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Kapitel 437: Rumble

Kapitel 437: Rumble

Der Wind heulte über das Deck, scharf und bitter wie die salzige Gischt, die über die Holzplanken peitschte. Vor ihnen erstreckte sich das weite, endlose Meer, dunkel und unerbittlich, und wogte unter dem bewölkten Himmel wie ein schlafendes Ungeheuer.

Herzog Thaddeus stand am Bug des Schiffes, sein Umhang flatterte im unruhigen Wind. Sein scharfer, unerbittlicher Blick bohrte sich in den Horizont, aber da war nichts.
Keine Trümmer.

Keine Überreste.

Keine Spur von dem Strudel, der seine Tochter verschluckt hatte.

Nichts.

Eine ganze Woche.

Es war fast eine ganze Woche vergangen, seit sie verschleppt worden war.

Eine Woche, seit er den Befehl gegeben hatte.

Seit er Gelehrte, Magier, Navigatoren herbeigerufen hatte – jeden, der es jemals gewagt hatte, den Abgrund zu erforschen.
Seit er Antworten verlangt hatte. Seit er seine Flotte in diese verfluchten Gewässer geschickt hatte, auf der Suche nach einem Zeichen, einem Hinweis, irgendetwas.

Aber das Meer gab nichts zurück.

Die Expedition hatte unermüdlich gesucht. Seeleute, Söldner, Ritter – sie hatten die Gewässer abgesucht, waren in die Tiefen getaucht, hatten jede bekannte Methode der Wahrsagerei und Weissagung ausprobiert.

Und doch, egal wie weit sie gingen – es gab nichts.
Es war, als hätte der Ozean sie einfach ausgelöscht.

Herzog Thaddeus ballte die Fäuste, seine Fingernägel gruben sich in seine Handflächen, während sich sein Kiefer zusammenpresste. Ein tiefer, langsamer Atemstoß rasselte in seiner Brust, aber er konnte den Sturm in ihm nicht besänftigen.

Das war nicht normal.

Es war nicht nur, dass sie keine Leiche finden konnten. Es war, als wäre das Meer selbst verstummt.
Seit der Schlacht war hier etwas mit dem Wasser nicht in Ordnung. Die Strömungen waren immer noch seltsam, unnatürlich. Der Wind war kälter, der Luftdruck anders, die Luft war schwer von etwas Unsichtbarem.

Aber es gab keine Anzeichen eines Strudels.

Keine Spuren.

Keine Hinweise.

Nicht einmal der Kraken war wieder aufgetaucht.

Das Ungeheuer, das seine Flotte vernichtet und stolze Krieger zu zitternden Wracks gemacht hatte, war verschwunden.
Sie lauerte nicht. Sie jagte nicht.

Sie war einfach weg.

Das war echt ärgerlich.

Herzog Thaddeus atmete scharf durch die Nase aus, seine Schultern waren angespannt, sein Atem langsam und bedächtig – eine dünne, zerbrechliche Barriere zwischen Kontrolle und etwas anderem.

Etwas Dunklerem.

Der Ozean hatte ihm schon einmal etwas genommen.

Er hatte ihm seine Frau geraubt.

Jetzt hatte er ihm seine Tochter geraubt.
Und doch, während die Wut unter seiner Haut brodelte, schlich sich ein heimtückischeres Gefühl ein.

Zweifel.

Herzog Thaddeus ließ keine Zweifel zu.

Zweifel waren etwas für schwache Männer, für diejenigen, die zögerten, die ihre Überzeugungen ins Wanken geraten ließen.

Doch – was, wenn sie wirklich weg war?

Der Gedanke quälte ihn, kälter als der Wind, schwerer als das Gewicht, das auf seiner Brust lastete.
Aeliana war kränklich. Zerbrechlich. Ein Mädchen, das mehr Zeit in ihren Gemächern verbracht hatte als in der Welt da draußen.

Wie lange konnte sie hier draußen überlebt haben?

Selbst wenn sie durch ein Wunder den Strudel überlebt hatte – wo würde sie jetzt sein?

Das Meer ließ keine Überlebenden zurück.

Es war eine Woche vergangen.

Eine Woche.
Hätte sie nicht längst wieder auftauchen müssen? Hätte nicht jemand sie finden müssen?

Müsste es nicht irgendein Zeichen geben?

