
Und da war er.
Lucavion.
Er stand immer noch da.
Er grinste immer noch wie der rücksichtslos arrogante Mistkerl, der er war, obwohl ihm das Blut über das Gesicht lief und sein Körper leicht schwankte, gerade so viel, dass sie es sehen konnte –
Er war am Ende.
Sie atmete aus, ein schwaches, heiseres Ausatmen, das kaum bis zu ihren eigenen Ohren drang.
„Wenn du es jetzt nicht schaffst“, dachte sie bitter, ihre Lippen kaum geöffnet, ihre Gedanken verschwammen.
„Dann sind wir wohl quitt, du arroganter, manipulativer Mistkerl.“
Sie wollte ihn hassen.
Sie wollte seinen Namen verfluchen, die pure Wut, die sie zuvor empfunden hatte, ein letztes Mal in sich aufsteigen lassen.
Aber …
Aus irgendeinem Grund …
Die Wut schwand.
Sie verflüchtigte sich wie Rauch, der von einem langsamen, vorüberziehenden Wind davongetragen wurde.
Sie fühlte sich leichter.
Oder vielleicht war es nur der Tod, der näher rückte.
„Was auch immer …“
Sie spürte jetzt kaum noch etwas. Die Erschöpfung, der Schmerz – alles war taub, weit weg, als würde es jemand anderem passieren.
Und dieser Mistkerl?
Dieser Idiot?
Er war immer noch da.
Blutend. Grinsend.
Er ging über alle Grenzen hinaus wie ein kompletter Idiot.
„Du hast mich wütend gemacht, oder was auch immer das war …“
Ihr Atem wurde langsamer, ihre Augen drohten sich zu schließen, ihre Finger zuckten, während sie sich an die letzten Reste ihres Bewusstseins klammerte.
Und dann –
Ein kleines, fast unmerkbares Zucken ihrer Lippen.
Ein müdes, schwaches Grinsen.
„Es hat zumindest irgendwie Spaß gemacht.“