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Kapitel 423: Außenseiter (3)

Kapitel 423: Außenseiter (3)

Aeliana konnte kaum atmen.

Die Welt geriet ins Wanken – sie flackerte zwischen zwei Realitäten, die beide gleichermaßen surreal und gleichermaßen erschreckend waren.

Die Höhle. Der Kraken.

Und dahinter die seltsame, traumähnliche Dimension, die an den Rändern ihres Blickfelds kratzte.

Etwas beobachtete sie.

Wartete.
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Die Geräusche füllten ihren Kopf, unverständliche Flüstern, die wie Öl durch ihre Gedanken schlitterten, sich um ihren Verstand wickelten und in ihr Innerstes eindrangen.

Sie verstand es nicht – konnte es nicht verstehen –, aber sie waren da und drückten wie tausend unsichtbare Hände gegen ihren Schädel.

Trotzdem wanderte ihr Blick immer wieder zu ihm zurück.

Lucavion.

Er stand vor diesem Ding.

Vor dem Kraken.
Es war riesig. Unfassbar massiv. Eine Kreatur aus Albträumen, deren groteske Gestalt vor einer abgrundtiefen Energie pulsierte, die die Luft vibrieren ließ. Es strahlte Macht aus, seine bloße Anwesenheit reichte aus, um geringere Wesen zu Boden zu drücken.

Und er war immer noch da.

Es gegenüberstehend.

Es bekämpfend.
Ihr Körper brannte, ihre verfluchten Adern pulsierten, ihr Atem ging stoßweise, aber ihr Verstand konnte einen einzigen brutalen Gedanken nicht loslassen.

„Warum kämpft er?“

Dieses Ding – dieses Monster – war hinter ihr her.

Nicht hinter ihm.

Also warum?

Warum ließ er es sie nicht einfach nehmen?

Warum stand er da, mit gezückter Klinge und einem Grinsen, das scharf genug war, um das Gewebe der Existenz selbst zu durchschneiden?
Sie hasste ihn.

Sie hasste ihn.

Oder etwa nicht?

Oder etwa nicht?

„Ich hasse ihn …“

Der Gedanke hallte in ihrem Kopf wider, versuchte, Wurzeln zu schlagen, sich an sie zu klammern wie an einen Rettungsanker. Aber selbst als sie sich zwang, daran festzuhalten, sah sie es –

den Ausdruck in seinen Augen.

Den Wahnsinn.

Dieses Lächeln.
Ein verdrehtes, triumphierendes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, seine dunklen Augen leuchteten wild und verstört.

Als würde er das genießen.

Als wäre der Kampf selbst das Einzige, was zählte.

Als wäre alles – dieser Ort, dieser Moment, ihr Leiden –

als wäre alles nur ein Spiel für ihn.

Ihr Magen verkrampfte sich.
Ihre Sicht verschwamm.

Die Flüstern krallten sich wieder in ihren Verstand.

Aber sie konnte nicht wegsehen.

Anfang des Formulars

Ende des Formulars

*******

Der Kraken ragte vor mir auf, seine abgrundtiefen Augen glänzten mit etwas, das über ursprünglichen Hunger hinausging. Anerkennung. Verständnis. Ein Wissen, das über das Physische, über das Schlachtfeld, über das Aufeinandertreffen von Klingen und Gliedmaßen hinausging.
Und unter diesem Wissen spürte ich es.

Einen Puls. Eine Verbindung. Eine Resonanz tief in meinem Innersten, die im Takt der unheimlichen Energie schlug, die das Wesen umgab. Es war nicht nur ein Monster, nicht nur ein weiteres Hindernis, das es zu überwinden galt. Nein – dieses Ding war etwas anderes.

Und es rief mich.

„In der Tat … dieses Gefühl …“
Es war dasselbe wie damals, als ich meinen Kern geschmiedet hatte, als ich unter dem Gewicht des [Sternenfressers] meine Grenzen gesprengt hatte. Dieser Traum – diese Vision – in der unzählige Sterne in einer unendlichen Leere brannten. Und meiner?
Meiner war schwarz.

Schon damals hatte ich es gewusst. Da war noch etwas in mir, etwas, das über das Kultivierungssystem hinausging, das mir beigebracht worden war. Gerald hatte es gespürt. Meister hatte mich davor gewarnt.

Und jetzt, als ich vor diesem Ding stand – dieser grotesken Ansammlung abgrundtiefer Energie – spürte ich es wieder.

Es kam mir vertraut vor.

Zum ersten Mal seit Beginn des Kampfes zögerte ich.