Sein Griff um die Reling des Schiffes wurde fester. Seine Knöchel wurden unter seinen Handschuhen weiß.

Nein.

Er würde das nicht akzeptieren – er konnte es nicht.

Auch wenn es keine Spuren, keine Wrackteile, keine Beweise gab – sie war immer noch seine Tochter.
Und er würde sie nicht aufgeben.

Noch nicht.

Eine Windböe fegte über das Deck und eine Stimme durchbrach den Sturm seiner Gedanken.

„Eure Hoheit.“

Herzog Thaddeus drehte sich nicht um.

Edran stand ein paar Meter hinter ihm, seine Rüstung war matt von Salz und Abnutzung, sein Gesicht grimmig.
„Wir haben den gesamten Umkreis erneut abgesucht“, fuhr er mit fester Stimme fort, obwohl seine Tonlage etwas vorsichtig klang. „Die Späher haben keine neuen Unruhen festgestellt. Keine Anomalien in den Strömungen. Nichts im Wasser unter uns.“

Nichts.

Das gleiche Nichts, das er nun schon seit Tagen hörte.

Das gleiche Nichts, das an den Rändern seines Bewusstseins kratzte, flüsterte, drängte und ihm sagte, dass dies sinnlos war.
Dass sie weg war.

Herzog Thaddeus‘ Finger zuckten gegen das Holz.

Edran zögerte, dann sprach er vorsichtig. „Eure Hoheit … vielleicht sollten wir darüber nachdenken …“

Ein scharfer Knall zerriss die Luft.

Das Geländer unter Herzog Thaddeus‘ Hand brach auseinander.

Das plötzliche Geräusch …

Das Knacken im Geländer hallte scharf und deutlich über das Deck.

Die Besatzung erstarrte.
Die Ritter erstarrten.

Sogar der heulende Wind schien sich zu beruhigen, als würde er einen Sturm spüren, der weit größer war als alles, was das Meer hervorbringen konnte.

Herzog Thaddeus rührte sich nicht.

Seine Mana strömte in die Luft, dicht und bedrückend, und drückte auf jede Seele an Bord des Schiffes wie das Gewicht einer schwebenden Flutwelle. Das Holz unter seinen Füßen knarrte unter der Wucht.
Niemand wagte sich zu bewegen.

Niemand wagte es, zu laut zu atmen.

Außer einem.

Das gleichmäßige Geräusch von Stiefeln auf dem Deck durchbrach die erstickende Stille.

Durch den Nebel seiner Wut erkannte Herzog Thaddeus die Schritte sofort.

Reinhardt Valsteyn.

Sein Ritterkommandant.

Der Typ, der seine Truppen seit über einem Jahrzehnt angeführt hatte. Derjenige, der in der Schlacht an seiner Seite gestanden hatte, der die Stellung gehalten hatte, als andere gefallen waren. Derjenige, dessen unnachgiebige und unerschütterliche Präsenz in Zeiten der Unruhe eine Stütze gewesen war.
Reinhardt blieb ein paar Schritte vor dem Herzog stehen, sein breiter Körper warf einen Schatten auf das vom Salz verwitterte Holz. Er trug seine volle Rüstung, die von der Seeluft matt geworden war, und den tiefroten Umhang seines Ranges, der schwer auf seinen Schultern lag.

Hinter ihm folgte Edran, der direkt hinter ihm verharrte – wachsam, zögernd.

Reinhardt trat allein vor.

Und als er sprach, war seine Stimme fest.
„Eure Hoheit.“

Herzog Thaddeus antwortete nicht.

Reinhardt blieb standhaft.

„Wir haben erneut gesucht.“ Sein Tonfall war fest, methodisch – bewusst ruhig. „Die Flotte hat jede Route abgesucht, jede Tiefe, die wir erreichen können. Die Späher haben die Strömungen, die Gezeiten und die Tiefen überprüft, in denen sich der Strudel gebildet hat.“

Eine Pause.

Und dann –
„Wir haben nichts gefunden.“

Die Worte fühlten sich schwerer an als die Wellen, die gegen den Schiffsrumpf schlugen.

Herzog Thaddeus atmete langsam ein, tief, langsam, gemessen – er zwang sich, die Kontrolle zu behalten.

Wieder nichts.

Genau wie in jedem anderen Bericht.

Genau wie jedes andere Mal, als sie versagt hatten.