Und in diesem Moment schlug der Kraken zu.

BOOM!

Ein riesiger Tentakel schlug zu und verzerrte mit seiner schieren Kraft die Luft. Mein Körper reagierte instinktiv – zu spät. Der Aufprall streifte meine Seite, ein scharfer, elektrisierender Schmerz durchzuckte mich, als mich die Wucht über die zerbrochenen Steine schleuderte.
Ich landete in einer kauernden Haltung und atmete durch meine Zähne aus. Der Schmerz ließ nach, ein dumpfer Schmerz, der bereits in den Hintergrund trat, verdrängt von etwas Schärferem.

Aufregung.
„Heh. Schlampig.“

Und doch verzog sich mein Mund zu einem Grinsen.

Denn jetzt war ich mir sicher.

Das war nicht nur eine Anomalie. Es war nicht nur ein übergroßes Seeungeheuer mit einer Regenerationsfähigkeit, die zu seinem eigenen Nachteil war.

Das Ding im Inneren des Kraken – das Ding, das mit mir in Resonanz stand – war etwas mehr. Etwas Tieferes.

Etwas, das wartete.
Ich richtete mich auf und rollte meine Schulter, während das Sternenlicht entlang meines Estocs pulsierte und schwache Glut von Leere-Licht durch die Luft flackerte. Der Kraken bäumte sich auf, seine verbleibenden Gliedmaßen zuckten, aber sein abgrundtiefer Blick blieb auf mich gerichtet.

Er wusste es.

Und ich auch.
„Wie erwartet“, murmelte ich vor mich hin und klopfte gedankenverloren mit meinem Estoc gegen meine Schulter, meine Stimme kaum lauter als das Knistern der abgrundtiefen Energie in der Luft. „Wenn es um Überlieferungen und Fantasie geht, sind romantische Fantasy-Romane nicht besonders gut.“

Der Kraken ragte vor mir auf, seine groteske Gestalt veränderte sich, verzerrte sich, als würde auch er lauschen. Die Resonanz zwischen uns vertiefte sich, der Puls in meinem Innersten wurde stärker.
Die Last des Augenblicks lastete auf meiner Haut, aber meine Gedanken waren woanders.

„Zerstörte Unschuld“.

Im Originalroman war dieses ganze Ereignis – das Auftauchen eines Kraken im Herzogtum Thaddeus – kaum mehr als eine Fußnote gewesen. Eine kurze Erwähnung, ein beiläufiger Hinweis, mehr nicht. Das Buch ging nie näher darauf ein, hielt sich nie mit den Details der Zerstörung auf, die es angerichtet hatte, oder dem Chaos, das es hinterlassen hatte.
Weil es keine Rolle spielte.

Nicht für die Geschichte. Nicht für Elaras Weg.

Das Buch übersprang es komplett und sprang direkt zum Akademie-Handlungsbogen nach ihrer Verbannung, wobei fragmentierte Rückblenden verwendet wurden, um auf die Verwüstung hinzuweisen, die sich ereignet hatte. Bleib auf dem Laufenden über My Virtual Library Empire
Ein Herzogtum, das fast zerstört wurde.

Ein Herzog, der fast seinen rechten Arm verloren hätte.

Eine Veränderung der politischen Landschaft, Machtkämpfe um die Lücke, die die Katastrophe hinterlassen hatte.

Und vor allem – Elara.

Der Roman kratzte nur an der Oberfläche dessen, was dieses Ereignis ihr angetan hatte. Wie es sie geprägt hatte, wie es sich wie eine unausgesprochene Narbe in ihre Geschichte eingegraben hatte.
Das war die Entscheidung des Autors, und ich konnte sie verstehen.

Ich konnte die Entscheidung des Autors verstehen. Die Art und Weise, wie die Geschichte aufgebaut war.

In „Shattered Innocence“ ging es immer mehr um Elara als um die Welt, in der sie lebte. Es war ihre Reise, ihr Leiden, ihr Wachstum. Alles andere – die politischen Veränderungen, die Tragödien anderer – war nur Hintergrundgeräusch, Ereignisse, die sie vorantreiben sollten.

Und ich konnte das respektieren.
Und ich konnte das respektieren.

Schließlich hatte eine dicht gewebte Erzählung ihre Stärken. Eine Geschichte, die nicht abschweifte, die sich auf ihre Protagonistin konzentrierte, war auf ihre eigene Weise fesselnd.

Aber gleichzeitig …

Es wurde ihr nicht gerecht.