Die Reling unter seinen Fingern splitterte weiter, das Holz brach unter der Wucht seines Griffs.
Er neigte den Kopf leicht, gerade so viel, dass er Reinhardt aus den Augenwinkeln sehen konnte. Sein Blick war wie Stahl, wie die Klinge eines Schwertes, das an der Kehle eines Feindes gezückt wurde.

Reinhardt zuckte nicht mit der Wimper.

Sein Gesichtsausdruck blieb unlesbar, aber seine Augen – seine Augen durchdrangen ihn.

Und das allein reichte aus, um etwas in dem Herzog vor Ärger zusammenziehen zu lassen.

Die Luft um sie herum wurde schwerer.
Niemand sprach.

Niemand bewegte sich.

Weil niemand konnte.

Außer ihm.

Reinhardt machte einen weiteren Schritt vorwärts, seine gepanzerten Stiefel kratzten über das Deck.

„Wir werden weiter suchen“, sagte er mit unerschütterlicher Stimme. „Solange du den Befehl gibst, werden wir nicht aufhören.“

Die Worte waren fest. Unerschütterlich.

Aber dann –
„… Aber wie lange willst du das noch machen, Eure Hoheit?“

Das Deck knarrte unter Herzog Thaddeus‘ Füßen.

Der Wind heulte.

Und Reinhardt blieb standhaft.

Herzog Thaddeus drehte langsam den Kopf und sah ihn nun direkt an, seine Augen kalt wie der Abgrund, der Aeliana verschluckt hatte.

Der Blick des Ritterkommandanten zeigte kein Zögern.

Keine Angst.
Keine Unterwerfung.

Und das …

Das machte ihn wütend.

Ein Blitz der Wut durchfuhr ihn, sein Mana schoss für einen kurzen, tödlichen Moment in die Höhe. Die Luft um ihn herum schien sich zu verzerren, sich unter der schieren Kraft seiner Präsenz zu verformen. Deine nächste Reise erwartet dich in My Virtual Library Empire

Die Ritter, die entlang des Decks standen, spannten sich an. Einige der Matrosen traten zurück.
Sogar Edran sah unruhig aus, seine Hand zuckte in Richtung des Griffs seines Schwertes.

Aber Reinhardt rührte sich nicht.

Er blinzelte nicht einmal.

Denn er hatte diesen Zorn schon einmal erlebt.

Und er wusste, dass jemand sich ihm stellen musste.

Als Herzog Thaddeus endlich sprach, war seine Stimme totenstill.

„Pass auf, was du sagst, Reinhardt.“
Der Tonfall seiner Worte war tödlich.

Aber Reinhardts Gesicht blieb steinern.

„Das werde ich nicht“, sagte der Ritterkommandant mit ebenso fester Stimme.

Herzog Thaddeus‘ Finger zuckten.

Ein Hauch von roher Wut durchfuhr ihn, seine Muskeln spannten sich vor Anstrengung an.

Reinhardt biss die Zähne zusammen – aber er rührte sich nicht.
„Du hast uns jahrelang angeführt, Eure Hoheit“, sagte er. „Ich habe deine Befehle ohne zu zögern befolgt. Ich habe an deiner Seite gekämpft. Ich habe gesehen, welche Last du trägst.“

Seine Fäuste ballten sich an seinen Seiten.

„Aber ich werde nicht hier stehen und zusehen, wie du daran zugrunde gehst.“

Eine Welle der Anspannung durchzog die Luft.

Herzog Thaddeus‘ Miene verdüsterte sich.
„Stellst du mich in Frage, Reinhardt?“

Die Worte waren keine Drohung.

Sie waren eine Warnung.

Und dennoch wich Reinhardt nicht zurück.

„Ich erinnere dich daran, Eure Hoheit.“ Seine Stimme war fest. „Dass du noch gebraucht wirst.“

Die Stille, die folgte, war messerscharf.
Herzog Thaddeus‘ Blick bohrte sich in ihn, sein Körper brodelte vor ungezügelter Wut, sein Zorn war unkontrolliert.

Und doch – unter der Oberfläche, unter dem lodernden Feuer in ihm –

war da noch etwas anderes.

Ein Riss.

Ein Aufblitzen von etwas Tieferem, etwas Schmerzlicherem als Wut.

Verlust.

Doch in diesem Moment passierte etwas.

GRAVEL!
Der Himmel grollte.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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