Elara hatte meinen Platz in der ursprünglichen Geschichte eingenommen. Sie war diejenige, die gegen den Kraken gekämpft hatte. Diejenige, die Aeliana irgendwie gefunden hatte.
Und sie war diejenige, die sich mit ihr angefreundet hatte.

Aeliana – die nie eine typische edle Dame war. Die nicht in das Bild der zarten Vornehmheit passte, das die Welt von ihr erwartete. Die ihre Narben mit einer tiefen Verbitterung trug, denn egal wie stark sie war, egal wie viel sie ertragen musste – es gab immer jemanden, der es leichter hatte.

Und dieser Jemand war Elara.

Ihre Dynamik war interessant gewesen.
Elara, die Protagonistin, vom Schicksal gesegnet. Schön, mächtig, geliebt. Und Aeliana, mit einem Fluch geboren, die das Gewicht ihres Leidens in jeder Faser ihres Wesens trug.

Natürlich hatte sie ihr das übel genommen.

Und doch wurden sie irgendwie Freundinnen.
Nicht weil Elara sie bemitleidete oder weil Aeliana gerettet werden wollte. Sondern weil Elara so stur war, wie es nur eine Hauptfigur sein kann. Und Aeliana, trotz all ihrer Abneigung, fand sich fasziniert wieder.

Das Buch hatte ihre Freundschaft in fragmentierten Momenten dargestellt, verstreut in Rückblenden – kleine Einblicke in die Vergangenheit, verstreute Brotkrumen, die Elaras spätere Trauer noch eindringlicher machen sollten.
Aber genau das war das Problem, oder?

Es ging nie um Aeliana.

Es ging um Elaras Verlust. Um den Schmerz, eine Freundin zu verlieren, und nicht um die Tiefe der Verbindung zwischen ihnen.

Und jetzt, wo ich hier stand – in den ungeschriebenen Seiten dieser Welt – ärgerte mich diese Tatsache.
Denn ich sah Aeliana in Echtzeit. Ich sah, wie sie kämpfte, wie ihr Körper zitterte, wie ihr Atem in scharfen, unregelmäßigen Stößen kam. Ich konnte das Gewicht der Flüstern spüren, die an ihrem Verstand zerrten, sehen, wie sie sich weigerte, ihren Blick von mir abzuwenden, selbst als sie in der Hölle versank, durch die ihr Körper sie zwang.

„Es mag ein bisschen grausam und hart für dich sein …“
Die Worte, die ich gesagt hatte, waren vielleicht hart.

Ich wusste, wie verletzend sie sein können.

„Aber weißt du … Hass ist ein starkes Gefühl.“

In ihrer Lage wollte ich, dass ihr Ende anders aussieht.

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt

Score 10
Author: Artist: Released: 2024 Native Language: German
Auf dem Schlachtfeld zurückgelassen, konnte er nur noch die Hölle ertragen. Er hatte keine Familie, auf die er sich verlassen konnte, da sie ihm den Rücken zugekehrt hatten. Eine Seele vom Schlachtfeld: Lucavion Thorne. Aber anscheinend war er viel mehr als nur ein einfacher Soldat, denn das Schicksal hatte noch einiges für ihn auf Lager. Eine Seele von der Erde ... Als sie verschmolzen, wurde ihm klar: Er war ein Bösewicht aus einem Kapitel, dessen einziger Zweck darin bestand, als Kulisse für die Tragödie des Protagonisten zu dienen. Aber war er wirklich nur ein Bösewicht aus einem Kapitel, oder hatte das Schicksal noch ein paar Asse im Ärmel? Verfolge die Geschichte von Lucavion Thorne, wie er den Sinn seiner Seelenwanderung findet und sein eigenes Schicksal entdeckt. ---------- Ein oder zwei Kapitel täglich. Kapitellänge 1500-2000 Wenn du möchtest, kannst du bei mir auf Discord vorbeischauen. Dort kannst du die Illustrationen sehen und mit mir chatten, wenn ich verfügbar bin. https://discord.gg/BQRMhDxZr8 ---------------------------0------------------------------ Geschäftliche E-Mail-Adresse: [email protected] Discord: _yty_ Shattered Innocence: Transmigrated Into a Novel as an Extra ist ein beliebter Light Novel, der die Genres Action, Abenteuer, Drama, Fantasy, Harem, Romantik und Tragödie abdeckt. Geschrieben vom Autor Darkness_Enjoyer geschrieben. Lies "Zerstörte Unschuld: Als Statist in einen Roman versetzt" kostenlos online.

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